Panchatantra/Book 1/Einleitung 👂 📔 🎴

Hier beginnt das erste Buch „Verfeindung von Freunden“ genannt, dessen erste Strophe ist folgende:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 45 👂 📔 🎴

Im Wald wird durch den heimtückischen habgierigen Schakal des Löwen und des Stiers Liebe zerstört, die große immer wachsende.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 46 👂 📔 🎴

Es wird nämlich erzählt: In einer Provinz des Südens liegt eine Stadt Mahilaropya mit Namen.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 47 👂 📔 🎴

In dieser lebte ein Kaufmannssohn namens Vardhamanaka („der Gedeihende oder Gesegnete“), der sich auf rechtlichem Wege seinen Lebensunterhalt erwarb.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 48 👂 📔 🎴

Als dieser einst nachts auf seinem Lager lag, entstand in ihm der Gedanke, daß man selbst bei großem Vermögen Mittel des Erwerbs ersinnen und ausführen müsse.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 49 👂 📔 🎴

Denn man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 50 👂 📔 🎴

``Gibt’s doch in aller Welt gar nichts, was nicht mit Geld sich machen läßt.´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 51 👂 📔 🎴

Drum soll auch der Kluge voller Eifer einzig nach Besitz streben.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 52 👂 📔 🎴

Wer Geld besitzt, besitzt Freunde; wer Geld besitzt, Verwandte auch; wer Geld besitzt, der ist ein Mann; wer Geld besitzt, ein Weiser selbst.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 53 👂 📔 🎴

Kein Wissen gibt es, kein Handwerk, keine Gabe und keine Kunst, keinen Mut der von Bedürftigen den Reichen nicht nachgerühmt wird.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 54 👂 📔 🎴

In dieser Welt wird selbst der Blutsfeind ein Freund, wenn er nur Geld besitzt.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 55 👂 📔 🎴

Ein Blutsfreund aber, der arm wird, ist auch sogleich ein schlechter Mensch.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 56 👂 📔 🎴

Denn aus den vollen Reichtümern entquellen jegliche Werke, wie aus den turmhohen Bergen jedweder Fluß.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 57 👂 📔 🎴

Geehrt wird, wer der Ehre unwert, gesucht, wer nicht des Suchens wert, gerühmt, wer nicht des Rühmens wert: So gewaltig ist die Macht des Geldes.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 58 👂 📔 🎴

Wie durch Nahrung des Leibes Sinne wachsen, so alle Taten auch durch Geld!

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 59 👂 📔 🎴

Darum nennt man Reichtum auch das allesbewirkende Mittel.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 60 👂 📔 🎴

Wer Geld bedarf, sucht bei lebendigem Leibe Friedhöfe auf; verläßt den Vater, wenn er arm ist, und wandert in die weite Welt.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 61 👂 📔 🎴

Und von allen Erwerbsmitteln wird das Geschäft des Handelsmanns zum Gelderwerb anempfohlen; jedes andere ist zweifelhaft.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 62 👂 📔 🎴

Selbst Grauköpfe, wenn sie nur reich sind, gelten trotzdem für Jünglinge.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 63 👂 📔 🎴

Aber ohne Geld werden sogar Jüngling als Grauköpfe angesehen.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 64 👂 📔 🎴

Vermögen aber wird den Menschen durch sechs Mittel zuteil, nämlich durch Betteln, Königsdienst, Ackerbau, Erwerb mittels Gelehrtheit, Wucher und Handel.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 65 👂 📔 🎴

Doch das Beste unter ihnen ist sicherlich der Gelderwerb durch Handel.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 66 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 67 👂 📔 🎴

``Nur Gemeine lassen sich aufs Betteln ein; ein König - Ach! - schenkt nicht nach Verdienst; mühselig ist der Ackerbau; das Lernen durch die Demut sehr erschwert, die man dem Lehrer erweisen muß; und das Ende des Wuchers ist Armut, weil man sein Vermögen anderen anvertraut: So kenne ich kein Erwerbsmittel, das besser ist als der Handelsstand.´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 68 👂 📔 🎴

Und dieser Handel dient auf siebenfache Art zum Erwerb von Reichtum, nämlich durch betrügerisches Maß und Gewicht, durch Angabe falscher Preise, durch Annahme von Pfändern, durch Ankunft eines reichen Käufers, durch Maklergeschäfte, durch Handel mit Düften und durch Warentransport in fremdes Land.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 69 👂 📔 🎴

Aber man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 70 👂 📔 🎴

``Bald voll, bald aber falsch messen, die reichen Leute hintergehen oder falsche Preise angeben, sei der Barbaren Eigenheit.´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 71 👂 📔 🎴

Der Kaufmann, dem ein Maklergeschäft vertraut ist, denkt voller Freude in seiner Brust:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 72 👂 📔 🎴

„Die schatzgefüllte Erde ward mir zuteil; was will ich mehr?“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 73 👂 📔 🎴

Sieht der Kaufmann einen reichen Käufer voller Eifer nahn, dann freut er sich im eignen Herzen, gierig nach dessen Geld, wie über einen neugeborenen Sohn.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 74 👂 📔 🎴

Und auch so:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 75 👂 📔 🎴

Kommt ein Unterpfand ins Haus, so fleht der Kaufherr zu seinem Hausgott:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 76 👂 📔 🎴

„Laß rasch den Eigentümer sterben! Ich bring ein Opfer dir dafür.“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 77 👂 📔 🎴

Und vor allem steht der Handel mit Düften!

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 78 👂 📔 🎴

Wozu mit anderem wie Gold und so handeln?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 79 👂 📔 🎴

Denn was immer für eins gekauft ist, das wird für hundert abgesetzt.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 80 👂 📔 🎴

Doch dieses paßt vor allem für arme Händler, über die reichen sagt man auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 81 👂 📔 🎴

``Die großen Reichtum haben, holen mit großen Schätzen selbst Schätze aus der Ferne, wie man große Elefanten mit kleineren Elefanten fängt. ´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 82 👂 📔 🎴

Zweifach, dreifach mehren den Reichtum die des Großhandels Kundigen durch ihre Mühe, indem sie in entferntes fremdes Land ziehen.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 83 👂 📔 🎴

Und ferner: Die vor der Fremde sich sehr fürchten, sehr träge oder lässig sind, die sterben im eigenen Land.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 84 👂 📔 🎴

Es sind gemeine Menschen wie Hirsche und Krähen.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 85 👂 📔 🎴

Denn ein Spruch der Lebensweisheit lautet:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 86 👂 📔 🎴

``Wer nicht aus der Heimat wandert und sich die ganze Welt besieht, die voll von tausendfachen Wundern ist, der gleicht einem Brunnenfrosch.´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 87 👂 📔 🎴

Was ist zu schwer für hinlänglich Starke?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 88 👂 📔 🎴

Was ist fern den Beharrlichen?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 89 👂 📔 🎴

Wo ist eine Fremde für den Weisen?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 90 👂 📔 🎴

Und wer ist Feind dem freundlich Redenden?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 91 👂 📔 🎴

Nachdem er so in seinem Herzen überlegt hatte, nahm er Warenballen, welche nach Mathura bestimmt waren, verabschiedete sich von seinen Eltern und Freunden, bestieg seinen Wagen und machte sich an einem glücksverheißenden Tag auf den Weg.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 92 👂 📔 🎴

Er hatte zwei gute Stiere, die in seinem Hause geboren waren, Nandaka und Sanjivaka mit Namen (der „Erfreuende“ und der „vereint Lebende“), welche sich als Zugtiere an einer trefflichen Deichsel befanden.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 93 👂 📔 🎴

Von diesen glitt der eine, nämlich Sanjivaka, am Ufer der Yamuna in einem Sumpf aus und brach das Bein, so daß er niedersank.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 94 👂 📔 🎴

Als ihn nun Vardhamanaka in diesem Zustand sah, versank er in tiefste Betrübnis und unterbrach aus Mitleid drei Nächte lang seine Reise.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 95 👂 📔 🎴

Als sie ihn so bekümmert sahen, sprachen die Gefährten der Karawane zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 96 👂 📔 🎴

„Ach, Kaufherr! Warum bringst du so um eines Stieres willen die ganze Karawane in diesem von Löwen und Tigern angefüllten und gefahrenreichen Walde in Unsicherheit?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 97 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 98 👂 📔 🎴

``Um einer Kleinigkeit willen bringt sich der Kluge nicht um Großes, sondern klug ist, wer sich Großes durch Verlust von Kleinem wahrt.´´“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 99 👂 📔 🎴

Indem er dies nun beherzigte, befahl er einigen Leuten auf Sanjivaka zu achten und zog weiter, um die übrige Karawane zu sichern.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 100 👂 📔 🎴

Die Wächter aber, welche wußten, wie gefährlich der Wald war, ließen Sanjivaka im Stich, gingen der Karawane nach und sagten am folgenden Tag fälschlicherweise zu dem Kaufmann:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 101 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Sanjivaka ist gestorben und wir haben ihn im Feuer bestattet.“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 102 👂 📔 🎴

Der Kaufherr, nachdem er dies gehört, verrichtete aus Dankbarkeit voll Mitleid alle gewöhnlichen Totenriten.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 103 👂 📔 🎴

Dem Sanjivaka aber, da er am Leben geblieben war, wurde sein Körper von dem Wasser der Yamuna, dem Walde und den kühlen Winden gestärkt.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 104 👂 📔 🎴

Er erhob sich allmählich und ging zum Ufer der Yamuna.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 105 👂 📔 🎴

Hier genoß er die trefflichsten smaragdgleichen Gräser, erhielt dadurch in wenigen Tagen einen starken Buckel, wurde so kräftig wie Shivas Stier und brachte nun Tag für Tag damit zu, daß er brüllend mit seinen Hörnern die Ameisenhaufen durchwühlte.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 106 👂 📔 🎴

Richtig sagt man auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 107 👂 📔 🎴

``Wer unbeschützt ist, findet sich vom Geschick beschützt; was wohl beschützt ist, kommt vom Geschick geschlagen um. Am Leben bleibt, der im Walde hilflos lag; trotz aller Mühe stirbt der im Haus Verpflegte. ´´

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 108 👂 📔 🎴

Da hörte einst ein Löwe namens Pingalaka („der Dunkelgelbe“), welcher von Durst gequält, umgeben von sämtlichem Wild, zum Ufer der Yamuna herabstieg, um Wasser zu trinken, schon aus weiter Ferne das sehr tiefe Gebrüll des Sanjivaka.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 109 👂 📔 🎴

Dieser Ton versetzte sein Herz in große Angst; doch verbarg er seine Furcht und blieb unter einem Feigenbaume stehen, wo er sein Gefolge in vier Kreisen (als Schutzwall) aufstellte.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 110 👂 📔 🎴

Zugleich sagte er:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 111 👂 📔 🎴

„Die Aufstellung in vier Kreisen ist die des Löwen! Des Löwen Gefolge ist furchtsam und feig!“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 112 👂 📔 🎴

Aber auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 113 👂 📔 🎴

„Weder gesalbt noch geweiht wird der Löwe vom Wild des Waldes: Durch Tapferkeit erwirbt er Macht und wird von selbst des Wildes Herr.“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 114 👂 📔 🎴

Diesem folgten nun immer zwei Schakale nach: Karataka und Damanaka mit Namen, Söhne von Ministern, welche aber ihr Amt verloren hatten.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 115 👂 📔 🎴

Diese berieten sich miteinander.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 116 👂 📔 🎴

Da sagte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 117 👂 📔 🎴

„Lieber Karataka! Unser Gebieter Pingalaka hat sich ja auf den Weg zum Ufer der Yamuna gemacht, um Wasser zu trinken.

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 118 👂 📔 🎴

Weswegen ist er nun, obgleich von Durst gequält, umgekehrt, hat eine Schlachtordnung eingenommen und ist von Mutlosigkeit überfallen, hier unter dem Feigenbaum stehen geblieben?“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 119 👂 📔 🎴

Karataka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 120 👂 📔 🎴

„Wozu sich um Dinge bekümmern, die uns nichts angehen?

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 121 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 122 👂 📔 🎴

``Der Mann, der sich in Dinge einläßt, welche nicht seines Amtes sind, der geht zugrunde, gleichwie der Affe, der den Keil aus dem Baumstamm zog´´.“

Panchatantra/Book 1/Main - Introduction/Folio 124 👂 📔 🎴

Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und jener erzählte:

👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe 👂 📔 🎴

Die Geschichte vom Affen, der den Keil aus dem Baumstamm zog

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/Bau eines Göttertempels 👂 📔 🎴

An einem Orte in der Nähe einer Stadt hatte ein Kaufmannssohn in der Mitte einer Baumgruppe den Bau eines Göttertempels begonnen.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/Baumeister geht essen 👂 📔 🎴

Da gingen nun die Werkleute, der Baumeister und die übrigen, als es Mittag wurde in die Stadt, um zu essen.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/Affenherde kommt 👂 📔 🎴

Einstmals aber kam eine Affenherde, welche in der Nähe hauste und sich hier und da herumtrieb.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/Baumstamm mit Keil 👂 📔 🎴

Es befand sich da ein von einem Handwerksmann halb gespaltener Baumstamm von Andschanaholz mit einem Keil von Khadiraholz mitten darin.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/der übergeschäftige Affe 👂 📔 🎴

Da fingen nun die Affen an, nach Herzenslust auf den Wipfeln der Bäume, den Spitzen des Tempels und den Baumstämmen herumzuspielen, und einer von ihnen, welchem ein naher Tod beschieden war, setzte sich, seiner beweglichen Natur folgend, auf diesen halbgespaltenen Baumstamm, warf den Bindestrick weg und sprach: „Ah! da hat einer einen Keil an einer unrechten Stelle eingetrieben!“

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/die übergeschäftige Pfoten 👂 📔 🎴

Dann ergriff er diesen mit beiden Pfoten und fing an, ihn herauszuziehen.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/das größte Pech 👂 📔 🎴

Es waren aber seine Hoden in die Öffnung des Baumstamms geraten, und sobald er den Keil aus seiner Stelle herausgezogen hatte, geschah ihm, was ich dir schon vorher gesagt habe.

Panchatantra/Book 1/Der übergeschäftige Affe/Moral der Geschichte 👂 📔 🎴

Darum sage ich: ``Der Mann, der sich in Dinge einläßt, welche nicht seines Amtes sind, der geht zugrunde, gleichwie der Affe, der den Keil aus dem Baumstamm zog.''

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 1 👂 📔 🎴

Außerdem haben wir auf vierundzwanzig Stunden zu essen übrig.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/DDH container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 2 👂 📔 🎴

Was geht uns also diese Sache an?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 3 👂 📔 🎴

Damanaka sagte: „Steht dein Sinn denn auf weiter nichts als Essen?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 4 👂 📔 🎴

Das ziemt sich nicht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 5 👂 📔 🎴

Denn es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 6 👂 📔 🎴

``Um seinen Freunden Nutzen zu schaffen und seinen Feinden zu schaden, begehrt der Weise des Königs Nähe; den Bauch allein füllt jedermann.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 7 👂 📔 🎴

Und ferner:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 8 👂 📔 🎴

``Durch wessen Leben viele leben, der lebt wahrhaftig in der Welt!´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 9 👂 📔 🎴

Füllen nicht mit ihrem Schnabel auch die Vögel ihre Bäuche?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 10 👂 📔 🎴

Und so: Das rühmen die Kundigen als des Lebens wahrhaftige Frucht, wenn man - sei's auch einen Augenblick nur - von den Menschen gelobt lebt, mit der Erkenntnis herrlichen Gaben, der Tapferkeit und hohen Macht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 11 👂 📔 🎴

Denn nur lang lebt auch die Krähe und frißt, was ihr vorgeworfen wird.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 12 👂 📔 🎴

Wer sich selbst nicht seinen Eltern, Verwandten, Armen oder seinen Dienern spendet, von welcher Frucht ist dessen Leben auf Erden?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 13 👂 📔 🎴

Denn nur lang lebt auch die Krähe und frißt, was ihr vorgeworfen wird.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 14 👂 📔 🎴

Leicht zu füllen sind kleine Flüßchen und leicht des Mäuschens Pfötchen auch; leicht zufrieden gemeine Menschen; mit kleinen Bißchen freuen sie sich.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 15 👂 📔 🎴

Und ferner: Was nützt es, wenn ein solcher geboren wird und der Mutter die Jugend raubt, der nicht, wie eine Standarte, an seines Geschlechtes Spitze steht?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 16 👂 📔 🎴

Welcher Mensch wird in der Wesen Kreisläufe nicht zur Welt gebracht?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 17 👂 📔 🎴

Doch wahrhaft geboren ist einzig, wer an Segen reich hervorstrahlt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 18 👂 📔 🎴

Selbst des Schilfes Geburt am Ufer des Flusses ist glücklich zu preisen, wenn es dem Mann, dessen Sinne schwinden, im Untergehen zur Stütze dient.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 19 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 20 👂 📔 🎴

``Brave Männer, die standhaft und edel der Menschen Not lindern, sind so selten wie Wolken, die hoch und feucht und schattig sind.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 21 👂 📔 🎴

Dann auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 22 👂 📔 🎴

Der Mutter allerhöchste Ehre ist nach der Weisen Urteil, wenn sie eine Frucht trug, die selbst von Großen geehrt wird.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 23 👂 📔 🎴

Und ein anderes: ``Der Starke, der seine Kraft nicht zeigt, der wird verachtet in der Welt. Denn das Feuer, so lange es im Holze wohnt, wird übersehen, wenn es nicht brennt.´´“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 24 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 25 👂 📔 🎴

„Wir sind jetzt beide ohne Amt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 26 👂 📔 🎴

Was geht uns also die Sache an?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 27 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 28 👂 📔 🎴

``Wer ohne Amt vor dem König unaufgefordert redet, der ist ein Tor: Nicht nur gewinnt er keine Ehre, sondern zieht sich Verachtung zu.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 29 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 30 👂 📔 🎴

Dort ist das Wort an seiner Stelle, wo das Gesagte Nutzen bringt, und für alle Zeiten haftet, gleichwie Farbe auf weißem Stoff.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 31 👂 📔 🎴

Damanaka sagte: „Bruder! sprich nicht so!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 32 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Wer ohne Ansehen ist, der gewinnt Ansehen, wenn er eifrig dem König dient. Wer aber angesehen ist und lässig im Dienst, der verliert sein Ansehen.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 33 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 34 👂 📔 🎴

``Wer in der Nähe weilt, an den hängt sich der König, sei er auch unwissend, niederen Stamms und unbekannt.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 35 👂 📔 🎴

Denn Könige, Frauen und Schlinggewächse umschlingen, was ihnen zur Seite steht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 36 👂 📔 🎴

Und so: ``Die Diener, welche Mittel suchen, den Zorn zu beschwichtigen, besteigen mit der Zeit den König (wie ein Roß), schlüge er auch hinten und vorne aus.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 37 👂 📔 🎴

Wissensbegabten, Hochherzigen, geschmückt mit Kunst und Tapferkeit und des Fürstendienstes Kundigen ist bei Fürsten die einzige Statt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 38 👂 📔 🎴

Wer sich an Fürsten nicht anschließt, die mächtig sind durch Geburt und sonst, dem ist Dürftigkeit zur Reue zugemessen bis zu seinem Tod.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 39 👂 📔 🎴

Die Toren, welche angeben, daß Fürsten nicht zu lenken sind, verkünden ihre eigene Schwäche, Dummheit und Schwerfälligkeit.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 40 👂 📔 🎴

Gibt's doch Mittel, wie man Elefanten, Schlangen, Tiger und Löwen zähmt!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 41 👂 📔 🎴

Und ein König?! - Oh Kleinigkeit für einen Weisen, versäumt er nichts.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 42 👂 📔 🎴

Der Weise, der sich auf einen König stützt, steigt zum höchsten Ort, denn außer auf des Malaya Gipfel wächst nirgendwo der Sandelbaum.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 43 👂 📔 🎴

Weiße Sonnenschirme gibt es, Rosse, welche das Herz erfreuen, und muterfüllte Elefanten, sobald der König gnädig ist.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 44 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 45 👂 📔 🎴

„Was beabsichtigst du denn nun zu tun?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 46 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 47 👂 📔 🎴

„Unser Gebieter hier, Pingalaka mit Namen, ist samt seinem Gefolge in Angst.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 48 👂 📔 🎴

Ich werde also, sobald ich zu ihm gegangen bin, den Grund der Angst erforschen und ihn durch Frieden oder Krieg, Abzug, Abwarten, Schutzbündnis oder Zweizüngigkeit wegräumen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 49 👂 📔 🎴

Karataka fragte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 50 👂 📔 🎴

„Woher weißt du, daß unser Herr von Angst erfüllt ist?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 51 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 52 👂 📔 🎴

„Was ist da zu fragen?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 53 👂 📔 🎴

Sagt man doch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 54 👂 📔 🎴

``Was ausgesprochen wird, das begreift sogar ein Vieh; denn wenn sie angespornt wurden, ziehen Roß und Elefant. Der weise Mann versteht selbst Unausgesprochenes; denn des anderen Mienen zu erkennen ist der Weisheit Frucht. ´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 55 👂 📔 🎴

Durch Mienen und durch Andeutung, durch Stimme, Bewegung und Gang, durch des Auges und des Gesichts Wechsel wird erkannt, was im Herzen liegt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 56 👂 📔 🎴

So will ich ihm denn, nachdem ich ihn von Furcht erfüllt gesehen habe, seine Furcht nehmen, ihn dann durch die Macht meines Verstandes unterwerfen und so zu der mir gebührenden Ministerstelle gelangen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 57 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 58 👂 📔 🎴

„Du kennst ja die Natur des Fürstendienstes nicht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 59 👂 📔 🎴

Wie willst du ihn also dir unterwerfen können?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 60 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 61 👂 📔 🎴

„Wie sollte ich des Fürstendienstes unkundig sein?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 62 👂 📔 🎴

Habe ich doch in meines Großvaters Schoß spielend, dessen treffliche Gäste das Werk über Lebensweisheit deklamieren gehört und mir die Quintessenz des Fürstendienstes daraus ins Herz geschrieben.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 63 👂 📔 🎴

Höre nur das Folgende: Drei Männer sind es, die gewinnen der Erde goldenen Blütenkranz: der Kriegsheld, der weise Mann und wer den Fürstendienst versteht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 64 👂 📔 🎴

- Dienst heißt, daß man des Fürsten Wohl will, besonders wohl zu reden weiß.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 65 👂 📔 🎴

Durch diese Mittel gewinnt der Weise den König, nicht auf andere Art.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 66 👂 📔 🎴

Wer Gaben nicht zu würdigen weiß, den bedient der Weise nicht; denn diesem entsprießt keine Frucht, wie schlechtem Land, selbst gut bebaut.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 67 👂 📔 🎴

Hat einer ehrenwerte Gaben, dann diene ihm, fehlt ihm auch Gut und Macht; denn mit der Zeit wird von jenem dir der Unterhalt als Frucht zuteil.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 68 👂 📔 🎴

Der Weise sitzt wie ein Baumstumpf, lieber verdorrend und notgequält, als daß er Unterhalt suchte, der ihm nicht angemessen ist.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 69 👂 📔 🎴

Der Diener tadelt seinen Herrn, wenn er sich geizig oder grob beträgt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 70 👂 📔 🎴

Warum also nicht sich selbst, da er nicht weiß, wes Dienst man sucht und wessen nicht?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 71 👂 📔 🎴

Ein Fürst, der seinem Gefolge gegen die Not keinen Schutz gewährt, den soll man meiden wie Arka (eine giftige Pflanze), auch wenn sie Blüten und Früchte trägt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 72 👂 📔 🎴

Des Königs Mutter und Gattin, den Kronprinzen, den ersten Rat, den Hauspriester und Türhüter behandle, wie den König selbst.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 73 👂 📔 🎴

Wer bei Befehlen „Lebe hoch!“ ruft und trotz Wissen, was zu tun ist und was nicht, sie unbedenklich ausführt, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 74 👂 📔 🎴

Wer von des Königs Gunst entstammte Schätze auf Würdiges verwendet, Kleider und Schmuck dem Leib anlegt, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 75 👂 📔 🎴

Wer sich nicht mit des Harems Dienern, noch mit des eignen Königs Gemahlinnen in Rat einläßt, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 76 👂 📔 🎴

Wem Spiel gleichwie des Todes Bote, Wein wie stärkstes Gift und des Königs Frauen wie Trugformen erscheinen, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 77 👂 📔 🎴

Wer in den Schlachten stets vor ihm schreitet, zu Hause hinter ihm, im Harem an des Herren Tür steht, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 78 👂 📔 🎴

Wer auf des Königs Wort keine widersprechende Antwort gibt und in seiner Nähe nicht laut lacht, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 79 👂 📔 🎴

Wer nicht vom rechten Pfad weicht, selbst in der Not, und dabei denkt „Ich bin stets vom Könige geehrt worden!“, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 80 👂 📔 🎴

Wer, was den König anwidert, immer im höchsten Grade haßt, und begünstigt, was ihm lieb ist, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 81 👂 📔 🎴

Wer, frei von Furcht, das Schlachtfeld wie seine Wohnung, die Fremde wie die eigne Vaterstadt ansieht, der wird des Königs Liebling sein.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 82 👂 📔 🎴

Wer mit des Königs Frauenzimmern nicht verkehrt und sich sowohl vor Tadel als Gezänk hütet, der wird des Königs Liebling sein.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 83 👂 📔 🎴

Karataka sprach:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 84 👂 📔 🎴

„Aber, wenn du hinkommst, was wirst du denn zuerst sagen?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 85 👂 📔 🎴

Laß doch einmal hören!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 86 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 87 👂 📔 🎴

„Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 88 👂 📔 🎴

``Aus der Rede erwächst Rede, wenn einer mit dem andern spricht, gleichwie aus trefflich durchnäßtem Samen neuer Samen entsteht.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 89 👂 📔 🎴

Und ferner: ``Die Weisen zeigen, wie die Lehren mit der Lebensweisheit verknüpft sind und gleichsam aus ihr hervorstrahlen, wie sich Mißgeschick durch Wahl des Schädlichen erzeugt, dagegen Glück durch Wahl des Nützlichen.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 90 👂 📔 🎴

Bei einigen (zeigt sich die Weisheit) im Wort wie bei Papageien, bei anderen (ruht sie) im Herzen den Fischen gleich, bei andern (erscheint sie) im Wort und im Herzen; die Weisen bewegen sich anmutsvoll.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 91 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 92 👂 📔 🎴

„Zu aller Zeit sind Könige so schwer zu erreichen wie die Berge.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 93 👂 📔 🎴

In diesen sind Schlangen und bei jenen Schurken, uneben sind diese und jene ungerecht; aber beide sind hart und werden von Übelgesinnten aufgesucht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 94 👂 📔 🎴

Könige sind wie Schlangen bepanzert und voll Gier nach Lust, krumm und grausam, Freundesmörder, die man durch Sprüche bemeistert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 95 👂 📔 🎴

Und so: Doppelzüngig, Grausamkeit liebend, nach verderbenden Blößen spähend und aus weitester Ferne schon sehend, sind Könige den Schlangen gleich.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 96 👂 📔 🎴

Diejenigen von des Herrn Freunden, die sich nur ein wenig vergehen, verbrennen sich selbst im Feuer, gleichwie törichte Lichtmotten.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 97 👂 📔 🎴

Schwer zu erklimmen ist die von den Königen aller Welt verehrte Stätte; gleich dem Brahmanentum wird sie selbst durch kleinste Schuld befleckt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 98 👂 📔 🎴

Dafür bleibt des Königs schwer gewinnbare, erreichbare und haltbare Gunst lang bei dem, der vollkommen ist, wie das Wasser in einem befestigten Brunnen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 99 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 100 👂 📔 🎴

„Das ist wahr! Aber auch: ``Man soll sich stets danach richten, wie die Natur von Jemand ist.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 101 👂 📔 🎴

Denn wenn der Weise nachgiebig ist, gewinnt er rasch die Oberhand.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 102 👂 📔 🎴

Des Herrn Gedanken willfahren, das ist der Untergebenen Tun.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 103 👂 📔 🎴

Selbst der Geister wird man Meister, willfahrt man stets ihren Wünschen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 104 👂 📔 🎴

Beschwichtigung, wenn der Herr im Zorn ist!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 105 👂 📔 🎴

Dem Liebe geben, der bei ihm beliebt!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 106 👂 📔 🎴

Haß, wer ihm Feind!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 107 👂 📔 🎴

Preis, seinen Gaben!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 108 👂 📔 🎴

So folgt er ohne Zauberspruch.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 109 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 110 👂 📔 🎴

„Wenn das dein Bestreben ist, so mögen deine Wege glücklich sein!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 111 👂 📔 🎴

Möge geschehen, wie du es begehrst!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 112 👂 📔 🎴

Jener verneigte sich alsdann vor ihm und machte sich auf den Weg zu Pingalaka.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 113 👂 📔 🎴

Als Pingalaka den Damanaka kommen sah, sagte er zum Türhüter:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 114 👂 📔 🎴

„Entferne den Bambusstab!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 115 👂 📔 🎴

Unserem alten Ministersohn Damanaka soll der Eintritt hier nicht verwehrt sein!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 116 👂 📔 🎴

Er möge eingeführt werden und sich dem zweiten Kreise anschließen!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 117 👂 📔 🎴

Dieser antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 118 👂 📔 🎴

„Wie der Herr befiehlt!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 119 👂 📔 🎴

Darauf schritt Damanaka herein, verbeugte sich vor Pingalaka und setzte sich auf den ihm angewiesenen Platz.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 120 👂 📔 🎴

Pingalaka aber reichte ihm seine, mit Nägeln wie mit Donnerkeilen geschmückte rechte Hand, begrüßte ihn ehrenvoll und sprach:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 121 👂 📔 🎴

„Du befindest dich doch Wohl?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 122 👂 📔 🎴

Warum hast du dich so lange nicht sehen lassen?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 123 👂 📔 🎴

Und Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 124 👂 📔 🎴

„Königliche Majestät bedarf meiner ganz und gar nicht.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 125 👂 📔 🎴

Du hast nur zu befehlen, sobald dir die Zeit angemessen scheint; denn Könige wissen Höchste, Mittlere und selbst Niedere stets zu verwenden.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 126 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch: ``Kann doch ein Fürst Hölzchen zum Zähnereinigen immer auch zum Ohrenkitzeln gebrauchen, geschweige denn Menschen mit Leib und Seele, mit Hand und Fuß, Rede und Rates kundig.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 127 👂 📔 🎴

Auch sind wir Eurer Majestät angeerbte Diener.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 128 👂 📔 🎴

Selbst im Mißgeschick werden wir Euch nachfolgen, sogar wenn wir unser Amt nicht besitzen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 129 👂 📔 🎴

- Dennoch ist dies für Eure Majestät nicht angemessen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 130 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Diener und auch Schmuckstücke soll man an ihren passenden Platz stellen; kein Kronjuwel wird, weil es herrlich erstrahlt, an den Fuß gesteckt.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 131 👂 📔 🎴

Wer Tugend nicht zu schätzen weiß, diesem König folgt kein Diener nach, auch wenn er an Schätzen reich ist, von hohem Haus und angestammt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 132 👂 📔 🎴

Und so: ``Aus drei Gründen verläßt der Dienstmann seinen Dienstherrn: wenn er mit Schlechten Umgang pflegt, von Guten nicht geachtet wird oder seine Stellung nicht erfüllen kann.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 133 👂 📔 🎴

Und wenn der König aus Mangel an Unterscheidungsvermögen Diener, welche zu der höchsten Stellung passen, an die allerniedrigste Stelle setzt und diese da bleiben, so ist das kein Schimpf für diese, sondern für den König.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 134 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 135 👂 📔 🎴

``Wird ein Juwel, das in Goldschmuck zu strahlen verdient, in Zinn eingefaßt, dann jammert es nicht und verliert nicht an Glanz; doch der es eingefaßt hat, ist tadelnswert.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 136 👂 📔 🎴

Und wenn der Herr sagt ‚Du hast dich lange nicht sehen lassen!‘, so höre auch dies.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 137 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 138 👂 📔 🎴

``Wo man keinen Unterschied kennt zwischen rechter und linker Hand, welcher würdige Verständige weilt da nur einen Augenblick?´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 139 👂 📔 🎴

Bei Leuten, welche nicht Glas und Diamant zu unterscheiden wissen, in deren Nähe bleibt niemand Diener auch nur dem Namen nach.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 140 👂 📔 🎴

Wo keine Kenner sich im Lande finden, da gelten selbst die meergezeugten Perlen nichts: Verkaufen doch die Hirten im Lande der wilden Abhiras selbst den Mondstein nur für drei Muscheln.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 141 👂 📔 🎴

Wo man nicht rotes Glas und Rubine zu unterscheiden weiß, wie wäre an solchem Ort jemals ein Handel mit Juwelen möglich?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 142 👂 📔 🎴

Wenn der Herr ohne Unterschied alle Diener auf gleiche Art behandelt, dann erschlafft sicher die Lust der Tatbefähigten. Kein König ohne Dienstleute!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 143 👂 📔 🎴

Ohne König kein Dienender!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 144 👂 📔 🎴

Dieses gegenseitige Bedürfnis ist das Band, welches sie verknüpft.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 145 👂 📔 🎴

So wenig die herrliche Sonne ohne lichtreiche Strahlen erglänzt, so wenig erglänzen die herrlichen Fürsten ohne ihr Gesinde, das der Welt dient.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 146 👂 📔 🎴

Wie die Speichen die Nabe tragen und die Nabe die Speichen hält, so bewegt sich, einem Rad gleich, des Dieners und des Herren Tun.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 147 👂 📔 🎴

Wie man die Haare auf dem Kopf stets mit Öl pflegt, damit sie nicht vorzeitig ergrauen, so pflegt man auch die Diener mit dem Öl der Liebe, damit sie ihrer Farbe nicht untreu werden.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 148 👂 📔 🎴

Ein Fürst, der mit den Dienern zufrieden ist, gibt ihnen vor allem Ehre zum Lohn, und sie bringen für die bloße Ehre selbst ihr Leben zum Dank dar.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 149 👂 📔 🎴

Dies beherzigend muß ein König zu seinem Dienst Kluge wählen, aus guter Familie, Heldenmütige, Starke und Treue, die ihm vererbt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 150 👂 📔 🎴

Wer etwas schwer zu Tuendes, dem König liebstes, gut vollbringt, und aus Demut doch kein Wort sagt, den hat der König gern zum Freund.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 151 👂 📔 🎴

Wer ungerufen herbeieilt, stets an der Tür steht und befragt, mit wenig Worten die Wahrheit sagt, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 152 👂 📔 🎴

Wer selbst ohne Königs Geheiß, wenn er eine Gefahr erblickt, sich um ihre Abwendung bemüht, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 153 👂 📔 🎴

Wer geschlagen, hart angefahren, selbst bestraft von seinem Herrn, dennoch nicht auf Verrat sinnt, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 154 👂 📔 🎴

Wer durch Ehre nicht aufgebläht wird, durch Vernachlässigung nicht gekränkt, sondern immer sich treu bleibt, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 155 👂 📔 🎴

Wer nie durch Hunger gequält wird, nie durch Schlaflosigkeit, Kälte, Hitze und sonst etwas, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 156 👂 📔 🎴

Wem, so wie er nur ein Wort von einem Krieg gegen den Feind seines Herrn hört, gleich das Antlitz sich aufheitert, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 157 👂 📔 🎴

Der, unter dessen Amtsführung des Landes Umfang wie der Mond in seiner hellen Hälfte zunimmt, der ist Königen zu dienen wert.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 158 👂 📔 🎴

Doch unter wessen Amtsführung, wie ein in Feuer gehaltenes Fell, der Umfang schrumpft, den Diener entlasse, wer nach Herrschaft strebt.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 159 👂 📔 🎴

Aber nach wessen Amtsantritt man furchtlosen Sinnes ruhen kann, solch ein Diener sei dir gleich als wäre er deine zweite Frau!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 160 👂 📔 🎴

Und wenn der Herr mich verachtet, indem er denkt ‚Er ist ein Schakal!‘, so ist auch das nicht angemessen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 161 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 162 👂 📔 🎴

``Aus dem Wurme entsteht Seide, Gold aus Stein, Kusha-Gras aus den Haaren der Kühe, der Lotus aus dem Schlamm, der Mond aus dem Meer, aus Kuhmist das Nelumbium, Feuer aus Holz, aus der Schlange Haube der Edelstein, Rotschana-Salbe aus der Galle des Stiers: So erleuchten die Guten durch ihrer Tugend Aufgang auch trotz ihrer niederen Geburt.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 163 👂 📔 🎴

Wie Arka-, Nala - und Erandasplitter, wenn auch in großer Zahl, nicht Holz ersetzen, so grade nützen niemals Unwissende.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 164 👂 📔 🎴

Die Maus - obgleich im Haus geboren - wird getötet als schädlich Tier, doch die Katze wird als nützlich selbst von woanders her angekauft.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 165 👂 📔 🎴

Was nützt ein Treuer, der nicht stark ist, was ein Starker, der bösgesinnt?

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 166 👂 📔 🎴

Mich, der ich treu und auch stark bin, mögest du, oh König! nicht verschmähen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 167 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 168 👂 📔 🎴

„Laß gut sein! Stark oder schwach, bist du doch unser alter Ministersohn.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 169 👂 📔 🎴

Drum sprich unverzagt, was du irgend zu sagen wünschst!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 170 👂 📔 🎴

Darauf antworte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 171 👂 📔 🎴

„Majestät! ich habe etwas vorzutragen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 172 👂 📔 🎴

Und Pingalaka sprach:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 173 👂 📔 🎴

„Tue kund, was du auf dem Herzen hast!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 174 👂 📔 🎴

Worauf jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 175 👂 📔 🎴

„Man soll sogar Kleinigkeiten, beziehen sie sich auf den König, nicht vor dem ganzen Hof melden, das ist ein Satz von Vrihaspati (dem Lehrer der Götter).

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 176 👂 📔 🎴

Deshalb möge Majestät meinen Vortrag unter vier Augen hören.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 177 👂 📔 🎴

Denn: ``Was sechs Ohren gehört haben, verrät sich, doch was nur vier, das bleibt geheim.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 178 👂 📔 🎴

Drum halte ein Weiser sechs Ohren mit aller Sorgfalt fern vom Rat!

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 179 👂 📔 🎴

Man erzählt: Wenn der Bucklige dabei ist, dann wird der Bucklige zum König, und der König zum Bettler und Vagabund.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der übergeschäftige Affe" && "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert"/Folio 180 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka: „Wie war das?“, und Damanaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert 👂 📔 🎴

Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/DH container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 2 👂 📔 🎴

Im nördlichen Gebiet gibt es eine Stadt namens Lilavati („an Vergnügung reich“).

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 3 👂 📔 🎴

Dort regierte ein König namens Mukunda („Edelstein“).

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 4 👂 📔 🎴

Da dieser einst vom Besuch seines Lusthains zurückkam, sah er mitten in der Stadt einen buckligen Possenreißer, welcher von einer Menge von Menschen umringt war und seine Possen zum Besten gab.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 5 👂 📔 🎴

Er nahm ihn mit sich, behielt ihn bei sich, um sich über ihn lustig zu machen, und ließ ihn nie von seiner Seite.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 6 👂 📔 🎴

Als nun der Minister den Buckligen beim König sitzen sah, während er ihm vertrauten Rat mitteilen wollte, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 7 👂 📔 🎴

„Oh König! Von den Weisen ist ausgesprochen: Was sechs Ohren gehört haben, verrät sich.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 8 👂 📔 🎴

Der König aber antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 9 👂 📔 🎴

„Nicht, wenn der Bucklige dabei ist.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 10 👂 📔 🎴

Eines Tages trat ein Büßer in das königliche Gemach und setzte sich neben den König.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 11 👂 📔 🎴

Der König, welcher wußte, daß er vieler Dinge kundig war, nahm ihn unter vier Augen und fragte ihn nach seinen Kenntnissen.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 12 👂 📔 🎴

Er aber lehrte den König das Geheimnis, wie man in einen toten Körper fahren könne, und verschwand alsdann.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 13 👂 📔 🎴

Indem der König sich die Formel dieser Totenbeschwörung einübte, lernte sie auch der Bucklige.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 14 👂 📔 🎴

Einst war nun der König mit dem Buckligen auf die Jagd gegangen.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 15 👂 📔 🎴

Da sah er in einem großen Dickicht einen Brahmanen liegen, welcher vor Durst gestorben war.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 16 👂 📔 🎴

Da er nun den Versuch machen wollte, ob die Formel der Totenbeschwörung richtig wäre, so fragte er:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 17 👂 📔 🎴

„Erinnerst du dich, Buckliger! der Totenbeschwörungsformel?“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 18 👂 📔 🎴

Dieser aber, Böses im Sinn führend, antwortete trügerisch:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 19 👂 📔 🎴

„Ich weiß nichts davon, oh König!“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 20 👂 📔 🎴

Darauf ließ der König vom Buckligen sein Pferd halten, versenkte seinen Geist in tiefe Meditation und indem er den Zauberspruch geheimnisvoll hermurmelte, ließ er den eigenen Körper fahren und versetzte seine Seele in den Leichnam des Brahmanen.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 21 👂 📔 🎴

In demselben Augenblicke wiederholte aber auch der Bucklige den Zauberspruch, fuhr mit seiner Seele in den leblos beiliegenden Körper des Königs, bestieg rasch dessen Pferd und sagte zu dem König:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 22 👂 📔 🎴

„Jetzt werde ich die Königsherrschaft haben; du aber gehe, wohin du willst auf Erden!“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 23 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, spornte er sein Pferd zur Stadt, und im Palast angekommen ergriff er die Zügel der Herrschaft.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 24 👂 📔 🎴

Der König aber, im Leibe des Brahmanen steckend, erinnerte sich der Worte seines greisen Ministers und klagte sich selbst an, indem er dachte:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 25 👂 📔 🎴

„Oh weh! Was habe ich Unsinniger getan? Soll ich in die Stadt gehen und der Königin und dem greisen Minister sagen, was mir zugestoßen ist?

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 26 👂 📔 🎴

Doch nein! Das ist unangemessen, denn ich werde keinen Glauben bei ihnen finden. Sie werden sagen: Wer ist das? Oder: Was ist das für eine Gestalt?“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 27 👂 📔 🎴

Indem er derartiges einander Widersprechendes überdachte, wandte er sich zu einem andern Weg.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 28 👂 📔 🎴

Als aber der Bucklige, welcher des Königs Körper trug, unzutreffende Reden führte, rief die Königin nach einigen Tagen den greisen Minister und sprach:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 29 👂 📔 🎴

„Oh Vater! Dies ist auf keinen Fall der König, denn er spricht unzutreffende Reden, die gar nicht zu den Fragen passen.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 30 👂 📔 🎴

Er verstand ihre Worte und sagte, daß er ein Mittel versuchen wolle, wodurch der König wiedergefunden werden würde.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 31 👂 📔 🎴

Nachdem er sich von dem falschen König, dem früheren Buckligen nämlich, die Erlaubnis hatte geben lassen, begann er, an die bedürftigen Fremdlinge Speisen zu verteilen, wusch einem jeden derselben die Füße und rezitierte dabei diesen Halbvers:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 32 👂 📔 🎴

„Was sechs Ohren gehört haben, verrät sich; aber nicht, wenn der Bucklige dabei ist.“ und fragte einen jeden nach dem andern Halbvers.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 33 👂 📔 🎴

Als sich nun dieses Gerücht verbreitete und der König, welcher den Leib des Brahmanen trug, es hörte und alles sorglich überlegte, verließ er den Ort, wo er sich befand, und wanderte betrübt nach seiner eigenen Stadt, indem er dachte:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 34 👂 📔 🎴

„Sicherlich hat dies meine Frau veranstaltet, um mich wiederzufinden.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 35 👂 📔 🎴

Nach einigen Tagen kam er am späten Abend in die Stadt zum Haus, wo die Speisen verteilt wurden.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 36 👂 📔 🎴

Dort sagte er zu dem Minister, welcher anwesend war:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 37 👂 📔 🎴

„Lieber! Ich bin ein Brahmane, der aus fernem Lande kommt. Da ich hungrig bin, so bin ich überzeugt, daß ich sogleich ein Mahl erhalten werde, obgleich es zur Unzeit ist.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 38 👂 📔 🎴

Der Minister, obwohl er schon nach Hause gehen wollte, blieb, da er sah, daß es ein Brahmane war, der von Hunger gequält ward, wusch ihm die Füße und rezitierte, wie gewöhnlich jenen Halbvers.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 39 👂 📔 🎴

Der König aber, welcher in des Brahmanen Leib steckte, antwortete das Nachfolgende, nämlich den zweiten Halbvers:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 40 👂 📔 🎴

„Der Bucklige wird zum König, und der König zum Bettler und Vagabund.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 41 👂 📔 🎴

Nachdem der Minister ihn weiter befragt und alles ihn Betreffende erfahren hatte, nahm er ihn voller Freude mit sich nach Hause, ehrte ihn, wie es sich geziemt, und sprach:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 42 👂 📔 🎴

„Sieh nun, oh Herr! die Stärke meiner Weisheit! Ich werde dich wieder zum König machen, nachdem du deinen Körper wieder in Besitz genommen hast.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 43 👂 📔 🎴

Nachdem er so geredet, ging er sogleich zu der Königin.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 44 👂 📔 🎴

Diese fand er, einen toten Papagei in den Armen haltend und darüber jammernd.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 45 👂 📔 🎴

Darauf sprach er zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 46 👂 📔 🎴

„Das ist eine schöne Vorbedeutung, oh Herrin! Denn dieser Papagei wird uns als Mittel dienen, unseren Zweck zu erreichen. Rufe den falschen König und sage ihm:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 47 👂 📔 🎴

"Gibt es einen Zauberer in dieser Stadt, welcher bewirken kann, daß dieser Papagei ein einziges Wort nur spricht?"

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 48 👂 📔 🎴

Wenn du dieses sagst, so wird jener, stolz auf seine Wissenschaft der Totenbeschwörung, sich damit brüsten wollen und aus dem königlichen Leib in den des Papageien fahren.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 49 👂 📔 🎴

In demselben Augenblicke wird der König, hinter mir stehend, sich in seinen eignen Körper versetzen und seine königliche Herrschaft wieder erlangen.“

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 50 👂 📔 🎴

Und nachdem so geschehen war, brachte der Minister den Papagei, welchen der Bucklige belebt hatte, um.

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 51 👂 📔 🎴

- Darum habe ich früher gesagt:

Panchatantra/Book 1/Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert/Folio 52 👂 📔 🎴

„Was sechs Ohren gehört haben, verrät sich. Wenn der Bucklige dabei ist, dann wird der Bucklige zum König, und der König zum Bettler und Vagabund.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/DDH container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 53 👂 📔 🎴

Darauf zogen sich sämtliche Tiere, den Tiger, Leoparden und Wolf an der Spitze, nachdem sie in der Versammlung diese Worte gehört und Pingalakas Absicht erkannt hatten, sogleich zurück.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 54 👂 📔 🎴

Alsdann fragte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 55 👂 📔 🎴

„Warum hat der Herr, nachdem er sich aufgemacht hatte, um Wasser zu trinken, sich umgewandt und ist hier stehen geblieben?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 56 👂 📔 🎴

Pingalaka antwortete mit einem verschämten Lächeln:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 57 👂 📔 🎴

„Es ist gar nichts!“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 58 👂 📔 🎴

Doch jener sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 59 👂 📔 🎴

„Majestät, wenn du es nicht sagen willst, so möge es ruhen! Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 60 👂 📔 🎴

``Der Frau ist manches, manches ist auch den Freunden oder den eigenen Söhnen zu verbergen, und nach reiflicher Überlegung, ob es passend ist oder nicht, sagt es der Weise nur, wo er großes Vertrauen hegt.´´“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 61 👂 📔 🎴

Als er dieses hörte, dachte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 62 👂 📔 🎴

„Er scheint Vertrauen zu verdienen, drum will ich ihm sagen, was ich vorhabe. Man sagt auch: ``Wer einem unzweideutigen Freund, einem tugendhaften Knecht, einer treuergebenen Gattin oder einem wohlgesinnten Herrn seinen Kummer klagt, wird froh.´´“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 63 👂 📔 🎴

Und so sprach er:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 64 👂 📔 🎴

„Ach, Damanaka! hörst du das starke Gebrüll aus der Ferne?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 65 👂 📔 🎴

Dieser antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 66 👂 📔 🎴

„Ja, Herr! Was weiter?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 67 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 68 👂 📔 🎴

„Lieber! ich will weg aus diesem Wald.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 69 👂 📔 🎴

Damanaka fragte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 70 👂 📔 🎴

„Aus welchem Grund?“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 71 👂 📔 🎴

Pingalaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 72 👂 📔 🎴

„Weil jetzt irgendein ungeheures Tier in unseren Wald gekommen ist. Da seine Stimme so gewaltig ist, so muß es notwendig eine Kraft haben, die dieser Stimme entspricht.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 73 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 74 👂 📔 🎴

„Es ziemt sich nicht, daß der Herr vor einem bloßen Ton in Furcht gerät. Denn es heißt auch: ``Die Brücke wird vom Wasser gebrochen, ein Zauber bricht, bleibt er nicht geheim, Liebe aber bricht durch Heimtücke und der Ängstliche durch Töne.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 75 👂 📔 🎴

Drum schickt es sich nicht für den Herrn, den von seinen Vorgängern eroberten Wald aufzugeben.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 76 👂 📔 🎴

Dieweil es mancherlei Töne gibt, wie die der Pauke, des Rohrs, der Laute, der Trommel, der Zimbel, der Kesselpauke, der Muschel, der dicken Trommel und anderer, so darf man sich nicht vor einem bloßen Ton fürchten.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 77 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Wer nicht den Mut verliert, wenn sich als Feind selbst ein äußerst mächtiger und furchtbarer König naht, der geht nimmermehr zugrunde.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 78 👂 📔 🎴

Selbst wenn der Schöpfer Schrecknisse zeigt, entsinkt dem Helden nicht der Mut; wenn vor Hitze die Teiche trocknen, dann lernt man erst den Ozean kennen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 79 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 80 👂 📔 🎴

``Der im Unglück nicht betrübt wird, nicht stolz im Glück oder mutlos im Kampf, solch einen Sohn, der Welt Zierde, bringt selten eine Frau zur Welt. Menschen, die ohne Ehrgefühl sind, teilen das gleiche Los wie Grashalme: Sie beugen sich aus Mangel an Kraft und innerer Stärke.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 81 👂 📔 🎴

Und auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 82 👂 📔 🎴

``Was in der Feuerprüfung sich nicht als echt erweist, was nützt das schöngoldene Aussehen, einem lackierten Armband gleich?´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 83 👂 📔 🎴

Dieses möge der Herr beherzigen und seinen Mut zusammennehmen.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 84 👂 📔 🎴

Man darf sich nicht vor einem bloßen Ton fürchten.

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 85 👂 📔 🎴

Denn man erzählt auch:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 86 👂 📔 🎴

Erst habe ich gedacht, dieses wäre ganz von Fleisch angefüllt, doch eingedrungen sehe ich nun, daß es nichts als Fell und Holz ist.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 87 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 88 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:  

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der König, der durch unbedachte Rede seinen Leib verliert" && "Der Schakal und die Pauke"/Folio 89 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke 👂 📔 🎴

Der Schakal und die Pauke

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 2 👂 📔 🎴

In einem gewissen Lande irrte ein Schakal namens Gomayu („Schakal“) mit vor Hunger abgezehrter Kehle hier und dort im Wald umher und sah das Schlachtfeld zweier Heere.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 3 👂 📔 🎴

Dort hörte er den Ton einer Pauke, welche dort lag und von den Spitzen einiger vom Winde bewegter Baumzweige geschlagen ward.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 4 👂 📔 🎴

Da dachte er mit Schrecken im Herzen „Oh weh! ich bin verloren! Ich will anderswohin gehen, ehe ich noch in den Gesichtskreis dieses brüllenden Tieres gerate.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 5 👂 📔 🎴

Doch nein! Es ziemt sich nicht den von den Vätern ererbten Wald urplötzlich aufzugeben.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 6 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Wer bei Schrecken und bei Freude zuerst sorgfältig untersucht und nimmer übereilt handelt, der hat später nichts zu bereuen.´´

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 7 👂 📔 🎴

Darum will ich erst sehen, von wem dieser Ton ausgeht!“

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 8 👂 📔 🎴

So faßte er Mut und untersuchte.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 9 👂 📔 🎴

Wie er sich nun Schritt für Schritt näherte, sah er die Pauke.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 10 👂 📔 🎴

Wenn sie vermittelst des Windes von den Spitzen der Zweige bewegt wurde, dann tönte sie, sonst war sie still.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 11 👂 📔 🎴

Nachdem er sie genau betrachtet hatte, ging er nah und schlug selbst vergnügt darauf.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 12 👂 📔 🎴

Doch weiter dachte er voller Freude: „Es ist lange her, daß mir ein so großes Fressen zugefallen ist!

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 13 👂 📔 🎴

Das (tote Tier) wird sicherlich voll von Fleisch, Mark und Blut sein!“

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 14 👂 📔 🎴

Nachdem er darauf die aus hartem Fell bestehende Decke mit Mühe zerbissen, an einer Stelle ein Loch gemacht und sich sogar eine Zahn abgebrochen hatte, drang er hinein.

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 15 👂 📔 🎴

Da er nun sah, daß es nur aus Holz und Fell bestand, verlor er alle Hoffnung und sagte jene Strophe her:

Panchatantra/Book 1/Der Schakal und die Pauke/Folio 16 👂 📔 🎴

„Erst habe ich gedacht, dieses wäre ganz von Fleisch angefüllt, doch eingedrungen sehe ich nun, daß es nichts als Fell und Holz ist. Daher darf man sich nicht vor einem bloßen Ton fürchten.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der Schakal und die Pauke" && "Dantila und der Schloßfeger" 👂 📔 🎴


Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 17 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte: „Ach! sieh doch! Mein ganzes Gefolge ist ganz außer sich vor Furcht und will auf und davon laufen. Wie soll ich da festen Mut fassen?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 18 👂 📔 🎴

Und jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 19 👂 📔 🎴

„Herr! das ist nicht ihre Schuld. Diener werden ihrem Herrn ähnlich.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 20 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Roß und Waffen, Lehre und Rede, Zither, Männer und auch Weiber werden je nach ihrem Meister brauchbar oder auch unbrauchbar.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 21 👂 📔 🎴

Fasse also Mut und bleib hier so lange, bis ich das Wesen dieses Tones erkannt habe und wieder zurück bin.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 22 👂 📔 🎴

Nachher alsdann möge den Umständen gemäß gehandelt werden.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 23 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 24 👂 📔 🎴

„Hast du Mut genug, dahin zu gehen?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 25 👂 📔 🎴

Und jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 26 👂 📔 🎴

„Was gibt‘s, was nicht ein braver Dienstmann auf seines Herrn Befehl tun oder lassen müßte?

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 27 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Ein guter Diener kennt keine Furcht, sobald ihm sein Herr befiehlt.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 28 👂 📔 🎴

Er stürzt sich sogar ins Feuer oder in das grenzenlose Meer.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 29 👂 📔 🎴

Und so: ``Ein Diener, der wenn sein König befiehlt, erst überlegt, ob das Gebot leicht oder schwer ist, den verschmähe ein Herrscher, der nach Größe strebt.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 30 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 31 👂 📔 🎴

„Lieber! Wenn dem so ist, so gehe.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 32 👂 📔 🎴

Deine Wege mögen glücklich sein!“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 33 👂 📔 🎴

Damanaka dagegen, nachdem er sich vor ihm verbeugt hatte, machte sich auf den Weg, indem er dem Gebrüll des Sanjivaka nachging.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 34 👂 📔 🎴

Nachdem sich Damanaka aber entfernt hatte, dachte Pingalaka von Furcht bewegt:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 35 👂 📔 🎴

„Ach! ich habe nicht gut daran getan, daß ich zu ihm Zutrauen faßte und ihm meine Gedanken kundgab.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 36 👂 📔 🎴

Dieser Damanaka nimmt vielleicht von beiden Parteien Sold und führt gegen mich Schlechtes im Sinn, weil er sein Amt verloren hat.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 37 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Diejenigen, die der Herr schmäht, nachdem er sie zuerst geehrt hatte, die trachten stets danach, ihn zu stürzen, selbst wenn sie von edlem Hause sind.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 38 👂 📔 🎴

Drum will ich, bis ich seine Absichten kenne, mich nach einem andern Ort verfügen und ihn da erwarten.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 39 👂 📔 🎴

Vielleicht kehrt Damanaka mit jenem zurück, um mich umzubringen.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 40 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 41 👂 📔 🎴

  ``Selbst Schwache, wenn sie nicht vertrauen, werden von Starken nicht besiegt, aber Starke, wenn sie vertrauen, werden von Schwachen selbst besiegt.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 42 👂 📔 🎴

  Nicht einmal auf Vrihaspatis Treue (dem Lehrer der Götter) setzt ein weiser Mann Vertrauen, welcher Gedeihen für sich wünschet und langes Leben und Genuß.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 43 👂 📔 🎴

Auf einen Feind ist kein Verlaß, gelobt er Frieden eidlich auch; denn als Vritra nach dem Reich strebte, schlug ihn Indra mit einem Schwur.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 44 👂 📔 🎴

Ohne Vertrauen erliegt wahrlich sogar der Feind der Götter nicht; und weil er vertraute, ward Ditis Sohn (Vritra) vom Götterherrn zerschmettert.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 45 👂 📔 🎴

Nachdem er so überlegt hatte, ging er nach einem andern Ort und blieb da allein, indem er Damanakas Weg beobachtete.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 46 👂 📔 🎴

Damanaka dagegen ging in die Nähe des Sanjivaka, und als er sah, daß es ein Stier war, dachte er mit erfreutem Herzen:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 47 👂 📔 🎴

„Aha, das hat sich gut getroffen! Denn dadurch, daß ich jenen mit diesem befreunde oder verfeinde, wird Pingalaka unter meine Herrschaft geraten.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 48 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 49 👂 📔 🎴

``Trotz ihrer Freundschaft und Tugend folgt ein König der Räte Wort nicht eher, als er in Leiden versinkt und in Mißgeschick.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 50 👂 📔 🎴

´´ Ein König der in Unglück fiel, ist ein Fressen für seinen Rat; darum wünschen auch Staatsräte, daß den König ein Unfall trifft.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 51 👂 📔 🎴

Wie ein Gesunder niemals, auch selbst nach dem besten Arzt begehrt, so verlanget auch nie ein König nach seinen Räten, welcher frei von Not ist.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 52 👂 📔 🎴

Unter diesen Gedanken machte er sich auf den Weg zu Pingalaka.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 53 👂 📔 🎴

Pingalaka aber, da er ihn herankommen sah, verzog keine Miene und veränderte seine Stellung nicht.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 54 👂 📔 🎴

Damanaka, nachdem er sich ihm genähert hatte, verbeugte sich vor ihm und setzte sich nieder.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 55 👂 📔 🎴

Pingalaka sprach:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 56 👂 📔 🎴

„Lieber, hast du das Geschöpf gesehen?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 57 👂 📔 🎴

Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 58 👂 📔 🎴

„Mit des Herrn gnädiger Erlaubnis: ja!“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 59 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 60 👂 📔 🎴

„Ist das auch wahr?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 61 👂 📔 🎴

Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 62 👂 📔 🎴

„Ist es möglich, vor Eurer Majestät eine Unwahrheit zu sagen?

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 63 👂 📔 🎴

Man sagt auch: ``Wer auch nur eine ganz kleine Unwahrheit vor den Königen und Göttern spricht, dem droht rasches Verderben, wäre er auch noch so groß.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 64 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 65 👂 📔 🎴

``Sämtlicher Götter Abbild ist der Gebieter, wie Manu lehrt. Drum soll man vor ihm zu jeder Zeit ohne Betrug wie vor Gott selbst stehen. Der Fürst, der Götter Abbild zwar, ist darin doch unterschiedlich: Von ihm kommt Glück und Unglück sogleich, von den Göttern erst in der kommenden Welt.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 66 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 67 👂 📔 🎴

„So wirst du es denn also wirklich gesehen haben! Es dachte wohl «Ein Großer zürnt einem Kleinen nicht.» und hat dich deshalb verschont.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 68 👂 📔 🎴

Man sagt ja: ``Den schwachen Halm, welcher sich aller Orten beugt, entwurzelt nie des Sturms Gewalt. Sie schmettert nur den hohen Baum nieder, denn der Gewaltige begehrt Kampf einzig mit dem Gewaltigen.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 69 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 70 👂 📔 🎴

``Selbst der gewaltige Elefant gerät nicht in Zorn, wenn die Biene, trunken umherirrend, begierig nach dem Saft, der aus seinen Schläfen trieft, ihn mit ihren Füßchen tritt. Aber gegen gleiche Stärke erzürnt sich der Starke gewaltig.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 71 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 72 👂 📔 🎴

„So ist es: Jenes ist mächtig, ich bin schwach. Trotzdem bin ich bereit, wenn der Herr befiehlt, es zu deinem Diener zu machen.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 73 👂 📔 🎴

Da sprach Pingalaka seufzend:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 74 👂 📔 🎴

„Vermagst du das zu tun?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 75 👂 📔 🎴

Und Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 76 👂 📔 🎴

„Was ist für den Verstand unmöglich?

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 77 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 78 👂 📔 🎴

``Nicht durch Waffen, Elefanten, Rosse oder Heere wird etwas so zu Stand gebracht, wie es der Verstand zustande bringt.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 79 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 80 👂 📔 🎴

„Wenn dem so ist, so erhebe ich dich zum Amt des Ministers. Von jetzt an ist beschlossen, daß ich weder Gunst noch Strafe oder Ähnliches ohne dich verhänge. Deswegen gehe rasch und bewirke, daß er sich mir unterwirft!“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 81 👂 📔 🎴

Damanaka antwortete

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 82 👂 📔 🎴

„So sei es, gut!“, verbeugte sich, ging wieder zu Sanjivaka und sagte verächtlich:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 83 👂 📔 🎴

„Komm, komm! du schlechter Stier, Pingalaka fordert dich vor sich! Warum brüllst du in einem fort für nichts und wider nichts, da dir doch keine Gefahr droht?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 84 👂 📔 🎴

Sanjivaka, nachdem er dies gehört, sprach:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 85 👂 📔 🎴

„Lieber! wer ist dieser Pingalaka?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 86 👂 📔 🎴

Da antwortete Damanaka voll Erstaunen:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 87 👂 📔 🎴

„Wie? Kennst du gar den König Pingalaka nicht? Warte nur, du wirst ihn augenblicklich durch die Folgen kennenlernen!

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 88 👂 📔 🎴

Steht er nicht da, der gewaltige Löwe, Pingalaka mit Namen, von allem Wild umgeben, im Kreise, in der Nähe des Feigenbaums, das Herz von Stolz gehoben, der Gebieter, reich an den höchsten Tugenden?!“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 89 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, hielt Sanjivaka sein Leben für verloren und sank in tiefe Betrübnis.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 90 👂 📔 🎴

Dann sprach er:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 91 👂 📔 🎴

„Lieber! du scheinst ein gutes Herz zu haben und der Rede kundig zu sein. Wenn du mich notwendig hinführen mußt, so erwirke mir von seiten des Königs die Gnade, daß er mir mein Leben verbürgt.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 92 👂 📔 🎴

Damanaka sprach:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 93 👂 📔 🎴

„Was du sagst, ist wahr. Es ist eine Regel der Lebensweisheit.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 94 👂 📔 🎴

Es heißt ja:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 95 👂 📔 🎴

``Der Erde Ende ist erreichbar, auch das Ende des Meeres und der Berge, doch die Gedanken eines Königs nimmer und nirgends von keinem je.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 96 👂 📔 🎴

Drum bleib du hier, bis ich ihn durch einen Eid verpflichtet habe. Nachher werde ich dich dorthin führen.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 97 👂 📔 🎴

Nachdem dies geschehen, ging Damanaka zu Pingalaka und sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 98 👂 📔 🎴

„Oh Herr, dies ist kein gewöhnliches Tier! Es ist der Stier, welcher den erhabenen Shiva trägt.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 99 👂 📔 🎴

Und als ich ihn fragte, sagte er Folgendes: «Der hohe Herr hat mich, um mir seine vollständige Zufriedenheit zu bezeigen, angewiesen, die trefflichen Kräuter am Ufer der Yamuna zu fressen. Mit einem Wort: Dieser Wald ist mir vom Erhabenen zum Spielen geschenkt.»“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 100 👂 📔 🎴

Da sprach Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 101 👂 📔 🎴

„Jetzt erkenne ich den wahren Sachverhalt: Nicht ohne Gottes Gnade irren Grasfresser in einem solchen von Raubtieren angefüllten Walde furchtlos brüllend umher! Was hast du alsdann erwidert?“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 102 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 103 👂 📔 🎴

„Herr! ich habe Folgendes erwidert:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 104 👂 📔 🎴

Dieser Wald ist das Eigentum meines Gebieters, des Löwen Pingalaka mit Namen, welcher der Träger der Chandika (der Frau von Shiva) ist.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 105 👂 📔 🎴

Du, der du hierhergekommen, bist ihm ein lieber Gast. Darum geh zu ihm hin!

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 106 👂 📔 🎴

Ihr sollt in brüderlicher Liebe zusammen essen, trinken und euch am selben Ort vergnügend die Zeit vertreiben.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 107 👂 📔 🎴

Darauf war er dies alles zufrieden und sagte:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 108 👂 📔 🎴

«Bewirke, daß der König mir durch einen Handschlag Sicherheit verbürgt!»

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 109 👂 📔 🎴

Jetzt hat nun der Herr zu befehlen.“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 110 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sprach Pingalaka voll Freude:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 111 👂 📔 🎴

„Schön, du Verständiger! Schön, du Muster von einem Minister! Trefflich, du hast mir ganz aus dem Herzen gesprochen.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 112 👂 📔 🎴

Hier hast du meine Hand als Bürge für seine Sicherheit! Aber verlange dieselbe Versicherung auch für mich von ihm und führe ihn dann so schnell als möglich hierher.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 113 👂 📔 🎴

Mit Recht sagt man aber auch:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 114 👂 📔 🎴

``Nähte (bzw. Bündnisse) von vortrefflichem Mark, gerade, feste und wohlgeprüfte, die sind des Königtums Stützen, wie solche Pfeiler des Palasts. Wo Zwieträchtiges zu versöhnen ist, da zeigt sich des Politikers Kunst, wie des Arztes Kunst bei Lebensgefahr: Steht alles gut ist jeder klug.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 115 👂 📔 🎴

Damanaka verbeugte sich nun, machte sich auf den Weg zu Sanjivaka und dachte voller Freude:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 116 👂 📔 🎴

„Aha, der Herr zeigt uns ein gnädiges Gesicht und handelt ganz nach unserm Willen. So ist denn keiner glücklicher als ich.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 117 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 118 👂 📔 🎴

``Nektar ist die Wärme in der Kälte, Nektar ist des Geliebten Blick, Nektar die Gunst des Erdherrschers und Nektar ist die Freundschaft des Redlichen.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 119 👂 📔 🎴

Nachdem er darauf zu Sanjivaka gekommen war, sagte er freundlich:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 120 👂 📔 🎴

„Lieber Freund! Ich habe den Herrn zu deinen Gunsten gnädig gestimmt und bewirkt, daß er dir Sicherheit verspricht.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 121 👂 📔 🎴

Drum gehe ohne Zagen! Nachdem du aber des Königs Gunst erlangt hast, mußt du in Übereinstimmung mit mir handeln: Du darfst nicht stolz werden und nicht eigenmächtig verfahren.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 122 👂 📔 🎴

Auch ich werde, sobald ich mein Ministeramt angetreten habe, in Übereinstimmung mit dir die ganze Last der Regierung tragen.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 123 👂 📔 🎴

Wenn wir so verfahren, werden wir alle beide das Glück der Herrschaft genießen.

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 124 👂 📔 🎴

Denn: ``Der Erde Fülle fällt Männern nach Jägerrecht in die Hände: Der eine hetzt das Wild, der andere schlägt es tot.´´

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 125 👂 📔 🎴

Und so: ``Wer aus Übermut nicht Hohe, Niedere und Mittlere ehrt - und genoß er auch fürstliche Ehren - der fällt wie Dantila.´´“

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 126 👂 📔 🎴

Da fragte Sanjivaka:

Panchatantra/Book 1/Unfolding 2/Folio 127 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schloßfeger 👂 📔 🎴

Dantila und der Schloßfeger

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 2 👂 📔 🎴

  Hier auf dem Erdboden liegt eine große Stadt mit Namen Vardhamana.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 3 👂 📔 🎴

Da wohnte ein reicher Kaufherr, Vorsteher der ganzen Stadt, namens Dantila.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 4 👂 📔 🎴

Während dieser die Geschäfte der Stadt und des Königs besorgte, waren sämtliche Einwohner dieser Stadt und der König überaus zufrieden. Wozu viele Worte?

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 5 👂 📔 🎴

Ein Mensch, so geschickt wie dieser, ward nie wieder gesehen noch gehört.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 6 👂 📔 🎴

Sagt man doch mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 7 👂 📔 🎴

``Wer des Königs Vorteil dient, zieht sich des Volkes Haß zu; doch wer des Landes Vorteil dient, der verliert des Königs Gunst.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 8 👂 📔 🎴

Da ein solcher unvereinbar großer Widerspruch hier herrscht, ist ein Mann, der Fürst und Land gleichmäßig dient, ein seltener Schatz.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 9 👂 📔 🎴

Indem er sich nun in dieser Lage befand, fand einst in seinem Hause eine Hochzeit statt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 10 👂 📔 🎴

Da wurden von ihm alle Bewohner der Stadt und die Leute aus des Königs Umgebung ehrenvoll eingeladen, gespeist und mit Kleidern und ähnlichem beehrt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 11 👂 📔 🎴

Nach der Hochzeit wurde der König samt seines nächsten Gefolges in das Haus geführt und hochgeehrt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 12 👂 📔 🎴

Dieser König hatte aber einen Palastreiniger, namens Gorambha („wie ein Stier brüllend“).

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 13 👂 📔 🎴

Der war mit ihm ins Haus gekommen und hatte sich über des Königs Hauspriester auf einem für ihn unangemessenen Platz niedergelassen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 14 👂 📔 🎴

Da wurde er verächtlich am Hals gepackt und hinausgeworfen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 15 👂 📔 🎴

Seit dieser Zeit seufzte er über diesen Schimpf und fand selbst in der Nacht keinen Schlaf mehr.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 16 👂 📔 🎴

Er überlegte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 17 👂 📔 🎴

„Wie kann ich diesen Kaufmann um des Königs Gunst bringen? Und wenn nicht? Warum lasse ich meinen Körper umsonst so abmagern, wenn ich es ihn gar nicht entgelten lassen kann?

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 18 👂 📔 🎴

Sagt man ja doch mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 19 👂 📔 🎴

``Wozu ereifert sich ein Mann übermäßig, der sich doch nicht rächen kann? Die Erbse, springt sie auch noch so hoch, bricht doch die Pfanne nicht entzwei.´´“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 20 👂 📔 🎴

Als nun der König um Tagesanbruch in tiefe Meditation (Andacht) versunken war und jener neben dem Bette reinigte, sprach er:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 21 👂 📔 🎴

„Ha, diese entsetzliche Frechheit des Dantila, daß er des Königs Gemahlin umarmt!“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 22 👂 📔 🎴

Der König hörte es, sprang eilig auf und sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 23 👂 📔 🎴

„He, he, Gorambha! Ist das wahr, was du gesagt hast? Hat Dantila die Königin umarmt?“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 24 👂 📔 🎴

Gorambha antwortete:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 25 👂 📔 🎴

„Ich habe die ganze Nacht beim Spiel durchwacht, und so hat mich, obgleich mit Reinigen beschäftigt, wider Willen der Schlaf beschlichen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 26 👂 📔 🎴

Daher weiß ich nicht, was ich gesagt habe.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 27 👂 📔 🎴

Da sprach der König voll Eifersucht für sich:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 28 👂 📔 🎴

„Dieser hat ja ungehinderten Zutritt in mein Haus und so auch Dantila.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 29 👂 📔 🎴

Daher kann er vielleicht einmal gesehen haben, wie der die Königin umarmte und hat deswegen dies gesprochen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 30 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 31 👂 📔 🎴

``Was die Menschen bei Tag wünschen, was sie sehen oder was sie tun, so sprechen und handeln sie aus Gewohnheit auch im Schlaf. Und so: Was Gutes oder was Böses in den Herzen der Menschen ruht, und wäre es auch noch so heimlich, in Rausch und Traum wird's ausgeschwatzt.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 32 👂 📔 🎴

Was aber die Frauen anbetrifft, wie kann da auch nur ein Zweifel bestehen?

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 33 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 34 👂 📔 🎴

``Mit einem unterhalten sie sich, dem andern werfen sie Blicke zu, den dritten tragen sie im Herzen: Wer in aller Welt ist von Frauen wirklich geliebt?´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 35 👂 📔 🎴

Und auch:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 36 👂 📔 🎴

``Mit einem sprechen sie reich an Worten, die roten Lippen von Lächeln erfüllt, den andern blicken sie mit Augen an, wie ein aufblühender Lotus strahlend und weit, den dritten denken sie im Herzen, vielfach bewegt, von Sitte fern: Wodurch steckt so die Schönäugige voll Liebe im höchsten und weitesten Sinn?

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schloßfeger/ 👂 📔 🎴

Feuer wird nicht satt der Späne, alle Flüsse sättigen nicht den Ozean, alle Wesen nicht den Todesgott und die Männer nicht die Schönäugige. Nur wenn Heimlichkeit, Gelegenheit und ein Mann fehlt, der sie begehrt, dann, oh Narada! wird Keuschheit auch in der Weiber Brust wohnen.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 37 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 38 👂 📔 🎴

``Welcher Narr sich betört einspricht „Meine Geliebte liebt mich!“, der muß stets wie ein Spielvogel im Käfig, nach ihrem Willen tun.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 39 👂 📔 🎴

Wer ihre Worte und Werke - wenn noch so wenig oder viel - ausführt, der zieht durch sein Treiben sich in der Welt Verachtung zu.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 40 👂 📔 🎴

Wer Verlangen dem Weib kundgibt, sich ihm nähert und ihm auch nur die kleinste Höflichkeit zeigt, nach dem begehrt auch das Weib.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 41 👂 📔 🎴

Nur die Furcht vor der Umgebung und Mangel an Begehrenden ist der zuchtlosen Weiber einzige Zucht zu aller Zeit.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 42 👂 📔 🎴

Keinen gibt's, den sie verschmähen, selbst das Alter hält sie nicht ab.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 43 👂 📔 🎴

Einerlei, ob schön ob häßlich, ist es nur ein Mann, dann lieben sie ihn.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 44 👂 📔 🎴

Den Liebhaber verbrauchen die Weiber gleichwie einen Unterrock, um die Hüfte geschlungen zerreiben sich beide, der hängend an Schönheit, der andre am Band.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 45 👂 📔 🎴

Ein Verliebter sowie rote Schildläuse (woraus rote Farbe gewonnen wurde), die werden gleich weggeworfen, sobald das zarte Weib sie kräftig ausgepreßt hat.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 46 👂 📔 🎴

Nachdem der König in dieser Weise vielfache Klagen ausgestoßen hatte, entzog er von dieser Zeit an dem Dantila seine Gunst.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 47 👂 📔 🎴

Um es kurz zu machen: Es wurde ihm sogar der Eintritt in des Königs Tor versagt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 48 👂 📔 🎴

Dantila aber, da er sah, daß er ohne alle Veranlassung die Gunst des Königs der Erde eingebüßt hatte, dachte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 49 👂 📔 🎴

„Ach! mit Recht heißt es auch:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 50 👂 📔 🎴

``Welcher Reiche bläht sich nicht auf? Wes Sinnlichen Leiden enden je? Wem ist auf Erden von Weibern nicht das Herz gebrochen? Wen liebt ein Fürst? Wer fällt nicht in des Todes Gewalt? Welcher Dürftige kam zu Ansehen? Und wer, in die Netze des Bösen gefallen, kam je mit heiler Haut davon?´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 51 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 52 👂 📔 🎴

``Ehrlichkeit bei Krähen, Wahrheit bei Spielern, Sanftmut in Schlangen, Liebessättigung bei Weibern, Mut beim Eunuchen, Überlegung beim Trunkenbold oder einen Fürst, der zugleich ein Freund ist: Wer hat das je gesehen noch gehört?´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 53 👂 📔 🎴

Übrigens habe ich weder diesem Fürsten noch sonst irgend jemand auch nur im Schlaf etwas zuleide getan.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 54 👂 📔 🎴

Was bedeutet das nun, daß der König sich von mir abgewendet hat?“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 55 👂 📔 🎴

Als nun der Schloßfeger einst sah, wie Dantila auf diese Weise von des Königs Tor abgewiesen ward, sagte er spottend zu den königlichen Torhütern:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 56 👂 📔 🎴

„He, he, ihr Torhüter! Dieser Dantila steht hoch in des Königs Gunst und verhängt aus eigner Machtvollkommenheit Strafe und Belohnung.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 57 👂 📔 🎴

Wie ich, so werdet auch ihr von ihm, weil ihr ihn abweist, am Hals gepackt werden.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 58 👂 📔 🎴

Da Dantila dieses hörte, dachte er:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 59 👂 📔 🎴

„Das ist sicher das Werk von diesem! Sagt man ja doch mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 60 👂 📔 🎴

``Ein Gemeiner, ja selbst ein Tor, wird aller Orten hochgeehrt, sobald er in des Königs Dienst steht, auch wenn nicht in hohen Würden. Ein Mensch, der in des Fürsten Dienst steht, auch wenn er unwürdig und feige ist, wird doch trotzdem von Niemanden mit Verächtlichkeit behandelt.´´“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 61 👂 📔 🎴

Nachdem er so geklagt, ging er mit beschämtem Herzen voller Angst nach Hause, ließ gegen Nachtwerden Gorambha rufen, beehrte ihn mit einem Paar Gewändern und sagte ihm Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 62 👂 📔 🎴

„Lieber! Nicht aus Feindschaft habe ich dich damals aus dem Hause bringen lassen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 63 👂 📔 🎴

Weil du dich über den Brahmanen an einem unpassenden Platz niederließt, bist du beleidigt worden. Verzeih es mir!“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 64 👂 📔 🎴

Dieser aber, dem das Paar Kleider vorkam, als wäre es das Himmelreich, wurde überaus erfreut und sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 65 👂 📔 🎴

„Oh Kaufherr! dir ist verziehen. Zum Dank für diese Ehre sollst du die Macht meines Verstandes und des Königs Gunst kennenlernen.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 66 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gesagt, ging er voller Freude weg.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 67 👂 📔 🎴

Mit Recht sagt man:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 68 👂 📔 🎴

``Durch eine Kleinigkeit steigt es und durch eine Kleinigkeit sinkt es: Ach! wie sehr ist des Gemeinen Denken dem Waagebalken gleich.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 69 👂 📔 🎴

Nachdem Gorambha am folgenden Tag darauf zu Hofe gegangen war, besorgte er das Reinigen, während der König in tiefe Meditation versunken war und sprach dabei Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 70 👂 📔 🎴

„Ach! welcher Unverstand von unserem König, daß er, während er seine Notdurft verrichtet, Gurken ißt!“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 71 👂 📔 🎴

Der König hörte dies, stand voll Erstaunen auf und sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 72 👂 📔 🎴

„He, he, Gorambha! was für ungebührliche Dinge sprichst du da?

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 73 👂 📔 🎴

Nur weil ich denke, daß du ein Hausdiener bist, laß ich dich am Leben. Hast du mich jemals etwas Derartiges tun sehen?“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 74 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 75 👂 📔 🎴

„Ich habe beim Spiel die ganze Nacht durchwacht und so hat mich, obgleich ich mit Reinigen beschäftigt bin, wider Willen der Schlaf beschlichen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 76 👂 📔 🎴

Von diesem überwältigt weiß ich nicht, was ich gesagt habe.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 77 👂 📔 🎴

Drum möge der Herr mir Gnade schenken, da ich in der Gewalt des Schlafes war.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 78 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, dachte der König:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 79 👂 📔 🎴

„Ich habe doch in meinem ganzen Leben während ich meine Notdurft verrichtete noch nie das kleinste Gürkchen gegessen!

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 80 👂 📔 🎴

So wie nun diese Handlung, die mir jener Narr nachgesagt, nicht wahr ist, so ist es sicher auch mit der von Dantila!

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 81 👂 📔 🎴

Darum habe ich nicht recht getan, daß ich dem Armen meine Gunst entzog.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 82 👂 📔 🎴

Solchen Leuten darf man solche Dinge niemals glauben! Wenn er irrt, dann gehen alle Angelegenheiten sowohl des Königs als der Stadtbewohner aus den Fugen.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 83 👂 📔 🎴

Nachdem er in dieser Weise mehrfach überlegt hatte, ließ er den Dantila rufen, ihm seines eigenen Leibes Schmucksachen und Gewänder anlegen und übergab ihm die oberste Aufsicht.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 84 👂 📔 🎴

Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 85 👂 📔 🎴

„Wer aus Übermut nicht Hohe, Niedere und Mittlere ehrt - und genösse er auch fürstliche Ehren - der fällt wie Dantila.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Dantila und der Schloßfeger" && "Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 86 👂 📔 🎴

Sanjivaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 87 👂 📔 🎴

„Lieber, was du gesagt hast, ist wahr! So möge es denn gerade so gehalten werden!“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 88 👂 📔 🎴

Nach diesen Worten ging Damanaka mit ihm zu Pingalaka und sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 89 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Hier ist Sanjivaka, von mir hierher geführt. Majestät haben nun zu befehlen!“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 90 👂 📔 🎴

Sanjivaka seinerseits verbeugte sich ehrfurchtsvoll und stellte sich voll Bescheidenheit ihm gegenüber.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 91 👂 📔 🎴

Pingalaka aber reichte seine mit Nägeln wie Donnerkeilen geschmückte rechte Hand dem mit fettem und großem Buckel versehenen Stier und sprach, indem er ihn ehrenvoll begrüßte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 92 👂 📔 🎴

„Befindest du dich wohl? Woher bist du in diesen menschenleeren Wald gekommen?“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 93 👂 📔 🎴

Jener erzählte ihm seine ganze Geschichte, die Art und Weise wie er vom Händler Vardhamanaka getrennt ward.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 94 👂 📔 🎴

Nachdem Pingalaka dies gehört, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 95 👂 📔 🎴

„Freund, fürchte dich nicht! Wohne nach Belieben in diesem von meinem Arm geschützten Wald!

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 96 👂 📔 🎴

Im übrigen mußt du dich stets in meiner Nähe vergnügen, denn dieser Wald ist voll von vielen Gefahren, von vielen schrecklichen Tieren bewohnt und bietet selbst großen Tieren, die sich von Kräutern ernähren, keinen sichern Aufenthalt.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 97 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, ging der König des Wildes zum Ufer der Yamuna herab, trank und badete nach Lust, und ging dann wieder in den Wald, nach Gutdünken umherwandelnd.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 98 👂 📔 🎴

Und nachdem er darauf die Last der Regierung dem Karataka und Damanaka anvertraut hatte, gab er sich dem Genuß der schönen Unterhaltung und Gesellschaft mit Sanjivaka hin.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 99 👂 📔 🎴

Durch Sanjivaka aber, welcher sich durch mancherlei Wissenschaften eine hohe Verstandesbildung erworben hatte, wurde schon in wenigen Tagen sogar der stumpfsinnige Pingalaka verständig gemacht.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 100 👂 📔 🎴

So ließ er ab vom wilden Leben und gewöhnte sich an gesittete Lebensweisen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 101 👂 📔 🎴

Um es kurz zu machen: Tag für Tag pflegten Pingalaka und Sanjivaka allein im Geheimen miteinander Rat, und sämtliches übrige Gefolge stand in der Ferne; selbst die beiden Schakale konnten keinen Zutritt mehr erlangen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 102 👂 📔 🎴

Und da nun außerdem der Löwe seine Stärke nicht gebrauchte, so wurden das gesamte Volk des Wildes und diese beiden Schakale von Hunger und Leid geplagt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 103 👂 📔 🎴

Sie zogen sich daher nach einer und derselben Gegend zurück und blieben da.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 104 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 105 👂 📔 🎴

``Einen König, der keine Ehrfurcht hervorruft - wenn er auch hohen Geschlechts und edel ist - verläßt der Diener, gleichwie Vögel dürre Bäume, und geht davon. Und so: Auch Diener, die der Herr ehrte, die guten Hauses sind und treu, verlassen einen Erdenherrscher, wenn er sie Mangel leiden läßt.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 106 👂 📔 🎴

Ferner: ``Wenn ein König nie in Rückstand mit seiner Diener Unterhalt ist, dann verlassen sie ihn niemals, selbst wenn er sie beleidigt.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 107 👂 📔 🎴

Und so verhält es sich nicht bloß mit den Dienern, vielmehr steht sogar die ganze Welt um der Nahrung willen durch Freundlichkeit und die übrigen Mittel (der königlichen Regierung, nämlich Versöhnung, Belobigung, Trennung und Strenge) in gegenseitiger Verbindung.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 108 👂 📔 🎴

Denn: Die Fürsten gegen Länder, die Ärzte gegen Kranke, Verkäufer gegen Käufer, die Klugen gegen Törichte, die Diebe gegen Sorglose, Durstige gegen Besitzende, die Dirnen gegen Liebhaber oder die Handwerker gegen alle Welt, sie spannen bei Tag und Nacht ihre Schmeichelnetze und ähnliches, gleichwie die Fischer nach Kräften von Fischen ihre Nahrung ziehen.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 109 👂 📔 🎴

Sagt man doch mit Recht auch Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 110 👂 📔 🎴

``Die Pläne der Schlangen, der Nichtsnutzigen und der Räuber von fremdem Gut werden nicht vollendet; dadurch besteht diese Welt.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 111 👂 📔 🎴

Des Ganesha Maus zu fressen begehrt die hungrige Schlange Shivas, diese aber begehrt der Pfau des Skanda und diesen begehrt der Löwe der Durga.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 112 👂 📔 🎴

Wenn aber dies sogar der Familie Treiben in Shivas Haus ist, wie sollte es nicht auch sonst so in der Welt sein? Von ihm hat diese ja ihre Gestalt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 113 👂 📔 🎴

Karataka und Damanaka, der Gunst ihres Herrn beraubt und die Kehle von Hunger abgezehrt, berieten sich darauf miteinander.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 114 👂 📔 🎴

Da sagte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 115 👂 📔 🎴

„Ehrwürdiger Karataka! So ist es denn mit unserem Ministerium schon zu Ende! Dieser Pingalaka, ganz verliebt in Sanjivakas Worte, hat einen Widerwillen gegen seine eigene Beschäftigung gefaßt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 116 👂 📔 🎴

All sein Gefolge ist auf und davongegangen. Was ist nun zu tun?“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 117 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 118 👂 📔 🎴

„Du mußt ihn ermahnen, sollte er auch nicht tun, was du sagst, damit auf dich keine Schuld fällt.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 119 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 120 👂 📔 🎴

``Den Fürsten soll sein Rat mahnen, selbst wenn er nicht der Mahnung folgt, wie Vidura den Dhritarashtra beriet, damit ihn keine Sünde trifft.´´

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 121 👂 📔 🎴

Wenn ein König und Elefant aus Übermut auf falschem Weg wandeln, dann verdient der Führer den Tadel, der in ihrer Nähe ist.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 122 👂 📔 🎴

Das ist die Folge davon, daß du diesen Grasfresser zu dem Herrn gebracht hast.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 123 👂 📔 🎴

Du hast die brennenden Kohlen mit eigener Hand herbeigeschafft.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 124 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 125 👂 📔 🎴

„Das ist wahr! Es ist meine Schuld, nicht die des Königs.

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 126 👂 📔 🎴

Denn man erzählt auch: Der Schakal durch ein Widderfechten, ich durch Ashadhabhuti (unwiderstehliche Macht) und die Kupplerin durch Stellvertretung: drei Mißgeschicke aus eigener Schuld.“

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 127 👂 📔 🎴

Da fragte Karataka:

Panchatantra/Book 1/Dantila und der Schoßfeger/Folio 128 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld 👂 📔 🎴

Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 2 👂 📔 🎴

An einem gewissen Ort ist ein Kloster, da wohnte ein Bettelmönch mit Namen Devasarman (von den Göttern geliebt), der hatte sich durch den Verkauf vieler feiner Gewänder, welche ihm die Opferherren geschenkt hatten, mit der Zeit eine große Summe Geld erworben.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 3 👂 📔 🎴

Da traute er nun keinem Menschen mehr. Tag und Nacht trug er es unter dem Arm, ohne es abzulegen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 4 👂 📔 🎴

Sagt man ja doch mit Recht: ``Schwer ist es, Vermögen zu erwerben, und schwer ist auch dessen Bewahrung: Leid beim Gewinn! Leid beim Verlust! Wie voll von Pein ist doch der Reichtum!´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 5 👂 📔 🎴

Da erblickte ihn ein verschmitzter Räuber, Ashadhabhuti mit Namen, mit der Geldsumme unter dem Arm und überlegte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 6 👂 📔 🎴

„Wie mach ich es, daß ich ihm dieses Geld abnehme?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 7 👂 📔 🎴

Ein Loch durch die Mauer zu brechen ist doch nicht möglich, dazu sind die Steine des Gebäudes zu hart; ebensowenig kann man durch die Fenster einsteigen, weil sie zu hoch sind.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 8 👂 📔 🎴

Deshalb will ich ihm durch gleisnerische Reden Vertrauen einflößen und mich zu seinem Schüler machen, so daß er Zutrauen zu mir faßt.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 9 👂 📔 🎴

Denn man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 10 👂 📔 🎴

``Wer ohne Habsucht ist, sucht keine Ämter; wer nicht verliebt ist, liebt keinen Putz; wer nicht gebildet ist, kann nicht reden, und wer nicht lügt, betrügt auch nicht.´´“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 11 👂 📔 🎴

Nachdem er diesen Entschluß gefaßt hatte, ging er zu ihm und sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 12 👂 📔 🎴

„OM, Verehrung dem Shiva!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 13 👂 📔 🎴

Dann warf er sich auf alle acht (Glieder, die den Boden berühren) vor ihm nieder und sprach demütig:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 14 👂 📔 🎴

„Oh Erhabener, eitel ist die Welt! Die Jugend gleicht der Schnelle eines Bergstroms, und das Leben einem Strohfeuer! Freuden sind wie der Schatten einer Wolke!

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 15 👂 📔 🎴

Einem Traum gleicht die Verbindung mit Weib und Kind, mit Freund und Dienern! Das habe ich durch und durch kennengelernt.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 16 👂 📔 🎴

Was muß ich nun tun, damit ich diesen Weltozean durchschiffe?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 17 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört hatte, sagte Devasarman mit Wohlwollen:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 18 👂 📔 🎴

„Mein Kind! du bist glücklich, daß du schon in frühester Jugend das Sinnliche so verachtest, denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 19 👂 📔 🎴

``Wer seiner Leidenschaft Herr in früher Jugend wird, der ist ganz Herr: Sobald des Körpers Kraft schwindet, wem wird dann Ruhe nicht zuteil?´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 20 👂 📔 🎴

Den Guten wird zuerst die Vernunft alt und der Körper erst hinterher, den Bösen aber zuerst der Körper und die Vernunft zu keiner Zeit.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 21 👂 📔 🎴

Und da du nach einem Mittel fragst, den Weltozean zu durchschiffen, so höre:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 22 👂 📔 🎴

Ein Diener oder anderer, selbst ein zopfgeschmückter Ausgestoßener, wird mit Shivas Mantra geweiht und Asche auf seinem Leib zum Brahmanen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 23 👂 📔 🎴

Wer mit dem Spruch von sechs Silben („Om Namah Shivaya“) auch nur eine einzige Blume dem Linga auf das Haupt legt, erleidet keine Wiedergeburt mehr.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 24 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, umfaßte Ashadhabhuti dessen Füße und sagte demütig:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 25 👂 📔 🎴

„Oh Ehrwürdiger! dann erweise mir die Gunst, mich in den Gelübden zu unterrichten!“ Devasarman sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 26 👂 📔 🎴

„Kind! ich werde dir diese Gewogenheit erweisen. Du darfst jedoch bei Nacht nicht ins Kloster treten.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 27 👂 📔 🎴

Denn die Büßer wie du und ich müssen ohne Umgang leben.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 28 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 29 👂 📔 🎴

``Durch schlechten Rat verdirbt ein König, ein Büßer durch Umgang, ein Sohn, wenn er verzogen wird, ein Brahmane, wenn er nicht studiert, eine Familie durch schlechte Kinder, gute Anlagen durch schlechte Gesellschaft, Freundschaft durch Lieblosigkeit, Reichtum durch Schwelgerei, Liebe durch Entfremdung, Scham durch Trunkenheit, Landbau durch Mangel an Aufsicht, und Geld durch Verschwendung und Sorglosigkeit.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 30 👂 📔 🎴

Darum mußt du nach Übernahme des Gelübdes vor der Tür des Klosters in einer Laubhütte schlafen.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 31 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 32 👂 📔 🎴

„Oh Erhabener! dein Befehl ist meine Richtschnur! Denn ich tue dieses für die kommende Welt.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 33 👂 📔 🎴

Nachdem er die Bedingung in Betreff des Lagers eingegangen war, schenkte ihm Devasarman seine Gunst und unterrichtete ihn nach der in den heiligen Büchern beschriebenen Vorschrift.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 34 👂 📔 🎴

Jener aber bereitete diesem das größte Vergnügen durch Waschen der Hände und Füße, Herbeibringung von Sandelschminke und ähnliche Dienstleistungen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 35 👂 📔 🎴

Aber trotz alledem hielt der Mönch das Geld stets unter seinem Arm fest.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 36 👂 📔 🎴

Indem nun die Zeit so hinging, dachte Ashadhabhuti:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 37 👂 📔 🎴

„Oh je! der faßt auch nicht das geringste Zutrauen zu mir! Wie wäre es, wenn ich ihn nun am hellen lichten Tag mit dem Messer umbrächte?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 38 👂 📔 🎴

Oder ihm Gift gäbe? Oder ihn wie ein Vieh abschlachtete?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 39 👂 📔 🎴

Indem er so überlegte, kam zu Devasarman ein Schüler aus einem Dorf, der ihm wie ein Sohn war, um ihn zu sich einzuladen und sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 40 👂 📔 🎴

„Oh Ehrwürdiger! Mögest du zu meinem Hause kommen, um eine freundliche Bewirtung entgegenzunehmen.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 41 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, machte sich Devasarman vergnügten Herzens mit Ashadhabhuti auf den Weg. Indem er nun so ging, kam er an einen Fluß.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 42 👂 📔 🎴

Nachdem er diesen erblickt, nahm er das Geld unter dem Arm weg, wickelte es sorglich in ein Kleid, badete sich, verrichtete seine Andacht und sprach dann zu Ashadhabhuti:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 43 👂 📔 🎴

„He, Ashadhabhuti! bewache, während ich meine Notdurft verrichte und bis ich zurückkehre sorgfältig dieses Kleid deines Heiligen!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 44 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gesagt, ging er weg. Sowie er aber aus dem Gesichtskreis war, ergriff Ashadhabhuti das Geld und machte sich eilig davon.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 45 👂 📔 🎴

Während nun Devasarman, dessen Herz von den Eigenschaften seines Schülers ganz eingenommen war, niederhockte, sah er in der Mitte einer Herde von Goldwolligen (Schafen) einen Widderkampf.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 46 👂 📔 🎴

Da liefen die beiden Widder voll Wut weit auseinander, stürzten dann wieder aufeinander, und indem sie sich mit den Hörnern ihrer Stirn stießen, strömte viel Blut herab.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 47 👂 📔 🎴

Dieses leckte ein Schakal mit gieriger Zunge auf, indem er auf den Fechtboden trat.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 48 👂 📔 🎴

Devasarman aber, indem er dieses sah, dachte bei sich:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 49 👂 📔 🎴

„Oh, wie dumm ist dieser Schakal! Ich bin überzeugt, wenn er auch nur ein klein wenig zwischen sie gerät, wenn sie aufeinander stürzen, so ist er sicher des Todes.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 50 👂 📔 🎴

Und einen Augenblick darauf geriet der Schakal aus Begierde nach dem Blut zwischen ihre zusammenstoßenden Köpfe und war tot.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 51 👂 📔 🎴

Devasarman aber bemitleidete ihn, und nachdem er sich gereinigt hatte, machte er sich auf den Weg nach seinem Geld.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 52 👂 📔 🎴

Wie er nun so allmählich ankommt, sieht er Ashadhabhuti nicht, und wie er voll Unruhe das Kleid untersucht, so ist das Geld nicht darin.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 53 👂 📔 🎴

Darauf fiel er mit dem Ausruf „Weh, weh, ich bin bestohlen!“ ohnmächtig auf den Erdboden.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 54 👂 📔 🎴

Alsbald aber kam er wieder zur Besinnung, sprang wieder vom Boden auf und fing an zu wüten:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 55 👂 📔 🎴

„Oh, oh, Ashadhabhuti! wohin bist du gegangen, nachdem du mich betrogen hast? Gib mir doch Antwort!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 56 👂 📔 🎴

Nachdem er in dieser Art vielfach geklagt hatte, machte er sich langsam auf den Weg, indem er dessen Fußspuren aufsuchte.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 57 👂 📔 🎴

So gehend kam er gegen Abend zu einem Dorf.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 58 👂 📔 🎴

Aus diesem Dorf aber hatte sich ein Weber samt seinem Weibe nach einer benachbarten Stadt auf den Weg gemacht, um berauschende Getränke zu genießen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 59 👂 📔 🎴

Wie er sie erblickte, sagte Devasarman:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 60 👂 📔 🎴

„Oh Lieber! ich komme als abendlicher Gast zu dir, denn ich kenne keinen Menschen in diesem Dorf. Drum erfülle die Pflicht der Gastfreundschaft!

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 61 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 62 👂 📔 🎴

``Am Abend soll kein Hausvater den Gast abweisen, den ihm die Sonne bringt, denn durch seine Pflege werden Hausväter Göttern gleich.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 63 👂 📔 🎴

Und so: Laub und Wasser sowie Erde und als viertes ein freundlich Wort, die gehen in eines braven Mannes Behausung nimmermehr zu Ende.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 64 👂 📔 🎴

Das Willkommen erfreut Agni, das Niedersitzen Indra, der Füße Reinigung die Ahnen, Speise und Trank den Großen Vater.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 65 👂 📔 🎴

Der Weber aber, nachdem er dies gehört, sagte zu seiner Frau:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 66 👂 📔 🎴

„Liebe, gehe du mit diesem Gast nach Hause! Besorge ihm die Fußreinigung, Speise, Lager und ähnliches, und bleibe dort. Ich werde dir einen tüchtigen Schluck mitbringen.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 67 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gesagt, ging er weiter. Seine Frau aber, welche eine Buhlerin war, nahm ihn mit freudigem Antlitz nach Hause mit, im Herzen jedoch dachte sie an ihren Liebhaber Devadatta („von den Göttern gegeben“).

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 68 👂 📔 🎴

Sagt man ja doch mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 69 👂 📔 🎴

``An verregnetem Tage, in wolkiger Nacht, in einsamen Straßen oder wenn der Mann in der Fremde ist, da freut sich das geile untüchtige Weib.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 70 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 71 👂 📔 🎴

``In der Sänfte sich auszustrecken, ein liebevoller Mann, ein herzerfreuendes Lager - das ist dem verliebten Weibe, das nach verstohlener Lust begehrt, nur soviel wie ein Grashalm wert.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 72 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 73 👂 📔 🎴

``Wollust verzehrt ihr das Mark, Liebe die Knochen, leidenschaftliches Liebesgeschwätz ist der Buhlerin Lust, aber vom Gatten ist ihr nichts genehm.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 74 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 75 👂 📔 🎴

``Des Hauses Fall, der Menschen Tadel, Gefängnis selbst und Lebensgefahr läßt sich die Buhlerin gefallen und läßt nicht los vom fremden Mann.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 76 👂 📔 🎴

Des Webers Frau ging darauf nach Hause, wies dem Devasarman eine zerbrochene Bettstelle ohne Betten an und sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 77 👂 📔 🎴

„Oh Ehrwürdiger! bleib hier in unserem Hause und gib Acht, bis ich mit einer Freundin, die aus dem Dorf gekommen ist, gesprochen habe und so schnell wie möglich wieder zurück bin.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 78 👂 📔 🎴

Nachdem sie so gesprochen und ihren schönsten Putz angelegt hatte, ging sie zu Devadatta.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 79 👂 📔 🎴

Da kommt grade ihr Mann auf sie los mit vor Trunkenheit schlotterndem Körper, mit fliegendem Haar, bei jedem Schritt stolpernd und die Schnapsbuttel in der Hand.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 80 👂 📔 🎴

So wie sie ihn erblickte, kehrte sie schleunig um, ging ins Haus, legte den Schmuck ab und war wie vorher.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 81 👂 📔 🎴

Der Weber, da er sie fliehen und so überaus geschmückt sah, außerdem schon früher durch das Gerede der Leute üble Gerüchte von ihr gehört hatte und dadurch im Herzen aufgebracht war, aber seine Empfindungen verborgen hatte, hielt sich, wie er dies so gestaltige Treiben erblickte, von der Wahrheit überzeugt und geriet in heftigen Zorn.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 82 👂 📔 🎴

Er trat ins Haus und sagte zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 83 👂 📔 🎴

„Ah, du gemeine Buhlerin! Wohin wolltest du gehen?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 84 👂 📔 🎴

Sie antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 85 👂 📔 🎴

„Seitdem ich von dir weg bin, bin ich nirgends hin zur Tür herausgetreten. Wie kannst du also von Schnaps berauscht so Ungebührliches von mir reden?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 86 👂 📔 🎴

Sagt man nicht mit Recht: Geistesverwirrung, Umsinken, Sprechen von Ungebührlichem und alle Zeichen des Wahnsinnes zeigt der Zustand eines Trunkenbolds.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 87 👂 📔 🎴

Wie dem Trunkenbold die Hände, so zittert der Sonne Strahlenkranz; wie der Trunkenbold sein Kleid läßt, so die Sonne den Himmelskreis; wie der Trunkenbold die Stärke, so verliert die Sonne ihre Kraft; wie der Trunkenbold von Zorn erglüht, so wird von Glut die Sonne rot: So widerfährt selbst der Sonne Ähnliches, wie dem Trunkenbold.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 88 👂 📔 🎴

Er aber, da er diese widerspenstige Rede vernahm und sah, daß sie den Schmuck abgelegt hatte, sagte zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 89 👂 📔 🎴

„Du Ehebrecherin! Schon lange habe ich von deinem schlechten Ruf gehört. Darum will ich, nachdem ich mich jetzt mit meinen eigenen Augen davon überzeugt habe, dich bestrafen, wie du es verdienst.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 90 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, schlug er ihr den Leib mit Stockprügeln mürbe, band sie dann mit einem tüchtigen Strick an einen Pfosten und verfiel alsdann, von Trunkenheit überwältigt, in Schlaf.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 91 👂 📔 🎴

Mittlerweile kam die Freundin des Weibes, die Frau eines Barbiers herbei, und da sie den Weber schlafen sah, sagte sie:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 92 👂 📔 🎴

„Freundin, Devadatta wartet an dem bewußten Ort, komm also schnell hin!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 93 👂 📔 🎴

Jene antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 94 👂 📔 🎴

„Sieh doch in welchem Zustand ich bin, wie kann ich kommen?! Geh du also und sage dem Geliebten, daß ich jetzt nicht mit ihm dort zusammenkommen kann.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 95 👂 📔 🎴

Die Barbiersfrau aber sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 96 👂 📔 🎴

„Freundin, sprich nicht so! Das kommt einer Buhlerin nicht zu. Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 97 👂 📔 🎴

``Die fest und ausdauernd süße Früchte erstreben, selbst von gefährlichem Ort, die scheinen mir Kamelen gleichsam, und hoch zu preisen ist ihre Geburt.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 98 👂 📔 🎴

Und so: ``Da eine zukünftige Welt zweifelhaft ist und der Leute üble Nachrede mannigfach, so sind diejenigen glücklich, die der Jugend Frucht in den Armen eines ihnen gehörigen Galans genießen.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 99 👂 📔 🎴

Und ferner: ``Wenn durch des Schicksals Fügung selbst ein mißgestalteter Mann der Buhlerin heimlich verbunden ist, dann liebt sie selbst den schönsten eigenen Gatten nicht, auch wenn es ihr größtes Mißgeschick brächte.´´“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 100 👂 📔 🎴

Jene sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 101 👂 📔 🎴

„Wenn du so meinst, so sprich, wie kann ich wegkommen, da ich mit starkem Strick festgebunden bin und mein Mann in der Nähe ist!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 102 👂 📔 🎴

Die Barbiersfrau antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 103 👂 📔 🎴

„Freundin! der ist vom Rausch überbewältigt und wird nicht eher aufwachen, als bis ihn die Strahlen der Sonne berühren. Drum will ich dich losmachen. Binde du mich statt deiner an und komm zurück, sobald du dich mit Devadatta unterhalten hast.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 104 👂 📔 🎴

Jene antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 105 👂 📔 🎴

„So sei es!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 106 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen war, stand nach einiger Zeit der Weber auf. Sein Zorn hatte sich ein wenig gelegt, der Rausch war verflogen und er sagte zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 107 👂 📔 🎴

„He, du! die du dich an andere Männer machst! Wenn du von jetzt an nicht mehr aus dem Hause gehst und dich nicht mit anderen Männern abgibst, dann will ich dich losbinden.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 108 👂 📔 🎴

Aber die Barbiersfrau gab aus Furcht, sich durch ihre Stimme zu verraten, keine Antwort darauf.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 109 👂 📔 🎴

So wiederholte er dieselben Worte mehrere Male. Da sie aber auch nicht das Geringste zur Antwort gab, geriet er von neuem in Zorn, nahm ein scharfes Messer und schnitt ihr die Nase ab.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 110 👂 📔 🎴

Dann sagte er:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 111 👂 📔 🎴

„He, du Ehebrecherin! bleib du nur stumm! Ich werde dir kein gutes Wort mehr geben.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 112 👂 📔 🎴

So sprechend fiel er wieder in Schlaf.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 113 👂 📔 🎴

Devasarman aber, der wegen des Verlustes seines Geldes und weil seine Kehle von Hunger abgezehrt war, nicht einschlafen konnte, beobachtete dieses ganze Treiben der Frau.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 114 👂 📔 🎴

Die Webersfrau ihrerseits, nachdem sie nach Herzenswunsch der Liebe Lust mit Devadatta genossen hatte, kam nach einiger Zeit nach Hause zurück und fragte die Barbiersfrau:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 115 👂 📔 🎴

„Geht es dir gut? Ist dieser Bösewicht nicht aufgestanden, seitdem ich weg bin?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 116 👂 📔 🎴

Die Barbiersfrau sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 117 👂 📔 🎴

„Von der Nase abgesehen, befindet sich mein übriger Körper wohl. Nun mach mich rasch vom Strick los, ehe er mich sieht, damit ich nach meinem Hause gehe!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 118 👂 📔 🎴

Nachdem dies so geschehen war, stand der Weber wieder auf und sagte zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 119 👂 📔 🎴

„Du Ehebrecherin! sprichst du auch jetzt noch nicht? Soll ich dir noch eine andere stärkere Strafe zufügen und dir die Ohren abschneiden?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 120 👂 📔 🎴

Da aber sagte sie zornerfüllt folgende vorwurfsvollen Worte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 121 👂 📔 🎴

„Pfui und nochmals Pfui über dich, du großer Tor! Wer wäre fähig, mich, ein so keusches und gattenergebenes Weib zu verletzen oder zu verstümmeln?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 122 👂 📔 🎴

Alle Welthüter zusammen mögen es hören!

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 123 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 124 👂 📔 🎴

``Sonne und Mond, Erde, Feuer, Wind und Raum, das Herz, Tag und Nacht, die beiden Dämmerungen sowie auch Yama und Dharma (der Gott der Toten und der Gerechtigkeit) kennen der Menschen Taten.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 125 👂 📔 🎴

Wenn ich also keusch bin, dann mögen diese Götter meine Nase so unversehrt machen, wie sie früher war. Wenn ich aber auch nur in Gedanken nach einem anderen Mann verlangt habe, dann mögen sie mich in Asche verwandeln!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 126 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies gesagt, sprach sie weiter:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 127 👂 📔 🎴

„Siehe, du Bösewicht! Kraft der Macht meiner Keuschheit ist meine Nase wieder ganz ebenso geworden.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 128 👂 📔 🎴

Wie er nun ein Licht nimmt und zusieht, so hatte sie dieselbe Nase wie früher, und auf der Erde war ein großer Blutstrom.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 129 👂 📔 🎴

Voll Verwunderung löste er sie vom Strick, hob sie auf, legte sie aufs Bett und suchte sie durch hundert Liebkosungen zufrieden zu stellen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 130 👂 📔 🎴

Devasarman aber sah den ganzen Vorgang mit an und sagte mit Erstaunen im Herzen Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 131 👂 📔 🎴

„Alles was Usanas gewußt hat und alles was Vrihaspati weiß (die Lehrer der Dämonen und Götter), reicht nicht an des Weibes Klugheit: Gegen diese gibt es keinen Schutz! Lüge verwandeln sie in Wahrheit, und Wahrheit wiederum in Lüge.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 132 👂 📔 🎴

Wie können sich ihrer selbst Weise in dieser Welt erwehren? An einem andern Ort wird auch gesagt:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 133 👂 📔 🎴

``Nicht allzusehr soll man an Weibern hängen; unmäßig sonst wird die Gewalt des Weibes, und wie mit Krähen, denen die Flügel gestutzt sind, so spielt sie mit allzu ergebenen Männern.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 134 👂 📔 🎴

Sie reden mit freundlichem und schönem Mund, und greifen mit eisigem Herzen an. Honig liegt auf der Frauen Lippen, aber im Herzen nichts als Gift.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 135 👂 📔 🎴

Betört durch die kurze Freude, saugen die Männer an ihren Lippen; deren Herz aber schlagen sie nur mit Fäusten - wie es Bienen mit dem Lotus machen, wenn sie nach Nektar gieren.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 136 👂 📔 🎴

Und ferner: Der Gefahren Strudel, der Unverschämtheit Wohnung, der Waghalsigkeiten Residenz, der Sünden Niederlage, die Behausung von hundert Listen, der Unzuverlässigkeiten Gefilde - dieser selbst den großen Meistern unter den geschicktesten Männern unbegreifliche Korb aller Gaukeleien - dies als Frau gestaltete und mit Ambrosia gemischte Gift, von wem ist es zum Untergang des Rechts in der Welt geschaffen worden?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 137 👂 📔 🎴

Die Gazellenäugigen, an denen gerühmt wird: Härte des Busens (kein Mitleid), der Augen Lebhaftigkeit (Flatterhaftigkeit), des Mundes Kleinheit (Trug), der Lockenfülle Gekräusel (Falschheit), der Rede Schmachten (Torheit), der Hüften Fülle (Dummheit), denen stets nachgesagt wird des Herzens Ängstlichkeit (Grausamkeit), die klug (trügerisch) sich gegen den Liebenden benehmen und deren Charakter eine Legion von Sünden ist - warum sind diese den Männern so lieb?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 138 👂 📔 🎴

Ihr Weinen und ihr Lachen geschieht mit Absicht; sie wissen den Mann zutraulich zu machen und trauen selber niemals:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 139 👂 📔 🎴

Drum soll der Mann, dem Haus und Tugend lieb ist, die Weiber meiden wie Krüge von einem Friedhof (die rituell unrein sind).

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 140 👂 📔 🎴

Die Könige der Tiere mit grauenerregender Mähne, Elefanten erglühend im Strome des reichen Brunstsaftes, verständige Männer, Helden im Schlachtgewühl: sie werden alle in der Frauen Nähe zu schwachen Geschöpfen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 141 👂 📔 🎴

So lange handeln sie zuerst zum Gefallen, als sie den Mann noch nicht gefesselt wissen. Doch sehen sie ihn fest in der Liebe Band, dann heraus mit ihm gleichwie der Fisch am Köder.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 142 👂 📔 🎴

Und: Es gleicht des Meers Gewoge in seinem Schwanken, nur einen Moment glühend wie die Abendröte, und gleich wirft das Weib den Mann weg, wie eine ausgepreßte Masse, die sie ausgesaugt hat.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 143 👂 📔 🎴

Sie betören, sie berauschen, sie betrügen, sie bedrohen, sie entzücken und sie betrüben.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 144 👂 📔 🎴

Was gibt es, was nicht die lieblich Blickende treibt, sobald sie liebend des Mannes Herz verstrickt?

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 145 👂 📔 🎴

Denn von innen sind die Frauen voll Gift, von außen lieblich anzuschauen, gleichwie rote giftige Beeren, wie aller Welt bekannt.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 146 👂 📔 🎴

Indem der Bettelmönch so dachte, ging ihm die Nacht unter großem Leid hin.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 147 👂 📔 🎴

Die Kupplerin mit der abgeschnittenen Nase ging nach ihrem Hause und überlegte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 148 👂 📔 🎴

„Was soll ich nun tun? Wie läßt sich dieser große Riß schließen (die Gefahr überwinden).“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 149 👂 📔 🎴

Nun hatte der Mann dieser Frau, welche so überlegte, seines Geschäfts wegen die Nacht im königlichen Palast zugebracht.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 150 👂 📔 🎴

In der Frühe war er nach Hause zurückgekehrt und noch in der Nähe der Tür rief er, wegen des Drangs seiner vielen Geschäfte in der Stadt, seiner Frau zu:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 151 👂 📔 🎴

„Liebe! bringe mir rasch das Kästchen mit den Rasiermessern, damit ich gehe, um meine Geschäfte in der Stadt zu besorgen!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 152 👂 📔 🎴

Sie aber mit der abgeschnittenen Nase blieb in der Mitte des Zimmers stehen, und indem sie mit einem Trick ihren Zweck zu erreichen versuchte, nahm sie nur ein Messer aus dem Kästchen und warf es ihm entgegen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 153 👂 📔 🎴

Der Barbier, da er nur dies eine Messer sah, geriet vor Eifer in Zorn und schleuderte es zurück.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 154 👂 📔 🎴

Während dies hin und herging, hob diese Bösewichtin ihre Arme in die Höhe und stürzte zum Hause heraus, um wütend zu schreien:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 155 👂 📔 🎴

„Weh, weh, seht! Dieser Bösewicht hat mir, die ich mich stets brav betragen habe, die Nase abgeschnitten! Helft mir, helft mir!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 156 👂 📔 🎴

Sogleich kamen Polizeidiener herbei, schlugen den Barbier mit Stockprügeln windelweich, banden ihn mit starken Fesseln und führten ihn samt seiner Frau mit der abgeschnittenen Nase in das Obergerichtsgebäude und sprachen zu den Richtern:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 157 👂 📔 🎴

„Hört, ihr Herren Richter! Von diesem Barbier ist diese Perle von einer Frau, ohne daß sie etwas getan hat, verstümmelt worden. Drum möge ihm geschehen, was er verdient!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 158 👂 📔 🎴

Nach diesen Worten sagten die Richter:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 159 👂 📔 🎴

„He, Barbier! Warum hast du deine Frau verstümmelt? Hat sie etwa ein Begehren nach einem andern Mann gezeigt? Oder hat sie irgendwie deinem Leben nachgestellt? Oder hat sie sich eines Diebstahls schuldig gemacht? Sag an! Worin hat sie sich vergangen?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 160 👂 📔 🎴

Der Barbier aber, dessen Körper von Schlägen windelweich war, war unfähig eine Antwort zu geben.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 161 👂 📔 🎴

Da sagten die Richter:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 162 👂 📔 🎴

„Oje! Was die Polizeidiener gesagt haben, ist wahr.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 163 👂 📔 🎴

Er hört nicht! Er ist ein Bösewicht. Die Arme ist von ihm ohne ihr Verschulden mißhandelt worden! Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 164 👂 📔 🎴

``Lautlos, farblos, furchtsam blickend, mit zusammengesunkener Kraft wird der Mann, der Böses getan hat, durch seine eigene Tat erschreckt.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 165 👂 📔 🎴

Und so: ``Schwankenden Schrittes schreitet er mit entfärbtem Gesicht heran, auf der Stirn stehen ihm Schweißtropfen und stotternd kommt sein Wort heraus. Zitternd und zu Boden blickend ist stets der Mann, der Böses tat. Drum mögen ihn Kundige durch diese Zeichen sorglich erkennen.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 166 👂 📔 🎴

Und andererseits: ``Mit heiterem Antlitz und freudig, mit deutlichem Wort und kühnem Blick spricht angemessen im Gerichtssaal voll Zuversicht der Redliche. Somit trägt dieser alle Zeichen eines Verbrechers.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 167 👂 📔 🎴

Auf Mißhandlung einer Frau steht der Tod. Deshalb soll er auf einen Pfahl gespießt werden!“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 168 👂 📔 🎴

Als darauf Devasarman ihn zum Richtplatz geführt sah, ging er zu den Richtern und sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 169 👂 📔 🎴

„Ach! dieser Arme wird mit Unrecht hingerichtet. Der Barbier ist ein ehrlicher Mann. Hört, was ich sage! Der Schakal durch ein Widderfechten und ich durch Ashadhabhuti, die Kupplerin durch Stellvertretung - drei Mißgeschicke aus eigener Schuld.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 170 👂 📔 🎴

Darauf sagten die Richter zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 171 👂 📔 🎴

„Oh Ehrwürdiger! wie war das?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 172 👂 📔 🎴

Alsdann erzählte Devasarman die Geschichte von allen drein ausführlich. Nachdem die Richter alles gehört hatten, waren sie sehr erstaunt, ließen den Barbier los und sagten zueinander:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 173 👂 📔 🎴

„Ach! Nicht töten darf man Brahmanen, Kinder, Weiber, Kranke und Büßer: Selbst bei schwersten Verbrechen sollten diese nur Verstümmlung erleiden.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 174 👂 📔 🎴

Den Verlust der Nase hat sie sich durch ihre eigene Handlung zugezogen. Als Strafe im Namen des Königs müssen ihr also die Ohren abgeschnitten werden.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 175 👂 📔 🎴

Nachdem dies geschehen, ließ auch Devasarman den Kummer über den Verlust seines Geldes fahren, und ging zu seinem Kloster zurück.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 176 👂 📔 🎴

Daher sage ich: Der Schakal durch ein Widderfechten, ich durch Ashadhabhuti, die Kupplerin durch Stellvertretung - drei Mißgeschicke aus eigener Schuld.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld" && "Der Weber als Vishnu" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 177 👂 📔 🎴

Darauf sprach Karataka:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 178 👂 📔 🎴

„Aber da die Dinge in dieser Lage sind, was sollen wir beide nun tun?“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 179 👂 📔 🎴

Und Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 180 👂 📔 🎴

„Selbst in dieser Lage wird mein Verstand solch eine Tätigkeit entfalten, daß ich damit Sanjivaka von dem Herrn trennen werde.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 181 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 182 👂 📔 🎴

``Den einen ja, den andern nicht tötet des Bogenschützen Pfeil. Des Verständigen Verstand aber schießt Fürst und Fürstentum gleichzeitig nieder.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 183 👂 📔 🎴

Drum werde ich Betrug verbunden mit versteckter Heuchelei entfalten und ihn zerschmettern.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 184 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 185 👂 📔 🎴

„Lieber! wenn Pingalaka oder Sanjivaka deinen Betrug auch nur ein klein wenig merken, dann ist dein Verderben gewiß.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 186 👂 📔 🎴

Doch jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 187 👂 📔 🎴

„Väterchen, sprich nicht so! Männer von tiefem Verstand müssen zur Zeit des Unglücks, selbst wenn das Schicksal stürmisch ist, von ihrem Verstand Gebrauch machen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 188 👂 📔 🎴

Man darf es zu keiner Zeit an Anstrengung fehlen lassen! Der Verstand erhält die Gesamtherrschaft nach Art wie der Holzwurm einmal einen Buchstaben hervorbringt (d.h. durch stetes unausgesetztes Bohren).

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 189 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 190 👂 📔 🎴

``Laß nie den Mut sinken, wenn auch das Schicksal stürmt: Durch Mut gewinnt man öfters festen Boden. Denn selbst im Meer, kaum daß vorbei der Sturm ist, begehrt der Seefahrer nach seinem Werke.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 191 👂 📔 🎴

Und so: ``Dem Mutigen bringt das Glück Hilfe. Denn „Schicksal, Schicksal!“ ist der Feigen Ausruf. Laß das Geschick! Wende nach Kräften Mut auf! Wenn trotz Kampf du nicht gewinnst, ist es nicht deine Schuld.´´

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 192 👂 📔 🎴

Dies beherzigend werde ich sie durch die Macht tief verborgener Klugheit auf solche Weise voneinander trennen, daß sie alle beide nichts merken sollen.

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 193 👂 📔 🎴

Man erzählt auch: Eines wohlverborgenen Truges Ende findet selbst Brahman nicht: Ein Weber in Gestalt Vishnus gewinnt des Königs Töchterlein.“

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 194 👂 📔 🎴

Da fragte Karataka

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 195 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Drei Mißgeschicke aus eigner Schuld/Folio 196 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu 👂 📔 🎴

Der Weber als Vishnu

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 2 👂 📔 🎴

  An einem gewissen Ort wohnten zwei Freunde: ein Weber und ein Zimmermann.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 3 👂 📔 🎴

Diese hatten sich von ihrer Kindheit an sehr lieb und ihre Zeit verging ihnen, indem sie sich stets an demselben Ort miteinander vergnügten.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 4 👂 📔 🎴

Einst war nun an diesem Ort bei einem Göttertempel ein großes mit einem Aufzug verbundenes Fest.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 5 👂 📔 🎴

Es war ein Gewirr von Schauspielern, Tänzern und Sängern, und Menschen aus den verschiedensten Ländern waren zusammengeströmt.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 6 👂 📔 🎴

Indem nun die beiden Freunde dazwischen miteinander herumschweiften, erblickten sie eine Königstochter, auf einem jungen Elefanten sitzend, die mit allen Reizen geschmückt, von Haremsdienern und Eunuchen umgeben, herbeigekommen war, um das Götterbild (von Vishnu) zu sehen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 7 👂 📔 🎴

Der Weber stürzte sogleich, nachdem er sie erblickt hatte, von den Pfeilen des Liebesgottes getroffen zu Boden, als ob er Gift getrunken hätte oder von einem bösen Geist gepackt wäre.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 8 👂 📔 🎴

Der Zimmermann aber, als er ihn in diesem Zustand sah, fühlte Mitleid über dessen Schmerz und ließ ihn von starken Männern aufheben und in sein Haus bringen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 9 👂 📔 🎴

Da wurde er denn durch Anwendung von mancherlei kühlenden Mitteln, welche vom Arzt vorgeschrieben waren, und durch den Gebrauch von Beschwörungen nach langer Zeit mit Mühe zum Bewußtsein gebracht.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 10 👂 📔 🎴

Darauf fragte ihn der Zimmermann:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 11 👂 📔 🎴

„Oh Freund! Warum bist du so ganz ohne Veranlassung in Ohnmacht gefallen? Erzähle es mir der Wahrheit gemäß!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 12 👂 📔 🎴

Dieser antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 13 👂 📔 🎴

„Wenn du es willst, so höre es von mir, wenn wir ganz allein sind, damit ich es dir ohne etwas zu verbergen sage.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 14 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, sagte er zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 15 👂 📔 🎴

„Lieber! wenn du mich wirklich wie einen Freund liebst, so erweise mir die Gunst, Holz zu meinem Scheiterhaufen zu tragen! Gewähre mir meine Bitte! Denn was selbst bei geringer Zuneigung geschieht, das ist infolge deiner großen Zuneigung für dich nicht unangemessen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 16 👂 📔 🎴

Jener aber, als er dieses hörte, sagte mit tränenerfüllten Augen und gebrochener Stimme:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 17 👂 📔 🎴

„Was auch der Grund deines Leides sei, sprich es aus, damit Hilfe angewendet werde, wenn sie möglich ist.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 18 👂 📔 🎴

Denn man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 19 👂 📔 🎴

``In dieser Welt gibt es nichts, was sich irgend in Brahmans Ei befindet, was nicht durch Kräuter, Geld, Rat und weiser Klugheit zu richten wäre.´´

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 20 👂 📔 🎴

Wenn es also durch diese vier zum Ziel geführt werden kann, so werde ich es zum Ziel führen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 21 👂 📔 🎴

Der Weber sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 22 👂 📔 🎴

„Gegen mein Leid helfen weder diese noch tausend andere Mittel. Deswegen verzögere meinen Tod nicht!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 23 👂 📔 🎴

Der Zimmermann aber antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 24 👂 📔 🎴

„Lieber Freund! Trotzdem tu es mir kund, damit auch ich, wenn ich finde, daß hier nicht zu helfen ist, mich mit dir ins Feuer stürze.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 25 👂 📔 🎴

Die Trennung von dir werde ich auch nicht einen Augenblick ertragen. Das ist mein fester Entschluß.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 26 👂 📔 🎴

Da sprach der Weber:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 27 👂 📔 🎴

„Mein Jugendfreund! so höre denn! Unmittelbar, nachdem ich die Königstochter auf dem Elefanten bei dem Feste erblickt hatte, wurde ich durch den erhabenen Liebesgott, der den Fisch in der Fahne führt, in diesen Zustand versetzt.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 28 👂 📔 🎴

Nun kann ich diesen Schmerz nicht mehr ertragen. Es heißt ja auch so:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 29 👂 📔 🎴

``Wann werde ich schlafen, müde vom Liebeskampfe, die Brust in das safran-feuchte runde Milchhügelpaar gesenkt, ruhend im Käfig der Arme, nur ein Moment genießend ihre Umarmung?´´

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 30 👂 📔 🎴

Und so: Die kirschrote Lippe, das kelch-gleiche im Stolz der Jugend blühende Busenpaar, der tiefgesenkte Nabel, die gebogene Lotusblume der Scham und des Leibes zierlich schmale Mitte: die freilich mögen, leidenschaftlich gedacht im Herzen, wohl Schmerz erregen; doch daß mich ihre klaren Wangen fort und fort verzehren, das ziemt sich nicht.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 31 👂 📔 🎴

Der Zimmermann aber, nachdem er diese verliebte Rede gehört hatte, sagte lächelnd:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 32 👂 📔 🎴

„Mein Jugendfreund! Wenn das der Grund ist, so ist glücklicherweise unser Ziel erreicht! Noch am heutigen Tage sollst du eine Zusammenkunft mit ihr haben.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 33 👂 📔 🎴

Der Weber sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 34 👂 📔 🎴

„Lieber Freund! Während nichts außer dem Winde in des Mädchens Gemach gelangen kann, wie sollte da, zumal es von Wächtern beschützt ist, eine Zusammenkunft mit ihr möglich sein? Warum täuschst du mich nun mit trügerischer Rede?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 35 👂 📔 🎴

Doch der Zimmermann bestätigte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 36 👂 📔 🎴

„Freund! Du sollst die Macht meines Verstandes sehen!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 37 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gesagt, verfertigte er sogleich aus dem Holz eines windgezeugten Baumes einen auf einem Stift sich bewegenden Garuda-Vogel, sowie auch ein mit der Muschel, der Scheibe, der Keule und dem Lotus versehenes Paar Arme samt dem Diadem und dem Brustjuwel (alle äußerlichen Merkmale der Vishnu-Ikonographie).

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 38 👂 📔 🎴

Dann ließ er den Weber sich darauf setzen, und nachdem er ihn mit den Abzeichen des Vishnu versehen hatte, zeigte er ihm die Maschinerie des Stifts und sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 39 👂 📔 🎴

„Mein Jugendfreund! Um Mitternacht geh in dieser Gestalt des Vishnu in das Gemach des Mädchens, erwirb dir durch gleisnerische Worte die Liebe der Königstochter, welche allein am Ende des mit sieben Stockwerken versehenen Palastes wohnt, unerfahrenen Sinnes dich für Vishnu halten wird, und genieße sie.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 40 👂 📔 🎴

Der Weber aber, nachdem er dies gehört, ging in dieser Gestalt dahin und sagte zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 41 👂 📔 🎴

„Prinzessin! Schläfst du oder wachst du? Um deinetwillen komme ich in eigener Person vom Milchmeer voll Liebe zu dir, verlassend die Lakshmi (Vishnus Gattin, die Göttin des Wohlstandes). Drum komm in meine Arme!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 42 👂 📔 🎴

Sie aber, da sie ihn auf dem Vogel Garuda reiten, vierarmig mit Waffen und Vishnus Brustjuwel sah, erhob sich voll Erstaunen von ihrem Lager, legte andächtig die Hände zusammen und sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 43 👂 📔 🎴

„Oh Erhabener! Ich bin eine unreine, wurmgleiche Sterbliche, und du der Gegenstand der Verehrung und Schöpfer der drei Welten. Wie kann also so etwas geschehen?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 44 👂 📔 🎴

Der Weber antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 45 👂 📔 🎴

„Beglückte! Was du sagst, ist wahr.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 46 👂 📔 🎴

War aber nicht meine Gattin namens Radha einst im Geschlecht des Nanda geboren? Diese hat sich in dir verkörpert. Darum bin ich hierhergekommen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 47 👂 📔 🎴

Aber jene sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 48 👂 📔 🎴

„Wenn es sich so verhält, so wende dich mit deinem Verlangen an meinen Vater, damit auch er unbedenklich mich dir übergibt.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 49 👂 📔 🎴

Doch der Weber sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 50 👂 📔 🎴

„Glückliche! Ich lasse mich nicht von Menschen sehen, geschweige, daß ich mich mit ihnen unterhielte! Drum übergib dich mir nach der Sitte der Gandharva-Ehe (ohne formelle Rituale und Wissen der Eltern)!

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 51 👂 📔 🎴

Wo nicht, so spreche ich einen Fluch, der deinen Vater samt seinem Geschlecht in Asche verwandelt.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 52 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gesagt, stieg er vom Garuda herab, faßte ihre linke Hand, führte die Erschreckte, Verschämte und Zitternde zum Lager, und nachdem er darauf den Rest der Nacht gemäß den von Vatsyayana (im Kamasutra) gegebenen Lehren mit ihr gekost, kehrte er in der Morgendämmerung, ohne gesehen zu werden, nach seinem Hause zurück.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 53 👂 📔 🎴

So verging ihm die Zeit, indem er stets mit jener der Liebe pflegte.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 54 👂 📔 🎴

Einstmals aber bemerkten die Diener des Harems, daß ihre korallengleiche Unterlippe Spuren von Bissen zeigte, und sagten zueinander:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 55 👂 📔 🎴

„He da! seht einmal! Die Glieder des Körpers der Prinzessin sehen aus, als ob sie von einem Mann geliebt wäre.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 56 👂 📔 🎴

Wie ist nun ein solcher Verkehr in dem so wohlbewachten Hause möglich? Wir müssen das dem König mitteilen!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 57 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies beschlossen hatten, gingen sie alle zum König und sagten:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 58 👂 📔 🎴

„Oh Herr! wir wissen nicht wie, aber trotzdem, daß dieses Haus wohlbewacht ist, gelangt ein Mann in das Gemach der Prinzessin. Der Herr hat nun zu befehlen!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 59 👂 📔 🎴

Der König, nachdem er dies gehört, überlegte mit verstörtem Sinn:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 60 👂 📔 🎴

„Ein Mädchen ist geboren!“ Schon das bedeutet große Sorge: „Wer soll sie freien?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 61 👂 📔 🎴

Das erfordert große Überlegung, und dann dies Bedenken: „Ob sie Glück hat in der Ehe oder Unglück?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 62 👂 📔 🎴

- unglücklich fürwahr! ist eines Mädchens Vater! Bei Mädchen und Flüssen ist ähnliches Treiben: Durch das Wasser der einen fallen die Ufer, durch das Laster der anderen die Häuser. Und so: Zur Welt gebracht, raubt sie der Mutter Herz.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 63 👂 📔 🎴

Sie wächst heran unter der Freunde Sorge, doch selbst verehelicht, bringet sie noch Schimpf auf sich.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 64 👂 📔 🎴

Ach! Töchter sind unüberwindliches Mißgeschick! Nachdem er in dieser Weise mehrfach überlegt hatte, sagte er, als sie allein waren, zu seiner Gemahlin:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 65 👂 📔 🎴

„Königin! Was diese Haremsdiener sagen, muß untersucht werden. Gegen den, durch welchen dieses Verbrechen begangen ist, ist der Gott des Todes sehr erzürnt.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 66 👂 📔 🎴

Die Königin aber, als sie dies gehört, wurde ganz verstört, ging eilig in des Mädchens Gemach und sah, wie der Tochter Lippen zerbissen und die Glieder ihres Körpers von Nägeln zerkratzt waren.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 67 👂 📔 🎴

Darauf sagte sie:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 68 👂 📔 🎴

„Ach! du Schlechte, die du deiner Familie Schimpf und Schande bereitest, warum hast du deine Tugend so zugrunde gerichtet?

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 69 👂 📔 🎴

Wer ist der vom Todesgott Ausersehene, der sich dir naht? Sage mir die reine Wahrheit!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 70 👂 📔 🎴

Als die Mutter so vor Zorn und Stolz gewaltig redete, senkte die Prinzessin aus Furcht und Scham ihr Gesicht zu Boden und sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 71 👂 📔 🎴

„Oh! Mutter! Der erhabene Vishnu kommt jede Nacht auf dem Garuda reitend leibhaftig zu mir. Wenn meine Rede nicht wahr erscheint, so kann sich irgendeine Frau an einen unsichtbaren Ort verstecken und um Mitternacht den erhabenen Gemahl der Lakshmi erblicken.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 72 👂 📔 🎴

Diese aber, nachdem sie dies gehört, ging mit freudestrahlendem Gesicht, indem ihr vor Lust die Härchen an allen Gliedern in die Höhe starrten, eilends zum König und sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 73 👂 📔 🎴

„Oh König! Glück und Segen wird dir zuteil! Beständig naht sich in der Nacht der erhabene Vishnu deiner Tochter. Er hat sie nach der Regel der Gandharva-Ehe zur Gattin genommen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 74 👂 📔 🎴

Du und ich wollen heute nacht ans Fenster treten, um ihn um Mitternacht zu sehen; denn in eine Unterhaltung mit Menschen läßt er sich nicht ein.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 75 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, war der König so erfreut, daß ihm der Tag hundert Jahre lang zu sein schien.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 76 👂 📔 🎴

Als nun der König mitsamt seiner Frau in der Nacht am Fenster versteckt stand, den Blick an den Himmel geheftet, so sah er zu der angegebenen Zeit den Vishnu aus der Luft herabsteigend, auf dem Garuda reitend, Muschel, Diskus und Keule in den Händen und mit den ihm zukommenden Zeichen versehen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 77 👂 📔 🎴

Da kam es ihm vor, als schwämme er in einem Teich von Nektar, und er sagte zu seiner Lieben:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 78 👂 📔 🎴

„Liebe! Kein Mensch in der Welt ist glücklicher als ich und du. Denn unserm Sproß hat sich der erhabene Vishnu genaht und liebt sie.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 79 👂 📔 🎴

So sind denn alle unsere Wünsche, die wir im Herzen tragen, vollendet! Jetzt werde ich mir durch die Macht meines Schwiegersohns die gesamte Erde untertänig machen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 80 👂 📔 🎴

Nachdem er sich so entschlossen hatte, nahm er sich gegen alle benachbarten Könige Ungerechtigkeiten heraus.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 81 👂 📔 🎴

Diese aber, da sie sahen, daß er sich Ungerechtigkeit erlaubte, vereinigten sich allesamt und überzogen ihn mit Krieg. Daraufhin sprach der König durch den Mund der Königin zu seiner Tochter:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 82 👂 📔 🎴

„Tochter! Da der erhabene Vishnu durch dich, die du meine Tochter bist, mein Schwiegersohn geworden ist, wie ziemt es sich da, daß alle Könige zusammen Krieg gegen mich erheben?

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 83 👂 📔 🎴

Drum mußt du heute deinem Gemahl zu Gemüte führen, daß er meine Feinde vernichte.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 84 👂 📔 🎴

Darauf wurde der Weber, als er in der Nacht zu ihr gekommen war, demutsvoll von ihr angeredet:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 85 👂 📔 🎴

„Oh Erhabener! Es geziemt sich nicht, daß mein Vater, da du sein Schwiegersohn bist, von seinen Feinden überwältigt wird.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 86 👂 📔 🎴

Drum zeige deine Huld und vernichte alle diese Feinde!“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 87 👂 📔 🎴

Der Weber antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 88 👂 📔 🎴

„Oh Beglückte! Wie unbedeutend sind deines Vaters Feinde! Drum sei unbesorgt! In einem Augenblick werde ich sie mit meinem Diskus Sudarsana zu Staub zermalmen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 89 👂 📔 🎴

Aber im Fortgang der Zeit wurde der König von seinen Feinden im ganzen Lande verdrängt und besaß nichts mehr als seine Festung.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 90 👂 📔 🎴

Trotzdem sandte der König dem Weber in Vishnus Gestalt, da er ihn nicht erkannte, unaufhörlich den ausgesuchtesten Kampfer, Aloe, Moschus und andere Arten von Düften, sowie mancherlei Arten von Kleidern, Blumen, Eßwaren und Getränken, und ließ ihm durch seine Tochter sagen:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 91 👂 📔 🎴

„Oh Erhabener! Morgen wird sicherlich die Stadt fallen. Denn Lebensmittel und Holz sind zu Ende.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 92 👂 📔 🎴

Auch ist allen meinen Leuten der Körper von Wunden erschöpft, so daß sie zum Kampf unfähig sind, und eine große Anzahl ist getötet. Dieses beherzige und tue, was der Zeit angemessen ist.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 93 👂 📔 🎴

Der Weber, nachdem er dies gehört, überlegte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 94 👂 📔 🎴

„Fällt die Stadt, so werde auch ich sicherlich umkommen und von dieser getrennt werden.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 95 👂 📔 🎴

Deswegen will ich den Garuda besteigen und mich mit den Waffen in der Luft zeigen! Vielleicht werden sie mich für Vishnu halten und dann, von Furcht überwältigt und durch des Königs Krieger geschlagen, umkommen!

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 96 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 97 👂 📔 🎴

``Selbst eine Schlange, die kein Gift hat, erhebe dennoch hoch die Haube; denn auch ohne Gift erregt der Haube Prunk große Furcht.´´

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 98 👂 📔 🎴

Auch ist es wahrlich viel besser, wenn ich, mich für die Stadt erhebend, umkomme.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 99 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 100 👂 📔 🎴

``Wer für eine Kuh, für Brahmanen, seinen Herrn, sein Weib oder seine Stadt den Tod findet, der gewinnet die ewige Seligkeit.´´

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 101 👂 📔 🎴

Man sagt ferner: Nur bei Neumond (wenn der Mond verschwunden ist), fällt auch die Sonne in Rahus Rachen (zur Sonnenfinsternis); für seinen Schützling selbst sterben, ist bei Helden des Preises wert.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 102 👂 📔 🎴

Nachdem er sich so entschlossen, knirschte er mit den Zähnen und sprach zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 103 👂 📔 🎴

„Oh Beglückte! Ich werde nicht eher Speise oder Trank kosten, als bis alle Feinde erschlagen sind. Wozu viele Worte? Selbst mit dir werde ich nicht eher wieder zusammenkommen. Du mußt aber deinem Vater sagen, daß er morgen in der Frühe mit einem großen Heer aus der Stadt ziehe und kämpfe, und ich werde in der Luft erscheinen und jene allesamt kraftlos machen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 104 👂 📔 🎴

Nachher wird er sie mit Leichtigkeit erschlagen. Wenn ich sie dagegen selbst tötete, dann würden die Bösewichter in das Paradies gelangen. Aus diesem Grunde muß es so eingerichtet werden, daß sie fliehend umkommen und also nicht in den Himmel eingehen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 105 👂 📔 🎴

Sie aber, nachdem sie dies gehört, ging selbst und tat alles dem Vater kund.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 106 👂 📔 🎴

Der König glaubte nun ihrer Rede, erhob sich in der Morgendämmerung und zog mit einem wohlgerüsteten Heer zum Kampf heraus.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 107 👂 📔 🎴

Der Weber aber, zum Tode entschlossen, stieg mit dem Bogen in der Hand zum Himmel empor, um zu kämpfen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 108 👂 📔 🎴

Währenddessen sagte der erhabene Vishnu, welchem Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart bekannt ist, lächelnd zu dem Vogel Garuda, welcher auf die bloße Erinnerung an ihn herangekommen war:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 109 👂 📔 🎴

„Oh du Geflügelter! Weißt du, daß ein gewisser Weber in meiner Gestalt auf einem hölzernen Garuda sitzend die Königstochter liebt?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 110 👂 📔 🎴

Dieser antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 111 👂 📔 🎴

„Oh Gott! Ich kenne dieses ganze Treiben. Was sollen wir aber jetzt tun?“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 112 👂 📔 🎴

Der Erhabene sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 113 👂 📔 🎴

„Der Weber ist jetzt zum Tod entschlossen, hat Buße getan und ist zum Kampf ausgezogen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 114 👂 📔 🎴

Von den Pfeilen der tapfersten Krieger getroffen, wird er nun sicher seinen Tod finden.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 115 👂 📔 🎴

Nach seinem Tod aber wird alle Welt sagen, daß Vishnu und sein Garuda von mächtigen Kriegern, die sich zusammengeschart hatten, besiegt wurden. Alsdann wird die Welt uns beiden keine Ehre mehr erweisen.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 116 👂 📔 🎴

Deswegen gehe du eilig und fahre in diesen hölzernen Garuda! Ich werde mich in den Körper des Webers versehen, damit er die Feinde vernichtet.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 117 👂 📔 🎴

Durch die Vernichtung der Feinde wird unsere Herrlichkeit vermehrt werden.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 118 👂 📔 🎴

Nachdem darauf der Garuda mit dem Worte „So sei es!“ seine Zustimmung gegeben hatte, vereinigte sich der erhabene Vishnu mit dem Körper des Webers.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 119 👂 📔 🎴

Als dieser darauf mit den Zeichen von Muschel, Diskus, Keule und Bogen in der Luft stand, lähmte er vermittelst der Herrlichkeit des Erhabenen in einem Augenblick wie im Spiel die Kraft der tapfersten Krieger.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 120 👂 📔 🎴

Darauf wurden sie vom König, welcher von seinem Heer umgeben war, im Kampf besiegt und getötet.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 121 👂 📔 🎴

Und unter allen Leuten verbreitete sich das Gerücht, daß seine Feinde durch die Macht der Verschwägerung mit Vishnu vernichtet seien.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 122 👂 📔 🎴

Der Weber aber, nachdem er sie getötet sah, stieg sehr vergnügten Sinnes vom Himmel herab.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 123 👂 📔 🎴

Als nun der König, die Minister und die Einwohner der Stadt den Weber, ihren Mitbürger, erblickten, fragten sie ihn:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 124 👂 📔 🎴

„Was ist das?“ Und er berichtete ihnen von Anfang an die ganze vorhergegangene Geschichte.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 125 👂 📔 🎴

Der König, welcher durch die Vernichtung der Feinde an Macht gewonnen hatte, wurde dem Weber plötzlich sehr gewogen, übergab ihm vor aller Welt Augen die Prinzessin feierlich zur Ehe und fügte einen Landbesitz hinzu.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 126 👂 📔 🎴

So brachte der Weber sein Leben mit ihr im Genuß der fünf Arten sinnlicher Freuden zu, welche die Quintessenz der Welt des Lebendigen bilden.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 127 👂 📔 🎴

Daher sagt man:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 128 👂 📔 🎴

``Eines wohlverborgenen Truges Ende findet selbst Brahman nicht: Ein Weber in Gestalt Vishnus gewinnt des Königs Töchterlein.´´“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Der Weber als Vishnu" && "Die Krähen und die Schlange" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 129 👂 📔 🎴

Nachdem er dieses gehört, sagte Karataka:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 130 👂 📔 🎴

„Lieber! das ist in der Tat wahr! Aber trotzdem habe ich große Furcht. Denn Sanjivaka ist klug und der Löwe schrecklich.

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 131 👂 📔 🎴

Darum bist du nicht mächtig genug, ihn von jenem zu trennen.“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 132 👂 📔 🎴

Doch jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 133 👂 📔 🎴

„Auch ein Ohnmächtiger ist mächtig. Denn man erzählt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 134 👂 📔 🎴

``Durch Hinterlist ist ausführbar, was Gewalt nicht zustande bringt: Vermittelst einer Goldkette schuf die Krähe der Schlange Tod.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 135 👂 📔 🎴

Da fragte Karataka

Panchatantra/Book 1/Der Weber als Vishnu/Folio 136 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange 👂 📔 🎴

Die Geschichte von den mutigen Kräheneltern und der bösen Schlange.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 2 👂 📔 🎴

In einer gewissen Gegend wuchs ein großer Feigenbaum.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 3 👂 📔 🎴

Darauf hatte sich ein Krähenpaar ein Nest gebaut und wohnte darin.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 4 👂 📔 🎴

Da kam nun jedesmal zur Brutzeit aus einer Höhlung dieses Baumes eine schwarze Schlange und fraß die Jungen dieser beiden.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 5 👂 📔 🎴

Darauf gingen sie voll Verzweiflung zu einem Schakal, welcher an der Wurzel eines andern Baumes hauste und ihr geliebter Freund war, und sprachen zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 6 👂 📔 🎴

„Lieber! Was können wir beide tun? Diese böse schwarze Schlange kommt aus einer Höhlung des Baumes und frißt unsere Jungen.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 7 👂 📔 🎴

Sag uns ein Mittel, dies abzuwenden. Wessen Feld an einem Flußufer, wessen Weib mit einem andern buhlt, und der, in dessen Haus Schlangen leben, wie wäre dessen Herz von Sorgen frei?

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 8 👂 📔 🎴

Und ein anderes: In einem Hause voll Schlangen zu wohnen, ist der sichere Tod. Wohnt die Schlange am Dorfende, ist schon das Leben in Gefahr. So sind auch wir, indem wir da wohnen, Tag für Tag in Lebensgefahr.“

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 9 👂 📔 🎴

Der Schakal antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 10 👂 📔 🎴

„Macht euch euretwegen nicht die geringste Sorge! Natürlich kann der Vielfraß nicht ohne List getötet werden.

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 11 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 12 👂 📔 🎴

``Ein Sieg, wie ihn die List gewährt, wird uns nie durch Waffen zuteil: Wer schlau ist, wenn von Gestalt auch klein, der unterliegt selbst Helden nicht.´´

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 13 👂 📔 🎴

Und so: ``Nachdem er viele Fische verzehrt hatte, große, kleine und mittlere, da starb aus zu großer Freßgier doch der Kranich durch des Krebses Griff.´´“

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 14 👂 📔 🎴

Da fragten jene

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Folio 15 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und er antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs 👂 📔 🎴

In einem Wald befand sich ein großer Teich mit mancherlei Fischen darin.:::Und ein Kranich, welcher da seinen Sitz hatte, war alt geworden und unfähig, Fische zu fangen.:::Die Kehle von Hunger abgezehrt, setzte er sich darauf an das Ufer des Teichs und weinte, den Erdboden mit Tränen, so dick wie Perlen, benetzend.:::Den Hals gekrümmt und auf einem Fuß, wie auf einem Stengel, stehend, wußte es der schurkische Kranich so einzurichten, daß ihn die dummen Fische für eine Lotusblume halten konnten.:::Da kam ein kleiner Krebs herbei, zusammen mit mancherlei Wassertieren, und von des Kranichs Schmerz gerührt, sprach er ehrfurchtsvoll Folgendes: ::: „Lieber! Warum beschäftigst du dich heute nicht mit der Erwerbung deines Unterhalts? Du tust ja nichts als mit tränenerfüllten Augen zu seufzen!“ :::Jener antwortete: „Kind! Deine Bemerkung ist richtig. Ich bin in der Tat ein Fischfresser, aber ich habe allem Irdischen entsagt und bin jetzt daran, mich zu Tode zu fasten. Darum esse ich keine Fische, selbst wenn sie mir nahe kommen.“:::Der Krebs, nachdem er dies gehört, fragte: „Lieber! Was ist der Grund, daß du allem Irdischen entsagt hast?“:::Jener antwortete: „Mein Kind! Ich bin an diesem Teich geboren und alt geworden. Nun habe ich gehört, daß eine zwölfjährige Dürre nahe bevorsteht.“ Der Krebs sagte: „Von wem hast du das gehört?“ Der Kranich antwortete: „Aus dem Munde eines Sterndeuters. Denn Saturn, Mars und Venus werden mitten im Wagen der Rohini aufgehen. Und Varahamihira (ein großer indischer Astronom) hat gesagt: Wenn der Sprößling der Sonne der Rohini Wagen hier in der Welt zerspaltet, dann entsendet Gott Vishnu zwölf Jahre hindurch kein Tröpfchen Regen zur Erde. Und so: Wenn Rohinis Wagen geteilt, vollzieht die Erde, als hätte sie gesündigt, von Asche und Knochen bestreut, gleichsam das Gelübde des Tragens einer Schädelkette. Wenn also Mars oder der Sonne Sohn oder der niedersteigende Knoten den Wagen der Rohini spaltet, warum sollte ich es nicht verkünden, daß dann in feindlichem Meer die gesamte Welt zerstört wird? Und auch: Dringt mitten in Rohinis Wagen der Mond, dann irrt der Mensch hilflos umher, ißt das Fleisch gekochter Kinder und schlürft das Wasser aus Töpfen, die von der Sonne glühen. Dann wird dieser Teich kaum noch Wasser enthalten; rasch wird er austrocknen, und sobald er trocken ist, werden die, mit welchen ich aufgewachsen bin und gespielt habe, allesamt aus Mangel an Wasser umkommen. Nun bin ich nicht fähig, die Trennung von diesen mit anzusehen. Darum habe ich dieses Zutodefasten über mich genommen. Jetzt werden bereits alle Wassertiere, welche sich in Teichen von wenig Wasser befinden, von ihren Leuten in Teiche mit vielem Wasser gebracht, und einige, wie der Makara, der Alligator, der Delphin, der Wasserelefant und andere gehen selbst dahin. Aber die Wassertiere in diesem Teich sind ganz gedankenlos. Darum insbesondere weine ich, weil sie hier auch nicht einmal nur einen Samen von sich retten werden.“ Der Krebs nun, nachdem er diese Rede gehört, tat sie auch den übrigen Wassertieren kund. Diese aber, Fische, Schildkröten und die übrigen, das Herz von Furcht erschreckt, gingen darauf zu dem Kranich und sagten: „Lieber! Gibt es ein Mittel, wodurch wir uns retten können?“ Der Kranich antwortete: „Nicht sehr weit von dieser Wasserstelle ist ein großer Teich, mit viel Wasser und einem Wald von Lotusblumen geschmückt. Der trocknet nicht aus, wenn auch der Regengott vierundzwanzig Jahre lang keinen Regen schickt. Wenn nun einer auf meinen Rücken steigen will, so führe ich ihn dahin.“ Darauf faßten die Wassertiere Vertrauen zu ihm, umringten ihn von allen Seiten und riefen: „Vater! Onkel! Bruder! Ich zuerst! Ich zuerst!“ Der Bösewicht aber ließ sie, einen nach dem andern, auf seinen Rücken steigen, ging nach einem vom Teich nicht weit entfernten großen Fels, warf sie darauf und schmauste sie dann nach Belieben. Dann kehrte er zum Teich zurück, erfreute die Herzen der Wassertiere durch falsche Berichte über ihr Wohlbefinden und verschaffte sich auf diese Weise seine Nahrung. Eines Tages sagte der Krebs zu ihm: „Lieber! Mit mir hast du zuerst liebevolle Rede gepflogen. Warum übergehst du mich nun und trägst die andern weg? Darum besorge jetzt die Rettung meines Lebens!“ Als er dieses hörte, dachte der Bösewicht: „Ich bin des Fischfleisches überdrüssig; drum soll mir dieser Krebs heute als Würze dienen.“ Dann sagte er „Ja“, ließ ihn auf seinen Rücken steigen und machte sich auf den Weg nach dem Richtstein. Der Krebs aber, da er schon aus der Ferne auf dem Stein einen Knochenberg erblickte und die Fischgräten erkannte, fragte ihn: „Lieber! Ist der Teich noch weit? Bist du durch meine Last sehr ermüdet? Sag doch!“ Er aber, indem er dachte „Das ist ein dummes Wassertier! Auf dem Trocknen ist es ohnmächtig.“, antwortete lächelnd: „Krebs! Wo ist an einen andern Teich zu denken? Dies ist die Art, wie ich mir meine Nahrung erwerbe. Darum empfiehl dich jetzt deiner Schutzgottheit! Denn auch dich werde ich auf diesen Stein werfen und fressen!“ Kaum hatte er das gesagt, als sein zarter, wie Lotusstengel lieblicher Hals durch die Schere des Krebses gepackt und zugeschnürt wurde und er bald tot war. Dieser nahm darauf diesen Hals des Kranichs und ging Schrittchen vor Schrittchen zum Teich zurück. Da wurde er nun von allen Wassertieren gefragt: „He! Krebs! Warum bist du zurückgekommen? Ist dem Vogel etwas zugestoßen? Auch ist ja dein Onkel nicht mit zurückgekehrt. Warum zögert er? Wir stehen hier alle voll Begierde und Erwartung.“ Nachdem sie so gesprochen, sagte der Krebs spottend: „Ihr Toren! Dieser hat alle Fische betrogen, sie nicht weit von hier auf einen Stein geworfen und aufgefressen. Ich habe noch bei lebendigem Leibe die Absicht dieses Treulosen erkannt und hier seinen Hals mitgebracht. Weg nun mit der Angst! Von jetzt an dürfen alle Wassertiere vergnügt sein!“ Daher sage ich: Nachdem er viele Fische verzehrt hatte, große, kleine und mittlere, da starb aus zu großer Freßgier doch der Kranich durch des Krebses Griff.“

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/In einem Wald befand sich ein großer Teich mit mancherlei Fischen darin.:::Und ein Kranich 👂 📔 🎴

In einem Wald befand sich ein großer Teich mit mancherlei Fischen darin.:::Und ein Kranich

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ welcher da seinen Sitz hatte 👂 📔 🎴

welcher da seinen Sitz hatte

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ war alt geworden und unfähig 👂 📔 🎴

war alt geworden und unfähig

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ Fische zu fangen.:::Die Kehle von Hunger abgezehrt 👂 📔 🎴

Fische zu fangen.:::Die Kehle von Hunger abgezehrt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ setzte er sich darauf an das Ufer des Teichs und weinte 👂 📔 🎴

setzte er sich darauf an das Ufer des Teichs und weinte

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ den Erdboden mit Tränen 👂 📔 🎴

den Erdboden mit Tränen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ so dick wie Perlen 👂 📔 🎴

so dick wie Perlen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ benetzend.:::Den Hals gekrümmt und auf einem Fuß 👂 📔 🎴

benetzend.:::Den Hals gekrümmt und auf einem Fuß

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wie auf einem Stengel 👂 📔 🎴

wie auf einem Stengel

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ stehend 👂 📔 🎴

stehend

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wußte es der schurkische Kranich so einzurichten 👂 📔 🎴

wußte es der schurkische Kranich so einzurichten

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ daß ihn die dummen Fische für eine Lotusblume halten konnten.:::Da kam ein kleiner Krebs herbei 👂 📔 🎴

daß ihn die dummen Fische für eine Lotusblume halten konnten.:::Da kam ein kleiner Krebs herbei

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ zusammen mit mancherlei Wassertieren 👂 📔 🎴

zusammen mit mancherlei Wassertieren

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ und von des Kranichs Schmerz gerührt 👂 📔 🎴

und von des Kranichs Schmerz gerührt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ sprach er ehrfurchtsvoll Folgendes: ::: „Lieber! Warum beschäftigst du dich heute nicht mit der Erwerbung deines Unterhalts? Du tust ja nichts als mit tränenerfüllten Augen zu seufzen!“ :::Jener antwortete: „Kind! Deine Bemerkung ist richtig. Ich bin in der Tat ein Fischfresser 👂 📔 🎴

sprach er ehrfurchtsvoll Folgendes: ::: „Lieber! Warum beschäftigst du dich heute nicht mit der Erwerbung deines Unterhalts? Du tust ja nichts als mit tränenerfüllten Augen zu seufzen!“ :::Jener antwortete: „Kind! Deine Bemerkung ist richtig. Ich bin in der Tat ein Fischfresser

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ aber ich habe allem Irdischen entsagt und bin jetzt daran 👂 📔 🎴

aber ich habe allem Irdischen entsagt und bin jetzt daran

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ mich zu Tode zu fasten. Darum esse ich keine Fische 👂 📔 🎴

mich zu Tode zu fasten. Darum esse ich keine Fische

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ selbst wenn sie mir nahe kommen.“:::Der Krebs 👂 📔 🎴

selbst wenn sie mir nahe kommen.“:::Der Krebs

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ nachdem er dies gehört 👂 📔 🎴

nachdem er dies gehört

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ fragte: „Lieber! Was ist der Grund 👂 📔 🎴

fragte: „Lieber! Was ist der Grund

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ daß du allem Irdischen entsagt hast?“:::Jener antwortete: „Mein Kind! Ich bin an diesem Teich geboren und alt geworden. Nun habe ich gehört 👂 📔 🎴

daß du allem Irdischen entsagt hast?“:::Jener antwortete: „Mein Kind! Ich bin an diesem Teich geboren und alt geworden. Nun habe ich gehört

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ daß eine zwölfjährige Dürre nahe bevorsteht.“ Der Krebs sagte: „Von wem hast du das gehört?“ Der Kranich antwortete: „Aus dem Munde eines Sterndeuters. Denn Saturn 👂 📔 🎴

daß eine zwölfjährige Dürre nahe bevorsteht.“ Der Krebs sagte: „Von wem hast du das gehört?“ Der Kranich antwortete: „Aus dem Munde eines Sterndeuters. Denn Saturn

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ Mars und Venus werden mitten im Wagen der Rohini aufgehen. Und Varahamihira (ein großer indischer Astronom) hat gesagt: Wenn der Sprößling der Sonne der Rohini Wagen hier in der Welt zerspaltet 👂 📔 🎴

Mars und Venus werden mitten im Wagen der Rohini aufgehen. Und Varahamihira (ein großer indischer Astronom) hat gesagt: Wenn der Sprößling der Sonne der Rohini Wagen hier in der Welt zerspaltet

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ dann entsendet Gott Vishnu zwölf Jahre hindurch kein Tröpfchen Regen zur Erde. Und so: Wenn Rohinis Wagen geteilt 👂 📔 🎴

dann entsendet Gott Vishnu zwölf Jahre hindurch kein Tröpfchen Regen zur Erde. Und so: Wenn Rohinis Wagen geteilt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ vollzieht die Erde 👂 📔 🎴

vollzieht die Erde

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ als hätte sie gesündigt 👂 📔 🎴

als hätte sie gesündigt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ von Asche und Knochen bestreut 👂 📔 🎴

von Asche und Knochen bestreut

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ gleichsam das Gelübde des Tragens einer Schädelkette. Wenn also Mars oder der Sonne Sohn oder der niedersteigende Knoten den Wagen der Rohini spaltet 👂 📔 🎴

gleichsam das Gelübde des Tragens einer Schädelkette. Wenn also Mars oder der Sonne Sohn oder der niedersteigende Knoten den Wagen der Rohini spaltet

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ warum sollte ich es nicht verkünden 👂 📔 🎴

warum sollte ich es nicht verkünden

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ daß dann in feindlichem Meer die gesamte Welt zerstört wird? Und auch: Dringt mitten in Rohinis Wagen der Mond 👂 📔 🎴

daß dann in feindlichem Meer die gesamte Welt zerstört wird? Und auch: Dringt mitten in Rohinis Wagen der Mond

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ dann irrt der Mensch hilflos umher 👂 📔 🎴

dann irrt der Mensch hilflos umher

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ ißt das Fleisch gekochter Kinder und schlürft das Wasser aus Töpfen 👂 📔 🎴

ißt das Fleisch gekochter Kinder und schlürft das Wasser aus Töpfen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ die von der Sonne glühen. Dann wird dieser Teich kaum noch Wasser enthalten; rasch wird er austrocknen 👂 📔 🎴

die von der Sonne glühen. Dann wird dieser Teich kaum noch Wasser enthalten; rasch wird er austrocknen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ und sobald er trocken ist 👂 📔 🎴

und sobald er trocken ist

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ werden die 👂 📔 🎴

werden die

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ mit welchen ich aufgewachsen bin und gespielt habe 👂 📔 🎴

mit welchen ich aufgewachsen bin und gespielt habe

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ allesamt aus Mangel an Wasser umkommen. Nun bin ich nicht fähig 👂 📔 🎴

allesamt aus Mangel an Wasser umkommen. Nun bin ich nicht fähig

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ die Trennung von diesen mit anzusehen. Darum habe ich dieses Zutodefasten über mich genommen. Jetzt werden bereits alle Wassertiere 👂 📔 🎴

die Trennung von diesen mit anzusehen. Darum habe ich dieses Zutodefasten über mich genommen. Jetzt werden bereits alle Wassertiere

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ welche sich in Teichen von wenig Wasser befinden 👂 📔 🎴

welche sich in Teichen von wenig Wasser befinden

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ von ihren Leuten in Teiche mit vielem Wasser gebracht 👂 📔 🎴

von ihren Leuten in Teiche mit vielem Wasser gebracht

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ und einige 👂 📔 🎴

und einige

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wie der Makara 👂 📔 🎴

wie der Makara

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ der Alligator 👂 📔 🎴

der Alligator

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ der Delphin 👂 📔 🎴

der Delphin

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ der Wasserelefant und andere gehen selbst dahin. Aber die Wassertiere in diesem Teich sind ganz gedankenlos. Darum insbesondere weine ich 👂 📔 🎴

der Wasserelefant und andere gehen selbst dahin. Aber die Wassertiere in diesem Teich sind ganz gedankenlos. Darum insbesondere weine ich

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ weil sie hier auch nicht einmal nur einen Samen von sich retten werden.“ Der Krebs nun 👂 📔 🎴

weil sie hier auch nicht einmal nur einen Samen von sich retten werden.“ Der Krebs nun

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ nachdem er diese Rede gehört 👂 📔 🎴

nachdem er diese Rede gehört

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ tat sie auch den übrigen Wassertieren kund. Diese aber 👂 📔 🎴

tat sie auch den übrigen Wassertieren kund. Diese aber

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ Fische 👂 📔 🎴

Fische

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ Schildkröten und die übrigen 👂 📔 🎴

Schildkröten und die übrigen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ das Herz von Furcht erschreckt 👂 📔 🎴

das Herz von Furcht erschreckt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ gingen darauf zu dem Kranich und sagten: „Lieber! Gibt es ein Mittel 👂 📔 🎴

gingen darauf zu dem Kranich und sagten: „Lieber! Gibt es ein Mittel

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wodurch wir uns retten können?“ Der Kranich antwortete: „Nicht sehr weit von dieser Wasserstelle ist ein großer Teich 👂 📔 🎴

wodurch wir uns retten können?“ Der Kranich antwortete: „Nicht sehr weit von dieser Wasserstelle ist ein großer Teich

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ mit viel Wasser und einem Wald von Lotusblumen geschmückt. Der trocknet nicht aus 👂 📔 🎴

mit viel Wasser und einem Wald von Lotusblumen geschmückt. Der trocknet nicht aus

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wenn auch der Regengott vierundzwanzig Jahre lang keinen Regen schickt. Wenn nun einer auf meinen Rücken steigen will 👂 📔 🎴

wenn auch der Regengott vierundzwanzig Jahre lang keinen Regen schickt. Wenn nun einer auf meinen Rücken steigen will

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ so führe ich ihn dahin.“ Darauf faßten die Wassertiere Vertrauen zu ihm 👂 📔 🎴

so führe ich ihn dahin.“ Darauf faßten die Wassertiere Vertrauen zu ihm

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ umringten ihn von allen Seiten und riefen: „Vater! Onkel! Bruder! Ich zuerst! Ich zuerst!“ Der Bösewicht aber ließ sie 👂 📔 🎴

umringten ihn von allen Seiten und riefen: „Vater! Onkel! Bruder! Ich zuerst! Ich zuerst!“ Der Bösewicht aber ließ sie

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ einen nach dem andern 👂 📔 🎴

einen nach dem andern

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ auf seinen Rücken steigen 👂 📔 🎴

auf seinen Rücken steigen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ ging nach einem vom Teich nicht weit entfernten großen Fels 👂 📔 🎴

ging nach einem vom Teich nicht weit entfernten großen Fels

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ warf sie darauf und schmauste sie dann nach Belieben. Dann kehrte er zum Teich zurück 👂 📔 🎴

warf sie darauf und schmauste sie dann nach Belieben. Dann kehrte er zum Teich zurück

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ erfreute die Herzen der Wassertiere durch falsche Berichte über ihr Wohlbefinden und verschaffte sich auf diese Weise seine Nahrung. Eines Tages sagte der Krebs zu ihm: „Lieber! Mit mir hast du zuerst liebevolle Rede gepflogen. Warum übergehst du mich nun und trägst die andern weg? Darum besorge jetzt die Rettung meines Lebens!“ Als er dieses hörte 👂 📔 🎴

erfreute die Herzen der Wassertiere durch falsche Berichte über ihr Wohlbefinden und verschaffte sich auf diese Weise seine Nahrung. Eines Tages sagte der Krebs zu ihm: „Lieber! Mit mir hast du zuerst liebevolle Rede gepflogen. Warum übergehst du mich nun und trägst die andern weg? Darum besorge jetzt die Rettung meines Lebens!“ Als er dieses hörte

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ dachte der Bösewicht: „Ich bin des Fischfleisches überdrüssig; drum soll mir dieser Krebs heute als Würze dienen.“ Dann sagte er „Ja“ 👂 📔 🎴

dachte der Bösewicht: „Ich bin des Fischfleisches überdrüssig; drum soll mir dieser Krebs heute als Würze dienen.“ Dann sagte er „Ja“

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ ließ ihn auf seinen Rücken steigen und machte sich auf den Weg nach dem Richtstein. Der Krebs aber 👂 📔 🎴

ließ ihn auf seinen Rücken steigen und machte sich auf den Weg nach dem Richtstein. Der Krebs aber

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ da er schon aus der Ferne auf dem Stein einen Knochenberg erblickte und die Fischgräten erkannte 👂 📔 🎴

da er schon aus der Ferne auf dem Stein einen Knochenberg erblickte und die Fischgräten erkannte

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ fragte ihn: „Lieber! Ist der Teich noch weit? Bist du durch meine Last sehr ermüdet? Sag doch!“ Er aber 👂 📔 🎴

fragte ihn: „Lieber! Ist der Teich noch weit? Bist du durch meine Last sehr ermüdet? Sag doch!“ Er aber

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ indem er dachte „Das ist ein dummes Wassertier! Auf dem Trocknen ist es ohnmächtig.“ 👂 📔 🎴

indem er dachte „Das ist ein dummes Wassertier! Auf dem Trocknen ist es ohnmächtig.“

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ antwortete lächelnd: „Krebs! Wo ist an einen andern Teich zu denken? Dies ist die Art 👂 📔 🎴

antwortete lächelnd: „Krebs! Wo ist an einen andern Teich zu denken? Dies ist die Art

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wie ich mir meine Nahrung erwerbe. Darum empfiehl dich jetzt deiner Schutzgottheit! Denn auch dich werde ich auf diesen Stein werfen und fressen!“ Kaum hatte er das gesagt 👂 📔 🎴

wie ich mir meine Nahrung erwerbe. Darum empfiehl dich jetzt deiner Schutzgottheit! Denn auch dich werde ich auf diesen Stein werfen und fressen!“ Kaum hatte er das gesagt

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ als sein zarter 👂 📔 🎴

als sein zarter

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ wie Lotusstengel lieblicher Hals durch die Schere des Krebses gepackt und zugeschnürt wurde und er bald tot war. Dieser nahm darauf diesen Hals des Kranichs und ging Schrittchen vor Schrittchen zum Teich zurück. Da wurde er nun von allen Wassertieren gefragt: „He! Krebs! Warum bist du zurückgekommen? Ist dem Vogel etwas zugestoßen? Auch ist ja dein Onkel nicht mit zurückgekehrt. Warum zögert er? Wir stehen hier alle voll Begierde und Erwartung.“ Nachdem sie so gesprochen 👂 📔 🎴

wie Lotusstengel lieblicher Hals durch die Schere des Krebses gepackt und zugeschnürt wurde und er bald tot war. Dieser nahm darauf diesen Hals des Kranichs und ging Schrittchen vor Schrittchen zum Teich zurück. Da wurde er nun von allen Wassertieren gefragt: „He! Krebs! Warum bist du zurückgekommen? Ist dem Vogel etwas zugestoßen? Auch ist ja dein Onkel nicht mit zurückgekehrt. Warum zögert er? Wir stehen hier alle voll Begierde und Erwartung.“ Nachdem sie so gesprochen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ sagte der Krebs spottend: „Ihr Toren! Dieser hat alle Fische betrogen 👂 📔 🎴

sagte der Krebs spottend: „Ihr Toren! Dieser hat alle Fische betrogen

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ sie nicht weit von hier auf einen Stein geworfen und aufgefressen. Ich habe noch bei lebendigem Leibe die Absicht dieses Treulosen erkannt und hier seinen Hals mitgebracht. Weg nun mit der Angst! Von jetzt an dürfen alle Wassertiere vergnügt sein!“ Daher sage ich: Nachdem er viele Fische verzehrt hatte 👂 📔 🎴

sie nicht weit von hier auf einen Stein geworfen und aufgefressen. Ich habe noch bei lebendigem Leibe die Absicht dieses Treulosen erkannt und hier seinen Hals mitgebracht. Weg nun mit der Angst! Von jetzt an dürfen alle Wassertiere vergnügt sein!“ Daher sage ich: Nachdem er viele Fische verzehrt hatte

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ große 👂 📔 🎴

große

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ kleine und mittlere 👂 📔 🎴

kleine und mittlere

Panchatantra/Book 1/Die Krähen und die Schlange/Der Kranich und der Krebs/ da starb aus zu großer Freßgier doch der Kranich durch des Krebses Griff.“ 👂 📔 🎴

da starb aus zu großer Freßgier doch der Kranich durch des Krebses Griff.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo zwischen "Die Krähen und die Schlange" && "Der Löwe und der Hase" 👂 📔 🎴

Daher sage ich: Durch Hinterlist ist ausführbar, was Gewalt nicht zustande bringt: Vermittelst einer Goldkette schuf die Krähe der Schlange Tod. Und so: Ein schwacher Feind, dessen vor Übermut blind und sorglosen Sinns die Helden zuerst nicht achten, wo er noch leicht zu bemeistern war, wird dann, einer Krankheit gleich, unüberwindlich mächtig. So gibt es nichts in dieser Welt, was Weise nicht zu bemeistern vermöchten. Man sagt auch: Wer Verstand hat, der hat Stärke. Woher hätte der Dumme Kraft? Sieh nur! Ein Löwe, vor lauter Stolz ganz ohne Vernunft, wurde von einem Häschen zu Tod gebracht.“

Da fragte Karataka sagte „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase 👂 📔 🎴

Die Geschichte von dem großen fiesen Löwen und dem kleinen schlauen Hasen

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 2 👂 📔 🎴

In der Mitte eines Waldes lebte ein Löwe namens Bhasuraka (der „Heldenhafte“). Dieser nun brachte infolge seiner übermäßigen Stärke ohne Unterbrechung viele Gazellen, Hasen und andere Tiere um.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 3 👂 📔 🎴

Da versammelten sich eines Tages alle Geschöpfe des Waldes: Gazellen, Eber, Büffel, Hasen und so weiter, gingen zu ihm und sagten:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 4 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Wozu diese unnütze Ermordung alles Wildes, da ja schon ein Tier genügt, um dich zu sättigen? Schließe deswegen mit uns eine Übereinkunft:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 5 👂 📔 🎴

Von heute an magst du hier ruhig sitzen bleiben und jeden Tag soll nach der Reihenfolge der Geschöpfe ein Tier zu dir kommen, um sich von dir fressen zu lassen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 6 👂 📔 🎴

Auf diese Weise wird dir doch dein Lebensunterhalt ohne Anstrengung zuteil, und wir andrerseits werden nicht ausgerottet.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 7 👂 📔 🎴

Das ist Königsrecht und demgemäß möge gehandelt werden.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 8 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 9 👂 📔 🎴

``Wer seine Herrschaft allmählich genießt, wenn sie Früchte bringt, wie der Weise den Allheiltrank, dem wird höchstes Gedeihen zuteil.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 10 👂 📔 🎴

Selbst rauher Boden und Holzscheite, wenn nach Vorschrift mit Segensspruch bewegt, geben den Opferspeisenden die Früchte.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 11 👂 📔 🎴

Wer gut des Untertans waltet, vermehrt seines Himmels Schatz. Doch Tyrannei zerstört Tugend und führt Sünde und Schimpf herbei.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 12 👂 📔 🎴

Gleichwie der Kuhhirte durch Weide mäßig Milch von den Kühen zieht, so ziemt es sich, mäßig durch Hüten Geld vom Untertan zu ziehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 13 👂 📔 🎴

Der Fürst, der seine Schützlinge aus Torheit ermordet, Ziegen gleich, der wird nur einmal sich freuen, doch nimmermehr zum zweiten Mal.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 14 👂 📔 🎴

Ein König, der nach Frucht strebt, pflege die Welten eifrig mit Spende und Ehre, wie der Gärtner seine Schößlinge mit Wasser.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 15 👂 📔 🎴

Der Fürst gleicht einer Lampe: Wie diese das Öl, so zieht er den Reichtum von seinen Untertanen an sich, ohne daß es dort wegen der leuchtenden, in der Lampe befindlichen Fäden des Dochtes, hier wegen der glänzenden inneren Eigenschaften des Königs von irgend jemand bemerkt wird. Wie man Kühe zur rechten Zeit melkt, so warte man des Untertans.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 16 👂 📔 🎴

Der Strauch, der Blüten und Frucht trägt, wird begossen und wohlgehegt. Gleichwie ein zarter Baumschößling, wenn er mit Sorgfalt gepflegt wird, Früchte zu seiner Zeit spendet, so auch die Welt, wenn sie gut regiert wird.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 17 👂 📔 🎴

Gold, Getreide und Juwelen, Roß und Wagen mancher Art und so auch, was sie sonst haben, kommt den Fürsten vom Untertan.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 18 👂 📔 🎴

Fürsten, welche der Welt wohltun, nehmen immer an Segen zu: Wenn sie die Welt zugrunde richten, so gehen sie sicher selbst zugrunde.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 19 👂 📔 🎴

Als der Löwenkönig diese ihre Rede gehört hatte, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 20 👂 📔 🎴

„Ach! Was ihr sagt, ist wahr. Aber wenn, während ich hier sitze, nicht immer ein Tier zu mir kommt, dann werde ich euch alle zusammen auffressen.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 21 👂 📔 🎴

Darauf gaben sie mit den Worten „So sei es!“ ihr Versprechen und schweiften nun, frei von Gefahr, furchtlos in diesem Walde umher.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 22 👂 📔 🎴

Jeden Tag kam aber, der Reihenfolge gemäß, ein Tier zu ihm. Ein altes oder eines, welches allem Irdischen entsagt hatte, oder ein von Kummer verzehrtes, oder eines, welches den Verlust von Frau und Kindern fürchtete, stellte sich aus ihrer Mitte um die Mittagszeit bei ihm ein, um ihm zur Speise zu dienen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 23 👂 📔 🎴

So kam denn einst, gemäß der Ordnung der Geschöpfe, die Reihe an den Hasen, und so wenig es ihm gefiel, wurde er doch von allem Wild fortgeschickt.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 24 👂 📔 🎴

Indem er nun so langsam als möglich ging, überschritt er die bestimmte Zeit und mit angstvollem Herzen nach einem Mittel suchend, um dem Tod zu entgehen, kam er erst gegen Ende des Tages an.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 25 👂 📔 🎴

Der Löwe aber, dessen Kehle infolge der Überschreitung der bestimmten Zeit von Hunger gereizt war, war voll Zorn, beleckte ringsum die Winkel seines Rachens und dachte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 26 👂 📔 🎴

„Aha! Morgen muß ich alle Geschöpfe im Wald ausrotten!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 27 👂 📔 🎴

Indem er so dachte, kam das Häschen Schrittchen vor Schrittchen anmarschiert, verbeugte sich und stellte sich ihm gegenüber.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 28 👂 📔 🎴

Als nun der Löwe sah, daß dieses sonst so leichtfüßige Geschöpf so spät erst herangekommen war, wurde er ganz von Zorn entflammt und sprach drohend:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 29 👂 📔 🎴

„Ha! Du lumpiges Häschen! Gerade du, der sonst der Leichtfüßigste ist, kommst lange nach der festgesetzten Zeit! Wegen dieses Verbrechens werde ich, nachdem ich dich getötet, morgen alle Tiere zusammen ausrotten.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 30 👂 📔 🎴

Darauf sprach das Häschen demütig, nachdem es sich verneigte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 31 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Es ist hier weder von meiner Seite noch von seiten der übrigen Tiere etwas versehen. Mögest du die Veranlassung hören wollen!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 32 👂 📔 🎴

Der Löwe sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 33 👂 📔 🎴

„So tue sie rasch kund, bevor du zwischen meine Zähne gerätst!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 34 👂 📔 🎴

Das Häschen sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 35 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Nachdem ich von sämtlichem Wild erfahren habe, daß heute nach der Ordnung der Geschöpfe die Reihe an mir sei, dem sehr Leichtfüßigen, wurde ich mit vier Hasen fortgeschickt.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 36 👂 📔 🎴

Nachdem ich darauf unterwegs war, wurde ich von einem großen anderen Löwen, der aus einer Höhle kam, angeredet: «He da! Wohin geht ihr? Empfehlt euch eurer Schutzgottheit!»

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 37 👂 📔 🎴

Darauf antwortete ich: «Wir gehen, kraft des Vertrages, zu unserm Herrn Bhasuraka, um ihm als Futter zu dienen.»

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 38 👂 📔 🎴

Darauf sagte er: «Wenn dem so ist, so müssen sämtliche Tiere auch mit mir einen Vertrag schließen, denn mir gehört dieser Wald. Dieser Bhasuraka ist ein elender Räuber. Doch wenn er hier König ist, so laß mir die vier Hasen als Geiseln hier, fordere ihn hierher und komm so eilig wie möglich zurück, damit derjenige von uns beiden, welcher durch seine Stärke König sein wird, sämtliches Wild hier fresse.»

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 39 👂 📔 🎴

Darauf bin ich auf sein Geheiß zu dem Herrn gegangen. Dieses ist der Grund, weswegen ich die Zeit versäumt habe. Jetzt hat der Herr zu befehlen!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 40 👂 📔 🎴

Nachdem Bhasuraka dies gehört hatte, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 41 👂 📔 🎴

„Lieber! Wenn es sich so verhält, dann zeige mir rasch diesen Spitzbuben von einem Löwen, damit ich meinen Zorn gegen die Tiere auf ihn ausschütte und wieder zu mir selbst komme.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 42 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 43 👂 📔 🎴

``Land, Freunde und Gold - diese drei Dinge sind es, um die man Kriege führt. Doch wer keines von denen besitzt, der läßt sich nicht in Krieg ein. Wo kein großer Gewinn winkt oder kein Sieg in Aussicht steht, da wird nimmer Krieg anfangen und führen, wer Verstand besitzt.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 44 👂 📔 🎴

  Der Hase sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 45 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Das ist wahr! Des eignen Landes wegen und um Unbill abzuwenden, kämpfen die Krieger.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 46 👂 📔 🎴

Dieser aber haust in einer Burg; macht er einen Ausfall aus der Burg, so sind wir bedrängt; bleibt er in der Burg, so ist er ein schwer zu besiegender Feind.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 47 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 48 👂 📔 🎴

``Was ein König nicht durch tausend Elefanten und zehntausend Rosse kann zustande bringen, das wird durch eine Burg erreicht.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 49 👂 📔 🎴

Ein einziger Schütze wehrt hundert ab, wenn er auf einer Mauer steht. Deswegen haben Staatsmänner auch Festungen angeraten.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 50 👂 📔 🎴

Auf seines Lehrers Rat baute sich sogar Indra eine Burg durch Visvakarmas Kunst, weil er Hiranyakashipu fürchtete.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 51 👂 📔 🎴

Und welchem König er als Gnade eine feste Burg gewährt, dem folgt der Sieg, und Burgen werden ihm auf Erden zu Tausenden.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 52 👂 📔 🎴

Wie eine Schlange, die zahnlos ist, wie ein brunstloser Elefant, so wird ein Fürst, der ohne Burg ist, leicht besiegbar für alle Welt.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 53 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte Bhasuraka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 54 👂 📔 🎴

„Lieber! Zeige mir nur diesen Spitzbuben, wenn er sich auch in einer Burg befindet, damit ich ihn umbringe.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 55 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 56 👂 📔 🎴

``Wer nicht im ersten Ansatz Feind und Krankheit zu Boden schlägt, wird trotz aller Stärke doch ihr Opfer, sobald sie herangewachsen sind. Doch wer auf seine Kraft vertrauend, von Ehrbegier sich treiben läßt, kann seine Feinde allein töten, wie Bhrigus Sproß die Kshatriyas.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 57 👂 📔 🎴

Das Häschen sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 58 👂 📔 🎴

„Das ist wahr! Dennoch aber habe ich gesehen, daß er sehr stark ist. Darum geziemt es sich nicht, daß der Herr gehe, ohne dessen Kraft zu kennen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 59 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 60 👂 📔 🎴

``Wer nicht die eigne Kraft kennt noch die des Feindes, und hitzigen Sinns zum Kampfe eilt, der geht unter, gleichwie die Motte im Licht. Der Schwache, welcher ausziehet, um einen mächtigen Feind zu schlagen, der wird demütig heimkehren, wie ein zahnloser Elefant.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 61 👂 📔 🎴

Da rief Bhasuraka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 62 👂 📔 🎴

„Ha! Was geht das dich an? Zeige mir ihn nur, wenn er auch in einer Burg haust!“ Und das Häschen antwortete: „Wenn du denn willst, so komm, oh Herr!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 63 👂 📔 🎴

Nachdem es dies gesagt, machte es sich vor ihm her auf den Weg, ging alsdann zu einem Brunnen und sagte zu Bhasuraka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 64 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Wer ist fähig, deine Majestät zu ertragen? Hat sich doch auch dieser Spitzbube, nachdem er dich nur von weitem gesehen, in seine Burg zurückgezogen. Komm heran, damit ich ihn dir zeige!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 65 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte Bhasuraka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 66 👂 📔 🎴

„Lieber! Zeige mir rasch die Burg!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 67 👂 📔 🎴

Darauf zeigte ihm der Hase jenen Brunnen. Der törichte Löwe aber, da er mitten im Brunnen auf dem Wasser sein Spiegelbild hervorleuchten sah, erhob ein Schlachtgebrüll, und darauf stieg durch dessen Echo aus dem Brunnen ein doppelt so starkes Gebrüll hervor.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 68 👂 📔 🎴

Wie er aber dieses hörte, so dachte er „Der ist gewaltig stark!“, warf sich auf ihn und verlor das Leben.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 69 👂 📔 🎴

Das Häschen aber, nachdem es freudigen Herzens allem Wild Glück gewünscht hatte und von diesem sehr gepriesen war, lebte vergnügt in diesem Walde.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 70 👂 📔 🎴

Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 71 👂 📔 🎴

``Wer Verstand hat, der hat Stärke.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 72 👂 📔 🎴

Woher hätte der Dumme Kraft? Sieh nur! Ein Löwe, vor Stolz ohne Vernunft, wurde von einem Häschen zu Tod gebracht.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 73 👂 📔 🎴

Drum, wenn du es gutheißt, will ich hingehen und durch die Macht meiner Klugheit ihre Freundschaft trennen.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo zwischen "Löwe und der Hase" && "Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 73 👂 📔 🎴

Drum, wenn du es gutheißt, will ich hingehen und durch die Macht meiner Klugheit ihre Freundschaft trennen.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 74 👂 📔 🎴

Karataka sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 75 👂 📔 🎴

„Lieber! Wenn es so ist, so mögen deine Wege glücklich sein! Möge geschehen, was du beabsichtigst!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 76 👂 📔 🎴

Als darauf Damanaka den Pingalaka ohne Sanjivaka erblickte, benutzte er diese Gelegenheit, verbeugte sich und setzte sich vor ihm nieder. Pingalaka aber sagte zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 77 👂 📔 🎴

„Lieber! Warum hast du dich so lange nicht sehen lassen?“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 78 👂 📔 🎴

Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 79 👂 📔 🎴

„Königliche Majestät bedürfen meiner ganz und gar nicht; darum nahe ich mich nicht.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 80 👂 📔 🎴

Trotzdem wird mein Herz heftig gepeinigt, weil ich sehe, wie des Königs Angelegenheiten zugrunde gehen, und aus Bekümmernis komme ich nun doch von selbst, um zu reden.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 81 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 82 👂 📔 🎴

``Liebes oder selbst Unliebes, Glückliches und Unglückliches sollst du selbst ungefragt sagen dem, dessen Wohlergehen du wünschst.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 83 👂 📔 🎴

Als aber Pingalaka diese seine absichtsvolle Rede hörte, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 84 👂 📔 🎴

„Was willst du eigentlich sagen? Sprich es rein heraus!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 85 👂 📔 🎴

Dieser sagte darauf:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 86 👂 📔 🎴

„Majestät! Dieser Sanjivaka hat gegen Euer Gnaden Verräterei im Sinn. Mir, der ich sein Vertrauen gewonnen, hat er heimlich Folgendes gesagt: «He! Damanaka! Ich habe nun Pingalakas starke und schwache Seiten kennengelernt. Ich werde ihn nun töten, mir die Oberherrschaft über alles Wild aneignen und dich zu meinem Minister machen.»"

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 87 👂 📔 🎴

„ Als Pingalaka diese furchtbare Rede hörte, die ihn wie der schwerste Donnerschlag traf, verlor die Besinnung und antwortete nicht eine Silbe.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 88 👂 📔 🎴

Damanaka, da er ihn in diesem Zustand erblickte, dachte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 89 👂 📔 🎴

„Er ist doch durch Liebe an diesen Sanjivaka gefesselt.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 90 👂 📔 🎴

Deshalb würde der König sicher durch diesen Minister zugrunde gehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 91 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 92 👂 📔 🎴

``Sobald ein Fürst einen Minister zum Herrn in seinem Reich macht, so ergreift diesen Betörung und Übermut, aus Stolz verdrießt ihn des Dieners Stand und so verdrossen pflanzt sich Begierde nach Unabhängigkeit in sein Herz; aus Unabhängigkeitsgier stellt er dann des Fürsten Leben nach.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 93 👂 📔 🎴

Was ist also hier ratsam?“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 94 👂 📔 🎴

Pingalaka aber, nachdem er wieder zum Bewußtsein gekommen war, sagte zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 95 👂 📔 🎴

„Damanaka! Sanjivaka ist doch ein Diener, der mir so lieb wie mein Leben ist. Wie sollte der Verrat gegen mich im Sinne führen?“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 96 👂 📔 🎴

Damanaka antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 97 👂 📔 🎴

„Diener oder Nichtdiener! Das sind Worte, die auf sehr verschiedene Weisen verstanden werden können. Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 98 👂 📔 🎴

``Keinen einzigen Mann gibt es, der nicht der Könige Macht begehrt. Nur die, die keine Kraft haben, dienen den Königen allerwärts.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 99 👂 📔 🎴

Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 100 👂 📔 🎴

„Lieber! Trotzdem verändert sich meine Gesinnung gegen ihn nicht.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 101 👂 📔 🎴

Sagt man doch auch mit Recht: Wer wird nicht seinen Leib lieben, wenn er auch voll Gebrechen ist: Wer einmal Freund, wenn auch fehlend, der bleibt doch immer unser Freund.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 102 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 103 👂 📔 🎴

„Daher grade dieses Unglück!

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 104 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 105 👂 📔 🎴

``Auf wen der Fürst allzu gnädig sein Auge einmal geworfen hat, ob hochgeboren, ob niedrig, der ist der Glücksgöttin Gefäß.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 106 👂 📔 🎴

Aber um welcher ausgezeichneten Eigenschaft willen hält der Herr den Sanjivaka in seiner Nähe, welcher doch gar nichts Hervorragendes besitzt? Wenn aber Majestät etwa so denkt «Er hat einen großen Körper, und vermittelst desselben werde ich meine Feinde vernichten!», so ist dieser Schluß bei ihm nicht richtig: Denn er ist ein Grasfresser.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 107 👂 📔 🎴

Eurer Majestät Feinde dagegen sind Fleischfresser, daher ist die Verbindung mit ihm zur Bewältigung Eurer Feinde von keinem Nutzen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 108 👂 📔 🎴

Drum möge er getötet werden, nachdem ihm seine Schuld vorgehalten ist. Hast du nicht gehört?

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 109 👂 📔 🎴

Weil ich nicht tat, was mir Tiger, Schlange und auch Affe rieten, darum wurde ich vom Bösewicht in dieses Unglück geschleudert.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 110 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka

Panchatantra/Book 1/Der Löwe und der Hase/Folio 111 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und Damanaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch 👂 📔 🎴

Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch/DM container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 2 👂 📔 🎴

In einem gewissen Orte lebte ein Brahmane namens Yajnadatta („vom Opfer gegeben“). Dessen Brahmanin (seine Ehefrau) sprach von Armut überwältigt von Tag zu Tag folgendermaßen:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 3 👂 📔 🎴

„Ach! Du mutloser und hartherziger Brahmane! Wie du so sorglos dastehst, siehst du nicht, wie deine Kinder von Hunger gequält werden? Begib dich auf irgendeine Reise, suche dort mit all deinen Kräften ein Mittel, um Nahrung anzuschaffen und komme so schnell wie möglich wieder zurück.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 4 👂 📔 🎴

Weil der Brahmane ihrer Reden überdrüssig ward, fing er an, eine große Reise zu unternehmen.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 5 👂 📔 🎴

Nach einigen Tagen geriet er in einen großen Wald. Indem er so im Walde ging, war er durstig und suchte nach Wasser. Da sah er an einem Ort eine von Laub bedeckte große Grube.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 6 👂 📔 🎴

Wie er hineinsieht, so erblickt er darin einen Tiger, einen Affen, eine Schlange und einen Menschen. Als sie ihn erblickten, sprach der Tiger, nachdem er erkannt hatte, daß er ein Mensch war:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 7 👂 📔 🎴

„Oh! Oh! Du Tugendreicher! Bedenke, daß es ein großes Verdienst ist, lebendige Geschöpfe zu retten, und ziehe mich heraus, damit ich wieder in den Kreis meiner lieben Freunde, meiner Frau und Familie gelange!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 8 👂 📔 🎴

Der Brahmane aber sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 9 👂 📔 🎴

„Durch die bloße Erwähnung deines Namens gerät alles Lebende in Furcht. Sollte ich mich nicht also auch vor dir fürchten müssen?“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 10 👂 📔 🎴

Der Tiger aber entgegnete:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 11 👂 📔 🎴

„Für den Mörder eines Brahmanen, für Säufer, Schurken, Diebe und Gelübdebrecher gibt es Bußen, aber für Undankbare nicht.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 12 👂 📔 🎴

Weiter sprach er noch:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 13 👂 📔 🎴

„Mit einem dreifachen Schwur schwöre ich: Du hast keine Gefahr von mir zu befürchten. Drum habe Mitleid und zieh mich heraus!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 14 👂 📔 🎴

Darauf überlegte der Brahmane in seinem Herzen 'Selbst der Tod, wenn man ihn erleidet, indem man das Leben eines lebendigen Wesens rettet, bereitet Seligkeit.' und half ihm deshalb aus der Grube.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 15 👂 📔 🎴

Nun sprach auch der Affe zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 16 👂 📔 🎴

„Oh Guter! Hilf auch mir heraus!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 17 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, half der Brahmane auch diesem heraus. Dann sprach die Schlange:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 18 👂 📔 🎴

„Oh Zweifachgeborener! Hilf auch mir heraus!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 19 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte der Brahmane:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 20 👂 📔 🎴

„Man zittert schon auch nur euren Namen zu nennen, geschweige euch zu berühren!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 21 👂 📔 🎴

Die Schlange sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 22 👂 📔 🎴

„Es ist nicht unser freier Wille! Wir beißen nicht, wo wir nicht dazu aufgeregt werden. Mit einem dreifachen Schwur schwöre ich: Vor mir brauchst du dich nicht zu fürchten.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 23 👂 📔 🎴

Nachdem er dieses gehört hatte, half er ihr heraus. Darauf sprachen die Tiere zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 24 👂 📔 🎴

„Aller Schlechtigkeiten Sitz ist ein Mensch: Das bedenke und hilf diesem weder heraus noch schenke ihm Vertrauen!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 25 👂 📔 🎴

Und der Tiger sprach von neuem:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 26 👂 📔 🎴

„Auf der nördlichen Seite des vielgipfligen Berges, welchen du hier siehst, ist in einem Felsspalt meine Höhle. Dahin mußt du die Gewogenheit haben einmal zu mir zu kommen, damit ich dir meinen Dank vergelte, um nicht noch in einem zukünftigen Leben dein Schuldner zu sein!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 27 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, machte er sich auf den Weg nach seinem Hause. Darauf sagte der Affe:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 28 👂 📔 🎴

„Ebendaselbst in der Nähe der Höhle ist meine Wohnung dicht bei einem Wasserfall. Dahin mußt du zu mir kommen!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 29 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen ging er weg. Und die Schlange sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 30 👂 📔 🎴

„Wenn du in eine Lebensgefahr gerätst, dann erinnere dich meiner!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 31 👂 📔 🎴

Nachdem sie so gesprochen ging sie, woher sie gekommen war. Darauf schrie der Mann in der Grube wiederholt:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 32 👂 📔 🎴

„Oh! Oh Brahmane! Hilf auch mir heraus!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 33 👂 📔 🎴

Schließlich wurde der Brahmane doch von Mitleid bewegt, bedachte 'Das ist ein Mensch wie ich!' und zog ihn heraus.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 34 👂 📔 🎴

Und der Mann sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 35 👂 📔 🎴

„Ich bin ein Goldschmied. Wenn du, oh Brahmane! etwas Gold bearbeiten lassen willst, dann bring es nur zu mir!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 36 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen hatte, ging er, woher er gekommen war.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 37 👂 📔 🎴

Der Brahmane aber irrte umher, ohne das Geringste zu finden. Indem er sich von Hunger gequält wieder nach Hause wenden wollte, erinnerte er sich der Rede des Affen.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 38 👂 📔 🎴

Er ging zu ihm, sah ihn, erhielt von ihm Früchte so süß wie Ambrosia und wurde damit gespeist. Der Affe sprach alsdann wieder:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 39 👂 📔 🎴

„Wenn dir mit Früchten gedient ist, so komm nur immer zu mir!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 40 👂 📔 🎴

Der Zweifachgeborene sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 41 👂 📔 🎴

„Du hast alles getan! Zeige mir aber nun den Tiger!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 42 👂 📔 🎴

Er führte ihn hin und zeigte ihm den Tiger. Der Tiger, sobald er ihn erkannt hatte, schenkte ihm, um ihm seine Wohltat zu vergelten, ein goldenes Halsband samt übrigem Schmuck und sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 43 👂 📔 🎴

„Irgendein Königssohn, welcher durch sein Pferd fortgerissen wurde und ganz allein war, fiel in meine Klauen und ward von mir umgebracht. Von ihm rührt dies alles her und wurde von mir für dich bestimmt und deinetwegen aufgehoben. Dieses nimm und gehe wohin du beabsichtigst!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 44 👂 📔 🎴

Der Brahmane nahm es, erinnerte sich des Goldschmieds, und indem er dachte 'Aus Erkenntlichkeit gegen mich wird er den Verkauf besorgen.' ging er zu ihm.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 45 👂 📔 🎴

Der Goldschmied erwies ihm mit großer Aufmerksamkeit die Pflichten eines Gastempfängers: Die Ehrengabe zum Fußwaschen, Einladung zum Niedersitzen, Begrüßung, Speisung und so weiter. Dann sprach er:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 46 👂 📔 🎴

„Möge der Herr befehlen, was ich tun soll!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 47 👂 📔 🎴

Der Zweifachgeborene sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 48 👂 📔 🎴

„Ich habe Gold mitgebracht, das sollst du verkaufen!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 49 👂 📔 🎴

Der Goldarbeiter sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 50 👂 📔 🎴

„Zeige mir das Gold!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 51 👂 📔 🎴

Jener zeigte es. Als es der Goldarbeiter gesehen, dachte er: 'Von mir selbst ist dieses für den Sohn des Königs gearbeitet.' Nachdem er so im Herzen erwogen, sprach er:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 52 👂 📔 🎴

„Der Herr möge hierbleiben, während ich es irgend jemandem zeige."

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 53 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, ging er an den Hof des Königs und zeigte es dem König. Und der König, nachdem er es gesehen, sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 54 👂 📔 🎴

„ Woher hast du dieses bekommen?“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 55 👂 📔 🎴

Er antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 56 👂 📔 🎴

„In meinem Hause befindet sich ein Brahmane, der hat es gebracht.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 57 👂 📔 🎴

Darauf dachte der König:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 58 👂 📔 🎴

„Sicherlich hat eben dieser Bösewicht meinen Sohn getötet, das soll er mir büßen!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 59 👂 📔 🎴

Darauf erhielten die Wachtmänner den Befehl:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 60 👂 📔 🎴

„Man binde diesen Auswurf von einem Brahmanen und spieße ihn auf, sobald der Tag anbricht!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 61 👂 📔 🎴

Als der Brahmane von ihnen gebunden ward, erinnerte er sich der Schlange. In demselben Augenblicke, wo er ihrer gedachte, stand sie vor ihm und sprach:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 62 👂 📔 🎴

„Was soll ich dir für einen Gegendienst leisten?“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 63 👂 📔 🎴

Der Zweifachgeborene sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 64 👂 📔 🎴

„Befreie mich aus dieser Gefangenschaft!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 65 👂 📔 🎴

Sie antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 66 👂 📔 🎴

„Ich werde des Königs Lieblingsgemahlin beißen. Alsdann soll sie weder durch die Beschwörung des allergrößten Zaubersprechers, noch durch die Bestreichung mit giftvertreibenden Arzneimitteln anderer Ärzte das Gift los werden. Es soll nur verschwinden, sobald du sie nur mit der Hand berührst. Dann wirst du freigelassen.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 67 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies Versprechen gegeben hatte, wurde die Königin von der Schlange gebissen.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 68 👂 📔 🎴

Da erhob sich ein Klagegeschrei am Hofe des Königs, und die ganze Stadt geriet in Schrecken. Darauf wurden die Schlangengiftärzte, Beschwörer, Zauberer und Heilkünstler zusammengerufen, welche in anderen Ländern wohnten.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 69 👂 📔 🎴

Von allen zusammen wurden nach dem Maß ihrer Kräfte Heilmittel versucht, aber keine einzige Behandlung befreite sie vom Gift.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 70 👂 📔 🎴

Als darauf der Zweifachgeborene den Trommelschlag des herumwandernden (Trommlers) hörte, so sagte er:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 71 👂 📔 🎴

„Ich will sie vom Gift befreien.“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 72 👂 📔 🎴

Infolge dieser Rede wurde der Brahmane aus dem Gefängnis erlöst, zu dem König geführt und diesem angemeldet.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 73 👂 📔 🎴

Darauf sagte der König:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 74 👂 📔 🎴

„Befreie sie vom Gift!“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 75 👂 📔 🎴

Er aber ging zu der Königin und befreite sie durch bloße Berührung mit der Hand vom Gift.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 76 👂 📔 🎴

Als der König sie nun wieder lebendig sah, erwies er ihm Ehre und Achtung und fragte ihn mit großer Ehrfurcht:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 77 👂 📔 🎴

„Auf welche Weise hast du das Gold erhalten?“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 78 👂 📔 🎴

Der Zweifachgeborene erzählte alles von Anfang an, was ihm begegnet war, der Wahrheit gemäß. Als der König den Sachverhalt erkannt hatte, ließ er den Goldschmied ins Gefängnis werfen, und jenem schenkte er tausend Dörfer und stellte ihn als seinen Minister an.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 79 👂 📔 🎴

Dieser holte nun seine Familie und lebte vergnügt in der Gemeinschaft mit seinen Freunden, indem er sich an den Werken des Genusses (Verdienst und Gerechtigkeit) erfreute, sich ein an frommen Werken reiches Nachleben durch vielfache Opferdarbringungen erwarb und durch die Sorge für das ganze Königreich die Oberherrschaft mit genoß.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 80 👂 📔 🎴

Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 81 👂 📔 🎴

"Weil ich nicht tat, was mir Tiger, Schlange und auch Affe rieten, darum wurde ich vom Bösewicht in dieses Unglück geschleudert.“

Panchatantra/Book 1/Intermezzo - Schakalische Verschwörung 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 82 👂 📔 🎴

Doch Pingalaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 83 👂 📔 🎴

„Wen du vorher als Rechtschaffenen in dem Rate bezeichnet hast, den sollst du nimmer anklagen, wenn du dein Wort in Ehren hältst.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 84 👂 📔 🎴

Deswegen möge der Herr unseren guten Rat auf keine Weise vernachlässigen. Außerdem habe ich dem Stier auf dein Wort hin vollständige Sicherheit gewährt.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 85 👂 📔 🎴

Wie kann ich ihn nun selbst umbringen?

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 86 👂 📔 🎴

Dann ist Sanjivaka in jeder Weise mein Freund. Ich habe gar keinen Zorn gegen ihn.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 87 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 88 👂 📔 🎴

``Der Dämon, der durch mich mächtig wurde, darf nicht durch mich zugrunde gehen: Sogar den selbstgepflegten Giftbaum selber auszurotten, ziemt sich nicht.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 89 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 90 👂 📔 🎴

``Entweder schenke Unwürdigen von Anfang an keine Liebe, oder wenn du sie schenkst, so laß sie sich von Tag zu Tag vermehren! Erst zu erheben, und dann niederzuwerfen, das bereitet nur Schande. Denn daß falle, was auf dem Boden steht, wird nicht einmal gefürchtet.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 91 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 92 👂 📔 🎴

``Wer gütig gegen Wohltäter, was ist an dessen Güte groß? Wer gütig gegen Schuldvolle, der wird von Guten gut genannt. Deshalb darf ich nichts Feindliches gegen ihn begehen, selbst wenn er Verrat im Sinne hätte.´´“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 93 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 94 👂 📔 🎴

„Das ist nicht die Pflicht eines Königs, daß er selbst dem Verräter verzeihe.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 95 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 96 👂 📔 🎴

``Wer einen Diener nicht umbringt, der gleich reich und gleich mächtig wurde, der unsere Schwächen kennt, beharrlich ist und halb herrscht, der kommt selber um.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 97 👂 📔 🎴

Außerdem hast du infolge deiner Freundschaft mit ihm sämtliche Königspflichten vernachlässigt. Infolge dieser Vernachlässigung deiner Königspflichten ist dir auch dein gesamtes Gefolge entfremdet worden.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 98 👂 📔 🎴

Denn Sanjivaka ist ein Grasfresser, du aber und deine Untertanen sind Fleischfresser.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 99 👂 📔 🎴

Wenn du aber hierbei beharrst, so scheint sogar deine innere Natur gegen Verletzung von lebendigen Wesen eingenommen.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 100 👂 📔 🎴

Aber wie können nun jene Fleisch fressen, wenn du dich nicht mehr darum bemühst? So werden bald alle fleischfressenden Diener dich, der du dessen ermangelst, verlassen und in einen andern Wald gehen.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 101 👂 📔 🎴

Damit mußt du durch diesen Grasfresser auf deinen Umgang treffen, denn du wirst niemals wieder Erfolg auf der Jagd haben.

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 102 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 103 👂 📔 🎴

``Wie die Diener, die man braucht, und wie die sind, die einer liebt, so grade wird der Herr werden, das ist unzweifelhaft gewiß.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 104 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 105 👂 📔 🎴

``Auf heißem Eisen ist vom Tropfen keine Spur mehr zu sehen. Aber wenn derselbe auf dem Lotusblatt ruht, strahlt er in Perlgestalt; wird zur Perle selbst, wenn er in glücklicher Stunde in des Meeres Auster fällt. So folgt gewöhnlich aus der Umgebung hoher, mittlerer und niederer Stand.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 106 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 107 👂 📔 🎴

``Durch die Verbindung mit Schlechten verändern sich sogar die Guten: Als Duryodhanas Bundes-Bruder zog Bhishma zum Rinderraub aus. Daher vermeiden auch die Edlen jede Verbindung mit Gemeinen.´´

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 108 👂 📔 🎴

Man erzählt auch:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 109 👂 📔 🎴

``Wessen Charakter du nicht kennst, dem gib auch keine Zufluchtsstatt. Durch einer Wanze Schuld büßt die langsam Kriechende ihr Leben ein.´´“

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 110 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Die dankbaren Tiere und der undankbare Mensch++Folio 111 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte: 

Panchatantra/Book 1/Intermezzo - Schakalische Verschwörung/container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Intermezzo - Schakalische Verschwörung/container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus 👂 📔 🎴

Die Wanze und die Laus

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus/container 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 2 👂 📔 🎴

Ein König hatte an einem gewissen Ort ein sehr schönes Bett. In diesem wohnte, in der Mitte zwischen einem Paar reinweißer Tücher, eine weiße Laus, mit Namen Mandavisarpini („die langsam Kriechende“).

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 3 👂 📔 🎴

Diese brachte da ihre Zeit vergnügt zu, indem sie sich von des Königs Blut nährte.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 4 👂 📔 🎴

Da kam eines Tages, herumirrend, eine Wanze namens Agnimukha („Feuermund“) in dieses Bett.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 5 👂 📔 🎴

Als jene diese erblickte, sprach sie mit betrübtem Gesicht:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 6 👂 📔 🎴

„Oh Agnimukha! Woher kommst du zu diesem dir nicht gebührenden Ort? Geh rasch weg, ehe dich noch jemand bemerkt!“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 7 👂 📔 🎴

Diese antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 8 👂 📔 🎴

„Oh Glückliche! Selbst zu einem Schlechten spricht man nicht so, wenn er ins Haus kommt.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 9 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 10 👂 📔 🎴

``Komm! Willkommen! Setz dich hier nieder! Warum habe ich dich so lange nicht gesehen? Wie geht es? Bist du etwa krank? Auf dein Wohlsein! Ich bin erfreut, dich zu sehen!´´

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 11 👂 📔 🎴

So ziemt es sich immer für die Guten, selbst wenn ein Niederer zum Haus kommt. Dies ist, der heiligen Schrift gemäß, des Hausherrn Pflicht, die leicht ist und zum Himmel führt.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 12 👂 📔 🎴

Außerdem habe ich vieler Menschen verschiedenartiges Blut gekostet, welches wegen ihrer Nahrung von salzigem, beißendem, bitterem, zusammenziehendem und saurem Geschmack war.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 13 👂 📔 🎴

Aber noch niemals habe ich honigsüßes Blut geschmeckt.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 14 👂 📔 🎴

Wenn du mir nun eine Gnade erweisen willst, so laß mich das Glück genießen, mit der Zunge das süße Blut dieses Königs zu kosten, welches sich infolge des Genusses von mit mancherlei Gewürzen gekochten Speisen, Getränken, Leckereien und Naschereien in seinem Körper gebildet hat.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 15 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 16 👂 📔 🎴

``Dem König wie dem Armen gewährt die Zunge gleiche Lust: Sie gilt allein als das Beste, und ihretwegen quält sich der Mensch.´´

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 17 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 18 👂 📔 🎴

``Wenn in der Welt keine Nahrung wäre, die der Zunge Vergnügen macht, dann würde keiner Dienst tun oder andern gehorsam sein. Deshalb macht ein Sterblicher für seinen Bauch alles: Er lügt, ehrt, was nicht der Ehre wert ist, und verläßt sogar seine Heimat.´´

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 19 👂 📔 🎴

So muß auch ich, der ich von Hunger gequält in dein Haus komme, dich um Nahrung bitten: Es ziemt sich nicht, daß du allein dieses Königs Blut genießt.“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 20 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies gehört, sagte die Laus:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 21 👂 📔 🎴

„Höre Wanze! Ich will zuerst dieses Königs Blut kosten, nachher, sobald er im Schlaf liegt, darfst auch du, schnellfüßiger Agnimukha! Wenn du auf diese Weise mit mir das Blut trinken willst, so bleibe und koste das so sehr gewünschte Blut!“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 22 👂 📔 🎴

Die Wanze antwortete:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 23 👂 📔 🎴

„Glückliche! Ich werde es so machen. Mich treffe der Götter und meiner weltlichen und geistlichen Eltern Fluch, wenn du nicht zuerst des Königs Blut kostest!“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 24 👂 📔 🎴

Während sie so miteinander sprachen, legte sich der König ins Bett und fing an einzuschlafen.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 25 👂 📔 🎴

Die Wanze aber, deren Leidenschaft durch die Begehrlichkeit der Zunge aufgeregt war, biß den König, während er noch wachte.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 26 👂 📔 🎴

Sagt man ja doch mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 27 👂 📔 🎴

``Die eigene Grundnatur läßt sich durch keine Bitte verändern. Sogar sehr heiß gemachtes Wasser wird wieder kalt in kurzer Zeit. Wenn Feuer einmal kalt sein wird und der Kaltstrahlende (Mond) brennend heiß, alsdann wird man auch der sterblichen Grundnatur umwandeln können.´´

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 28 👂 📔 🎴

Der König aber, welcher wie von einer Nadelspitze gestochen war, verließ das Lager, stand augenblicklich auf und rief:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 29 👂 📔 🎴

„He! Seht einmal nach! In dieser Decke versteckt sich sicherlich eine Wanze oder eine Laus, denn ich bin gebissen worden!“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 30 👂 📔 🎴

Die Haremsdiener aber, welche gegenwärtig waren, schlugen eiligst das Deckbett zurück und stellten mit scharfen Blicken eine Untersuchung an.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 31 👂 📔 🎴

Mittlerweite war die Wanze durch ihre große Schnelligkeit ans Ende der Bettstelle gehuscht.

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 32 👂 📔 🎴

Die Laus aber, die sich in die Falten des Bettzeugs verkrochen hatte, wurde von ihnen erblickt und umgebracht. -

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 33 👂 📔 🎴

Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 34 👂 📔 🎴

``Wessen Charakter du nicht kennest, dem gib auch keine Zufluchtsstatt: Durch einer Wanze Schuld büßt die langsam Kriechende ihr Leben ein. Indem du dieses beherzigst, mußt du ihn umbringen. Falls nicht, wird er dich töten.´´

Panchatantra/Book 1/Intermezzo "Die Wanze und die Laus" && "Der blaue Schakal" 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 35 👂 📔 🎴

Man erzählt auch:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 36 👂 📔 🎴

``Wer seine nächsten Freunde aufgibt und Fremde sich zu Freunden macht, der wird dem Tod anheimfallen, gleichwie König Kakudruma.´´“

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 37 👂 📔 🎴

Da fragte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Die Wanze und die Laus++Folio 38 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte: 

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal 👂 📔 🎴

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 1 👂 📔 🎴

Der blaue Schakal

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 2 👂 📔 🎴

  In einer gewissen Waldgegend wohnte ein Schakal mit Namen Chandarava („schrecklich schreiend“).

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 3 👂 📔 🎴

Dieser drang einst, von Hunger überwältigt und von der Begierde seiner Zunge getrieben, in das Innere einer Stadt ein.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 4 👂 📔 🎴

Als ihn aber die in der Stadt hausenden Hunde allenthalben herumlaufen sahen, fingen sie an, ihn mit den Spitzen ihrer scharfen Zähne zu beißen.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 5 👂 📔 🎴

Schwer gequält stürzte er aus Furcht um sein Leben in das in der Nähe befindliche Haus eines Färbers. Da war nun ein großes Gefäß voll Indigo zubereitet, und von den Hunden verfolgt fiel er grade dahinein.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 6 👂 📔 🎴

Als er aber herauskam, war er vom Indigo ganz blau gefärbt. Darauf liefen alle Hunde weg, da sie eine solche Art Schakal in ihrer Umgebung nicht kannten.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 7 👂 📔 🎴

Chandarava aber benutzte diese Gelegenheit und machte sich auf den Weg nach dem Wald, denn die Indigofarbe blieb an ihm haften.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 8 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 9 👂 📔 🎴

``Sesamschminke, Toren, Weiber und Krebse, sowie auch Fische, Indigo und Trunkenbolde lassen nimmer, was sie gefaßt.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 10 👂 📔 🎴

Wie sie nun dieses völlig neue Tier erblickten, welches einen Glanz hatte, wir das Gift am Hals von Shiva, verloren sämtliche wilden Tiere, die Löwen, Tiger, Panther, Wölfe und so weiter vor Furcht die Besinnung, flüchteten nach allen Seiten und riefen:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 11 👂 📔 🎴

„Weh! Woher in aller Welt mag dieses nie vorher gesehene Tier hierhergekommen sein? Niemand weiß, was sein Treiben und wie seine Stärke ist.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 12 👂 📔 🎴

Drum laßt uns weggehen, soweit wie möglich! Man sagt ja: Wessen Treiben, Abstammung und Körperkraft man nicht kennt, dem vertraut niemals der Kluge, wenn ihm sein Wohl am Herzen liegt.“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 13 👂 📔 🎴

Chandarava aber, als er sie von Furcht verwirrt sah, sagte Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 14 👂 📔 🎴

„He! He! Ihr Tiere! Warum flieht ihr so erschrocken vor meinem Anblick? Fürchtet euch nicht! Brahman selbst hat mich heute vor sich gerufen und so angeredet:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 15 👂 📔 🎴

«Weil unter den Tieren kein König ist, so wirst du heute von mir unter dem Namen Kakudruma zum Herrn über alle Tiere gesalbt. Geh nun zur Erde und herrsche über sie alle!»

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 16 👂 📔 🎴

Darauf bin ich hierhergekommen. Nun sollen alle Tiere beständig unter dem Schatten meines Schirmes wohnen! Ich, König Kakudruma, bin der König der Tiere in den drei Welten geworden!“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 17 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies gehört, umringten ihn die Tiere mit dem Löwen an der Spitze und sprachen:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 18 👂 📔 🎴

„Herr! Gebieter! Erteile deine Befehle!“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 19 👂 📔 🎴

Darauf gab er dem Löwen die Stelle eines Ministers, dem Tiger die Bewachung seines Lagers, dem Panther die Oberaufsicht über den Betel, dem Elefanten das Amt des Torhüters und dem Affen das Tragen des Sonnenschirmes.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 20 👂 📔 🎴

Mit denjenigen aber, die zu seinem Geschlecht gehörten, sprach er nicht einmal ein Wort mehr: Alte Schakale wurden an den Hals gepackt und herausgeworfen.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 21 👂 📔 🎴

Indem er nun so das Königsamt verwaltete, töteten der Löwe und die übrigen Raubtiere das Wild und legten es ihm zu Füßen.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 22 👂 📔 🎴

Er aber verteilte es nach der Pflicht des Gebieters und gab einem jeden davon.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 23 👂 📔 🎴

Indem so die Zeit verging, hörte er einst, während er sich im Staatsrat befand, aus der Ferne das Geschrei einer heulenden Schakal-Herde.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 24 👂 📔 🎴

Wie er diesen Ton vernahm, starrten ihm die Haare am Körper vor Freude in die Höhe, vor Ergötzen füllten sich seine Augen mit Tränen, er erhob sich und fing an, in schrillem Ton zu heulen.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 25 👂 📔 🎴

Als aber der Löwe und die übrigen Tiere diesen schrillen Ton hörten, erkannten sie „Das ist ein Schakal!“, standen einen Augenblick mit vor Scham zu Boden gesenktem Gesicht und sagten dann zueinander:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 26 👂 📔 🎴

„Ha! Wir haben uns von diesem lumpigen Schakal anführen lassen! Schlagt ihn tot! Schlagt ihn tot!“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 27 👂 📔 🎴

Der Schakal aber, als er dies hörte, versuchte zu fliehen, wurde aber von dem Löwen und den übrigen Tieren sogar am ungeziemenden Orte (d.h. im Staatsrat, der gewissermaßen heilig ist) in Stücke gerissen und so getötet.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 28 👂 📔 🎴

- Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 29 👂 📔 🎴

``Wer seine nächsten Freunde aufgibt und Fremde sich zu Freunden macht, der wird dem Tod anheimfallen, gleichwie König Kakudruma.´´“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 30 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte Pingalaka:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 31 👂 📔 🎴

„He! Damanaka! Welchen Beweis hast du dafür, daß er gegen mich schlechtgesinnt ist?“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 32 👂 📔 🎴

Dieser antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 33 👂 📔 🎴

„Majestät! Heute hat er in meiner Gegenwart den Entschluß gefaßt und gesagt:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 34 👂 📔 🎴

«Morgen will ich Pingalaka töten!»

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 35 👂 📔 🎴

Und Folgendes diene dir in Bezug darauf als Beweis: Morgen wird er zu dem von ihm erwählten Zeitpunkt, Gesicht und Augen von Zorn gerötet, mit aufgeworfener Unterlippe in die Luft blickend, sich auf einen ungewohnten Platz niederlassen und dich mit wildem Blick betrachten.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 36 👂 📔 🎴

Dies beherzigend, tue, was angemessen ist!“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 37 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, verneigte er sich vor ihm und machte sich auf den Weg zu Sanjivaka.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 38 👂 📔 🎴

Sanjivaka aber, da er ihn nach Art eines Ängstlichen Schritt vor Schritt herankommen sah, sprach ehrfurchtsvoll zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 39 👂 📔 🎴

„Oh Freund! Sei willkommen! Du hast dich lange nicht sehen lassen. Befindest du dich wohl? So sprich denn, damit ich dir, der du in mein Haus gekommen bist, das gebe, was man eigentlich nicht zu geben braucht.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 40 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 41 👂 📔 🎴

``Die sind glücklich, die hochweise und auf Erden des Preises wert, zu deren Haus die Herzfreunde kommen, wenn es gilt, etwas zu tun.´´“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 42 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 43 👂 📔 🎴

„Wie kann sich ein Hofmann wohl befinden?

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 44 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 45 👂 📔 🎴

``Die sich dem Fürstendienst weihen, deren Glück hängt von andern ab. Ihr Herz ist nimmermehr ruhig und selbst ihr Leben stets in Gefahr.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 46 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 47 👂 📔 🎴

``Siehe, was Diener tun, welche Reichtum durch Fürstendienst suchen: Selbst des eigenen Leibes Freiheit wird von den Toren eingebüßt.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 48 👂 📔 🎴

Und ein anderes:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 49 👂 📔 🎴

``Ewige Armut, die in jedem Leben zu schwerem Leid zurückkehrt, ist gegen Fürstendienstnahrung eine unendlich kleinere Qual. ´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 50 👂 📔 🎴

Fünf sind es, die Vyasa, trotz ihres Lebens, dennoch unter die Toten zählt: der Arme, der Kranke und der Tor, der Verbannte und der Fürstenknecht.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 51 👂 📔 🎴

Sie essen nicht vor Diensteifer, stehen ungeschlafen wieder auf und mögen furchtlos kein Wort reden: Lebt da ein Fürstendiener noch?

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 52 👂 📔 🎴

Wer den Fürstendienst ein Hundeleben nennt, der lügt, denn der Hund bewegt sich immer noch freiwillig, der Fürstendiener auf Befehl.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 53 👂 📔 🎴

Am Boden liegen, keusch leben, Abmagerung und schmale Kost: Darin sind die Diener den Büßern gleich.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 54 👂 📔 🎴

Doch Sünde und Tugend machen den Unterschied. Selbst Kälte, Hitze und sonstige Leiden, welche der Fürstendiener trägt, helfen ihm wenig zum Reichtum, wenn er nicht von der Tugend läßt.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 55 👂 📔 🎴

Ein noch so feiner, ganz reiner, dick und fetter und lieblicher Leckerbissen, was ist er wert, wenn er durch Fürstendienst erlangt wurde?“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 56 👂 📔 🎴

Sanjivaka sprach:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 57 👂 📔 🎴

„Was willst du denn aber eigentlich sagen?“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 58 👂 📔 🎴

Und jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 59 👂 📔 🎴

„Freund! Es geziemt sich nicht, daß Minister einen gefaßten Entschluß verraten.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 60 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 61 👂 📔 🎴

``Wer, im Ministeramt stehend, seines Herren Beschluß verrät, der wird zur Hölle einfahren, weil er des Königs Werk zerstört.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 62 👂 📔 🎴

Wenn ein Minister seines Königs Geheimnisse ausplaudert, so ist er dessen «Schwertmörder», wie Narada verkündet hat.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 63 👂 📔 🎴

Trotzdem will ich wegen der Bande der Freundschaft, die mich an dich knüpfen, das Amtsgeheimnis brechen, weil du im Vertrauen auf mein Wort an diesen Königshof gekommen bist.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 64 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 65 👂 📔 🎴

``Wenn einer, weil er jemandem vertraute, irgendwie den Tod erleidet, so ist sein Tod das Werk dessen, dem er vertraute: Das ist das Wort, das Manu sprach (der die indischen Gesetzbücher aufgestellt hat).´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 66 👂 📔 🎴

Pingalaka ist nämlich gegen dich übelgesinnt, und heute hat er zu mir unter vier Augen gesagt:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 67 👂 📔 🎴

«Morgen bringe ich den Sanjivaka um und werde so meinem gesamten Gefolge auf lange Zeit Sättigung bereiten.»

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 68 👂 📔 🎴

Darauf sagte ich zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 69 👂 📔 🎴

«Oh Herr! Es ziemt sich nicht, durch Verrat am Freund seinen Lebensunterhalt zu erwerben.»

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 70 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 71 👂 📔 🎴

``Selbst eines Brahmanen Mord wird mittels Buße ausgesühnt, doch eines Freundes Mord niemals, und wenn man sich drum zerrisse.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 72 👂 📔 🎴

Darauf sagte er zu mir voll Unwillen:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 73 👂 📔 🎴

«Ha! Du Bösewicht! Sanjivaka ist ja ein Grasfresser, und wir sind Fleischfresser. Daher besteht zwischen uns eine auf unserm Grundwesen beruhende Feindschaft.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 74 👂 📔 🎴

Wie kann also ein Feind vor meinen Augen geduldet werden? Darum soll er durch eines der Mittel, deren erstes das Schmeicheln ist, getötet werden.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 75 👂 📔 🎴

Auch trifft uns durch seine Ermordung keine Schuld. Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 76 👂 📔 🎴

``Den Feind - und wäre es der eigene Schwiegersohn selbst - schafft der Verständige aus dem Weg. Ist es nicht auf andere Art möglich, so ist auch Mord nicht unerlaubt. Ob Recht oder Unrecht bedenke niemals der Krieger, der zum Kampf geht; wie auch Dhrishtadyumna vor Zeiten im Schlaf von Dronas Sohn ermordet wurde.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 77 👂 📔 🎴

So bin ich denn, nachdem ich seinen Entschluß erfahren habe, zu dir hierhergekommen. Jetzt fällt keine Schuld der Treulosigkeit auf mich. Ich habe dir den wohlverheimlichten Beschluß kundgetan. Tue nun, was dir dagegen dienlich scheint!»

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 78 👂 📔 🎴

 Sanjivaka aber, nachdem er diese Rede, furchtbar wie ein Donnerschlag gehört hatte, verlor einen Augenblick die Besinnung.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 79 👂 📔 🎴

Alsdann, nachdem er wieder zu sich selbst gekommen war, sagte er voll Kummer Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 80 👂 📔 🎴

„Ach, mit Recht sagt man:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 81 👂 📔 🎴

``Meist werden gute Frauen den Schlechten zuteil, lieblos ist der Könige Herz, Reichtum läuft dem Geizhals nach und die Wolke regnet auf dem Berg und Meer.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 82 👂 📔 🎴

Wer törichterweise bei sich denkt «Ich stehe in des Königs Gunst!», in dem erkenne einen Ochsen, der die Hörner verloren hat.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 83 👂 📔 🎴

Lieber im Wald hausen, lieber betteln, vom Lastentragen leben oder sogar krank sein, als Glücksgüter durch Beamtentum gewinnen.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 84 👂 📔 🎴

Darum habe ich unangemessen gehandelt, indem ich Freundschaft mit ihm schloß.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 85 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 86 👂 📔 🎴

``Nur wo beide gleich an Reichtum und gleich an Art sind, da geziemt sich Ehe oder Freundschaft, doch zwischen Starken und Schwachen nicht.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 87 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 88 👂 📔 🎴

``Der Hirsch begehrt sich mit dem Hirsch zu einen, Stier mit dem Stier, Rosse mit den Rossen, der Tor mit Toren und der Weise mit dem Weisen: Des Strebens und Charakters Gleichheit bildet Freundschaft.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 89 👂 📔 🎴

Drum wenn ich auch hingehe und ihn mir geneigt zu machen versuche, so wird er mir doch nicht gnädig werden.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 90 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 91 👂 📔 🎴

``Wer aus irgendeinem Grund in heftigen Zorn geraten ist, wird sicherlich versöhnt, sobald der Grund entfallen ist. Wer aber ohne allen Grund die größte Feindschaft gefaßt hat, auf welche Weise könnte man diesen jemals zufriedenstellen?´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 92 👂 📔 🎴

Ach! Was habe ich denn meinem Gebieter Pingalaka getan?“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 93 👂 📔 🎴

Damanaka sprach:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 94 👂 📔 🎴

„Freund! Die Könige kennen keine Dankbarkeit und suchen andere zugrunde zu richten.“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 95 👂 📔 🎴

Jener sagte:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 96 👂 📔 🎴

„So ist es! Mit Recht sagt man Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 97 👂 📔 🎴

``Treuergebenen, Verdienstvollen, des Freundes Bestem sich Widmenden, des Dienstes Regeln und Wesen Kennenden, selbst wenn sie frei sind von Verrat, liegt doch im schwankenden Herzen die Qual: Wird es gut gehen oder nicht?´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 98 👂 📔 🎴

Drum ist der Dienst bei einem König wie der am Meer stets furchtgepaart.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 99 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 100 👂 📔 🎴

``Eine Wohltat sogar von Liebe-Ergebenen wird verhaßt, und von anderen dient augenfällig eine Untat zur Liebe selbst: Weil der Könige mannigfach wechselvoller Sinn schwer zu ergründen ist, ist auch unergründlichst des Dieners Amt, von Heiligen selbst nicht zu bemustern.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 101 👂 📔 🎴

Das aber sehe ich ein: Pingalaka ist von anderen in seiner Nähe Befindlichen, welche es nicht ertragen können, daß er mir gnädig ist, gegen mich aufgehetzt. Deswegen spricht er so von mir, obgleich ich schuldlos bin.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 102 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 103 👂 📔 🎴

``Es gibt Diener, die ertragen es nicht, wenn der Herrscher anderen gnädig ist. Selbst bei Wohltaten sind sie feindlich und voll Zorn, wie die Frauen eines Mannes.´´

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 104 👂 📔 🎴

Und dies ist auch darum der Fall, weil, wo sich Begabte in der Nähe befinden, Unbegabten keine Gunst zuteil wird.

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 105 👂 📔 🎴

Doch nein! Es ist meine Schuld, weil ich mich in den Dienst eines schlechten Freunds begeben habe!

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 106 👂 📔 🎴

Es heißt ja:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 107 👂 📔 🎴

``Zur Unzeit handeln, unpassend reden und schlechtem Freund dienen: Das soll man nimmer! Sieh, wie der im Lotuswald schlafende Vogel vom Pfeil getötet wird, der vom Bogen schnellt.´´“

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 108 👂 📔 🎴

Da fragte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Der blaue Schakal++Folio 109 👂 📔 🎴

„Wie ist das?“, und Sanjivaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule 👂 📔 🎴

Der Schwan und die Eule:::

In einer gewissen Waldgegend ist ein sehr großer See, und da wohnte ein Schwan mit Namen Madarakta („der Freude geneigt“), und dieser brachte seine Zeit mit vielen und mannigfachen Spielen zu. ::: Einstmals aber kam der sein Ende bringende Tod in Gestalt einer Eule zu ihm. Als er sie erblickte, sagte der Schwan: ::: „He, Eule! Aus welchem Grunde kommst du hierher?“ :::Diese sprach: ::: „Ich komme, weil ich von deinen Tugenden gehört habe. Denn auch: Die ganze Erde durchwandernd, einzig suchend der Tugend Schatz, fand ich als höchste nur deine. Darum habe ich mich dir genaht. ::: Mit dir muß ich nun notwendigerweise mit Sorgfalt Freundschaft schließen. :::``Denn sogar das Unreine wird sündenrein, wenn es in die Ganga kommt.´´::: Und auch: ::: ``Die Muschel in Vishnus Hand ist rein, obgleich sie aus Knochen ist.´´::: Die Verbindung mit Hochwürdigem, wem gibt sie nicht Erhabenheit?“::: Nachdem sie so geredet, bewilligte es der Schwan mit den Worten: ::: „Ganz gern, oh lieber Freund! Lebe nach Lüsten mit mir zusammen in diesem großen See namens Sukhasevja („mit Vergnügen zu bewohnen“).“::: Und so ging ihnen beiden die Zeit hin, indem sie sich unter Liebesbezeigungen miteinander vergnügten. ::: Da sagte aber eines Tages die Eule: ::: „Ich will zu meinem Wohnort Padmavana („Lotuswald“) zurückkehren! Wenn dir an dem Liebesbündnis mit mir etwas gelegen ist, so mußt du mich unbedingt als mein Gast besuchen.“ ::: Nachdem sie so gesprochen hatte, ging sie nach ihrem Wohnort. Im Verlauf der Zeit bedachte aber der Schwan: ::: „Ich lebe an diesem Orte ohne einen Gefährten und kenne auch sonst weiter niemand, drum will ich jetzt zu dieser meiner lieben Freundin, der Eule, gehen, da werde ich einen ganz neuen Vergnügungsplatz und ganz neue Speisen kennenlernen.“ ::: Nachdem er so überlegt hatte, ging er zur Eule. Im Lotuswalde aber sieht er sie nicht. ::: Und wie er sie mit großer Sorgfalt sucht, so erblickt er die Eule in einer abscheulichen Höhle und spricht zu ihr: ::: „Liebe, komm herbei! Komm herbei! Ich, dein lieber Freund der Schwan bin da!“ ::: Nachdem die Eule dies gehört hatte, sagte sie: ::: „Ich gehe bei Tage nicht aus! Unsere Zusammenkunft kann erst stattfinden, wenn die Sonne untergegangen ist.“ ::: Als er dies gehört und sehr lange Zeit gewartet hatte, kam er in der Nacht mit der Eule zusammen. Nachdem er sich nach ihrem Befinden und anderem erkundigt, legte er sich, vom Wege ermüdet nieder und schlief am selben Orte ein. ::: An diesem See aber hatte eine große Karawane von Kaufleuten ihr Nachtlager aufgeschlagen. Als nun der Herr der Karawane zur Zeit der Morgendämmerung aufgestanden war, ließ er mit der Muschel das Zeichen zum Aufbruch geben. ::: Da stieß die Eule einen mißtönenden Schrei aus und flog dann wieder in einen Höhlenspalt, der Schwan aber blieb wo er war. ::: Darauf wurde das Herz des Gebieters der Karawane durch das böse Vorzeichen in Schrecken gesetzt. Er gab einem Bogenschützen, welcher die Kunst verstand, bloß nach der Richtung eines Tones zu treffen, seinen Befehl, und dieser spannte seinen Bogen straff an, zog den Pfeil bis zu seinem Ohrschmuck und tötete den in der Nähe des Eulennestes übernachtenden Schwan. ::: - Daher sage ich: ::: ``Zur Unzeit handeln, unpassend reden und schlechtem Freund dienen: Das soll man nimmer. Sieh, wie der im Lotuswald schlafende Vogel vom Pfeil getötet wird, der vom Bogen schnellt.´´::: Man sagt auch: ::: ``Vor den Gaben des Hochedlen schwinden selbst die Gaben der Begabten; bei Nacht erstrahlt das Licht der Flamme, aber nicht mehr, wenn die Sonne scheint.´´“::: Damanaka sagte: ::: „Ach Freund! Wenn es so ist, so hast du nichts zu fürchten. Wenn er auch durch diese Bösewichter aufgereizt ist, so wird er doch durch deine Beredsamkeit zur Gnade zurückkehren.“ ::: Jener antwortete: ::: „Ach! Was du sagst, ist nicht richtig. ::: Man kann sich selbst in der Mitte unbedeutender Bösewichter nicht aufrechterhalten. ::: Sie wenden eine andere Hinterlist an und verderben sicherlich. ::: Denn es heißt auch: :::``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“::: Da fragte Damanaka: ::: „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 1 👂 📔 🎴

Der Schwan und die Eule

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 2 👂 📔 🎴

In einer gewissen Waldgegend ist ein sehr großer See, und da wohnte ein Schwan mit Namen Madarakta („der Freude geneigt“), und dieser brachte seine Zeit mit vielen und mannigfachen Spielen zu.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 3 👂 📔 🎴

Einstmals aber kam der sein Ende bringende Tod in Gestalt einer Eule zu ihm. Als er sie erblickte, sagte der Schwan:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 4 👂 📔 🎴

„He, Eule! Aus welchem Grunde kommst du hierher?“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 5 👂 📔 🎴

Diese sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 6 👂 📔 🎴

„Ich komme, weil ich von deinen Tugenden gehört habe. Denn auch: Die ganze Erde durchwandernd, einzig suchend der Tugend Schatz, fand ich als höchste nur deine. Darum habe ich mich dir genaht.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 7 👂 📔 🎴

Mit dir muß ich nun notwendigerweise mit Sorgfalt Freundschaft schließen.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 8 👂 📔 🎴

``Denn sogar das Unreine wird sündenrein, wenn es in die Ganga kommt.´´

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 9 👂 📔 🎴

Und auch:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 10 👂 📔 🎴

``Die Muschel in Vishnus Hand ist rein, obgleich sie aus Knochen ist.´´

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 11 👂 📔 🎴

Die Verbindung mit Hochwürdigem, wem gibt sie nicht Erhabenheit?“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 12 👂 📔 🎴

Nachdem sie so geredet, bewilligte es der Schwan mit den Worten:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 13 👂 📔 🎴

„Ganz gern, oh lieber Freund! Lebe nach Lüsten mit mir zusammen in diesem großen See namens Sukhasevja („mit Vergnügen zu bewohnen“).“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 14 👂 📔 🎴

Und so ging ihnen beiden die Zeit hin, indem sie sich unter Liebesbezeigungen miteinander vergnügten.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 15 👂 📔 🎴

Da sagte aber eines Tages die Eule:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 16 👂 📔 🎴

„Ich will zu meinem Wohnort Padmavana („Lotuswald“) zurückkehren! Wenn dir an dem Liebesbündnis mit mir etwas gelegen ist, so mußt du mich unbedingt als mein Gast besuchen.“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 17 👂 📔 🎴

Nachdem sie so gesprochen hatte, ging sie nach ihrem Wohnort. Im Verlauf der Zeit bedachte aber der Schwan:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 18 👂 📔 🎴

„Ich lebe an diesem Orte ohne einen Gefährten und kenne auch sonst weiter niemand, drum will ich jetzt zu dieser meiner lieben Freundin, der Eule, gehen, da werde ich einen ganz neuen Vergnügungsplatz und ganz neue Speisen kennenlernen.“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 19 👂 📔 🎴

Nachdem er so überlegt hatte, ging er zur Eule. Im Lotuswalde aber sieht er sie nicht.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 20 👂 📔 🎴

Und wie er sie mit großer Sorgfalt sucht, so erblickt er die Eule in einer abscheulichen Höhle und spricht zu ihr:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 21 👂 📔 🎴

„Liebe, komm herbei! Komm herbei! Ich, dein lieber Freund der Schwan bin da!“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 22 👂 📔 🎴

Nachdem die Eule dies gehört hatte, sagte sie:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 23 👂 📔 🎴

„Ich gehe bei Tage nicht aus! Unsere Zusammenkunft kann erst stattfinden, wenn die Sonne untergegangen ist.“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 24 👂 📔 🎴

Als er dies gehört und sehr lange Zeit gewartet hatte, kam er in der Nacht mit der Eule zusammen. Nachdem er sich nach ihrem Befinden und anderem erkundigt, legte er sich, vom Wege ermüdet nieder und schlief am selben Orte ein.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 25 👂 📔 🎴

An diesem See aber hatte eine große Karawane von Kaufleuten ihr Nachtlager aufgeschlagen. Als nun der Herr der Karawane zur Zeit der Morgendämmerung aufgestanden war, ließ er mit der Muschel das Zeichen zum Aufbruch geben.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 26 👂 📔 🎴

Da stieß die Eule einen mißtönenden Schrei aus und flog dann wieder in einen Höhlenspalt, der Schwan aber blieb wo er war.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 27 👂 📔 🎴

Darauf wurde das Herz des Gebieters der Karawane durch das böse Vorzeichen in Schrecken gesetzt. Er gab einem Bogenschützen, welcher die Kunst verstand, bloß nach der Richtung eines Tones zu treffen, seinen Befehl, und dieser spannte seinen Bogen straff an, zog den Pfeil bis zu seinem Ohrschmuck und tötete den in der Nähe des Eulennestes übernachtenden Schwan.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 28 👂 📔 🎴

- Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 29 👂 📔 🎴

``Zur Unzeit handeln, unpassend reden und schlechtem Freund dienen: Das soll man nimmer. Sieh, wie der im Lotuswald schlafende Vogel vom Pfeil getötet wird, der vom Bogen schnellt.´´

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 30 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 31 👂 📔 🎴

``Vor den Gaben des Hochedlen schwinden selbst die Gaben der Begabten; bei Nacht erstrahlt das Licht der Flamme, aber nicht mehr, wenn die Sonne scheint.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 32 👂 📔 🎴

Damanaka sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 33 👂 📔 🎴

„Ach Freund! Wenn es so ist, so hast du nichts zu fürchten. Wenn er auch durch diese Bösewichter aufgereizt ist, so wird er doch durch deine Beredsamkeit zur Gnade zurückkehren.“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 34 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 35 👂 📔 🎴

„Ach! Was du sagst, ist nicht richtig.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 36 👂 📔 🎴

Man kann sich selbst in der Mitte unbedeutender Bösewichter nicht aufrechterhalten.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 37 👂 📔 🎴

Sie wenden eine andere Hinterlist an und verderben sicherlich.

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 38 👂 📔 🎴

Denn es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 39 👂 📔 🎴

``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 40 👂 📔 🎴

Da fragte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Der Schwan und die Eule++Folio 41 👂 📔 🎴

„Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel 👂 📔 🎴

Der Löwe, seine Minister und das Kamel:::

In einer Waldgegend lebte einst ein Löwe namens Madotkata („der vor Stolz Wütende“), und dessen Diener waren ein Panther, eine Krähe und ein Schakal. ::: Indem diese aber einst hier und da herumschweiften, sahen sie ein von einer Karawane abgekommenes Kamel namens Krathanaka. ::: Der Löwe sagte darauf: ::: „Erkundigt euch doch, ob es ein Waldtier ist oder ein Haustier!“ ::: Nachdem sie dies gehört, sagte die Krähe: ::: „Oh Herr! Dies ist ein Haustier, Kamel genannt, eine Art Geschöpf, welches du fressen kannst. Deshalb laß es umbringen!“ ::: Der Löwe sagte: ::: „Ich töte keinen Gast, der in mein Haus gekommen ist. ::: Man sagt auch: ::: ``Sogar wer seinen Feind ermordet, wenn er furchtlos vertrauensvoll ins Haus ihm trat, dessen Schuld gleicht dem Mord von hundert Brahmanen.´´::: Darum versprecht ihm vollständige Sicherheit und führt es zu mir, damit ich es nach dem Grund seiner Hierherkunft frage.“::: Darauf forderten alle zusammen das Kamel auf, Vertrauen zu fassen, versprachen ihm Sicherheit und führten es vor den Löwen. ::: Nachdem es sich ehrfurchtsvoll verbeugt hatte, setzte es sich nieder. ::: Alsdann erzählte es auf dessen Befragen seine ganze Geschichte von der Zeit an, wo es von der Karawane abgekommen war. ::: Darauf sagte der Löwe: ::: „Oh Krathanaka! Gehe nicht zum Dorf zurück, um dich wieder der Qual des Lasttragens zu unterziehen. ::: Bleib furchtlos bei mir hier im Wald und genieße die smaragdgleichen vortrefflichen Gräser!“ ::: Das Kamel sagte: ::: „So sei es!“ und hauste nun vergnügt in der Mitte von ihnen, indem es bei sich dachte: „Ich brauche mich vor nichts in aller Welt zu fürchten.“ ::: Eines Tages nun hatte der Löwe mit einem großen im Walde lebenden Elefanten einen Kampf. ::: Da erhielt er durch dessen mörserkeulengleichen Stoßzahn eine Wunde, und wenig fehlte, daß er infolge davon das Leben eingebüßt hätte. ::: Sein Körper wurde aber so schwach, daß er nicht einmal den Fuß irgendwohin bewegen konnte. ::: Da gerieten die Krähe und die übrigen durch seine Ohnmacht alle in Hungersnot und schweres Leid. ::: Der Löwe aber sagte zu ihnen: ::: „He da! Sucht irgendwo irgendein Tier, damit ich, obgleich ich in diesem Zustand bin, es töte und euch Nahrung verschaffe.“ ::: Darauf fingen sie alle vier an herumzuschweifen. Da sie aber gar nichts erblickten, so hielten die Krähe und der Schakal miteinander Rat. ::: Der Schakal sprach: ::: „He, Krähe! Wozu das viele Herumschweifen? Da steht ja das Kamel voll Vertrauen auf unsern Herrn. Laß es uns töten! Das gibt Lebensunterhalt für das ganze Gefolge.“ ::: Die Krähe antwortete: ::: „Ach! Du sprichst ganz angemessen. Aber der Herr hat ihm Sicherheit versprochen. Darum darf es nicht getötet werden.“ ::: Der Schakal sagte: ::: „Oh Krähe! Ich werde durch meine Vorstellungen den Herrn umstimmen, daß er es umbringt. Drum bleibe du hier, bis ich nach Hause gegangen bin, des Herrn Befehl empfangen habe und wieder zurückkehre.“ ::: Nachdem er so gesprochen hatte, machte er sich eilig auf den Weg zum Löwen. Dort angekommen sprach er folgendes: ::: „Oh Herr! Herumschweifend haben wir den ganzen Wald durchsucht, aber kein einziges Tier angetroffen. Was sollen wir nun tun, da wir vor Hunger nicht einmal einen Fuß mehr vorwärts bewegen können? ::: Auch Majestät scheint etwas Nahrhaftes essen zu müssen. Wenn sie daher befiehlt, so ließe sich jetzt aus dem Fleisch des Kamels ein nahrhaftes Mahl bereiten.“ ::: Als aber der Löwe diese seine abscheuliche Rede hörte, sagte er von Zorn erfüllt: ::: „Pfui, pfui! du gemeinster Bösewicht! Wenn du das noch einmal sagst, so werde ich dich augenblicklich umbringen. Da ich ihm Sicherheit versprochen habe, wie kann ich ihn nun selbst töten! ::: Man sagt ja: ::: ``Weder die Kuhspende, noch die Land- oder Speisespende ist das Höchste, sondern nach der Weisen Urteil steht an aller Spenden Spitze die Spende der Furchtlosigkeit. Sämtliche Opfer, mit den vortrefflichsten Spenden vollzogen, wiegt eines einzigen angstvollen Geschöpfes Lebensversicherung auf.´´“::: Nachdem er dies gehört, sagte der Schakal: ::: „Oh Herr! Wenn das Kamel im Vertrauen auf die ihm gewährte Sicherheit umgebracht wird, dann begehst du eine Sünde. ::: Aber, wenn es aus Ergebenheit gegen deine Majestät sein Leben von selbst anbietet, dann begehst du keine Sünde. Wenn es sich daher selbst zum Tode anträgt, dann darf es getötet werden, oder einer von uns muß umgebracht werden. ::: Denn Majestät bedarf einer nahrhaften Speise und geht, wenn der Hunger nicht gestillt wird, der Auflösung entgegen. Wozu haben wir aber unser Leben, wenn wir es nicht zum Nutzen unseres Herrn fahren lassen? ::: Wenn Majestät etwas Unangenehmes zustößt, dann ist es unsre Pflicht, selbst rückwärts ins Feuer zu gehen. ::: Man sagt auch: :::``Das Leben eines Oberhauptes ist auf jede Art zu wahren; wenn er dahin ist, ist auch das ganze Haus vernichtet: Denn Räder fahren nimmermehr, wenn ihre Nabe zerbrochen wurde.“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte der Löwe: ::: „Wenn dem so ist, so tue was dir gut erscheint.“ ::: Als der Schakal dies vernommen, ging er eilig zurück und sagte zu allen: ::: „Hört, hört! Der Herr befindet sich sehr schlecht. Das Leben sitzt ihm schon in der Nasenspitze. Wozu also das Herumjagen? Wer wird uns in diesem Walde beschützen, wenn er nicht mehr ist? ::: Drum laßt uns gehen und ihm, den die Krankheit namens „Hunger“ in die andere Welt treiben will, unsere eigenen Leiber zum Geschenk machen, damit wir unsere Schuld für des Herrn Gnade abzahlen. ::: Man sagt ja: :::``Der Diener, unter dessen Augen den Herrn ein Mißgeschick betrifft, fährt bei lebendigem Leibe hinunter in den Höllenschlund.´´“ ::: Darauf gingen sie sogleich alle mit Tränen in den Augen zum Löwen, verbeugten sich und setzten sich nieder. Als er sie um sich sah, sagte der Löwe: ::: „Ach! Habt ihr irgendein Tier gefangen oder gesehen?“ Darauf antwortete die Krähe aus ihrer Mitte: ::: „Oh Herr! Wir sind schon allenthalben umhergerannt, haben aber kein Tier weder gefangen noch gesehen. ::: Deshalb möge der Herr jetzt mich verzehren und dadurch sein Leben fristen: So wird Majestät sich erquicken, und ich werde in den Himmel kommen. ::: Denn man sagt auch: :::``Der Diener, welcher treusinnig für seinen Herren das Leben läßt, gewinnt die höchste Rangstufe, von Alter frei und frei von Tod.´´“::: Nachdem der Schakal dies gehört, sagte er: ::: „Ach! Dein Körper ist sehr klein. Wenn er dich auch verzehrt, so wird das dem König das Leben doch nicht fristen. Außerdem ist es auch schädlich. ::: Man sagt auch: :::``Der Hund sogar verschmäht Krähenfleisch; selbst wenig davon ist ungesund. Wozu auch eine Speise essen, an der man sich nicht sättigen kann?´´::: Du hast nun deine Ergebenheit gegen den Herrn bewiesen und deine Verpflichtung für des Herrn Nahrung abgetragen. Auch hast du dir in beiden Welten einen guten Leumund erworben. Darum tritt zurück, damit auch ich den Herrn anreden kann!“ ::: Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Schakal ehrfurchtsvoll und sagte: ::: „Oh Herr! Erhalte dein Leben heute durch meinen Leib und laß mich beide Welten erwerben! Denn man sagt auch: Dem Herrn gebührt des Dienstmannes Leben, da er es durch Sold erwarb. Darum begeht er auch keine Sünde, wenn er es ihnen nimmt.“ ::: Als er aber dieses gehört, sagte der Panther: ::: „Ah, du hast schön gesprochen! Aber auch dein Körper ist sehr klein, und da Krallen deine Waffen sind, so gehörst du zu demselben Geschlecht und darfst deshalb nicht von ihm gefressen werden. ::: Man sagt ja: ::: ``Kein Weiser esse Verbotenes, wäre der Tod ihm auch noch so nah, zumal wenn es, obgleich wenig, ihn doch um beide Welten bringt.´´::: Du hast deine Blutsfreundschaft nun bewiesen. Sagt man ja doch mit Recht auch Folgendes: :::``Darum heben die Erdenherrscher ihre Verwandten zu sich empor, denn diese ändern sich nimmer, nicht anfangs, mitten und nicht am Ende.´´::: Deswegen tritt zurück, damit auch ich mir des Herrn Gnade erwerbe.“ ::: Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Panther und sprach zum Löwen: ::: „Oh Herr! Nimm jetzt meinen Leib zu deinem Lebensunterhalt. Im Himmel soll mir eine ewige Wohnung zuteil werden, und auf Erden mein Ruhm sich in die weiteste Ferne erstrecken! ::: Drum trage du kein Bedenken hierbei! Man sagt ja: :::``Treuergebenen Dienstleuten, die für ihren Herrn gestorben sind, wird ewige Wohnung im Himmel und auf Erden großer Ruhm zuteil.´´“::: Nachdem er dies gehört, dachte das Kamel: ::: „Sie haben doch schöne Worte ausgesprochen, und der Herr hat keinen einzigen umgebracht. Darum will auch ich Angemessenes vortragen, damit sie alle drei meine Rede loben.“ ::: Nachdem er sich so entschlossen hatte, sprach er: ::: „Ach! Was du sagst ist angemessen. Allein auch du bist ein Krallenkämpfer! Wie kann also der Herr dich fressen? Man sagt auch: Wer sogar nur im Geist Unbilden gegen sein Geschlecht hegt, den treffen ebendieselben in dieser und in jener Welt. Darum tritt du zurück, damit ich den Herrn anrede!“ ::: Nachdem so geschehen, trat das Kamel hervor, verbeugte sich und sprach: ::: „Oh Herr! Diese darfst du ja doch nicht essen. Deswegen laß dir meinen Leib zum Lebensunterhalt dienen, damit ich beide Welten gewinne. Denn man sagt auch: Nicht Opfernde und auch keine Büßer erreichen solchen hohen Rang, als brave Fürstendienstleute, die für den Herrn sich opferten.“ ::: Nachdem es so gesprochen hatte, rissen ihm auf des Löwen Erlaubnis der Panther und der Schakal den Bauch auf, die Krähe hackte ihm die Augen aus, und das Kamel büßte sein Leben ein. ::: Alsdann wurde es von allen diesen gemeinen Schlauköpfen aufgefressen. - Daher sage ich: :::``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“::: Nachdem er diese Geschichte erzählt hatte, sagte Sanjivaka weiter zu Damanaka: ::: „Dieser König hat eine gemeine Umgebung, die denen, welche seinen Schutz gesucht haben, kein Heil gewährt. :::``Besser ein geiergleicher König von Schwänen umgeben, als ein schwanengleicher König, dessen Umgebung Geier bilden: Denn von einem Gebieter, welcher Geier als seine Umgebung hat, gehen viele Untaten aus, und durch diese ist er mächtig zum Verderben.´´::: Deshalb soll man den ersteren unter diesen beiden vorziehen. :::``Ein König, der sich durch die Worte von Schlechten leiten läßt, ist unfähig zu gerechter Erwägung.´´::: Man hört auch Folgendes: ::: ``Weil der Schakal dir zur Seite steht wie auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht.´´“::: Da fragte Damanaka: ::: „Wie ist das?“, und Sanjivaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 1 👂 📔 🎴

Der Löwe, seine Minister und das Kamel

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 2 👂 📔 🎴

In einer Waldgegend lebte einst ein Löwe namens Madotkata („der vor Stolz Wütende“), und dessen Diener waren ein Panther, eine Krähe und ein Schakal.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 3 👂 📔 🎴

Indem diese aber einst hier und da herumschweiften, sahen sie ein von einer Karawane abgekommenes Kamel namens Krathanaka.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 4 👂 📔 🎴

Der Löwe sagte darauf:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 5 👂 📔 🎴

„Erkundigt euch doch, ob es ein Waldtier ist oder ein Haustier!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 6 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies gehört, sagte die Krähe:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 7 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Dies ist ein Haustier, Kamel genannt, eine Art Geschöpf, welches du fressen kannst. Deshalb laß es umbringen!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 8 👂 📔 🎴

Der Löwe sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 9 👂 📔 🎴

„Ich töte keinen Gast, der in mein Haus gekommen ist.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 10 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 11 👂 📔 🎴

``Sogar wer seinen Feind ermordet, wenn er furchtlos vertrauensvoll ins Haus ihm trat, dessen Schuld gleicht dem Mord von hundert Brahmanen.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 12 👂 📔 🎴

Darum versprecht ihm vollständige Sicherheit und führt es zu mir, damit ich es nach dem Grund seiner Hierherkunft frage.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 13 👂 📔 🎴

Darauf forderten alle zusammen das Kamel auf, Vertrauen zu fassen, versprachen ihm Sicherheit und führten es vor den Löwen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 14 👂 📔 🎴

Nachdem es sich ehrfurchtsvoll verbeugt hatte, setzte es sich nieder.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 15 👂 📔 🎴

Alsdann erzählte es auf dessen Befragen seine ganze Geschichte von der Zeit an, wo es von der Karawane abgekommen war.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 16 👂 📔 🎴

Darauf sagte der Löwe:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 17 👂 📔 🎴

„Oh Krathanaka! Gehe nicht zum Dorf zurück, um dich wieder der Qual des Lasttragens zu unterziehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 18 👂 📔 🎴

Bleib furchtlos bei mir hier im Wald und genieße die smaragdgleichen vortrefflichen Gräser!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 19 👂 📔 🎴

Das Kamel sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 20 👂 📔 🎴

„So sei es!“ und hauste nun vergnügt in der Mitte von ihnen, indem es bei sich dachte: „Ich brauche mich vor nichts in aller Welt zu fürchten.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 21 👂 📔 🎴

Eines Tages nun hatte der Löwe mit einem großen im Walde lebenden Elefanten einen Kampf.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 22 👂 📔 🎴

Da erhielt er durch dessen mörserkeulengleichen Stoßzahn eine Wunde, und wenig fehlte, daß er infolge davon das Leben eingebüßt hätte.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 23 👂 📔 🎴

Sein Körper wurde aber so schwach, daß er nicht einmal den Fuß irgendwohin bewegen konnte.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 24 👂 📔 🎴

Da gerieten die Krähe und die übrigen durch seine Ohnmacht alle in Hungersnot und schweres Leid.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 25 👂 📔 🎴

Der Löwe aber sagte zu ihnen:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 26 👂 📔 🎴

„He da! Sucht irgendwo irgendein Tier, damit ich, obgleich ich in diesem Zustand bin, es töte und euch Nahrung verschaffe.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 27 👂 📔 🎴

Darauf fingen sie alle vier an herumzuschweifen. Da sie aber gar nichts erblickten, so hielten die Krähe und der Schakal miteinander Rat.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 28 👂 📔 🎴

Der Schakal sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 29 👂 📔 🎴

„He, Krähe! Wozu das viele Herumschweifen? Da steht ja das Kamel voll Vertrauen auf unsern Herrn. Laß es uns töten! Das gibt Lebensunterhalt für das ganze Gefolge.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 30 👂 📔 🎴

Die Krähe antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 31 👂 📔 🎴

„Ach! Du sprichst ganz angemessen. Aber der Herr hat ihm Sicherheit versprochen. Darum darf es nicht getötet werden.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 32 👂 📔 🎴

Der Schakal sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 33 👂 📔 🎴

„Oh Krähe! Ich werde durch meine Vorstellungen den Herrn umstimmen, daß er es umbringt. Drum bleibe du hier, bis ich nach Hause gegangen bin, des Herrn Befehl empfangen habe und wieder zurückkehre.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 34 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen hatte, machte er sich eilig auf den Weg zum Löwen. Dort angekommen sprach er folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 35 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Herumschweifend haben wir den ganzen Wald durchsucht, aber kein einziges Tier angetroffen. Was sollen wir nun tun, da wir vor Hunger nicht einmal einen Fuß mehr vorwärts bewegen können?

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 36 👂 📔 🎴

Auch Majestät scheint etwas Nahrhaftes essen zu müssen. Wenn sie daher befiehlt, so ließe sich jetzt aus dem Fleisch des Kamels ein nahrhaftes Mahl bereiten.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 37 👂 📔 🎴

Als aber der Löwe diese seine abscheuliche Rede hörte, sagte er von Zorn erfüllt:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 38 👂 📔 🎴

„Pfui, pfui! du gemeinster Bösewicht! Wenn du das noch einmal sagst, so werde ich dich augenblicklich umbringen. Da ich ihm Sicherheit versprochen habe, wie kann ich ihn nun selbst töten!

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 39 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 40 👂 📔 🎴

``Weder die Kuhspende, noch die Land- oder Speisespende ist das Höchste, sondern nach der Weisen Urteil steht an aller Spenden Spitze die Spende der Furchtlosigkeit. Sämtliche Opfer, mit den vortrefflichsten Spenden vollzogen, wiegt eines einzigen angstvollen Geschöpfes Lebensversicherung auf.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 41 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte der Schakal:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 42 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Wenn das Kamel im Vertrauen auf die ihm gewährte Sicherheit umgebracht wird, dann begehst du eine Sünde.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 43 👂 📔 🎴

Aber, wenn es aus Ergebenheit gegen deine Majestät sein Leben von selbst anbietet, dann begehst du keine Sünde. Wenn es sich daher selbst zum Tode anträgt, dann darf es getötet werden, oder einer von uns muß umgebracht werden.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 44 👂 📔 🎴

Denn Majestät bedarf einer nahrhaften Speise und geht, wenn der Hunger nicht gestillt wird, der Auflösung entgegen. Wozu haben wir aber unser Leben, wenn wir es nicht zum Nutzen unseres Herrn fahren lassen?

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 45 👂 📔 🎴

Wenn Majestät etwas Unangenehmes zustößt, dann ist es unsre Pflicht, selbst rückwärts ins Feuer zu gehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 46 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 47 👂 📔 🎴

``Das Leben eines Oberhauptes ist auf jede Art zu wahren; wenn er dahin ist, ist auch das ganze Haus vernichtet: Denn Räder fahren nimmermehr, wenn ihre Nabe zerbrochen wurde.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 48 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte der Löwe:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 49 👂 📔 🎴

„Wenn dem so ist, so tue was dir gut erscheint.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 50 👂 📔 🎴

Als der Schakal dies vernommen, ging er eilig zurück und sagte zu allen:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 51 👂 📔 🎴

„Hört, hört! Der Herr befindet sich sehr schlecht. Das Leben sitzt ihm schon in der Nasenspitze. Wozu also das Herumjagen? Wer wird uns in diesem Walde beschützen, wenn er nicht mehr ist?

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 52 👂 📔 🎴

Drum laßt uns gehen und ihm, den die Krankheit namens „Hunger“ in die andere Welt treiben will, unsere eigenen Leiber zum Geschenk machen, damit wir unsere Schuld für des Herrn Gnade abzahlen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 53 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 54 👂 📔 🎴

``Der Diener, unter dessen Augen den Herrn ein Mißgeschick betrifft, fährt bei lebendigem Leibe hinunter in den Höllenschlund.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 55 👂 📔 🎴

Darauf gingen sie sogleich alle mit Tränen in den Augen zum Löwen, verbeugten sich und setzten sich nieder. Als er sie um sich sah, sagte der Löwe:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 56 👂 📔 🎴

„Ach! Habt ihr irgendein Tier gefangen oder gesehen?“ Darauf antwortete die Krähe aus ihrer Mitte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 57 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Wir sind schon allenthalben umhergerannt, haben aber kein Tier weder gefangen noch gesehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 58 👂 📔 🎴

Deshalb möge der Herr jetzt mich verzehren und dadurch sein Leben fristen: So wird Majestät sich erquicken, und ich werde in den Himmel kommen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 59 👂 📔 🎴

Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 60 👂 📔 🎴

``Der Diener, welcher treusinnig für seinen Herren das Leben läßt, gewinnt die höchste Rangstufe, von Alter frei und frei von Tod.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 61 👂 📔 🎴

Nachdem der Schakal dies gehört, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 62 👂 📔 🎴

„Ach! Dein Körper ist sehr klein. Wenn er dich auch verzehrt, so wird das dem König das Leben doch nicht fristen. Außerdem ist es auch schädlich.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 63 👂 📔 🎴

Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 64 👂 📔 🎴

``Der Hund sogar verschmäht Krähenfleisch; selbst wenig davon ist ungesund. Wozu auch eine Speise essen, an der man sich nicht sättigen kann?´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 65 👂 📔 🎴

Du hast nun deine Ergebenheit gegen den Herrn bewiesen und deine Verpflichtung für des Herrn Nahrung abgetragen. Auch hast du dir in beiden Welten einen guten Leumund erworben. Darum tritt zurück, damit auch ich den Herrn anreden kann!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 66 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Schakal ehrfurchtsvoll und sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 67 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Erhalte dein Leben heute durch meinen Leib und laß mich beide Welten erwerben! Denn man sagt auch: Dem Herrn gebührt des Dienstmannes Leben, da er es durch Sold erwarb. Darum begeht er auch keine Sünde, wenn er es ihnen nimmt.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 68 👂 📔 🎴

Als er aber dieses gehört, sagte der Panther:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 69 👂 📔 🎴

„Ah, du hast schön gesprochen! Aber auch dein Körper ist sehr klein, und da Krallen deine Waffen sind, so gehörst du zu demselben Geschlecht und darfst deshalb nicht von ihm gefressen werden.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 70 👂 📔 🎴

Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 71 👂 📔 🎴

``Kein Weiser esse Verbotenes, wäre der Tod ihm auch noch so nah, zumal wenn es, obgleich wenig, ihn doch um beide Welten bringt.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 72 👂 📔 🎴

Du hast deine Blutsfreundschaft nun bewiesen. Sagt man ja doch mit Recht auch Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 73 👂 📔 🎴

``Darum heben die Erdenherrscher ihre Verwandten zu sich empor, denn diese ändern sich nimmer, nicht anfangs, mitten und nicht am Ende.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 74 👂 📔 🎴

Deswegen tritt zurück, damit auch ich mir des Herrn Gnade erwerbe.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 75 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, verbeugte sich der Panther und sprach zum Löwen:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 76 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Nimm jetzt meinen Leib zu deinem Lebensunterhalt. Im Himmel soll mir eine ewige Wohnung zuteil werden, und auf Erden mein Ruhm sich in die weiteste Ferne erstrecken!

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 77 👂 📔 🎴

Drum trage du kein Bedenken hierbei! Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 78 👂 📔 🎴

``Treuergebenen Dienstleuten, die für ihren Herrn gestorben sind, wird ewige Wohnung im Himmel und auf Erden großer Ruhm zuteil.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 79 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, dachte das Kamel:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 80 👂 📔 🎴

„Sie haben doch schöne Worte ausgesprochen, und der Herr hat keinen einzigen umgebracht. Darum will auch ich Angemessenes vortragen, damit sie alle drei meine Rede loben.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 81 👂 📔 🎴

Nachdem er sich so entschlossen hatte, sprach er:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 82 👂 📔 🎴

„Ach! Was du sagst ist angemessen. Allein auch du bist ein Krallenkämpfer! Wie kann also der Herr dich fressen? Man sagt auch: Wer sogar nur im Geist Unbilden gegen sein Geschlecht hegt, den treffen ebendieselben in dieser und in jener Welt. Darum tritt du zurück, damit ich den Herrn anrede!“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 83 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, trat das Kamel hervor, verbeugte sich und sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 84 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Diese darfst du ja doch nicht essen. Deswegen laß dir meinen Leib zum Lebensunterhalt dienen, damit ich beide Welten gewinne. Denn man sagt auch: Nicht Opfernde und auch keine Büßer erreichen solchen hohen Rang, als brave Fürstendienstleute, die für den Herrn sich opferten.“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 85 👂 📔 🎴

Nachdem es so gesprochen hatte, rissen ihm auf des Löwen Erlaubnis der Panther und der Schakal den Bauch auf, die Krähe hackte ihm die Augen aus, und das Kamel büßte sein Leben ein.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 86 👂 📔 🎴

Alsdann wurde es von allen diesen gemeinen Schlauköpfen aufgefressen. - Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 87 👂 📔 🎴

``Viele niedere Schlauköpfe, die sich alle durch Pfiffigkeit ernähren, können Recht zu Unrecht machen, wie Krähe und Sippschaft beim Kamel.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 88 👂 📔 🎴

Nachdem er diese Geschichte erzählt hatte, sagte Sanjivaka weiter zu Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 89 👂 📔 🎴

„Dieser König hat eine gemeine Umgebung, die denen, welche seinen Schutz gesucht haben, kein Heil gewährt.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 90 👂 📔 🎴

``Besser ein geiergleicher König von Schwänen umgeben, als ein schwanengleicher König, dessen Umgebung Geier bilden: Denn von einem Gebieter, welcher Geier als seine Umgebung hat, gehen viele Untaten aus, und durch diese ist er mächtig zum Verderben.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 91 👂 📔 🎴

Deshalb soll man den ersteren unter diesen beiden vorziehen.

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 92 👂 📔 🎴

``Ein König, der sich durch die Worte von Schlechten leiten läßt, ist unfähig zu gerechter Erwägung.´´

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 93 👂 📔 🎴

Man hört auch Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 94 👂 📔 🎴

``Weil der Schakal dir zur Seite steht wie auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 95 👂 📔 🎴

Da fragte Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Der Löwe, seine Minister und das Kamel++Folio 96 👂 📔 🎴

„Wie ist das?“, und Sanjivaka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann 👂 📔 🎴

Löwe und Zimmermann

In einer gewissen Stadt lebte ein Zimmermann mit Namen Devagupta („von den Göttern beschützt“). Dieser nahm immer einen guten Reisbrei mit sich und spaltete mit seiner Frau zusammen im Walde große Anjanastämme. ::: In diesem Walde wohnte aber ein Löwe namens Vimala (der „Fleckenlose“), der hatte zwei Diener, die Fleischfresser waren, einen Schakal und eine Krähe. ::: Einstmals nun als der Löwe allein im Walde umherschweifte, erblickte er diesen Zimmermann. Auch der Zimmermann sah den Löwen herankommen, hielt sich schon gleichsam für tot, aber voll Geistesgegenwart dachte er: ::: "Meine (einzige) Zuflucht ist ein mutiges Entgegentreten!"::: So ging er dem Löwen entgegen, verbeugte sich und sprach: ::: „Komm herbei! Komm herbei! Oh Freund! Heute mußt du mein Essen, welches deines Bruders (d.i. meine) Frau gebracht hat, verzehren.“ ::: Jener antwortete: ::: „Lieber! Ich ernähre mich nicht von gekochter Speise, denn ich bin ein Fleischfresser, aber trotzdem will ich dir zu Gefallen etwas kosten, um zu sehen, was das für eine Art Speise ist.“ ::: Nachdem der Löwe so geredet hatte, erfreute ihn der Zimmermann mit mancherlei Arten von Speisen, Schüsseln von herrlichen Laddukakugeln, welche mit Zucker überstreut und mit Trauben und Muskatnuß gewürzt waren und anderen. ::: Und der Löwe gewährte ihm aus Dankbarkeit die Sicherheit gegen alle Gefahren, so daß er ungefährdet im Walde herumgehen könne. ::: Darauf sprach der Zimmermann: ::: „Lieber Freund! Du mußt jeden Tag kommen, aber nur ganz allein! Du darfst keinen andern irgend vor meine Augen bringen!“ ::: So ging beiden die Zeit unter Liebesbezeigungen hin, und der Löwe, welcher auf diese Weise Tag für Tag mit derartigen mannigfachen Speisen gesättigt ward, unterließ es bald ganz und gar, auf die Jagd zu gehen. ::: Da sprachen der Schakal und die Krähe zu dem Löwen, da sie von Hunger gequält wurden, welcher nur durch anderer Mißgeschick gestillt werden konnte: ::: „Oh Herr! Sage uns beiden, wohin du jeden Tag gehst und dann mit vergnügtem Sinn voll Freude zurückkommst?“ ::: Er antwortete: ::: „Ich gehe nirgendwohin.“ ::: Als er aber von beiden mit sehr großer Inständigkeit gebeten wurde, da sagte der Löwe: ::: „In diesen Wald kommt jeden Tag ein Freund von mir. Dessen Frau bereitet ganz ausgezeichnete Speisen, und da esse ich denn unter vorhergehenden Freundschaftsbezeigungen.“ ::: Darauf sagten beide: ::: „Wir wollen dahin gehen, den Zimmermann umbringen und durch dessen Fleisch und Blut uns auf lange Zeit unsere Nahrung verschaffen.“ ::: Als der Löwe dies gehört hatte, sagte er: ::: „Oh! Oh! Ich habe ihm vollständige Sicherheit gewährt. Wie kann ich also an so etwas Schlechtes in Bezug auf ihn auch nur denken? Ich will ihn lieber bewegen, daß er, was von der herrlichen Speise übriggelassen wird, euch beiden gibt.“ ::: Damit waren beide zufrieden und sagten: „Ja!“ ::: Darauf machten sie sich alle auf den Weg zum Zimmermann. Als aber der Zimmermann schon aus weiter Ferne den Löwen mit seiner schlechten Umgebung herankommen sah, dachte er „Da stößt mir ein Mißgeschick zu!“ und stieg, so rasch er konnte, samt seiner Frau auf einen Baum. ::: Der Löwe aber, als er herangekommen war, sagte: ::: „Lieber! Warum steigst du auf einen Baum, da du mich kommen siehst? Ich bin ja dein Freund, der Löwe Vimala! Fürchte dich doch nicht!“ ::: Der Zimmermann aber, ohne seinen Platz zu verlassen, antwortete: „Weil der Schakal dir zur Seite geht und auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht. Daher sage ich: ::: ``Ein König, der eine gemeine Umgebung hat, gewährt denen, die seinen Schutz gesucht haben, kein Heil.´´“::: 

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 1 👂 📔 🎴

Löwe und Zimmermann In einer gewissen Stadt lebte ein Zimmermann mit Namen Devagupta („von den Göttern beschützt“). Dieser nahm immer einen guten Reisbrei mit sich und spaltete mit seiner Frau zusammen im Walde große Anjanastämme.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 2 👂 📔 🎴

In diesem Walde wohnte aber ein Löwe namens Vimala (der „Fleckenlose“), der hatte zwei Diener, die Fleischfresser waren, einen Schakal und eine Krähe.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 3 👂 📔 🎴

Einstmals nun als der Löwe allein im Walde umherschweifte, erblickte er diesen Zimmermann. Auch der Zimmermann sah den Löwen herankommen, hielt sich schon gleichsam für tot, aber voll Geistesgegenwart dachte er:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 4 👂 📔 🎴

"Meine (einzige) Zuflucht ist ein mutiges Entgegentreten!"

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 5 👂 📔 🎴

So ging er dem Löwen entgegen, verbeugte sich und sprach:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 6 👂 📔 🎴

„Komm herbei! Komm herbei! Oh Freund! Heute mußt du mein Essen, welches deines Bruders (d.i. meine) Frau gebracht hat, verzehren.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 7 👂 📔 🎴

Jener antwortete:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 8 👂 📔 🎴

„Lieber! Ich ernähre mich nicht von gekochter Speise, denn ich bin ein Fleischfresser, aber trotzdem will ich dir zu Gefallen etwas kosten, um zu sehen, was das für eine Art Speise ist.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 9 👂 📔 🎴

Nachdem der Löwe so geredet hatte, erfreute ihn der Zimmermann mit mancherlei Arten von Speisen, Schüsseln von herrlichen Laddukakugeln, welche mit Zucker überstreut und mit Trauben und Muskatnuß gewürzt waren und anderen.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 10 👂 📔 🎴

Und der Löwe gewährte ihm aus Dankbarkeit die Sicherheit gegen alle Gefahren, so daß er ungefährdet im Walde herumgehen könne.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 11 👂 📔 🎴

Darauf sprach der Zimmermann:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 12 👂 📔 🎴

„Lieber Freund! Du mußt jeden Tag kommen, aber nur ganz allein! Du darfst keinen andern irgend vor meine Augen bringen!“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 13 👂 📔 🎴

So ging beiden die Zeit unter Liebesbezeigungen hin, und der Löwe, welcher auf diese Weise Tag für Tag mit derartigen mannigfachen Speisen gesättigt ward, unterließ es bald ganz und gar, auf die Jagd zu gehen.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 14 👂 📔 🎴

Da sprachen der Schakal und die Krähe zu dem Löwen, da sie von Hunger gequält wurden, welcher nur durch anderer Mißgeschick gestillt werden konnte:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 15 👂 📔 🎴

„Oh Herr! Sage uns beiden, wohin du jeden Tag gehst und dann mit vergnügtem Sinn voll Freude zurückkommst?“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 16 👂 📔 🎴

Er antwortete:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 17 👂 📔 🎴

„Ich gehe nirgendwohin.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 18 👂 📔 🎴

Als er aber von beiden mit sehr großer Inständigkeit gebeten wurde, da sagte der Löwe:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 19 👂 📔 🎴

„In diesen Wald kommt jeden Tag ein Freund von mir. Dessen Frau bereitet ganz ausgezeichnete Speisen, und da esse ich denn unter vorhergehenden Freundschaftsbezeigungen.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 20 👂 📔 🎴

Darauf sagten beide:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 21 👂 📔 🎴

„Wir wollen dahin gehen, den Zimmermann umbringen und durch dessen Fleisch und Blut uns auf lange Zeit unsere Nahrung verschaffen.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 22 👂 📔 🎴

Als der Löwe dies gehört hatte, sagte er:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 23 👂 📔 🎴

„Oh! Oh! Ich habe ihm vollständige Sicherheit gewährt. Wie kann ich also an so etwas Schlechtes in Bezug auf ihn auch nur denken? Ich will ihn lieber bewegen, daß er, was von der herrlichen Speise übriggelassen wird, euch beiden gibt.“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 24 👂 📔 🎴

Damit waren beide zufrieden und sagten: „Ja!“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 25 👂 📔 🎴

Darauf machten sie sich alle auf den Weg zum Zimmermann. Als aber der Zimmermann schon aus weiter Ferne den Löwen mit seiner schlechten Umgebung herankommen sah, dachte er „Da stößt mir ein Mißgeschick zu!“ und stieg, so rasch er konnte, samt seiner Frau auf einen Baum.

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 26 👂 📔 🎴

Der Löwe aber, als er herangekommen war, sagte:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 27 👂 📔 🎴

„Lieber! Warum steigst du auf einen Baum, da du mich kommen siehst? Ich bin ja dein Freund, der Löwe Vimala! Fürchte dich doch nicht!“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 28 👂 📔 🎴

Der Zimmermann aber, ohne seinen Platz zu verlassen, antwortete: „Weil der Schakal dir zur Seite geht und auch die scharfgeschnäbelte Krähe, drum flüchte ich den Baum aufwärts, denn die Umgebung gefällt mir nicht. Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 29 👂 📔 🎴

``Ein König, der eine gemeine Umgebung hat, gewährt denen, die seinen Schutz gesucht haben, kein Heil.´´“

Panchatantra/Book 1/Löwe und Zimmermann++Folio 30 👂 📔 🎴

 

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean 👂 📔 🎴

Der Strandläufer und der Ozean

In einer Gegend am Ufer des Ozeans wohnte ein Strandläuferpärchen. Da wurde im Verlauf der Zeit, nachdem die Brunstzeit gekommen war, das Weibchen trächtig. ::: Als sich nun die Brutzeit nahte, sagte sie zu dem Männchen: ::: „Höre, Geliebter! Meine Brutzeit naht heran. Laß uns deshalb einen Ort aufsuchen, wo uns kein Unglück droht, damit ich da die Eier legen kann.“ ::: Der Strandläufer sagte: ::: „Dieses Ufer des Meers ist bezaubernd. Darum brüte du nur hier.“ ::: Doch jene sagte: „Hier tritt am Tage des Vollmonds die Meeresflut über. Die reißt selbst wütende Elefantenkönige fort. Drum laß uns in der Ferne irgendeinen andern Ort aufsuchen!“ ::: Nachdem er dies gehört hatte, sagte der Strandläufer lächelnd: „Oh Liebe! Was du sagst, ziemt sich nicht. Wie groß ist denn das Meer, daß es meine Jungen verletzen könnte? Hast du denn nicht gehört: ::: ``Welcher Mensch möchte sich töricht aus freien Stücken in das Feuer stürzen, welches den Weg zu den Wolken eingeschlagen hat, rauchlos ist und immer großen Schrecken verbreitet? Wer ist so gierig, die Welt des Yama (Gott der Toten) zu sehen, und weckt den, dem Gott der Vernichtung gleichenden schlafenden Löwen, wenn er ruht, nachdem er des wütenden Elefanten triefende Schläfen zerfleischt hat? Wer steigt hinab zu Yamas Palast und fordert von selbst den Vernichter furchtlos heraus: >>Nimm hin mein Leben, wenn du irgend stark genug dazu bist!<< Welcher Mensch, wenn er der Eigenschaften Wirkung kennt, wird die Kälte durch Wasser entfernen, wenn sich mit Flöckchen von Reif gemischt der kalte Morgenwind erhebt?´´::: Darum lege nur hier ohne Zagen deine Eier! Man sagt auch: ::: ``Wer aus Furcht zu unterliegen seinen Wohnort im Stich läßt, wenn von diesem sein Weib Frucht trägt, den nennen die Weisen unfruchtbar.´´::: Und so: ::: ``Wer gequält von der Verachtung Pein, schimpflich lebt und doch leben bleibt, der sollte nie geboren werden, denn er bringt derjenigen Leid, die ihn gebar.´´“::: Indem der Strandläufer so sprach, lachte das Weibchen, welches den wahren Gehalt seiner Kraft kannte, und sagte: ::: „Wahrlich, richtig und sehr passend ist dieses: Was soll diese stolze Rede? Du machst dich zum Gespött der Leute, oh Indra unter den Vögeln! Oh Wunder! Das Häschen nimmt das Maul so voll wie ein Elefant.“ ::: Aber der Strandläufer antwortete: ::: „Was kann denn das Meer tun?“ ::: Als das Meer dies hörte, dachte es bei sich: „Sieh mir einer den Übermut dieses Vogelgezüchts! Sagt man doch mit Recht: ::: ``Durch wen wird eine selbstgeschaffene Überhebung zur Ruhe gebracht?´´::: Der Strandläufer schläft mit den Füßen aufwärts aus Furcht, daß sonst der Himmel herabbricht. Ich muß doch einmal aus Neugierde seine Macht kennenlernen! Was er wohl tun wird, wenn ich ihm die Eier wegnehme?“::: Diesen Gedanken hielt es fest. Nachdem nun die Eier gelegt waren und das Weibchen des Futters wegen sich entfernt hatte, nahm das Meer vermittelst der Flut die Eier weg. ::: Als das Weibchen zurückkam und das Nest leer fand, sprach sie jammernd zum Strandläufer: ::: „Oh du Tor! Ich hatte dir vorhergesagt, daß die Eier zur Zeit der Flut verlorengehen würden, und daß wir darum soweit als möglich weggehen sollten. Aber aus Torheit bist du übermütig geworden und tust nicht, was ich sage. ::: Sagt man ja doch mit Recht: :::``Wer nicht befolgt wohlwollender Freunde Rede, der geht zugrunde, wie die törichte Schildkröte, die vom Stock herunterfiel.´´::: Da fragte der Strandläufer: ::: „Wie war das?“, und das Weibchen erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 1 👂 📔 🎴

Der Strandläufer und der Ozean In einer Gegend am Ufer des Ozeans wohnte ein Strandläuferpärchen. Da wurde im Verlauf der Zeit, nachdem die Brunstzeit gekommen war, das Weibchen trächtig.

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 2 👂 📔 🎴

Als sich nun die Brutzeit nahte, sagte sie zu dem Männchen:

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 3 👂 📔 🎴

„Höre, Geliebter! Meine Brutzeit naht heran. Laß uns deshalb einen Ort aufsuchen, wo uns kein Unglück droht, damit ich da die Eier legen kann.“

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 4 👂 📔 🎴

Der Strandläufer sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 5 👂 📔 🎴

„Dieses Ufer des Meers ist bezaubernd. Darum brüte du nur hier.“

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 6 👂 📔 🎴

Doch jene sagte: „Hier tritt am Tage des Vollmonds die Meeresflut über. Die reißt selbst wütende Elefantenkönige fort. Drum laß uns in der Ferne irgendeinen andern Ort aufsuchen!“

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 7 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört hatte, sagte der Strandläufer lächelnd: „Oh Liebe! Was du sagst, ziemt sich nicht. Wie groß ist denn das Meer, daß es meine Jungen verletzen könnte? Hast du denn nicht gehört:

Panchatantra/Book 1/Der Strandläufer und der Ozean++Folio 8 👂 📔 🎴

``Welcher Mensch möchte sich töricht aus freien Stücken in das Feuer stürzen, welches den Weg zu den Wolken eingeschlagen hat, rauchlos ist und immer großen Schrecken verbreitet? Wer ist so gierig, die Welt des Yama (Gott der Toten) zu sehen, und weckt den, dem Gott der Vernichtung gleichenden schlafenden Löwen, wenn er ruht, nachdem er des wütenden Elefanten triefende Schläfen zerfleischt hat? Wer steigt hinab zu Yamas Palast und fordert von selbst den Vernichter furchtlos heraus: >>Nimm hin mein Leben, wenn du irgend stark genug dazu bist!

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte 👂 📔 🎴

Die Geschichte von einer unfolgsamen Schildkröte die nicht schweigen konnte

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 1 👂 📔 🎴

Es wohnte einmal in einem gewissen Teich eine Schildkröte namens Kambugriva („einen Nacken wie eine Muschel“). Diese hatte zwei Freunde, welche zum Geschlecht der Gänse gehörten und die höchste Liebe zu ihr gefaßt hatten.

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 2 👂 📔 🎴

Der eine hieß Sankata (klein), der andere Vikata (groß). Stets kamen diese zu dem Ufer des Teiches.

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 3 👂 📔 🎴

Da erzählten sie sich einander viele Geschichten von den Weisen unter den Göttern, Brahmanen und Königen, und zur Zeit des Sonnenuntergangs gingen jene in ihr Nest zurück.

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 4 👂 📔 🎴

Im Verlauf der Zeit trocknete aber dieser Teich infolge von Regenmangel nach und nach aus. Aus Schmerz über dieses Unglück sagten jene beiden:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 5 👂 📔 🎴

„Ach, Freund! Dieser Teich ist zu bloßem Schlamm geworden. Wie wirst du nun bestehen können? In unsern Herzen ist große Betrübnis.“

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 6 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, sagte die Schildkröte:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 7 👂 📔 🎴

„Ich kann ohne Wasser nicht leben. Deshalb laßt uns ein Hilfsmittel aussinnen! Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 8 👂 📔 🎴

``Für Verwandte sowie Freunde eifert der Weise jederzeit mit Anstrengung, wenn sie ein Mißgeschick betrifft.´´

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 9 👂 📔 🎴

Drum schafft einen starken Strick oder lieber einen leichten Stock herbei, und sucht einen Teich auf, welcher viel Wasser enthält! Dann halt ich mich mit meinen Zähnen an diesem leichten Stock fest, und ihr ergreift von beiden Seiten die Spitzen und tragt mich durch die Luft zu diesem Teich!“

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 10 👂 📔 🎴

Jene beiden sprachen:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 11 👂 📔 🎴

„Oh Freund, das wollen wir tun! Aber du mußt still schweigen wie ein Heiliger, der Schweigen gelobt hat. Wo nicht, so wirst du vom Stock herabfallen und dann in Stücke brechen.“

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 12 👂 📔 🎴

Die Schildkröte sagte:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 13 👂 📔 🎴

„Gewiß! Ich übernehme das Gelübde zu schweigen von jetzt an bis ich vermittelst des Fluges durch die Luft den Teich erreicht habe.“

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 14 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, erblickte die Schildkröte auf seinem Flug eine unter ihm befindliche Stadt, deren Bewohner, da sie ihn so fortgeführt sahen, voll Erstaunen riefen:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 15 👂 📔 🎴

„Ah! Da wird etwas von zwei Vögeln wie auf einem Wagen gefahren! Seht, seht!“

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 16 👂 📔 🎴

und als die Schildkröte ihr Geschrei hörte, fing sie an zu sprechen.

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 17 👂 📔 🎴

Eben wollte sie sagen „Ah, was ist das für ein Lärm?“, aber ehe sie es noch halb ausgesprochen hatte, fiel sie herab und zerbrach vor den Stadtbewohnern in Stücke, die sich über das geschenkte Fleisch freuten. - Daher sage ich:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 18 👂 📔 🎴

``Wer nicht befolgt wohlwollender Freunde Rede, der geht zugrunde wie die törichte Schildkröte, die vom Stock herunterfiel.´´

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 19 👂 📔 🎴

Ferner sagte sie auch:

Panchatantra/Book 1/Die unfolgsame Schildkröte++Folio 20 👂 📔 🎴

„Herr ‚Vorgesorgt‘ sowohl auch Herr ‚Wenn's draufankommt‘ nehmen beide an Freuden zu, indes aber Herr ‚Schicksalschick‘ zugrunde geht.“ 

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische 👂 📔 🎴

Die drei Fische

 
In einem Teich wohnten drei große Fische, nämlich Anagatavidhatri („der für die Zukunft Sorge Tragende“), Pratyutpannamati („der in der Not Rat Wissende“) und Yadbhavishya („der sorglos, was kommen wird, Erwartende“). ::: Da kamen nun einst Fischer, sahen dies Wasser und sagten: ::: „Ah, der Teich ist reich an Fischen! Er ist noch nicht ein einziges Mal von uns durchsucht worden. Doch für heute haben wir genug zum Lebensunterhalt und die Dämmerung ist schon da. Drum wollen wir morgen früh zurückkehren.“ ::: Als der besorgte Anagatavidhatri diese einem Donnerschlag gleiche Rede gehört hatte, rief er alle Fische zusammen und sprach folgendes: ::: „Ach! Habt ihr gehört, was die Fischer gesagt haben? Laßt uns noch in dieser Nacht in irgendeinen benachbarten Teich gehen! Man sagt ja: :::``Schwache müssen sich wegflüchten, wenn sie ein starker Feind bedroht, oder in eine Burg einschließen, sonst ist keine Rettung für sie.´´::: Unzweifelhaft kommen diese Fischer zur Morgenzeit zurück und vernichten alle Fische. Dieses ist meine Überzeugung. Darum ist es unrecht, hier auch nur einen Augenblick zu vergeuden. Man sagt auch: ::: ``Weise, die einen Weg kennen, der Freude bringt, und führte er auch in die Fremde, die sehen niemals Vernichtung ihres Lands und Stamms.´´“::: Nachdem er dieses gehört, sprach der kluge Pratyutpannamati: ::: „Ah! Was du sagst ist wahr! Auch ich billige es. So laßt uns denn anderswo hingehen! Man sagt auch: ::: ``Elende nur und mutlose Krähen, Hirsche und Feiglinge leiden den Tod im Heimatland, weil vor der Fremde Furcht sie schreckt.´´::: Und ferner: :::``Wer allerwärts wandern kann, was will der aus Liebe zum eigenen Land verderben? «Dies ist der Born meines Erzeugers!» sprechend, trinkt brackiges Wasser die feige Memme.´´“::: Dies hörend sprach darauf laut lachend der schicksalsgläubige Yadbhavishya: ::: „Ach! Was ihr beide geraten habt, ist nicht gut. Denn wie ziemt es sich, auf ein bloßes Wort hin, diesen auf die Väter von den Großvätern übergegangenen Teich zu verlassen? Ist Vernichtung über uns verhängt, so werden wir auch sterben müssen, wenn wir wo anders hingehen. Man sagt auch: ::: ``Der Schlangen und der Nichtsnutzigen Pläne werden nicht vollendet, denn sie leben von anderer Leute Schaden: Dadurch besteht diese Welt.´´::: Darum werde ich nicht gehen. Ihr mögt tun, was euch gefällt!“ ::: Nachdem sie darauf dessen Entschluß erfahren hatten, zogen Anagatavidhatri und Pratyutpannamati mit ihrem Gefolge ab. Am folgenden Tage aber wurde dieser Teich von jenen Fischern mit Netzen durchfischt und all seiner Fische samt dem schicksalsgläubigen Yadbhavishya beraubt. 

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 1 👂 📔 🎴

Die drei Fische:::      In einem Teich wohnten drei große Fische, nämlich Anagatavidhatri („der für die Zukunft Sorge Tragende“), Pratyutpannamati („der in der Not Rat Wissende“) und Yadbhavishya („der sorglos, was kommen wird, Erwartende“).

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 2 👂 📔 🎴

Da kamen nun einst Fischer, sahen dies Wasser und sagten:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 3 👂 📔 🎴

„Ah, der Teich ist reich an Fischen! Er ist noch nicht ein einziges Mal von uns durchsucht worden. Doch für heute haben wir genug zum Lebensunterhalt und die Dämmerung ist schon da. Drum wollen wir morgen früh zurückkehren.“

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 4 👂 📔 🎴

Als der besorgte Anagatavidhatri diese einem Donnerschlag gleiche Rede gehört hatte, rief er alle Fische zusammen und sprach folgendes:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 5 👂 📔 🎴

„Ach! Habt ihr gehört, was die Fischer gesagt haben? Laßt uns noch in dieser Nacht in irgendeinen benachbarten Teich gehen! Man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 6 👂 📔 🎴

``Schwache müssen sich wegflüchten, wenn sie ein starker Feind bedroht, oder in eine Burg einschließen, sonst ist keine Rettung für sie.´´

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 7 👂 📔 🎴

Unzweifelhaft kommen diese Fischer zur Morgenzeit zurück und vernichten alle Fische. Dieses ist meine Überzeugung. Darum ist es unrecht, hier auch nur einen Augenblick zu vergeuden. Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 8 👂 📔 🎴

``Weise, die einen Weg kennen, der Freude bringt, und führte er auch in die Fremde, die sehen niemals Vernichtung ihres Lands und Stamms.´´“

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 9 👂 📔 🎴

Nachdem er dieses gehört, sprach der kluge Pratyutpannamati:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 10 👂 📔 🎴

„Ah! Was du sagst ist wahr! Auch ich billige es. So laßt uns denn anderswo hingehen! Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 11 👂 📔 🎴

``Elende nur und mutlose Krähen, Hirsche und Feiglinge leiden den Tod im Heimatland, weil vor der Fremde Furcht sie schreckt.´´

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 12 👂 📔 🎴

Und ferner:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 13 👂 📔 🎴

``Wer allerwärts wandern kann, was will der aus Liebe zum eigenen Land verderben? «Dies ist der Born meines Erzeugers!» sprechend, trinkt brackiges Wasser die feige Memme.´´“

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 14 👂 📔 🎴

Dies hörend sprach darauf laut lachend der schicksalsgläubige Yadbhavishya:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 15 👂 📔 🎴

„Ach! Was ihr beide geraten habt, ist nicht gut. Denn wie ziemt es sich, auf ein bloßes Wort hin, diesen auf die Väter von den Großvätern übergegangenen Teich zu verlassen? Ist Vernichtung über uns verhängt, so werden wir auch sterben müssen, wenn wir wo anders hingehen. Man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 16 👂 📔 🎴

``Der Schlangen und der Nichtsnutzigen Pläne werden nicht vollendet, denn sie leben von anderer Leute Schaden: Dadurch besteht diese Welt.´´

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 17 👂 📔 🎴

Darum werde ich nicht gehen. Ihr mögt tun, was euch gefällt!“

Panchatantra/Book 1/Die drei Fische++Folio 18 👂 📔 🎴

Nachdem sie darauf dessen Entschluß erfahren hatten, zogen Anagatavidhatri und Pratyutpannamati mit ihrem Gefolge ab. Am folgenden Tage aber wurde dieser Teich von jenen Fischern mit Netzen durchfischt und all seiner Fische samt dem schicksalsgläubigen Yadbhavishya beraubt. 

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten 👂 📔 🎴

Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten:::

In einer Waldgegend wohnte ein Sperlingspaar, welches auf einem Tamala-Baum sein Nest gebaut hatte, und im Laufe der Zeit ward ihm Nachkommenschaft zuteil. ::: Eines Tages kam ein brünstiger Waldelefant, von Hitze gequält, zu diesem Baum, um Schatten zu suchen. Da riß er im Übermaß seiner Wut mit der Spitze seines Rüssels an dem Zweig, auf welchem die Sperlinge hausten und zerbrach ihn. ::: Durch dessen Bruch zerschellten auch alle Eier des Sperlingsweibchens und wenig fehlte, daß auch die beiden Sperlinge ihr Leben dabei eingebüßt hätten. Das Weibchen aber, von Schmerz über die Zerstörung seiner Eier überwältigt, brach in Klagen aus und wurde gar nicht wieder vergnügt. ::: Mittlerweile hörte ein Vogel, Baumhacker mit Namen, der ihr aufs höchste befreundet war, ihren Jammer, und aus Mitleid mit ihrem Schmerz besuchte er sie und sagte: ::: „Ehrwürdige! Wozu das vergebliche Klagen? Denn man sagt ja: :::`` Was verloren, versäumt oder tot ist, beklagen die Klugen nimmermehr. Durch dieses gerade sind Kluge verschieden von den Törichten.´´::: Und so: :::``Um Wesen soll man nicht klagen, nur wer ein Tor ist beklagt sie, denn er schafft sich Schmerzen auf Schmerzen und leidet doppelt Mißgeschick.´´::: Und ferner: :::``Der Verwandten Schleim und Tränen genießt ungern der Tote nur: Drum nicht geweint!´´::: Vollzieh aber die Totenbräuche soweit du kannst.“ :::Das Sperlingsweibchen sagte: ::: „Das ist wahr! Aber warum hat jener böse Elefant aus Wut meine Nachkommenschaft vernichtet? Wenn du in Wahrheit mein Freund bist, so sinne auf ein Mittel, diesem Auswurf von Elefanten den Tod zu bereiten, damit nach dessen Vollendung der Schmerz um den Verlust meiner Nachkommenschaft aufhöre. ::: Man sagt ja: Fürwahr! :::``Zum zweiten Mal geboren ist der Mann, der vergolten hat dem, der im Unglück ihm Hilfe oder auch Spott geboten hat.´´“ ::: Der Baumhacker sagte: ::: „Du sagst die Wahrheit. Es heißt auch: ::: ``Ein Freund ist, wer treu im Unglück bleibt; auch wenn er zu fremdem Stamm gehört; denn im Glücke ist jedweder jeglichen Geschöpfes Freund.´´::: Und so: ::: ``Ein Freund ist, wer im Unglück Freund ist; ein Sohn ist, welcher Sühne schafft; ein Diener ist, wer seine Pflicht kennt; und eine Gattin ist, die glücklich macht.´´::: So lerne denn die Macht meines Verstandes kennen! Ich habe aber auch noch einen Freund, eine Fliege mit Namen Vinarava („wie eine Leier tönend“). Zu der gehe ich und rufe sie zu Hilfe, damit dieser übelgesinnte Elefant getötet wird.“ ::: Darauf ging er mit dem Sperlingsweibchen zur Fliege und sagte: ::: „Liebe! Dieses Sperlingsweibchen, meine Freundin, ist von einem bösen Elefanten schwer verletzt worden, weil er all ihre Eier zerbrochen hat. Ich will nun versuchen, ihn zu töten, und dabei sollst du mir Beistand leisten!“::: Die Fliege aber antwortete: ::: „Liebe! Wozu bedarf es bei dieser Sache vieler Worte? Denn man sagt auch: :::``Um der Wiedervergeltung willen erweisen sich Freunde Liebes; was aber von des Freundes Freunde geschieht, tut das der Freund nicht selbst?´´::: Das ist wahr! Aber auch ich habe einen sehr treuen Freund, einen Frosch namens Meghanada („wie eine Wolke tönend“). ::: Auch den wollen wir zu Hilfe rufen und dann tun, was dienlich ist. Es heißt auch: Von Guten, Tugendhaften, Weisen, der heiligen Schriften Kundigen oder Klugen erdachte Ratschläge gelten nimmer für zweifelhaft.“ ::: Darauf gingen sie alle drei zu Meghanada und teilten ihm die ganze Angelegenheit mit. Dieser aber sagte: ::: „Wie groß ist denn ein solch elender Elefant im Vergleich zu einem Edlen, welcher heftig erzürnt ist? Drum laßt uns meinen Rat ausführen. ::: Du, Fliege, geh um Mittag und mach im Ohren dieses vor Wut aufgeblähten Elefanten ein Geräusch, ähnlich den Tönen einer Leier, damit er vor Wollust über den Ohrenschmaus die Augen schließt. ::: Alsdann hackt ihn Baumhacker mit seinem Schnabel die Augen aus. Blind und von Durst gequält, hört er dann mein und meines Gefolges Gequake, während wir uns auf den Rand einer Grube setzen. ::: Er kommt heran, meinend es wäre da ein Teich, nähert sich der Grube, fällt hinein und kommt ums Leben. So müssen wir in Einverständnis wirken, damit unser Haß von Erfolg gekrönt wird.“ ::: Nachdem dies darauf geschah, schloß der Elefant vor Vergnügen am Gesang der Fliege die Augen, verlor das Gesicht durch den Baumhacker, und indem er um die Mittagszeit von Durst gequält umherirrte, folgte er dem Gequake der Frösche, kam zu einer großen Grube, fiel hinein und starb. ::: - Daher sage ich: ::: ``Von dem Sperling und Baumhacker, der Fliege und dem Frosch wird durch die Feindschaft eines Edlen sogar ein Elefant zu Tode gebracht.´´“::: 

Der Strandläufer sagte:  „Liebe, so soll es geschehen! Mit Hilfe aller meiner Freunde werde ich das Meer austrocknen.“ Nachdem er dies beschlossen hatte, rief er alle Vögel, die Kraniche, Störche, Gänse, Pfauen und so weiter zusammen und sprach: „Hört! Ich bin vom Meer schwer verletzt worden, weil es mir meine Eier geraubt hat. Drum laßt uns ein Mittel ersinnen, es auszutrocknen!“ Darauf fingen sie alle an, um seinem Leid abzuhelfen, mit den Flügeln das Meer zu schlagen. Da sprach ein Vogel: „Auf diese Art werden unsere Wünsche nicht erreicht. Sollen wir das Meer mit Erdklumpen und Staub ausfüllen?“ Nachdem dies gesagt war, nahmen alle zusammen Häufchen von Staub und Erde in die Höhlungen ihrer Schnäbel und machten sich daran, das Meer auszufüllen. Da sagte aber ein anderer: „Wir sind ganz und gar unfähig zu einem Kampf mit dem großen Ozean. Deswegen will ich hier raten, was der Zeit angemessen ist. Es gibt einen alten Schwan, welcher auf einem wilden Feigenbaum nistet, der wird uns, wenn wir ihn bitten, einen guten Rat geben. Wir wollen also zu ihm gehen und ihn fragen! Es heißt auch: Man soll der Alten Wort hören, Vielerfahrene sind wahrhaft alt; und des Alten Witz befreite eine im Wald gefangene Schwäneschar.“ Da fragten die Vögel „Wie war das?“, und jener sprach:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 1 👂 📔 🎴

Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 2 👂 📔 🎴

In einer Waldgegend wohnte ein Sperlingspaar, welches auf einem Tamala-Baum sein Nest gebaut hatte, und im Laufe der Zeit ward ihm Nachkommenschaft zuteil.

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 3 👂 📔 🎴

Eines Tages kam ein brünstiger Waldelefant, von Hitze gequält, zu diesem Baum, um Schatten zu suchen. Da riß er im Übermaß seiner Wut mit der Spitze seines Rüssels an dem Zweig, auf welchem die Sperlinge hausten und zerbrach ihn.

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 4 👂 📔 🎴

Durch dessen Bruch zerschellten auch alle Eier des Sperlingsweibchens und wenig fehlte, daß auch die beiden Sperlinge ihr Leben dabei eingebüßt hätten. Das Weibchen aber, von Schmerz über die Zerstörung seiner Eier überwältigt, brach in Klagen aus und wurde gar nicht wieder vergnügt.

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 5 👂 📔 🎴

Mittlerweile hörte ein Vogel, Baumhacker mit Namen, der ihr aufs höchste befreundet war, ihren Jammer, und aus Mitleid mit ihrem Schmerz besuchte er sie und sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 6 👂 📔 🎴

„Ehrwürdige! Wozu das vergebliche Klagen? Denn man sagt ja:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 7 👂 📔 🎴

`` Was verloren, versäumt oder tot ist, beklagen die Klugen nimmermehr. Durch dieses gerade sind Kluge verschieden von den Törichten.´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 8 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 9 👂 📔 🎴

``Um Wesen soll man nicht klagen, nur wer ein Tor ist beklagt sie, denn er schafft sich Schmerzen auf Schmerzen und leidet doppelt Mißgeschick.´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 10 👂 📔 🎴

Und ferner:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 11 👂 📔 🎴

``Der Verwandten Schleim und Tränen genießt ungern der Tote nur: Drum nicht geweint!´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 12 👂 📔 🎴

Vollzieh aber die Totenbräuche soweit du kannst.“

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 13 👂 📔 🎴

Das Sperlingsweibchen sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 14 👂 📔 🎴

„Das ist wahr! Aber warum hat jener böse Elefant aus Wut meine Nachkommenschaft vernichtet? Wenn du in Wahrheit mein Freund bist, so sinne auf ein Mittel, diesem Auswurf von Elefanten den Tod zu bereiten, damit nach dessen Vollendung der Schmerz um den Verlust meiner Nachkommenschaft aufhöre.

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 15 👂 📔 🎴

Man sagt ja: Fürwahr!

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 16 👂 📔 🎴

``Zum zweiten Mal geboren ist der Mann, der vergolten hat dem, der im Unglück ihm Hilfe oder auch Spott geboten hat.´´“

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 17 👂 📔 🎴

Der Baumhacker sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 18 👂 📔 🎴

„Du sagst die Wahrheit. Es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 19 👂 📔 🎴

``Ein Freund ist, wer treu im Unglück bleibt; auch wenn er zu fremdem Stamm gehört; denn im Glücke ist jedweder jeglichen Geschöpfes Freund.´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 20 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 21 👂 📔 🎴

``Ein Freund ist, wer im Unglück Freund ist; ein Sohn ist, welcher Sühne schafft; ein Diener ist, wer seine Pflicht kennt; und eine Gattin ist, die glücklich macht.´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 22 👂 📔 🎴

So lerne denn die Macht meines Verstandes kennen! Ich habe aber auch noch einen Freund, eine Fliege mit Namen Vinarava („wie eine Leier tönend“). Zu der gehe ich und rufe sie zu Hilfe, damit dieser übelgesinnte Elefant getötet wird.“

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 23 👂 📔 🎴

Darauf ging er mit dem Sperlingsweibchen zur Fliege und sagte:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 24 👂 📔 🎴

„Liebe! Dieses Sperlingsweibchen, meine Freundin, ist von einem bösen Elefanten schwer verletzt worden, weil er all ihre Eier zerbrochen hat. Ich will nun versuchen, ihn zu töten, und dabei sollst du mir Beistand leisten!“

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 25 👂 📔 🎴

Die Fliege aber antwortete:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 26 👂 📔 🎴

„Liebe! Wozu bedarf es bei dieser Sache vieler Worte? Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 27 👂 📔 🎴

``Um der Wiedervergeltung willen erweisen sich Freunde Liebes; was aber von des Freundes Freunde geschieht, tut das der Freund nicht selbst?´´

Panchatantra/Book 1/Der Bund der Schwachen gegen den Elefanten++Folio 28 👂 📔 🎴

Das ist wahr! Aber auch ich habe einen sehr treuen Freund, einen Frosch namens Meghanada („wie eine Wolke tönend“). Auch den wollen wir zu Hilfe rufen und dann tun, was dienlich ist. Es heißt auch: Von Guten, Tugendhaften, Weisen, der heiligen Schriften Kundigen oder Klugen erdachte Ratschläge gelten nimmer für zweifelhaft.“ Darauf gingen sie alle drei zu Meghanada und teilten ihm die ganze Angelegenheit mit. Dieser aber sagte: „Wie groß ist denn ein solch elender Elefant im Vergleich zu einem Edlen, welcher heftig erzürnt ist? Drum laßt uns meinen Rat ausführen. Du, Fliege, geh um Mittag und mach im Ohre dieses vor Wut aufgeblähten Elefanten ein Geräusch, ähnlich den Tönen einer Leier, damit er vor Wollust über den Ohrenschmaus die Augen schließt. Alsdann hackt ihn Baumhacker mit seinem Schnabel die Augen aus. Blind und von Durst gequält, hört er dann mein und meines Gefolges Gequake, während wir uns auf den Rand einer Grube setzen. Er kommt heran, meinend es wäre da ein Teich, nähert sich der Grube, fällt hinein und kommt ums Leben. So müssen wir in Einverständnis wirken, damit unser Haß von Erfolg gekrönt wird.“ Nachdem dies darauf geschah, schloß der Elefant vor Vergnügen am Gesang der Fliege die Augen, verlor das Gesicht durch den Baumhacker, und indem er um die Mittagszeit von Durst gequält umherirrte, folgte er dem Gequake der Frösche, kam zu einer großen Grube, fiel hinein und starb. - Daher sage ich: Von dem Sperling und Baumhacker, der Fliege und dem Frosch wird durch die Feindschaft eines Edlen sogar ein Elefant zu Tode gebracht. (Diese Fabel erinnert auch an MHB 1.142.)“ Der Strandläufer sagte: „Liebe, so soll es geschehen! Mit Hilfe aller meiner Freunde werde ich das Meer austrocknen.“ Nachdem er dies beschlossen hatte, rief er alle Vögel, die Kraniche, Störche, Gänse, Pfauen und so weiter zusammen und sprach: „Hört! Ich bin vom Meer schwer verletzt worden, weil es mir meine Eier geraubt hat. Drum laßt uns ein Mittel ersinnen, es auszutrocknen!“ Darauf fingen sie alle an, um seinem Leid abzuhelfen, mit den Flügeln das Meer zu schlagen. Da sprach ein Vogel: „Auf diese Art werden unsere Wünsche nicht erreicht. Sollen wir das Meer mit Erdklumpen und Staub ausfüllen?“ Nachdem dies gesagt war, nahmen alle zusammen Häufchen von Staub und Erde in die Höhlungen ihrer Schnäbel und machten sich daran, das Meer auszufüllen. Da sagte aber ein anderer: „Wir sind ganz und gar unfähig zu einem Kampf mit dem großen Ozean. Deswegen will ich hier raten, was der Zeit angemessen ist. Es gibt einen alten Schwan, welcher auf einem wilden Feigenbaum nistet, der wird uns, wenn wir ihn bitten, einen guten Rat geben. Wir wollen also zu ihm gehen und ihn fragen! Es heißt auch: Man soll der Alten Wort hören, Vielerfahrene sind wahrhaft alt; und des Alten Witz befreite eine im Wald gefangene Schwäneschar.“ Da fragten die Vögel „Wie war das?“, und jener sprach:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar 👂 📔 🎴

Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar:::

In einer gewissen Waldgegend war ein Feigenbaum namens Mahasakha (“große Zweige“), darauf wohnte eine Schar Schwäne. Unter diesem Feigenbaum aber erschien ein Schlinggewächs mit Namen Kausakhi („schlechte Zweige“). ::: Darauf sagte der alte Schwan: ::: „Das Schlinggewächs, welches an diesem Baum heranwächst, ist für uns sehr gefährlich. Mit Hilfe desselben kann einer einmal heraufsteigen und uns umbringen. Schaffet dies Schlinggewächs weg, so lange es noch mit Leichtigkeit zu zerstören ist!“ ::: Sie aber ließen seine Rede unbeachtet und zerstörten das Schlinggewächs nicht. So wuchs denn das Schlinggewächs im Fortgang der Zeit an dem Baum hinauf. ::: Als die Schwäne nun einst ausgeflogen waren, um sich Futter zu suchen, stieg ein Vogelsteller, das Schlinggewächs als Leiter benutzend, auf den Feigenbaum, legte Fallen in die Nester der Schwäne und kehrte dann nach Hause zurück. ::: Als aber die Schwäne ihren Ausflug nach Futter vollendet hatten und in der Nacht zurückkehrten, da wurden sie alle in den Schlingen gefangen. Da sprach der alte Schwan: ::: „Diese unglückliche Gefangenschaft in den Netzen ist uns zugestoßen, weil ihr gehandelt habt, ohne auf meine Rede zu achten. So sind wir nun alle verloren!“ ::: Darauf sagten die Schwäne zu ihm: ::: „Ehrwürdiger! Was ist unter diesen Umständen zu tun?“  ::: Er aber sprach: ::: „Wenn ihr mir diesmal folgen wollt, so stellt euch, wenn der Vogelsteller kommt, als wäret ihr tot. ::: Wenn aber dann der Vogelsteller, indem er denkt >>Sie sind schon tot!<< euch alle zusammen auf die Erde wirft, so müssen alle zusammen, nachdem sie hingeworfen sind, nachher in einem und demselben Augenblick in die Höhe fliegen.“ ::: Nachdem nun der Morgen angebrochen war, kam der Vogelsteller, und wie er nachsieht, sind sie alle zusammen tot. ::: Darauf löste er sie alle unbesorgten Sinnes der Reihe nach aus dem Netz und warf sie auf die Erde. Wie sie ihn nun mit Herabklettern beschäftigt sahen, flogen sie, dem vom alten Schwan gegebenen Rat gemäß, alle zusammen in einem und demselben Augenblick in die Höhe. ::: - Daher sage ich: :::``Man soll der Alten Wort hören, Vielerfahrene sind wahrhaft alt; und des Alten Witz befreit eine im Wald gefangene Schwäneschar.´´“::: Und nachdem diese Geschichte erzählt war, gingen alle diese Vögel zu dem alten Schwan und taten ihm den Schmerz über den Raub der Jungen kund. Darauf sprach der alte Schwan: :::„Der Schwache, der vor Stolz töricht einen übergewaltigen Feind bekämpft, der kehrt zurück wie ein Elefant mit zerbrochenem Zahn. Unser aller Vögel König ist der große Garuda. Laßt uns ihm nun diese ganze verächtliche Behandlung kundtun, damit er erzürnt über die Verachtung seines Geschlechts in Kummer gerate, oder vielleicht auch seinen Stolz zeige. Aber auch das schadet nichts. Denn man sagt auch: Wer einem unzweideutigen Freund, einem tugendhaften Knecht, einer treuergebenen Gattin oder einem wohlgesinnten Herrn seinen Kummer klagt, wird froh.“::: Nachdem so geschehen, gingen alle diese Vögel mit betrübtem Gesicht, die Augen voll Tränen und mit jämmerlichem Geschrei zum Vogel Garuda und fingen an zu zürnen: ::: „Ach, diese Gottlosigkeit! Diese Gottlosigkeit! Während du unser Gebieter bist, sind vom Meer diesem redlichen Strandläufer seine Eier geraubt worden. So ist es denn jetzt aus mit dem Geschlecht der Vögel! Auch alle anderen werden uns wie das Meer vernichten, sobald sie Lust haben. Man sagt auch: :::``So wie er es von dem einen sieht, so tut auch der andere Böses: Die Welt tut nach, was einer vortut; nie schert sie sich um das was recht ist.´´::: Und so: :::``Gegen Betrüger, Nichtswürdige, Diebe, Mörder und ähnliche muß man die Untergebenen schützen, sowie gegen in Trug sich Hüllende.´´::: Und ferner: ::: ``Wer seine Untertanen schützt, gewinnt ihrer Tugend sechsten Teil. Wenn er sie aber nicht schützt, trägt er ein Sechstel ihrer Schuld. ::: Aus des Untertans Leidflammen erhebt sich der Feuergott und ruht nicht eher, bis er gänzlich des Königs Glück und Haus und Leib verbrannt hat. Der König ist Auge den Augenlosen und Blutsfreund den Freundelosen, der König ist Vater und Mutter allen rechtschaffen Wandelnden. ::: Ein König, der nach Frucht strebt, pflege die Welten eifrig mit Spende und Ehre, wie die Gärtner ihre Schößlinge mit Wasser. ::: Gleichwie ein zarter Baumschößling, wenn er mit Sorgfalt gepflegt wird, Früchte zu seiner Zeit spendet, so auch die Welt, wenn sie gut regiert wird. Gold, Getreide und Juwelen, Roß und Wagen mancher Art und so auch, was sie sonst haben, kommt den Königen vom Untertan.´´“::: Nachdem aber Garuda dieses gehört hatte, fühlte er Mitleid mit dem Schmerz der Strandläufer, wurde von Zorn ergriffen und dachte: ::: „Ha! Was diese Vögel sagen, ist wahr! So laßt uns denn sogleich gehen und das Meer austrocknen!“ ::: Doch während er so dachte, kam der Bote des Vishnu zu ihm und sagte: ::: „He, Garuda! Der erhabene Narayana schickt mich zu dir. Der Erhabene will nach Amaravati gehen, um die Angelegenheiten der Götter zu besorgen. Deshalb komm eilig zu ihm!“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte Garuda voll Empfindlichkeit zu ihm: ::: „Ach, Bote! Wie kann ich, ein verächtlicher Knecht, dem Erhabenen dienen? Geh deshalb und sprich zu ihm: «Es möge ein anderer Diener statt meiner zu seinem Träger gemacht werden.» Ich lasse mich dem Erhabenen empfehlen.“ ::: Der Bote sagte: ::: „Oh Sproß der Vinata! Noch niemals hast du etwas Derartiges zu dem Erhabenen gesagt. Sag an! Hat dich der Erhabene etwa geringschätzig behandelt?“ ::: Da antwortete Garuda: :::„Von dem Meer, welches des Erhabenen Ruhestätte bildet, sind meinem Diener, dem Strandläufer, seine Eier geraubt worden. ::: Wenn er dieses nun nicht bestraft, so bin ich nicht länger des Erhabenen Diener. Diesen meinen Entschluß mögest du vermelden. Darum gehe so rasch als möglich hin zu dem Erhabenen!“ ::: Als der Erhabene darauf aus dem Munde seines Boten erfuhr, daß der Sproß der Vinata aus Liebe erzürnt sei, so dachte er: ::: „Der Zorn des Garuda ist gerecht. Deswegen will ich selbst gehen, ihn unter Achtungserweisung ermahnen und ihn holen. Man sagt auch: ::: ``Einen guten und starken Diener von hohem Haus verachte nicht! Wie einen Sohn sollst du ihn lieben, wünschst du dir selber Wohlergehen.´´::: Und ferner: :::``Der Fürst, der mit den Dienern zufrieden ist, gibt ihnen Ehre allein zum Lohn. Sie aber bringen für bloße Ehre selbst ihr Leben zum Danke dar.´´“::: Nachdem er diese Betrachtung angestellt hatte, ging er eilig nach Rukmapura („Goldstadt“) zum Sproß der Vinata. Dieser aber, da er den Erhabenen zu seinem Hause kommen sah, senkte vor Scham das Gesicht zu Boden, verbeugte sich und sagte: ::: "Oh Erhabener! Siehe: Das Meer, welches übermütig ist, weil es deine Ruhestätte bildet, hat meinem Diener seine Eier geraubt und mich damit geringschätzig behandelt. ::: Aus Scheu vor dem Erhabenen habe ich gezögert, sonst würde ich es noch heute austrocknen. Denn man sagt auch: :::``Eine Handlung, die des Gebieters Herz beleidigt oder quält, die tun treue Dienstleute nie und ging es auch ans Leben.“ ::: Nachdem er dies gehört, sagte der Erhabene: ::: „Oh Sohn der Vinata! Was du gesagt hast, ist wahr. Denn man sagt auch: :::``Strafe, die eines Knechts Fehler hervorruft, trifft zugleich den Herrn; denn die Schande, die sie bringet, fällt mehr auf ihn als auf den Knecht. ::: Darum komm, damit wir dem Meer die Eier wieder abnehmen, sie dem Strandläufer bringen und dann nach Amaravati gehen!“ ::: Nachdem so geschehen, sprach er, den feurigen Pfeil auf den Bogen legend, drohend zum Meere: ::: „Ha, du Bösewicht! Gib dem Strandläufer seine Eier heraus! Wo nicht, so trockne ich dich aus.“ ::: Darauf geriet das Meer in Furcht und gab dem Strandläufer seine Eier zurück. Dieser aber händigte sie seinem Weibchen aus. - Daher sage ich: :::``Wer nicht des Feindes Kraft kennt und dennoch den Kampf mit ihm beginnt, der wird gedemütigt, wie der Ozean vom Strandläufer.“ ::: 

Nachdem Sanjivaka dieses gehört hatte, fragte er ihn weiter: „Höre Freund! Woran kann ich erkennen, daß der Löwe böse Gesinnungen gegen mich hegt? So lange Zeit bin ich von ihm stets mit zunehmender Liebe und Gunst behandelt worden und habe niemals eine Änderung an ihm erblickt. Drum sag es, damit ich meiner eigenen Rettung wegen mich erhebe, um ihn zu töten.“ Damanaka antwortete: „Lieber! Was ist da zu erkennen? Folgendes wird dich überzeugen: Wenn, sobald er dich erblickt, seine Augen sich röten, er die Augenbrauen zusammenzieht, so daß sie einen Dreizack bilden, und seine Mundwinkel mit der Zunge beleckt, dann ist er bösgesinnt, sonst ist er gnädig. Jetzt entlaß mich, ich gehe nach meinem Hause zurück. Du trag Sorge, daß der Beschluß nicht verraten wird! Wenn du, sobald es Nacht wird, gehen kannst, so solltest du das Land verlassen. Ansonsten mußt du dich durch Schmeicheln, Verrat, Bestechung, Gewalt oder anderes retten. Denn man sagt auch: Sogar durch Weib und Kind schützt sein Leben der Verständige: Bleibt ihm nur das Leben, so fällt ihm alles andere wieder zu. Und so: Durch jedes mögliche Mittel, sei es recht oder ungerecht, rette der Schwache sein Leben! Der Starke wandle nach dem Recht. Wer betört zwischen Leben- und Geldverlust hin- und herschwankt, dem kommt das Leben abhanden, und mit dem ist auch jenes hin.“ Nachdem er so gesprochen, ging Damanaka zu Karataka. Karataka aber, als er ihn erblickt hatte fragte: „Lieber! Was hast du durch deinen Weg dahin ausgerichtet?“ Damanaka antwortete: „Ich habe fürs erste nur den Samen zur Intrige ausgesät. Das Weitre hängt nun vom Gang des Schicksals ab. Man sagt auch: Selbst wenn das Schicksal ungünstig ist, erfülle der Weise seine Pflicht, damit er frei von Schuld bleibe und seinen Geist kräftig halte.“ Karataka sagte: „So sage denn, was für einen Samen der Intrige du ausgesät hast?“ Jener antwortete: „Ich habe durch lügnerische Reden zwischen beiden solches Mißtrauen gegeneinander erweckt, daß du sie nie mehr an einer Stelle stehend miteinander ratschlagen sehen wirst.“ Karataka sagte: „Ach! Du hast nicht recht getan, daß du diese beiden, deren Herz in wechselseitiger Liebe schwamm, und die in Freude hausten, in das Meer des Zorns geschleudert hast. Man sagt auch: Wer einen glücklichen Harmlosen in die Straße des Unglücks treibt, der wird in allen Wiedergeburten unzweifelhaft unglücklich sein. Ferner ist es auch nicht recht, daß du nur an Zwietracht Vergnügen findest. Denn Böses zu tun, ist jedermann fähig, nicht aber Gutes. Man sagt auch: Der Neider kann eines anderen Werk verderben, aber fördern kann er es nicht: Auch der Sturm kann den Baum fällen, doch ihn aufrichten nimmermehr.“ Doch Damanaka sagte: „Ach! Du kennst die Gebote der Lebensklugheit nicht, darum sprichst du so. Es heißt auch: Wer sein Wohl wünscht, soll nie den Feind übersehen, der sich erheben will. Denn wie die Weisen es gelehrt haben, sind Feind und Krankheit von gleicher Art. Jener ist nun unser Feind, da er uns unsere Ministerstelle geraubt hat. Es heißt auch: Wer eines anderen erbliche Stellung ihm abgewinnen will, ist sein natürlicher Gegner. Man rotte ihn aus, auch wenn man ihn liebt. Seit er von mir aus Unbedachtsamkeit vermittelst des Versprechens der Sicherheit herbeigeführt wurde, bin ich durch ihn aus meiner Ministerstellung verdrängt worden. Sagt man ja doch mit Recht: Wenn der Gute dem Bösewicht Eingang in sein Gebiet erlaubt, dann ist dieser, sobald er will, mächtig zu jenes Untergang. Darum gestatte der Verständige niemals dem Gemeinen Raum: Hier gilt wie es im Sprichwort heißt: «Der Ehebrecher wird Hausherr selbst.» Deswegen habe ich dieses eingefädelt, um ihn zu verderben, damit er das Land verläßt oder umkommt. Und dieses soll niemand außer dir erfahren! So wurde dieses von mir mit Recht zum eignen Vorteil unternommen. Denn es heißt auch: Mache das Herz erbarmungslos, die Stimme aber wie Zucker süß, laß jeglichen Zweifel fahren und töte, wer dir Böses tut. Außerdem wird dieser Sanjivaka, sobald er getötet ist, uns auch zum Essen dienen. Das ist zunächst ein Vorteil der Feindschaft. Alsdann wird uns auch das Ministerium und Wohlsein zuteil. Da uns nun dieses dreifache Gut bevorsteht, wie kannst du mir Dummheit vorwerfen? Denn man sagt auch: Der Weise wäre unsinnig, welcher nicht wie Chaturaka schmauste, wenn er dem Feind Leiden, sich selber aber Vorteil schaffen kann.“ Da fragte Karataka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 1 👂 📔 🎴

Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 2 👂 📔 🎴

In einer gewissen Waldgegend war ein Feigenbaum namens Mahasakha (“große Zweige“), darauf wohnte eine Schar Schwäne. Unter diesem Feigenbaum aber erschien ein Schlinggewächs mit Namen Kausakhi („schlechte Zweige“).

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 3 👂 📔 🎴

Darauf sagte der alte Schwan:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 4 👂 📔 🎴

„Das Schlinggewächs, welches an diesem Baum heranwächst, ist für uns sehr gefährlich. Mit Hilfe desselben kann einer einmal heraufsteigen und uns umbringen. Schaffet dies Schlinggewächs weg, so lange es noch mit Leichtigkeit zu zerstören ist!“

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 5 👂 📔 🎴

Sie aber ließen seine Rede unbeachtet und zerstörten das Schlinggewächs nicht. So wuchs denn das Schlinggewächs im Fortgang der Zeit an dem Baum hinauf.

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 6 👂 📔 🎴

Als die Schwäne nun einst ausgeflogen waren, um sich Futter zu suchen, stieg ein Vogelsteller, das Schlinggewächs als Leiter benutzend, auf den Feigenbaum, legte Fallen in die Nester der Schwäne und kehrte dann nach Hause zurück.

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 7 👂 📔 🎴

Als aber die Schwäne ihren Ausflug nach Futter vollendet hatten und in der Nacht zurückkehrten, da wurden sie alle in den Schlingen gefangen. Da sprach der alte Schwan:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 8 👂 📔 🎴

„Diese unglückliche Gefangenschaft in den Netzen ist uns zugestoßen, weil ihr gehandelt habt, ohne auf meine Rede zu achten. So sind wir nun alle verloren!“

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 9 👂 📔 🎴

Darauf sagten die Schwäne zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 10 👂 📔 🎴

„Ehrwürdiger! Was ist unter diesen Umständen zu tun?“ 

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 11 👂 📔 🎴

Er aber sprach:

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 12 👂 📔 🎴

„Wenn ihr mir diesmal folgen wollt, so stellt euch, wenn der Vogelsteller kommt, als wäret ihr tot.

Panchatantra/Book 1/Ein alter Schwan rettet eine gefangene Schwäneschar++Folio 13 👂 📔 🎴

Wenn aber dann der Vogelsteller, indem er denkt >>Sie sind schon tot!

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal 👂 📔 🎴

Der listige Schakal:::

In einer gewissen Waldgegend wohnte einmal ein Löwe namens Vajradanshtra („Zähne wie Diamant“). Dieser hatte zwei Diener, welche ihn stets begleiteten und mit ihm in diesem Walde wohnten, einen Schakal Chaturaka („verschlagen“) und einen Wolf, Kravyamukha („Fleischmaul“) mit Namen. ::: Eines Tages aber begegnete der Löwe einmal einem weiblichen Kamel, welches dem Gebären nah durch seine Geburtswehen von der Herde abgekommen war und sich im Walde niedergesetzt hatte. ::: Nachdem er es nun getötet und ihm den Bauch aufgerissen hatte, kam ein lebendiges kleines Kameljunges heraus. ::: Der Löwe sättigte sich vollständig an dem Fleisch des Kamelweibchens. Das junge verlassene Kamelchen aber führte er aus Mitleid nach seinem Hause und sprach zu ihm: ::: „Mein Liebes! Weder von mir noch von einem anderen hast du den Tod zu befürchten, drum schweife nach deinem Belieben in diesem Wald mit Chaturaka und Kravyamukha vergnügt umher! Da deine Ohren wie ein Spieß aussehen, so sollst du den Namen Sankukarna („Ohren wie Spieße“) führen.“ ::: Nachdem so geschehen, brachten alle vier ihre Zeit damit zu, daß sie an einem und demselben Ort spazierengingen und das Vergnügen der mannigfachsten Unterhaltung miteinander genossen.::: Sankukarna aber, nachdem er zum Jünglingsalter herangewachsen war, verließ den Löwen auch nicht einen Augenblick. Da hatte nun der Löwe einst einen Kampf mit einem wütenden Elefanten zu bestehen. ::: Durch diesen wurde er infolge der Kraft seiner Wut durch Stöße mit dem Stoßzahn am Körper so sehr verwundet, daß wenig fehlte, daß er das Unglück gehabt hätte, getötet zu werden. ::: Als er sich darauf mit seinem von Stößen entkräfteten Körper nicht rühren konnte, da sprach er mit von Hunger abgezehrter Kehle: ::: „Ach! Sucht irgendein Tier, damit ich, obgleich ich mich in diesem Zustand befinde, es töte und von mir und euch den Hunger abwende.“ ::: Nachdem sie dies gehört, irrten sie alle drei im Wald bis zur Dämmerung umher, trafen aber gar kein Tier an. Da dachte der Schakal Chaturaka: :::„Wenn dieses Kamel Sankukarna umgebracht wird, dann haben alle auf einige Tage Nahrung. Aber der Herr wird ihn aus Freundschaft und weil er sein Schützling ist, nicht umbringen. Ich werde jedoch durch die Macht meiner Klugheit des Herrn Gedanken lenken, und bewirken, daß er ihn tötet. ::: Denn es heißt auch: Nichts gibt es in der Welt, das nicht vernichtbar, erreichbar und ausführbar für den Verstand Verstandvoller ist; darum strenge man diesen an!“ ::: Nachdem er so überlegt hatte, sagte er zum Kamel Folgendes: ::: „He! Sankukarna! Der Herr wird, wenn er keine nahrhafte Speise erhält, doch gewaltig von Hunger gepeinigt. Wenn der Herr weg ist, so trifft auch uns selbst Verderben. ::: Darum will ich um des Herrn willen ein Wörtchen sprechen. Hör an!“ Und das Kamel sagte: ::: „Oh Lieber! Tu es mir so schnell als möglich kund, damit ich, ohne mich zu besinnen, dein Geheiß ausführe. Wenn ich dem Herrn etwas Gutes erweise, so habe ich ja hundert gute Werke damit verrichtet.“ ::: Da sprach der Schakal: ::: „Strecke dem Herrn deinen Körper vor, unter der Bedingung, ihn doppelt zurückzuerhalten, so daß dir ein doppelter Leib zuteil wird, der Herr aber ein Mittel gewinnt, sein Leben zu erhalten.“ ::: Nachdem es dies gehört, sagte das Kamel: ::: „Lieber! Wenn du so meinst, so ist dies ja gerade mein Vorteil. Man sage also dem Herrn, daß ebendieses getan werden möge. Doch muß ich in dieser Sache Dharma, den Gott der Gerechtigkeit, als Bürgen fordern.“ ::: Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, gingen sie alle zusammen zum Löwen. Darauf sagte der Schakal: ::: „Majestät! Kein einziges Tier ist heute gefangen worden, und die erhabene Sonne ist bereits untergegangen. Wenn du jedoch des Sankukarna Leib verdoppelt zurückzahlen willst und den Gott der Gerechtigkeit zum Bürgen gibst, so überliefert er dir denselben.“ ::: Der Löwe sagte: ::: „Wenn dem so ist, so ist das sehr schön. Der Gott der Gerechtigkeit soll zum Bürgen dieses Handels gemacht werden.“ ::: Darauf wurde unmittelbar nach des Löwen Rede dem Kamel vom Wolf und Schakal der Bauch aufgerissen, so daß er starb. Alsdann sprach der Löwe zum Schakal: ::: „Hör Chaturaka! Halte sorgfältig hier Wacht, bis ich, nachdem ich zum Fluß gegangen bin, gebadet habe und nach Verrichtung meiner Andacht zurückkehre.“ ::: Nachdem er so gesprochen, ging er zum Fluß. Als er nun weg war, dachte Chaturaka: ::: „Wie kann ich es machen, daß ich dieses Kamel allein zu essen bekomme?“ ::: Nachdem er so überlegt, sprach er zum Wolf: ::: „Hör! Du bist hungrig, drum iß, solang der Herr noch nicht zurückkehrt, vom Fleisch dieses Kamels. Ich werde dich vor dem Herrn für unschuldig erklären.“ ::: Als jener aber, nachdem er dies gehört, kaum ein bißchen Fleisch gekostet hatte, rief ihm Chaturaka zu: ::: „He! He! Kravyamukha! Der Herr kommt zurück! Laß also ab davon und stelle dich weit weg, damit er nicht merkt, daß davon gegessen wurde.“ ::: Nachdem so geschehen war, kam der Löwe herbei. Wie er das Kamel sieht, so war das Herz desselben weg. ::: Da zog er die Augenbrauen zusammen und sagte mit großer Heftigkeit: ::: „Ha! Wer hat gemacht, daß das Kamel zu einem Überbleibsel geworden ist? Sag an, damit ich auch den umbringe.“ ::: Nachdem dies gesagt war, blickte Kravyamukha nach Chaturakas Mund, er wollte damit natürlich sagen: ::: „Sprich doch etwas, damit ich gerettet werde!“ ::: Der Schakal aber sagte spottend: ::: „He! Nachdem du vor meinen Augen das Herz des Kamels gefressen hast, siehst du jetzt nach meinem Mund. So koste denn die Frucht des Baums deines schlechten Benehmens!“ ::: Nachdem er dies gehört, ging Kravyamukha aus Furcht um sein Leben nach einem anderen Land, um niemals wieder zurückzukehren; der Löwe aber blieb da. ::: Mittlerweile kam durch des Schicksals Fügung auf ebendiesem Wege eine große mit Lasten beladene Kamelkarawane. Am Hals des an der Spitze gehenden Kameles war eine große Glocke befestigt. Deren Ton hörte der Löwe schon aus der Ferne und sprach zu Chaturaka: ::: „Lieber! Sieh doch nach, warum sich dieser schreckliche, nie vorher gehörte Ton hören läßt!“ ::: Nachdem er dies gehört, ging der Schakal ein wenig in das Innere des Waldes, kam dann eilig zurück und sagte voll Furcht: ::: „Herr! Mach dich fort! Mach dich fort, wenn du gehen kannst!“ ::: Dieser sprach: „Lieber! Warum erschreckst du mich so? Sprich doch, was ist es?“ ::: Chaturaka sagte: „Oh Herr! Es ist der König der Gerechtigkeit, welcher gegen dich erzürnt ist. Er sagt natürlich: «Mein Kamel ist von ihm, nachdem er mich zum Bürgen gegeben hat, vor der ihm bestimmten Zeit umgebracht! Darum will ich mein Kamel tausendfältig von ihm nehmen.» ::: Nachdem er dies beschlossen, hat er einen großen Kamelschmuck genommen und an den Hals des an der Spitze gehenden Kamels befestigt und kommt nun zugleich mit dem Vater und den Ahnen, welche zu dem getöteten Kamel gehören, um Wiedervergeltung zu üben.“ ::: Der Löwe aber, da er dies alles aus der Ferne erblickte, ließ das tote Kamel im Stich und machte sich aus Furcht für sein Leben auf und davon. ::: Chaturaka aber fraß in aller Muße das Fleisch des Kamels auf.  - Darum sage ich: :::``Der Weise wäre unsinnig, welcher nicht, wie Chaturaka schmauste, wenn er dem Feind Leiden, sich selber aber Vorteil verschaffen kann.´´::: Als aber Damanaka (der ehrgeizige Schakal) weggegangen war, überlegte der Stier Sanjivaka: ::: „Was habe ich getan?! Ich, ein grasfressendes Geschöpf, habe Freundschaft mit einem fleischfressenden geschlossen?! Sagt man denn nicht mit Recht: :::``Der naht sich Unnahbarem, der nicht zu Ehrende verehrt! Er zieht sich den Tod selber zu, wie ein Maultier, das schwanger wird.´´::: - Was soll ich nun tun? Wohin soll ich gehen? Wie kann ich mich retten? Oder sollte ich wohl zum Löwenkönig Pingalaka selbst gehen? Vielleicht verschont er mich, wenn ich mich in seinen Schutz begebe, und raubt mir nicht das Leben...? Denn man sagt auch: ::: ``Wenn denen selbst, die redlich streben, des Schicksals Fügung irgendein Unglück schickt, dann sollen Weise, dieses zu beenden, mit ganz besonderer Einsicht handeln.´´::: Denn in der ganzen Welt gilt dieses Sprichwort: ``Dem Feuergebrannten ist ein Tropfen Feuer ein Mittel, das Hilfe bringt.´´::: Und so: ::: ``Trifft doch in der Welt - und daran gibt es keinen Grund zu zweifeln - die das Beste tuenden Geschöpfe - welche stets erlangen, was aus den eigenen Taten reift - Glück und Unglück, wie es sie von selbst treffen muß, weil sie es in einem früheren Leib erworben haben.´´ ::: Wenn ich also auch wo anders hingehe, wird mir doch der Tod durch ein böses fleischfressendes Tier zuteil werden. Darum ist es besser, es geschieht durch den Löwen. Es heißt auch: :::``Wenn einer mit Gewaltigen kämpft, ist selbst sein Unglück ehrenvoll´´.::: Preiswürdig ist des Elefanten Zahnbruch, wenn er den Berg zerriß. Und so: :::``Durch Mächtige Untergang leidend, gelangt selbst der Niedere zu Ruhm, wie die Biene, die gierig nach dem Brunstsaft durch den Schlag des Elefantenohres stirbt.´´“::: Nachdem er sich so entschlossen hatte, machte er sich schwankenden Ganges Schritt vor Schritt auf den Weg, und als er des Löwen Wohnung sah, sprach er: ::: „Ach! Mit Recht sagt man auch Folgendes: :::``Wie in ein Haus, in welchem Schlangen nisten, wie in einen Wald, der von Raubtieren angefüllt ist, wie in einen schönen, lotusschattenreichen, doch untiervollen See, so taucht man in eines Königs Palast, der von vielen Bösen, Lügnerischen, Gemeinen und Unwürdigen strotzt, wie in einen Ozean voll Furcht und Sorgen.´´“::: Indem er so sprach, sah er den Pingalaka in der von Damanaka beschriebenen Gestalt: erschrocken und seinen Körper deckend, setzte er sich so fern als möglich nieder, ohne seine Verehrung zu bezeigen. ::: Pingalaka andrerseits, da er die ihm von Damanaka vorausgesagte Haltung erblickte, stürzte sich voll Zorn auf ihn. Sanjivaka jedoch, dessen Leib von Pingalakas scharfen Klauen zerrissen wurde, riß diesem mit seinem Rücken und seinen Hörnern den Bauch auf und machte sich mit Mühe von ihm los. ::: Dann stellte er sich nochmals zum Kampf und suchte ihn mit seinen Hörnern zu töten. Als nun Karataka diese beiden Blutbefleckten sah, die wie rotblühende Büsche erschienen, einer nach des anderen Mord begierig, da sprach er vorwurfsvoll zu Damanaka: ::: „Ach! Du Törichter! Daß du Feindschaft zwischen beide gesät hast, das war nicht gut getan! Denn durch dich ist nun dieser ganze Wald in Schrecken gesetzt. ::: So kennst du die wahre Lebensweisheit nicht. Die der Lebensweisheit Kundigen haben gesagt: :::``Diejenigen, welche die Taten, die mit der allerhöchsten Strenge gestraft zu werden verdienten und mit Mühe zum Heil gewendet werden können, durch Liebe und Freundlichkeit ausgleichen, die sind wahrhaftige Räte und der Lebensweisheit kundig. Die aber, welche wider die Ordnung, unbedeutende und geringe Strafe verdienende Taten mit den schwersten Strafen verfolgen, durch deren unpolitisches Benehmen wird des Königs Wohl aufs Spiel gesetzt. ´´::: Wenn nun der Herr verletzt wird, wie steht's dann mit der Weisheit deines Rats? Oder Sanjivaka wird nicht getötet...:::  Auch das darf nicht geschehen; da diese Lebensgefahr des Herrn seinen Tod zur Folge haben muß. Drum, du Tor! Wie kannst du die Stelle eines Ministers begehren? ::: Du verstehst nicht die Kunst, etwas friedlich zum Ziel zu führen. Drum ist dieser Wunsch von dir, der du harte Strafen liebst, höchst eitel. Es heißt auch nach Gottes Wort: ::: ``Sanftmut ist der Klugheit Anfang, und Strafe ist ihr Ende; denn Strafe ist das Schlimmste von allen; drum vermeide, sie zu verhängen!´´::: Und so: ``Da, wo Sanftmut zum Ziel führt, da braucht der Weise keine Strafe. Wenn die Gelbsucht durch Zucker geheilt wird, wozu bedarf es Gift?´´::: Und so: ``Ein Werk wird von den Werkkundigen zuerst mit Sanftmut angefaßt; denn sanft vollzogene Anordnung führt nimmer zu Mißgeschick.´´::: Und ferner: ``Weder durch Zaubermittel noch durch Mond, Sonne oder Feuer - nur durch Sanftmut wird die durch Feinde entstandene Finsternis vernichtet.´´::: Wenn du also nach der Stelle des Ministers begehrst, so ist das unangemessen, da du nicht weißt, was ein Minister zu tun hat. ::: Denn fünffacher Art ist die Kunst des Rats, nämlich Mittel und Geschäfte zu beginnen; Erwerbung menschlicher Güter; richtige Einteilung von Ort und Zeit; Vorbeugen gegen Unglücksfälle und Erreichung des Bezweckten. ::: Jetzt tritt hier notwendig ein Unglück des Herrn oder des Ministers, oder auch aller beider ein. Wenn du also irgendetwas vermagst, so denke an ein Mittel, diesem Unglück vorzubeugen. ::: Denn wo Zwieträchtiges zu versöhnen ist, da erprobt sich die Weisheit der Räte. Aber das zu tun, du Unwissender! bist du nicht fähig, weil dein Verstand ein verkehrter ist. ::: Es heißt auch: ``Der Schlechte kann das Werk anderer zerstören, doch fördern kann er es nicht: Wohl kann die Maus den Speisekorb umwerfen, doch aufheben kann sie ihn nicht.´´::: Doch ist dies vielleicht nicht deine Schuld, sondern die des Herrn, welcher dir Schwachsinnigem Glauben schenkt. Es heißt auch: :::``Die Königsschar, welche gemeinen Leuten folgt, und den Pfad nicht geht, welchen der Weise ihnen zeigt, verstrickt sich mit ihren Geschäften in einen Sack, der rings umschränkt, nur schwierigen Weg zur Rückkehr bietet.´´::: Wenn du also sein Minister werden wirst, so wird kein einziger anderer braver Mann in seine Nähe gelangen können. Es heißt auch: :::``Keiner kommt je selbst zum besten der Fürsten, der schlechte Räte hat, gleichwie zum See voll Krokodile, wäre auch sein Wasser süß und schön.´´::: Und so wird ein König, der nicht von Weisen umgeben ist, zugrunde gehen. Es heißt auch: :::``Wenn Fürsten Dienern Gunst schenken, die zwar schöne Reden führen, aber im Handeln leichtsinnig sind, wird ihre Macht der Feinde Spott.´´::: - Durch Valabhadras („durch Stärke glücklich“) Rat wurde der nackte Bettelmönch verbrannt. So gewann er des Königs Gunst zurück und sich selbst noch Ehre.“ ::: Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 1 👂 📔 🎴

Der listige Schakal

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 2 👂 📔 🎴

In einer gewissen Waldgegend wohnte einmal ein Löwe namens Vajradanshtra („Zähne wie Diamant“). Dieser hatte zwei Diener, welche ihn stets begleiteten und mit ihm in diesem Walde wohnten, einen Schakal Chaturaka („verschlagen“) und einen Wolf, Kravyamukha („Fleischmaul“) mit Namen.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 3 👂 📔 🎴

Eines Tages aber begegnete der Löwe einmal einem weiblichen Kamel, welches dem Gebären nah durch seine Geburtswehen von der Herde abgekommen war und sich im Walde niedergesetzt hatte.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 4 👂 📔 🎴

Nachdem er es nun getötet und ihm den Bauch aufgerissen hatte, kam ein lebendiges kleines Kameljunges heraus.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 5 👂 📔 🎴

Der Löwe sättigte sich vollständig an dem Fleisch des Kamelweibchens. Das junge verlassene Kamelchen aber führte er aus Mitleid nach seinem Hause und sprach zu ihm:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 6 👂 📔 🎴

„Mein Liebes! Weder von mir noch von einem anderen hast du den Tod zu befürchten, drum schweife nach deinem Belieben in diesem Wald mit Chaturaka und Kravyamukha vergnügt umher! Da deine Ohren wie ein Spieß aussehen, so sollst du den Namen Sankukarna („Ohren wie Spieße“) führen.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 7 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen, brachten alle vier ihre Zeit damit zu, daß sie an einem und demselben Ort spazierengingen und das Vergnügen der mannigfachsten Unterhaltung miteinander genossen.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 8 👂 📔 🎴

Sankukarna aber, nachdem er zum Jünglingsalter herangewachsen war, verließ den Löwen auch nicht einen Augenblick. Da hatte nun der Löwe einst einen Kampf mit einem wütenden Elefanten zu bestehen.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 9 👂 📔 🎴

Durch diesen wurde er infolge der Kraft seiner Wut durch Stöße mit dem Stoßzahn am Körper so sehr verwundet, daß wenig fehlte, daß er das Unglück gehabt hätte, getötet zu werden.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 10 👂 📔 🎴

Als er sich darauf mit seinem von Stößen entkräfteten Körper nicht rühren konnte, da sprach er mit von Hunger abgezehrter Kehle:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 11 👂 📔 🎴

„Ach! Sucht irgendein Tier, damit ich, obgleich ich mich in diesem Zustand befinde, es töte und von mir und euch den Hunger abwende.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 12 👂 📔 🎴

Nachdem sie dies gehört, irrten sie alle drei im Wald bis zur Dämmerung umher, trafen aber gar kein Tier an. Da dachte der Schakal Chaturaka:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 13 👂 📔 🎴

„Wenn dieses Kamel Sankukarna umgebracht wird, dann haben alle auf einige Tage Nahrung. Aber der Herr wird ihn aus Freundschaft und weil er sein Schützling ist, nicht umbringen. Ich werde jedoch durch die Macht meiner Klugheit des Herrn Gedanken lenken, und bewirken, daß er ihn tötet.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 14 👂 📔 🎴

Denn es heißt auch: Nichts gibt es in der Welt, das nicht vernichtbar, erreichbar und ausführbar für den Verstand Verstandvoller ist; darum strenge man diesen an!“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 15 👂 📔 🎴

Nachdem er so überlegt hatte, sagte er zum Kamel Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 16 👂 📔 🎴

„He! Sankukarna! Der Herr wird, wenn er keine nahrhafte Speise erhält, doch gewaltig von Hunger gepeinigt. Wenn der Herr weg ist, so trifft auch uns selbst Verderben.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 17 👂 📔 🎴

Darum will ich um des Herrn willen ein Wörtchen sprechen. Hör an!“ Und das Kamel sagte:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 18 👂 📔 🎴

„Oh Lieber! Tu es mir so schnell als möglich kund, damit ich, ohne mich zu besinnen, dein Geheiß ausführe. Wenn ich dem Herrn etwas Gutes erweise, so habe ich ja hundert gute Werke damit verrichtet.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 19 👂 📔 🎴

Da sprach der Schakal:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 20 👂 📔 🎴

„Strecke dem Herrn deinen Körper vor, unter der Bedingung, ihn doppelt zurückzuerhalten, so daß dir ein doppelter Leib zuteil wird, der Herr aber ein Mittel gewinnt, sein Leben zu erhalten.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 21 👂 📔 🎴

Nachdem es dies gehört, sagte das Kamel:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 22 👂 📔 🎴

„Lieber! Wenn du so meinst, so ist dies ja gerade mein Vorteil. Man sage also dem Herrn, daß ebendieses getan werden möge. Doch muß ich in dieser Sache Dharma, den Gott der Gerechtigkeit, als Bürgen fordern.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 23 👂 📔 🎴

Nachdem dieser Beschluß gefaßt war, gingen sie alle zusammen zum Löwen. Darauf sagte der Schakal:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 24 👂 📔 🎴

„Majestät! Kein einziges Tier ist heute gefangen worden, und die erhabene Sonne ist bereits untergegangen. Wenn du jedoch des Sankukarna Leib verdoppelt zurückzahlen willst und den Gott der Gerechtigkeit zum Bürgen gibst, so überliefert er dir denselben.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 25 👂 📔 🎴

Der Löwe sagte:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 26 👂 📔 🎴

„Wenn dem so ist, so ist das sehr schön. Der Gott der Gerechtigkeit soll zum Bürgen dieses Handels gemacht werden.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 27 👂 📔 🎴

Darauf wurde unmittelbar nach des Löwen Rede dem Kamel vom Wolf und Schakal der Bauch aufgerissen, so daß er starb. Alsdann sprach der Löwe zum Schakal:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 28 👂 📔 🎴

„Hör Chaturaka! Halte sorgfältig hier Wacht, bis ich, nachdem ich zum Fluß gegangen bin, gebadet habe und nach Verrichtung meiner Andacht zurückkehre.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 29 👂 📔 🎴

Nachdem er so gesprochen, ging er zum Fluß. Als er nun weg war, dachte Chaturaka:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 30 👂 📔 🎴

„Wie kann ich es machen, daß ich dieses Kamel allein zu essen bekomme?“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 31 👂 📔 🎴

Nachdem er so überlegt, sprach er zum Wolf:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 32 👂 📔 🎴

„Hör! Du bist hungrig, drum iß, solang der Herr noch nicht zurückkehrt, vom Fleisch dieses Kamels. Ich werde dich vor dem Herrn für unschuldig erklären.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 33 👂 📔 🎴

Als jener aber, nachdem er dies gehört, kaum ein bißchen Fleisch gekostet hatte, rief ihm Chaturaka zu:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 34 👂 📔 🎴

„He! He! Kravyamukha! Der Herr kommt zurück! Laß also ab davon und stelle dich weit weg, damit er nicht merkt, daß davon gegessen wurde.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 35 👂 📔 🎴

Nachdem so geschehen war, kam der Löwe herbei. Wie er das Kamel sieht, so war das Herz desselben weg.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 36 👂 📔 🎴

Da zog er die Augenbrauen zusammen und sagte mit großer Heftigkeit:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 37 👂 📔 🎴

„Ha! Wer hat gemacht, daß das Kamel zu einem Überbleibsel geworden ist? Sag an, damit ich auch den umbringe.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 38 👂 📔 🎴

Nachdem dies gesagt war, blickte Kravyamukha nach Chaturakas Mund, er wollte damit natürlich sagen:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 39 👂 📔 🎴

„Sprich doch etwas, damit ich gerettet werde!“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 40 👂 📔 🎴

Der Schakal aber sagte spottend:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 41 👂 📔 🎴

„He! Nachdem du vor meinen Augen das Herz des Kamels gefressen hast, siehst du jetzt nach meinem Mund. So koste denn die Frucht des Baums deines schlechten Benehmens!“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 42 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, ging Kravyamukha aus Furcht um sein Leben nach einem anderen Land, um niemals wieder zurückzukehren; der Löwe aber blieb da.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 43 👂 📔 🎴

Mittlerweile kam durch des Schicksals Fügung auf ebendiesem Wege eine große mit Lasten beladene Kamelkarawane. Am Hals des an der Spitze gehenden Kameles war eine große Glocke befestigt. Deren Ton hörte der Löwe schon aus der Ferne und sprach zu Chaturaka:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 44 👂 📔 🎴

„Lieber! Sieh doch nach, warum sich dieser schreckliche, nie vorher gehörte Ton hören läßt!“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 45 👂 📔 🎴

Nachdem er dies gehört, ging der Schakal ein wenig in das Innere des Waldes, kam dann eilig zurück und sagte voll Furcht:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 46 👂 📔 🎴

„Herr! Mach dich fort! Mach dich fort, wenn du gehen kannst!“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 47 👂 📔 🎴

Dieser sprach: „Lieber! Warum erschreckst du mich so? Sprich doch, was ist es?“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 48 👂 📔 🎴

Chaturaka sagte: „Oh Herr! Es ist der König der Gerechtigkeit, welcher gegen dich erzürnt ist. Er sagt natürlich: «Mein Kamel ist von ihm, nachdem er mich zum Bürgen gegeben hat, vor der ihm bestimmten Zeit umgebracht! Darum will ich mein Kamel tausendfältig von ihm nehmen.»

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 49 👂 📔 🎴

Nachdem er dies beschlossen, hat er einen großen Kamelschmuck genommen und an den Hals des an der Spitze gehenden Kamels befestigt und kommt nun zugleich mit dem Vater und den Ahnen, welche zu dem getöteten Kamel gehören, um Wiedervergeltung zu üben.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 50 👂 📔 🎴

Der Löwe aber, da er dies alles aus der Ferne erblickte, ließ das tote Kamel im Stich und machte sich aus Furcht für sein Leben auf und davon.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 51 👂 📔 🎴

Chaturaka aber fraß in aller Muße das Fleisch des Kamels auf.  - Darum sage ich:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 52 👂 📔 🎴

``Der Weise wäre unsinnig, welcher nicht, wie Chaturaka schmauste, wenn er dem Feind Leiden, sich selber aber Vorteil verschaffen kann.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 53 👂 📔 🎴

Als aber Damanaka (der ehrgeizige Schakal) weggegangen war, überlegte der Stier Sanjivaka:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 54 👂 📔 🎴

„Was habe ich getan?! Ich, ein grasfressendes Geschöpf, habe Freundschaft mit einem fleischfressenden geschlossen?! Sagt man denn nicht mit Recht:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 55 👂 📔 🎴

``Der naht sich Unnahbarem, der nicht zu Ehrende verehrt! Er zieht sich den Tod selber zu, wie ein Maultier, das schwanger wird.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 56 👂 📔 🎴

- Was soll ich nun tun? Wohin soll ich gehen? Wie kann ich mich retten? Oder sollte ich wohl zum Löwenkönig Pingalaka selbst gehen? Vielleicht verschont er mich, wenn ich mich in seinen Schutz begebe, und raubt mir nicht das Leben...? Denn man sagt auch:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 57 👂 📔 🎴

``Wenn denen selbst, die redlich streben, des Schicksals Fügung irgendein Unglück schickt, dann sollen Weise, dieses zu beenden, mit ganz besonderer Einsicht handeln.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 58 👂 📔 🎴

Denn in der ganzen Welt gilt dieses Sprichwort: ``Dem Feuergebrannten ist ein Tropfen Feuer ein Mittel, das Hilfe bringt.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 59 👂 📔 🎴

Und so:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 60 👂 📔 🎴

``Trifft doch in der Welt - und daran gibt es keinen Grund zu zweifeln - die das Beste tuenden Geschöpfe - welche stets erlangen, was aus den eigenen Taten reift - Glück und Unglück, wie es sie von selbst treffen muß, weil sie es in einem früheren Leib erworben haben.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 61 👂 📔 🎴

Wenn ich also auch wo anders hingehe, wird mir doch der Tod durch ein böses fleischfressendes Tier zuteil werden. Darum ist es besser, es geschieht durch den Löwen. Es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 62 👂 📔 🎴

``Wenn einer mit Gewaltigen kämpft, ist selbst sein Unglück ehrenvoll´´.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 63 👂 📔 🎴

Preiswürdig ist des Elefanten Zahnbruch, wenn er den Berg zerriß. Und so:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 64 👂 📔 🎴

``Durch Mächtige Untergang leidend, gelangt selbst der Niedere zu Ruhm, wie die Biene, die gierig nach dem Brunstsaft durch den Schlag des Elefantenohres stirbt.´´“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 65 👂 📔 🎴

Nachdem er sich so entschlossen hatte, machte er sich schwankenden Ganges Schritt vor Schritt auf den Weg, und als er des Löwen Wohnung sah, sprach er:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 66 👂 📔 🎴

„Ach! Mit Recht sagt man auch Folgendes:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 67 👂 📔 🎴

``Wie in ein Haus, in welchem Schlangen nisten, wie in einen Wald, der von Raubtieren angefüllt ist, wie in einen schönen, lotusschattenreichen, doch untiervollen See, so taucht man in eines Königs Palast, der von vielen Bösen, Lügnerischen, Gemeinen und Unwürdigen strotzt, wie in einen Ozean voll Furcht und Sorgen.´´“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 68 👂 📔 🎴

Indem er so sprach, sah er den Pingalaka in der von Damanaka beschriebenen Gestalt: erschrocken und seinen Körper deckend, setzte er sich so fern als möglich nieder, ohne seine Verehrung zu bezeigen.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 69 👂 📔 🎴

Pingalaka andrerseits, da er die ihm von Damanaka vorausgesagte Haltung erblickte, stürzte sich voll Zorn auf ihn. Sanjivaka jedoch, dessen Leib von Pingalakas scharfen Klauen zerrissen wurde, riß diesem mit seinem Rücken und seinen Hörnern den Bauch auf und machte sich mit Mühe von ihm los.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 70 👂 📔 🎴

Dann stellte er sich nochmals zum Kampf und suchte ihn mit seinen Hörnern zu töten. Als nun Karataka diese beiden Blutbefleckten sah, die wie rotblühende Büsche erschienen, einer nach des anderen Mord begierig, da sprach er vorwurfsvoll zu Damanaka:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 71 👂 📔 🎴

„Ach! Du Törichter! Daß du Feindschaft zwischen beide gesät hast, das war nicht gut getan! Denn durch dich ist nun dieser ganze Wald in Schrecken gesetzt.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 72 👂 📔 🎴

So kennst du die wahre Lebensweisheit nicht. Die der Lebensweisheit Kundigen haben gesagt:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 73 👂 📔 🎴

``Diejenigen, welche die Taten, die mit der allerhöchsten Strenge gestraft zu werden verdienten und mit Mühe zum Heil gewendet werden können, durch Liebe und Freundlichkeit ausgleichen, die sind wahrhaftige Räte und der Lebensweisheit kundig. Die aber, welche wider die Ordnung, unbedeutende und geringe Strafe verdienende Taten mit den schwersten Strafen verfolgen, durch deren unpolitisches Benehmen wird des Königs Wohl aufs Spiel gesetzt. ´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 74 👂 📔 🎴

Wenn nun der Herr verletzt wird, wie steht's dann mit der Weisheit deines Rats? Oder Sanjivaka wird nicht getötet...

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 75 👂 📔 🎴

  Auch das darf nicht geschehen; da diese Lebensgefahr des Herrn seinen Tod zur Folge haben muß. Drum, du Tor! Wie kannst du die Stelle eines Ministers begehren?

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 76 👂 📔 🎴

Du verstehst nicht die Kunst, etwas friedlich zum Ziel zu führen. Drum ist dieser Wunsch von dir, der du harte Strafen liebst, höchst eitel. Es heißt auch nach Gottes Wort:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 77 👂 📔 🎴

``Sanftmut ist der Klugheit Anfang, und Strafe ist ihr Ende; denn Strafe ist das Schlimmste von allen; drum vermeide, sie zu verhängen!´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 78 👂 📔 🎴

Und so: ``Da, wo Sanftmut zum Ziel führt, da braucht der Weise keine Strafe. Wenn die Gelbsucht durch Zucker geheilt wird, wozu bedarf es Gift?´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 79 👂 📔 🎴

Und so: ``Ein Werk wird von den Werkkundigen zuerst mit Sanftmut angefaßt; denn sanft vollzogene Anordnung führt nimmer zu Mißgeschick.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 80 👂 📔 🎴

Und ferner: ``Weder durch Zaubermittel noch durch Mond, Sonne oder Feuer - nur durch Sanftmut wird die durch Feinde entstandene Finsternis vernichtet.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 81 👂 📔 🎴

Wenn du also nach der Stelle des Ministers begehrst, so ist das unangemessen, da du nicht weißt, was ein Minister zu tun hat.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 82 👂 📔 🎴

Denn fünffacher Art ist die Kunst des Rats, nämlich Mittel und Geschäfte zu beginnen; Erwerbung menschlicher Güter; richtige Einteilung von Ort und Zeit; Vorbeugen gegen Unglücksfälle und Erreichung des Bezweckten.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 83 👂 📔 🎴

Jetzt tritt hier notwendig ein Unglück des Herrn oder des Ministers, oder auch aller beider ein. Wenn du also irgendetwas vermagst, so denke an ein Mittel, diesem Unglück vorzubeugen.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 84 👂 📔 🎴

Denn wo Zwieträchtiges zu versöhnen ist, da erprobt sich die Weisheit der Räte. Aber das zu tun, du Unwissender! bist du nicht fähig, weil dein Verstand ein verkehrter ist.

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 85 👂 📔 🎴

Es heißt auch: ``Der Schlechte kann das Werk anderer zerstören, doch fördern kann er es nicht: Wohl kann die Maus den Speisekorb umwerfen, doch aufheben kann sie ihn nicht.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 86 👂 📔 🎴

Doch ist dies vielleicht nicht deine Schuld, sondern die des Herrn, welcher dir Schwachsinnigem Glauben schenkt. Es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 87 👂 📔 🎴

``Die Königsschar, welche gemeinen Leuten folgt, und den Pfad nicht geht, welchen der Weise ihnen zeigt, verstrickt sich mit ihren Geschäften in einen Sack, der rings umschränkt, nur schwierigen Weg zur Rückkehr bietet.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 88 👂 📔 🎴

Wenn du also sein Minister werden wirst, so wird kein einziger anderer braver Mann in seine Nähe gelangen können. Es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 89 👂 📔 🎴

``Keiner kommt je selbst zum besten der Fürsten, der schlechte Räte hat, gleichwie zum See voll Krokodile, wäre auch sein Wasser süß und schön.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 90 👂 📔 🎴

Und so wird ein König, der nicht von Weisen umgeben ist, zugrunde gehen. Es heißt auch:

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 91 👂 📔 🎴

``Wenn Fürsten Dienern Gunst schenken, die zwar schöne Reden führen, aber im Handeln leichtsinnig sind, wird ihre Macht der Feinde Spott.´´

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 92 👂 📔 🎴

- Durch Valabhadras („durch Stärke glücklich“) Rat wurde der nackte Bettelmönch verbrannt. So gewann er des Königs Gunst zurück und sich selbst noch Ehre.“

Panchatantra/Book 1/Der listige Schakal++Folio 93 👂 📔 🎴

Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der verbrannte Bettelmönch 👂 📔 🎴

Der verbrannte Bettelmönch:::

In der Hauptstadt Ayodhya im Lande Kosala regierte ein König von großem Glanz und großer Macht namens Purushottama („bester Mann“). Einstmals kam der Gouverneur der Wälder zu ihm und berichtete, daß die Häuptlinge des Waldgebietes sich sämtlich empört hätten unter Antrieb und Anführung von Vindhyaka, dem König der Vindhya-Berge. Der König entsandte seinen ersten Minister Valabhadra, um die Aufrührer zu unterwerfen. Während Valabhadra entfernt war, kam ein nacktgehender Bettelmönch in die Stadt. Dieser hatte durch die verschieden Teile der Sternkunde - welche gebildet werden durch die Fragstellung, Erklärung, Kenntnis der Horä und der Vogelzeichen, Erwägung und Beobachtung des Aufgangs, der Einteilung in neun, zehn, zwölf und dreißig Grade, des Schattens, des unsichtbaren (Rahu), der Verdunklung, des Haupt-Elements, des Sternbilds Mula, des Jupiter und durch die mit dem Widder beginnenden (Zodiakalzeichen) - sich das ganze Land so zu eigen gemacht, als wenn er es gekauft hätte. Als der König eines Tages durch das allgemeine Gerücht von dieser Eigenschaft des Mönches hörte, ließ er ihn aus Neugierde in seinen Palast führen. Und nachdem er ihn aufs Beste aufgenommen hatte, fragte er ihn: „Ist es wirklich wahr? Kennen die Weisen die Gedanken anderer Menschen? Jener sprach: „Der Erhabene wird es aus den Früchten (bzw. Wirkungen) erkennen.“ So wurde der König durch passende Geschichten aufs höchste neugierig gemacht. Eines Tages ließ der Mönch die Zeit, zu welcher er sich gewöhnlich einstellte vorübergehen, kam erst am Nachmittag in den Palast des Königs und sagte: „Oh König! Ich will dir etwas Angenehmes mitteilen. Ich ließ heute in der Frühe diesen Leib in meinem Studierzimmer und ging in einem für die Götterwelt passenden Körper zum Himmel, indem ich dachte: «Die gesamte Götterschar sehnt sich nach mir.» Jetzt bin ich wieder zurückgekehrt und habe dort von den Göttern den Auftrag erhalten, mich in ihrem Namen nach deinem Wohlergehen zu erkundigen.“ Als er dies hörte, geriet der König in die größte Freude und sprach voll Erstaunen: „Wie Meister! Du gehst in den Himmel?!“ Jener antwortete: „Oh großer König! Ich gehe alle Tage in den Himmel.“ Der leichtgläubige König glaubte ihm und kümmerte sich seitdem weder um Regierungsgeschäfte noch die Freuden seines Harems, sondern war einzig und allein mit ihm beschäftigt. Mittlerweile hatte Valabhadra die Feinde im Waldgebiet geschlagen und war zu des Königs Majestät zurückgekehrt. Da sah er, wie der König den Kreis seiner Minister weit abseits liegenließ, einzig und allein dem nackten Bettelmönch Zugang zu sich gestattete, und mit vor Freude strahlendem lotusgleichen Gesicht ihn wie seinen Lehrer mit den Worten: „Was nun?“ um Rat fragte. Nachdem er erfahren hatte, wie sich die Sache verhielt, verbeugte er sich vor dem König und sagte: „Es siege der König, der Liebling der Götter!“ Darauf fragte der König den Minister nach seinem Wohlergehen und sagte: „Kennst du diesen Weisen?“ Jener sprach: „Wie sollte ich ihn nicht kennen, da er der oberste Gott vieler Meister ist. Auch sagt man, daß der Meister die Welt der Götter zu besuchen pflegt, ist das wahr?“ Der König sprach: „Alles, was du gehört hast, ist die reine Wahrheit.“ Darauf sagte der nackte Mönch: Wenn es dem Herrn Minister ein Vergnügen macht, so mag er es selbst sehen!“ Nachdem er so gesprochen hatte, ging er wieder in sein Studierzimmer, verriegelte die Tür und blieb darin. Darauf sprach der Minister, nachdem etwa eine Stunde verflossen war: „Majestät! Wie lange dauert es, bis er zurückkommt?“ Der König sprach: „Hast du solche übermäßige Eile? Er muß seinen häßlichen Leib in dem Studierzimmer ablegen und in einem anderen himmlischen Körper dahin gehen.“ Dieser sagte: „Wenn dies wirklich wahr ist, so laß eine Menge Holz und Feuer bringen, damit ich das Studierzimmer in Brand setze.“ Der König sprach: „Aus welchem Grund das?“ Der Minister antwortete: „Majestät, damit er, nachdem dieser Leib verbrannt ist, stets in jenem Körper, in welchem er zur Welt der Götter zu gehen fähig ist, sich an deiner Seite befinde. Es wird ja auch folgende Geschichte erzählt:

Panchatantra/Book 1/Der verzauberte Brahmanensohn 👂 📔 🎴

Der verzauberte Brahmanensohn:::

In der Stadt Rajagriha lebte ein Brahmane namens Devasarman. Dessen Gattin weinte sehr über ihre Kinderlosigkeit, wenn sie die Kinder der Nachbarn sah. Da sprach eines Tages der Brahmane: „Liebe! Höre auf dich zu grämen! Sieh, ich habe ein Opfer dargebracht, um einen Sohn zu erlangen. Da sprach irgendein unsichtbares Wesen mit deutlichen Worten folgendermaßen: Brahmane! Dieser Sohn wird dir zuteil werden, an Schönheit und Tugend alle Menschen übertreffend und reich an Glück!“ Nachdem sie dies gehört hatte, wurde das Herz der Brahmanin von höchster Seligkeit erfüllt und sie sagte: „Solche Orakel sind untrüglich!“ Im Verlauf der Zeit wurde sie schwanger und brachte bei ihrer Niederkunft eine Schlange zur Welt. Als man diese erblickte schrien alle übrigen: „Werft sie weg!“ Sie kümmerte sich aber nicht darum, sondern nahm sie zu sich, ließ sie baden, legte sie - voll Mutterliebe zu ihrem Sohn - in ein großes reines Gefäß, fütterte sie mit Milch, frischer Butter und ähnlichen Dingen, so daß sie in etlichen Tagen zu ihrer vollen Größe heranwuchs. Einstmals, als die Brahmanin das Hochzeitsfest eines Nachbarsohns erblickte, wurden ihre Augen von Tränen getrübt und sie sprach zu ihrem Gatten: „Du behandelst mich doch ganz und gar verächtlich, da du dir gar keine Mühe gibst, das Hochzeitfest meines lieben Kindes herbeizuführen!“ Als er dies gehört, sagte der Brahmane: „Ehrwürdige! Da müßte ich in die tiefste Unterwelt gehen und den Schlangenkönig Vasuki ansprechen! Denn wer anders, oh Törin! würde seine Tochter einer Schlange zur Frau geben?“ Als er nach diesen Worten die Brahmanin mit ganz außerordentlich betrübtem Gesicht erblickte, so nahm er, um sie zufrieden zu stellen, etwas Reisezehrung und ging aus Liebe zu seiner Frau in ein fremdes Land. Nachdem er etliche Monate herumgereist war, kam er zu einem Ort namens Kukutanagara. Dort wurde er in dem Hause eines mit ihm bekannten Kastengenossen, in welches er gegen Abend einkehren mußte, mit Bad, Nahrung und allem Zubehör bedient und brachte daselbst die Nacht zu. Als er sich in der Frühe von dem Brahmanen verabschiedet hatte und im Begriff war, weiter zu wandern, so fragte ihn dieser: „Aus welchem Grunde bist du hierhergekommen und wohin wirst du gehen?“ Auf diese Worte entgegnete jener: „Ich bin gekommen, um ein passendes Mädchen für meinen Sohn zur Frau zu suchen.“ Nachdem er dies gehört, sagte der Brahmane: „Wenn dem so ist, so habe ich hier eine überaus passende Tochter und du bist bei mir sehr angesehen; drum nimm diese für deinen Sohn!“ Auf diese Worte nahm der Brahmane das Mädchen samt ihrer Dienerschaft und kehrte nach seinem Wohnort zurück. Als aber die Bewohner dieses Gebiets ihre unvergleichliche, mit den wunderbaren Eigenschaften des höchsten Reizes geschmückte Körperschönheit erblickten, rissen sie vor Liebe die Augen weit auf und sprachen zu ihrem Gefolge: „Wie konntet ihr ein solches Juwel von einem Mädchen einer Schlange ausliefern?“ Nachdem sie dies gehört, wurde das Herz ihrer sämtlichen Begleiter erschreckt und sie sprachen: „Sie muß diesem von dem alten Brahmanen aufgestellten Mörder entrissen werden!“ Darauf sagte die Jungfrau: „Fern sei solch ein Betrug! Denn seht! Könige entscheiden nur einmal; die Guten sprechen nur einmal und nur einmal verlobt man Mädchen: Diese drei geschehen nur einmal. Und ferner: Was vom Schicksal verhängt dir zugemessen ist, das läßt sich nimmermehr ändern. Selbst die Götter mußten das Schicksal von Pushpaka ertragen.“ Darauf fragten alle: „Wer ist dieser mit dem Namen Pushpaka?“, und das Mädchen erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Götter Ohnmacht gegen den Gott des Todes 👂 📔 🎴

Der Götter Ohnmacht gegen den Gott des Todes:::

Indra hatte einen Papageien namens Pushpaka („grüner Edelstein“), mit dessen Weisheit es niemand aufnehmen konnte wegen seiner Kenntnis vieler Wissenschaften, und der mit der höchsten Körperschönheit begabt war. Indem dieser einst auf Indras Handfläche saß und sein Körper durch das Vergnügen, welches ihm die Berührung verursachte, anschwoll, sah er zur Zeit, wo er mancherlei Hymnen rezitierend, seinen Hofdienst verrichtete, den Gott der Unterwelt sich nahen und eilte davon. Darauf fragten ihn sämtliche Götterscharen: „Warum bist du denn weggeeilt, als du den Gott der Unterwelt erblicktest?“ Der Papagei sagte: „Das ist der Vernichter von allem Lebenden. Wie sollte man vor dem nicht fliehen?“ Nachdem sie dies gehört, sagten sie alle, um seine Furcht zu beschwichtigen, zum Gott der Unterwelt: „Wahrlich! Du darfst, uns zu Gefallen, diesen Papagei nicht umbringen!“ Der Gott der Unterwelt antwortete: „Ich weiß nicht, der Gott der Zeit wird hier den Ausschlag geben.“ Nachdem sie diese Antwort erhalten hatten, gingen sie zum Gott der Zeit und wiederholten das oben Mitgeteilte. Darauf sagte aber der Gott der Zeit: „Das weiß der Gott des Todes, sprecht mit dem!“ Als sie nun mit dem Papagei zum Gott des Todes gingen, da starb er bereits durch den bloßen Anblick des Todes, und als sie dieses hörten, sprachen sie alle mit verwirrten Sinnen zum Gott der Unterwelt: „Wie geht das zu?“ Darauf sagte der Gott der Unterwelt: „Ihm war es verhängt, beim bloßen Anblick des Todesgottes zu sterben.“ Nachdem sie das gehört hatten, kehrten die Götter zurück in ihre Wohnung. - Daher sage ich: Was vom Schicksal verhängt dir zugemessen ist, das läßt sich nimmermehr ändern. Selbst die Götter mußten das Schicksal von Pushpaka ertragen.

Panchatantra/Book 1/Die Affen und der Vogel Suchimukha 👂 📔 🎴

Die Affen und der Vogel Suchimukha:::

In einer gewissen Berggegend wohnte einmal eine Affenherde. Diese konnte sich einstmals zur Winterzeit gar nicht zufrieden geben. Ihre Körper zitterten, weil ein sehr kalter Wind sie anwehte, ein Schneefall sie traf und ein heftiger Regenguß auf sie niederstürzte. Einige Affen sammelten daher Gundscha-Früchte, welche Feuerfunken ähnlich sind, stellten sich rings um sie und pusteten, um Feuer zu erlangen. Als aber ein Vogel namens Suchimukha („Spitzschnabel!“) ihre vergebliche Anstrengung sah, sprach er: „Ach, ihr seid alle Toren! Dies sind keine Feuerfunken, es sind Gundscha-Früchte. Wozu also die unnütze Anstrengung? Dadurch könnt ihr euch nicht gegen die Kälte schützen. Drum sucht irgendeine gegen den Wind geschützte Waldgegend, eine Höhle oder Berggrotte! Auch jetzt noch zeigen sich mächtige Regenwolken.“ Darauf sprach einer von diesen zu ihm: „Ha! Du Tor! Was geht das dich an? Halt deinen Schnabel. Es heißt auch: Einen in der Arbeit oft Gestörten und einen Spieler, der verliert, soll ein Kluger nicht anreden, wenn er für sich das Beste wünscht. Und so: Wer Jäger, die umsonst jagen, und Narren, die von Not geplagt sind, törichterweise anredet, der zieht sich selbst ein Übel zu.“ Jener aber, ohne sich raten zu lassen, hörte nicht auf, noch weiter zu den Affen zu sprechen: „He! Wozu die unnütze Mühe?“ Da er aber keinen Augenblick mit Schwatzen nachließ, packte ihn ein Affe, der über die vergebliche Arbeit in Zorn geraten war, an den Flügeln und schleuderte ihn an einen Felsen, so daß er umkam. - Daher sage ich: Kein unkrümmbares Holz krümmt sich; mit Messern schneidet man Steine nicht. Suchimukha! Bedenke dieses: Lehre keinen, der nicht lernen will! Denn Belehrung reizt die Narren nur und beruhigt sie nimmermehr: Das Wasser, das die Schlange einschlürft, dient nur zur Vermehrung ihres Giftes. Und ferner: Belehrung soll man nicht jedem ohne Unterschied geben: Sieh! Wie ein törichter Affe die schön Behauste hauslos macht.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der Affe und das Sperlingsweibchen 👂 📔 🎴

Der Affe und das Sperlingsweibchen:::
In einer Waldgegend wohnte einst ein wildes Sperlingspärchen, welches sein Nest auf dem herabhängenden Zweige eines Mimosa-Baums angelegt hatte. Wie sie da nun vergnügt zusammen lebten, fing einst eine winterliche Regenwolke an, langsam in einem fort zu regnen. Mittlerweile kam ein Affe, der vom Wind und Regen getroffen am ganzen Körper erstarrt war und zitternd die Zahn-Zither spielte, zu der Wurzel des Mimosa-Baums und setzte sich nieder. Als ihn das Sperlingsweibchen in dieser Verfassung sah, sagte sie zu ihm: „He! Lieber! Versehen mit Händen und Füßen, siehst du ganz wie ein Mensch aus, doch die Kälte macht dich zitternd, oh Tor! Warum baust du dir nicht ein Haus?“ Nachdem er dies gehört, sprach der Affe voll Zorn zu ihr: „Gemeines Weib! Warum hältst du deinen Schnabel nicht? Ha! Diese Frechheit! Sie sitzt in ihrem Hause und spottet über mich!“ Und dachte: „Das taugenichtsige, spitzmäulige, altklug schwätzende Weib da will unbedenklich stets babbeln. Warum schlage ich sie nicht einfach tot?“ Nachdem er so gedacht hatte, sagte er zu ihr: „Törin! Was hast du dich um mich zu bekümmern? Man sagt auch: Ein Verständiger steht Rede dem, der ihn voll Vertrauen fragt. Wer aber ungefragt redet, der heult gleichsam im wilden Wald.“ Doch wozu viele Worte? Kaum wurde dieser Affe von dem auf ihr eigenes Nest stolzen Weibchen noch einmal angeredet, als er den Mimosa-Baum hinaufkletterte und ihr Nest in hundert Stücke brach. - Daher sage ich: Belehrung soll man nicht jedem ohne Unterschied geben: Sieh! Wie ein törichter Affe die schön Behauste hauslos macht. So hast auch du, Tor! nichts gelernt, obgleich von ehrwürdigen Lehrern unterrichtet. Vielleicht aber ist es nicht deine Schuld. Denn Weisheit fügt sich zu einem guten, nicht aber zu einem schlechten Charakter. Man sagt auch: Was nützt das Wissen aller Welt an falschem Ort angebracht, wie ein Licht in einer Laterne, die von Blenden verdunkelt ist? So erkennst du, da du unnützes Wissen erlangt hast und meiner Rede kein Gehör gibst, nicht einmal dein eignes Verderben. Du bist also sicher eine Mißgeburt. Es heißt ja: Ein Sohn ist, wie die Schriftkundigen sagen, eine Geburt, Gleichgeburt, Übergeburt oder auch eine Mißgeburt. Geburt ist, wer der Mutter gleich ist, Gleichgeburt, wer dem Vater gleicht, Übergeburt, wer mehr als dieser, und Mißgeburt, wer ganz mißraten ist. Es heißt auch: Selbst Rama erkannte nicht die Goldgazelle (als Falle für den Raub seiner Gattin Sita), Nahusha nicht, welche Brahmanen er angeschirrt (MHB 5.17); der tausendarmige Arjuna faßte die Absicht, dem Brahmanen die Kuh samt dem Kalbe zu rauben (MHB 3.116); und im Spiel gibt des Dharmas Sohn vier Brüder samt dem Weibe hin (MHB 2.60): Naht das Verderben, verlieren gewöhnlich selbst brave Männer ihre Vernunft. Ferner: Sogar den eigenen Untergang riskiert der Bösewicht, der sich am Unglück anderer erfreut. So tanzt im Angesicht der Schlacht gewöhnlich noch der Rumpf, wenn schon das Haupt hinsank. Ach! Mit Recht sagt man auch dieses: Dharmabuddhi und Papabuddhi sind mir beide wohlbekannt: Vom Sohne ward durch nutzlose Klugheit der Vater im Rauch erstickt.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und jener erzählte:

Panchatantra/Book 1/Dharmabuddhi und Papabuddhi 👂 📔 🎴

Dharmabuddhi und Papabuddhi:::

In einem gewissen Ort wohnten zwei Freunde, Dharmabuddhi („gerechter Sinn“) und Papabuddhi („übler Sinn“). Da dachte einstmals der übelgesinnte Papabuddhi: „Ich bin doch ein Dummkopf und von Armut geschlagen. Drum will ich mit diesem Dharmabuddhi in die Fremde gehen, mit seinem Beistand Geld erwerben, ihn dann betrügen und so mir eine glückliche Lage verschaffen.“ Eines Tages sagte er zu Dharmabuddhi: „Höre Freund! Wenn du alt wirst, an welche von deinen Taten kannst du dich dann erinnern? Was hast du der Jugend zu erzählen, da du die Fremde nicht gesehen hast? Man sagt ja: Wer nicht in fremdem Land herumwanderte und viele Sprachen, Kenntnisse und ähnliches kennengelernt hat, dessen Geburt trug keine Frucht. Und so: Wissen, Reichtum und Kunst faßt der Mensch nicht eher ordentlich, bis er voll Freude von einem Land zum anderen herumwandert.“ Dieser aber, sobald er diese Worte gehört hatte, nahm vergnügten Herzens von seinen Eltern Abschied und machte sich an einem glücksversprechenden Tage mit seinem Freund auf den Weg in die Fremde. Da wurde durch die Tüchtigkeit des Dharmabuddhi auch von Papabuddhi während der Wanderung sehr großer Reichtum gewonnen. Alsdann kehrten sie alle beide, nachdem sie sich einen großen Schatz erworben hatten, vergnügt, aber sehnsuchtsvoll, nach ihrer Heimat zurück. Denn es heißt auch: Für die, die Weisheit, Kunst und Reichtum in der Fremde erworben haben, wird die Entfernung einer Stunde zu einer Länge von hunderten. Als sie nun in die Nähe ihres Ortes kamen, redete Papabuddhi zu Dharmabuddhi: „Lieber! Es ist nicht dienlich, diesen gesamten Schatz ins Haus zu bringen, denn Familie und Verwandte werden ihn begehren. Drum laß ihn uns hier im Dickicht des Waldes irgendwo in der Erde verbergen und nur mit einem geringen Teil davon nach Hause gehen! Wenn das Bedürfnis eintritt, können wir zusammen wieder hingehen und nur so viel als nötig von diesem Ort wegholen. Man sagt auch: Ein Kluger läßt kein Geld blicken, nicht einmal ein Bißchen. Denn durch des Goldes Anblick wird selbst des Guten Herz aufgeregt. Und so: Wie im Wasser das Fleisch von Fischen, zu Land vom Wild und in den Lüften von Vögeln gefressen wird, so allerwärts, wer Geld besitzt.“ Nachdem er dies gehört, sagte Dharmabuddhi: „Lieber! Ja! So wollen wir es tun!“ Nachdem so geschehen war, gingen sie alle beide nach ihrem Hause und lebten vergnügt zusammen. Eines Tages aber ging Papabuddhi um Mitternacht in den Wald, nahm den ganzen Schatz, füllte die Grube wieder zu und ging nach Hause. Darauf ging er eines Tages zu Dharmabuddhi und sagte: „Freund! Wir haben beide eine große Familie und leiden, weil wir kein Geld haben. Drum laß uns nach dem Ort gehen und etwas Geld holen!“ Jener antwortete: „Lieber! Das wollen wir tun!“ Als sie nun alle beide den Ort aufgruben, sahen sie das Gefäß leer. Da schlug Papabuddhi sich an den Kopf und rief: „Ha! Dharmabuddhi! Du allein, kein anderer, hast das Geld genommen! Denn die Grube ist wieder ausgefüllt. Gib mir die Hälfte von dem, was du versteckt hast, oder ich werde es am Hof des Königs zur Anzeige bringen!“ Dieser sagte: „Ha! Du Bösewicht! Sprich nicht so! Ich bin in Wahrheit Dharmabuddhi (der rechtlich Gesinnte)! Ich tue kein solches Diebeswerk. Es heißt ja: Rechtlich Gesinnte sehen eines andern Weib wie ihre Mutter, andrer Gut wie einen Erdklumpen und alle Wesen wie sich selber an.“ So gingen sie alle beide miteinander zankend zum Gerichtshof, trugen ihre Sache vor und verklagten sich gegenseitig. Als sie nun von den an der Spitze der Rechtsverwaltung stehenden Männern auf ein Gottesurteil verwiesen wurden, sagte Papabuddhi: „Ah! Dieses Urteil ist nicht gerecht. Es heißt ja: Bei Klagen sucht man Urkunden, fehlen diese, nach Zeugnissen; fehlt auch ein Zeuge, erst dann schreiben die Weisen das Gottesurteil vor. So habe ich in dieser Sache die Göttin des Baumes als Zeugin auf meiner Seite, und diese wird einen von uns beiden entweder zum Dieb oder zum ehrlichen Mann erklären. Darauf sagten alle: „Hm! Was du sagst, ist billig. Denn es heißt auch: Selbst wenn ein Mann vom niedrigsten Stand als Zeuge in einer Sache dient, ist kein Gottesurteil passend, geschweige, wo ein Gott es ist. So sind auch wir in dieser Sache sehr neugierig. Morgen in der Frühe sollt ihr mit uns nach der Gegend des Waldes gehen!“ Mittlerweile ging Papabuddhi nach Hause und sagte zu seinem Vater: „Vater! Dieses viele Geld habe ich dem Dharmabuddhi gestohlen, und durch ein Wort von dir kann es uns gesichert werden; wo nicht, dann geht es mit samt meinem Leben verloren.“ Dieser sagte: „Kind! So sage es rasch, damit ich es durch mein Wort sicher mache.“ Papabuddhi sagte: „Vater! In jener Gegend ist eine große Mimosa; und die hat eine große Höhlung. Da gehe du gleich hinein! Wenn ich alsdann morgen früh einen Eid schwöre, dann mußt du sagen, daß Dharmabuddhi der Dieb ist.“ Nachdem dies so abgemacht war, badete sich Papabuddhi am folgenden Morgen früh, zog ein reines Obergewand an, ging hinter Dharmabuddhi zusammen mit den Richtern zu dem Mimosa-Baum und sprach mit durchdringender Stimme: „Die Sonne und der Mond sowie Wind, Feuer, Himmel, Erde und Wasser, das Herz und Yama, der Tag und die Nacht, die Morgen- und Abenddämmerung sowie auch Dharma kennen der Menschen Taten. Oh hehre Waldgöttin! Sag an, wer von uns beiden der Dieb ist!“ Darauf sprach Papabuddhis Vater, welcher in der Höhlung der Mimosa stand: „Ha! Hört, hört! Dieses Geld ist von Dharmabuddhi weggenommen worden!“ Während nun des Königs Diener, nachdem sie dies gehört, mit vor Verwunderung aufgerissenen Augen in den juristischen Lehrbüchern nach einer dem Raub des Geldes angemessenen Strafe für Dharmabuddhi suchten, umgab Dharmabuddhi die Höhlung der Mimosa mit feuerfangenden Gegenständen und zündete sie an. Als aber diese in Feuer geraten war, kam Papabuddhis Vater mit halbverbranntem Körper, die Augen ausgestoßen, kläglich jammernd aus der Höhlung der Mimosa heraus. Da fragten sie ihn alle: „He! Was ist das?“ So befragt, gestand er ihnen den ganzen Anschlag des Papabuddhi ein und starb alsdann. Darauf hingen die Diener des Königs den Papabuddhi an einem Ast der Mimosa auf, belobten den Dharmabuddhi und sprachen: „Ja, mit Recht sagt man folgendes: Den Nutzen soll der Weise erwägen, doch erwäge er den Schaden auch! Vor des törichten Kranichs Augen bringt ein Mungo die Kraniche um.“ Da fragte Dharmabuddhi „Wie war das?“, und jene erzählten:

Panchatantra/Book 1/Kranich, Krebs und Mungo 👂 📔 🎴

Kranich, Krebs und Mungo:::

In einer gewissen Waldgegend war ein Feigenbaum voll von vielen Kranichen, und in einer Höhlung desselben wohnte eine schwarze Schlange. Diese brachte ihre Zeit damit zu, daß sie die jungen Kraniche auffraß, noch ehe sie flügge geworden waren. Da stand denn einst ein Kranich, dessen Junge von ihr aufgefressen worden waren, aus Kummer über seine Kleinen mit tränengefüllten Augen und zu Boden gesenktem Gesicht am Ufer des Teichs, und ein Krebs, welcher ihn in dieser Verfassung erblickte, sagte zu ihm: „Freund! Warum weinst du da so?“ Jener antwortete: „Lieber! Was kann ich sonst? Ich Unglücklicher! Meine Jungen und Verwandten sind von einer in der Höhlung des Feigenbaums hausenden schwarzen Schlange gefressen worden. Über dieses Unglück bin ich betrübt und weine. Sag mir nun, ob es irgendein Mittel gibt, diese Schlange zu verderben?“ Nachdem er dies gehört, dachte der Krebs: „Dieser ist doch ein angeborener Feind meines Geschlechts. Darum will ich einen solchen aus Wahr und Falsch gemischten Rat geben, daß auch alle übrigen Kraniche zugrunde gehen. Es heißt auch: Die Stimme weich wie frische Butter und mitleidlos das Herz gemacht! So wird ein Feind ausgerottet, daß er mitsamt seinem Stamm verdirbt.“ Dann sagte er: „Mein Lieber! Wenn du das beabsichtigst, so wirf Stückchen von Fischfleisch von der Tür der Mungo-Höhle an bis zur Höhlung der Schlange, damit der Mungo diesen Weg verfolgt und die böse Schlange umbringt.“ Nachdem so geschehen war, ging der Mungo den Fleischstücken nach, brachte die schwarze Schlange um, fraß aber nach und nach auch alle auf diesem Baume nistenden Kraniche auf. - Daher sagen wir: Den Nutzen soll der Weise erwägen, doch erwäge er den Schaden auch! Vor des törichten Kranichs Augen bringt der Mungo die Kraniche um.“ Und Karataka für fort: „So hat auch jener Papabuddhi nur an seinen Nutzen gedacht, nicht an den Schaden. Drum ist ihm dieser Lohn zuteil geworden. Darum sage ich: Dharmabuddhi und Papabuddhi sind mir beide recht wohlbekannt: Vom Sohne ward durch nutzlose Klugheit der Vater im Rauch erstickt. Auf gleiche Weise hast auch du, Törichter! nur an den Nutzen gedacht, nicht an den Schaden. Darum bist du ein Bösewicht! Du zeigst dich hier ganz wie ein Papabuddhi. Dadurch, daß du deines Herrn Leben in Gefahr gebracht hast, habe ich dich umfassend kennengelernt. Du hast deine Bosheit und Falschheit offenbar gemacht. Ja mit Recht sagt man: Wer würde sich mühen, um der Pfauen hintere Öffnung zu sehen, wenn sie nicht töricht froh tanzten, sobald der Wolken Donner erschallt. - Welche Rücksicht wirst du also auf unsereins nehmen, wenn du sogar deinen Herrn in eine solche Lage bringst? Deswegen muß ich mich notwendig aus deiner Nähe entfernen. Es heißt auch: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst ein Elefant dem Falken zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Wunder über Wunder 👂 📔 🎴

Wunder über Wunder:::

In einem gewissen Orte wohnte einmal ein Kaufmann namens Nanduka (der „Erfeuende“). Außerdem wohnte an demselben Orte ein Kaufmann namens Lakshmana (der „Glückliche“). Dieser, da er sein Vermögen verloren hatte, dachte daran, in die Fremde zu wandern. Es heißt auch: Wer in einem Ort oder Land nach seinen Mitteln froh gelebt hat, aber nach dem Verlust seines Vermögens immer noch dort bleibt, dann ist er gemeinen Sinns. Und so: Wer vorher erst mit stolzem Sinn lange Zeit vergnügt an einem Ort verbracht hat, und dann elendig an ebendiesem Ort anderen etwas vorklagt, der ist tadelnswert. In seinem Hause befand sich nur noch eine von seinen Vorfahren erworbene, aus einer schweren Menge Eisen verfertigte Waage. Diese gab er zum Aufbewahren in das Haus des Gildeherrn Nanduka und machte sich auf den Weg in die Fremde. Nachdem er darauf lange Zeit, seiner Lust folgend, in der Fremde umhergewandert war, kehrte er nach seiner Heimat zurück und sprach zum Gildeherrn Nanduka: „Oh Gildeherr! Gib mir die anvertraute Waage zurück!“ Jener aber sagte: „Oh, die ist nicht mehr da! Deine Waage haben die Mäuse gefressen.“ Nachdem er dies gehört, sprach Lakshmana: „Oh Nanduka! Wenn sie von den Mäusen gefressen wurde, so bist du außer Schuld. So ist ja einmal der Lauf der Welt: Es ist nichts in ihr ewig. Doch ich will zum Fluß gehen, um mich zu baden. Schicke deshalb dein Kind mit mir, das den Namen Dhanadeva („Gott des Reichtums“) führt, damit er mir das Badezeug trägt.“ Nanduka aber, der sich aus Angst wegen seines Diebstahls vor Lakshmana fürchtete, sagte zu seinem Sohn: „Kind! Dein Onkel Lakshmana will in den Fluß zum Baden gehen. Geh deshalb mit ihm, um das Badezeug zu tragen!“ Ach! Mit Recht sagt man: Kein einziger Mensch erweist einem andern irgend Gefälligkeit, ausgenommen aus Furcht, Habsucht oder aus einem anderen Grund. Und so: Wo ohne einen Grund übermäßige Rücksicht erwiesen wird, da hege man nur gleich Sorge, daß es am Ende schlimm ergeht. Darauf machte sich dieser Sohn des Nanduka vergnügten Sinns mit dem Badezeug und Lakshmana auf den Weg. Nachdem dies so geschehen, badete sich Lakshmana. Dann warf er Dhanadeva, den Sohn des Nanduka, in eine Höhle am Ufer des Flusses, verschloß die Öffnung derselben mit einem großen Stein und ging dann eilig zu Nandukas Haus. Hier wurde er von diesem Kaufmann gefragt: „He Lakshmana! Sprich! Wo ist mein Kind, welches mit dir zum Fluß gegangen ist?“ Jener sagte: „Es ist vom Ufer des Flusses durch einen Falken entführt worden.“ Der Kaufmann rief: „Du Lügner! Wie in aller Welt kann ein Falke einen Knaben rauben? Drum gib mir meinen Sohn zurück, sonst zeige ich es am Hofe des Königs an!“ Jener sagte: „Oh du Wahrheitsredender! Führt ein Falke keinen Knaben weg, so fressen auch Mäuse eine aus schweren Eisen verfertigte Waage nicht. Drum gib mir meine Waage, wenn du nach deinem Sohn verlangst!“ So miteinander zankend, gingen sie alle beide zur Pforte des Königs, und da sprach Nanduka mit lautem Geschrei: „Oh! Eine Ruchlosigkeit, eine Ruchlosigkeit geht da vor! Dieser Dieb hat mir mein Kind geraubt!“ Darauf sagten die Richter zu Lakshmana: „He! Liefere des Gildeherrn Sohn zurück!“ Dieser antwortete: „Was kann ich tun? Vor meinen Augen ist er durch einen Falken vom Ufer des Flusses entführt worden.“ Als sie dieses gehört hatten, sagten sie: „Ach! Du sagst nicht die Wahrheit. Wie wäre ein Falke fähig, einen fünfzehnjährigen Knaben zu rauben?“ Lakshmana antwortete lachend: „He! He! Hört diesen Spruch: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst dem Falken ein Elefant zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Diese fragten: „Wie ist das gemeint?“ Und Lakshmana erzählte die ganze Geschichte mit der Waage. Nachdem sie diese gehört, lachten sie über das, was Nanduka und Lakshmana getan hatten, verständigten beide miteinander und machten, daß sie sich durch gegenseitige Auslieferung der Waage und des Knaben einander zufriedenstellten. Daher sage ich: Wo Mäuse tausend Pfund Eisen fressen, da kann selbst dem Falken ein Elefant zum Raub werden, geschweige denn ein Jüngelchen.“ Karataka sagte ferner: „Diese Lage des Pingalaka hast du, Tor! herbeigeführt, weil du die Gunst des Sanjivaka nicht ertragen konntest. Ach, mit Recht sagt man: Gewöhnlich werden in dieser Welt die Hochgeborenen von Niedriggeborenen, die Lieblinge des Glücks von Unglücklichen, der Freigebige vom Geizigen, der Redliche vom Unredlichen, der im Reichtum Lebende vom Armen, der Schöngestaltete von dem durch Mißgestalt Geschlagenen, der Gerechte von dem Bösewicht und der in vielen Wissenschaften Erfahrene von dem Toren stets getadelt. Und so: Die Weisen werden von Toren gehaßt, die Reichen von dem armen Mann, die Frommen von den Gottlosen und das keusche Weib von den Unkeuschen. Der Mensch erlangt Tugenden durch den Umgang mit den Guten, Sünden durch den Umgang mit Schlechten, gleichwie der Wind, verschiedene Länder durchstreichend, bald liebliche, bald üble Gerüche aufsammelt. Wie zwei Vögel sind wir beide, die bei gleicher Mutter und gleichem Vater unterschiedlich wurden; denn der eine wuchs bei Brahmanen auf, der andere bei Kuhfleischessern. Fortwährend hat der eine der Kuhfleischesser Worte gehört, der andere aber stets die Reden der Weisen. Durch Umgang wird Tugend oder Sünde erzeugt. Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Die durch verschiedenen Umgang gearteten Papageiengeschwister 👂 📔 🎴

Die durch verschiedenen Umgang gearteten Papageiengeschwister:::

In einer gewissen Berggegend brütete ein Papageienweibchen, und es kamen ihm zwei Papageien zur Welt. Als nun das Papageienweibchen einst weggeflogen war, um Futter zu suchen, wurden die beiden Söhnlein von einem Vogelsteller gefangen. Der eine von ihnen rettete sich jedoch mit vieler Mühe und flog durch des Schicksals Gunst davon. Den anderen aber sperrte jener in einen Käfig und fing an, ihn das Sprechen zu lehren. Der geflüchtete Papagei dagegen wurde von einem herumwandernden frommen Weisen erblickt, von ihm gefangen, in seine Einsiedelei gebracht und daselbst aufgefüttert. Indem nun die Zeit so verlief, kam einst ein gewisser König in die Waldgegend, wo jene Vogelsteller wohnen, denn sein Pferd hatte ihn von seinem Gefolge entführt. Als nun der im Käfig befindliche Papagei den König herankommen sah, erhob er ein gewaltiges Geschrei: „He! He! Mein Gebieter! Es kommt ein einzelner Mensch auf einem Pferde! Drum binde, binde und töte ihn!“ Der König, nachdem er des Papageien Rede gehört, lenkte sein Pferd so schnell er konnte anderswohin. Als der König in das Innere eines nicht fernen anderen Wald gelangt, da sieht er die Einsiedelei von Eremiten. Auch da befand sich ein Papagei in einem Käfig und rief: „Komm herbei! Komm herbei, oh König! Ruhe dich aus! Genieße kühles Wasser und süße Früchte! He, he! Ihr Weisen! Ehrt ihn in diesem reichbeschatteten Baumwalde mit dem Fußwasser des Gastopfers!“ Als der König dies gehört, riß er die Augen weit auf und mit verwundertem Herzen dachte er: „Wie mag dies zugehen?“ Dann fragte er den Papagei: „Ich habe hier in einer Gegend des Waldes einen dir ähnlichen Papagei gesehen; aber schreckerregend schrie er: „He, binde! He, töte!“ Als er des Königs Rede gehört, erzählte der Papagei ihm der Wahrheit gemäß seine Geschichte. Daher sage ich: Durch Umgang wird Tugend oder Sünde erzeugt. Deshalb soll man sich nicht in Umgang mit dir einlassen. Denn man erzählt auch: Wahrlich, besser ist ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund: Der Räuber stirbt aus Aufopferung, der Fürst kommt durch den Affen um.“ Da fragte Damanaka „Wie war das?“, und Karataka erzählte:

Panchatantra/Book 1/Der kluge Feind 👂 📔 🎴

Der kluge Feind:::

Die Söhne eines Königs, eines Kaufmanns und eines Gelehrten hatten miteinander Freundschaft geschlossen. Diese drei vergnügten sich Tag für Tag nur in Ergötzlichkeiten, Spazierengehen, Zerstreuungen, Leichtfertigkeiten und Spielen. Der Prinzensohn jedoch saß Tag für Tag mit Widerwillen gegen die Kunst des Bogenschießens, Reitens auf Elefanten und Rossen, Fahrens und Jagens. Da wurde er einst vom Vater streng getadelt mit den Worten: „Du beeiferst dich nicht, das zu erlernen, was ein König tun und wissen muß!“ Und als er diesen Tadel schwer gekränkt seinen Freunden erzählte, sprachen sie: „Auch unsere Väter erzählen ständig solchen Unsinn, wenn wir unsere Abneigung gegen die Geschäfte zeigen. Wir haben aber diese Kränkungen des eigenen Stolzes durch die Freude an unserer Freundschaft mit dir schon viele Tage hindurch nicht mehr gefühlt. Jetzt aber, da wir sehen, daß auch du durch dieselbe Kränkung betrübt bist, sind wir beide überaus betrübt geworden.“ Darauf sagte der Königssohn: „Wahrhaftig! Es ist nicht angemessen, daß wir nach dieser Kränkung noch hier bleiben. Drum wollen wir alle, die wir durch denselben Schmerz betrübt sind, uns entfernen und irgendwo anders hin gehen. Denn: Die Prüfung in Kraft, Weisheit, Wert der Tapferkeit und reinen Werke ist bei denen, die darauf stolz sind, an den Früchten zu erkennen, nachdem sie ihr Heimatland verlassen haben.“ Nachdem dies vorgegangen, überlegten sie, wohin es angemessen wäre zu gehen. Darauf sprach der Sohn des Kaufmanns: „Wahrhaftig! Ohne Geld erreicht man nirgends sein Ziel. Drum laßt uns nach dem Berg Rohana („Aufstieg“) gehen! Nachdem wir dort Edelsteine gefunden haben, werden wir alles, was wir nur wünschen, genießen können.“ Nachdem alle die Wahrheit seiner Rede anerkannt hatten, gingen sie nach dem Berg Rohana, und da fand jeder von ihnen durch die Gunst des Schicksals einen unschätzbaren herrlichen Edelstein. Darauf überlegten sie nun: „Wie können wir diese Edelsteine wohl verwahren, da wir von hier auf gefahrreichen Waldwegen wandern müssen?“ Darauf sagte der Sohn des Weisen: „Ich bin der Sohn eines Ministers, und so habe ich denn ein Mittel ersonnen. Wenn diese Edelsteine in unserm Leibe aufbewahrt werden, so sind wir weder von einem Karawanendieb, noch von sonst jemand einer Gefahr ausgesetzt.“ Nachdem er sie davon überzeugt, legten sie die Steine zur Essenszeit in einen Happen Speise und verschluckten sie. Doch während dies geschah, sah sie irgendein Mann, welcher unbeobachtet dicht am Fuße des Berges ausruhte, und dachte bei sich: „Ach! Ich bin hier am Berg Rohana viele Tage nach Edelsteinen umhergeirrt und habe infolge meines unglückseligen Geschicks nicht das Geringste gefunden. Drum will ich mit diesen gehen! Wenn sie alsdann auf irgendeinem Weg vor Müdigkeit eingeschlafen sind, dann werde ich ihnen die Bäuche aufschneiden und alle drei Edelsteine rauben.“ Nachdem er diesen Entschluß gefaßt hatte, stieg er vom Berge herab, kam hinter ihnen her und sprach, sich ihnen anschließend: „Oh! Ihr Edlen! Ich kann nicht allein durch den furchtbaren großen Wald zu meiner Heimat gelangen. Daher will ich mich eurer Karawane anschließen und mit euch gehen.“ Sie, denen Gesellschaft willkommen war, waren es zufrieden und sagten „Ja“ und begannen, mit ihm zu gehen. In diesem Walde befand sich aber in einer unwegsamen Berggegend in der Nähe der Straße ein Bhil-Dörfchen (der Ureinwohner in Dekkan). Als jene an diesem vorübergingen, stieß unter den vielen mannigfachen Vögeln, welche in dem Hause des Dorfhäuptlings zu seinem Vergnügen gepflegt wurden, ein alter Vogel einen Ton aus. Der Dorfhäuptling verstand aber sämtliche Vogelsprachen. So überdachte er, was dieses Vogelgeschrei bedeuten sollte, und sagte mit hocherfreutem Herzen zu seinen Untergebenen: „Daß dieser Vogel Wort für Wort Folgendes sagt: «Daß nämlich jene auf dem Wege einhergehenden Wandrer höchst kostbare Edelsteine mit sich führen.» Drum greift sie! Greift sie! Haltet sie also fest und bringt sie hierher!“ Nachdem dies geschehen war, so fand man bei ihnen nicht das Geringste, obgleich sie der Dorfhäuptling selbst ausplünderte. Darauf wurden sie von ihm losgelassen und fingen an, weiterzugehen, von nichts weiter bedeckt als von einem Stück Tuch um die Lenden. Da stieß auf einmal jener Vogel denselben Ton erneut aus. Als der Dorfhäuptling dieses hörte, ließ er sie nochmals vor sich führen. Sie wurden nun mit größter Sorgfalt durchsucht. Als sie aber von neuem freigelassen wurden, stößt derselbe Vogel, ganz wie früher, seinen durchdringenden Ton aus. Da ließ sie der Dorfhäuptling nochmals vor sich führen und fragte sie: „Dieser Vogel hat sich zu allen Zeiten als zuverlässig bewährt und spricht nie eine Lüge. Der sagt nun, daß ihr Edelsteine bei euch habt. Wo sind diese?“ Sie aber antworteten: „Wenn wir Edelsteine bei uns hätten, wie wäre es möglich, daß ihr sie nicht gefunden hättet, da ihr uns so sorgfältig durchsucht habt?“ Der Dorfhäuptling sprach: „Da dieser Vogel es mehrfach hintereinander sagte, so müssen die Edelsteine eben in eurem Leib sein. Jetzt ist aber schon die Dämmerung angebrochen. Morgen werde ich eure Bäuche aufschneiden!“ Nachdem er sie so bedroht hatte, wurden sie in ein als Gefängnis dienendes Schlafzimmer gebracht. Darauf überlegte der Dieb bei sich: „Unzweifelhaft: Wenn morgen der Dorfhäuptling in den aufgeschnittenen Leibern von jenen solche Edelsteine findet, wird der Bösewicht, von Geiz getrieben, sicherlich auch meinen Leib öffnen. So steht mir, mag es gehen wie es will, der Tod bevor. Was habe ich also hier zu tun? Man sagt auch: Fürwahr, wenn einer, wo Tod droht, einem Hochedlen den hinfälligen Leib im Dienste aufopfert, dessen Sterben bedeutet Unsterblichkeit. Drum ist es besser, ich liefere ihm zuerst meinen eigenen Leib zum Aufschneiden und rette jene, sei es auch mit meinem eigenen Tode. Denn wenn der Bösewicht, nachdem er meinen Leib zuerst hat aufschneiden lassen, trotz der sorgfältigsten Untersuchung nichts entdeckt, dann wird er die Hoffnung, Edelsteine zu finden, aufgeben, und, wenn er auch noch so grausam wäre, doch aus Mitleid sich enthalten, ihnen den Bauch zu zerschneiden. Und indem ich auf diese Weise ihnen Leben und Vermögen schenke, wird mir in dieser und der zukünftigen Welt der Ruhm der Aufopferung zuteil werden und eine edle Existenz. Drum ist dieses ein angemessenes und gewissermaßen vernünftiges Sterben.“ Als nun, nachdem die Nacht verflossen war, der Dorfhäuptling sich anschickte, ihnen den Bauch aufschneiden zu lassen, faltete der Räuber bittend seine Hände und sprach: „Ich kann nicht mit ansehen, daß jenen meinen Brüdern der Bauch aufgeschnitten wird. Drum erweise mir die Gnade, mir meinen Leib zuerst aufschneiden zu lassen.“ Aus Mitleid bewilligte ihm der Häuptling dies mit dem Wort: „So sei es!“ Und nachdem ihm der Bauch aufgeschnitten war, wurde nicht das Geringste darin gefunden. Darauf brach er in Wehklagen aus: „Oh Jammer! Oh Jammer! Auf die bloße Deutung des Vogelgeschreis hin habe ich aus gewaltiger Begierde einen großen Mord begangen! Wie in dem Bauche von diesem, so werde ich auch in denen der übrigen nichts finden.“ Nachdem er so gesprochen hatte, ließ er alle drei mit unverletzten Leibern frei. Sie aber durchschritten mit größter Eile den Wald und kamen zu irgendeinem Ort. - Daher sage ich: Der Räuber stirbt aus Aufopferung. Drum wahrlich, besser ist ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund. An diesem Orte nun verkauften sie alle drei Edelsteine vermittelst des Kaufmannssohnes. Darauf erhielten sie eine ungeheure Menge Geld und legten dieses für den Königssohn zusammen. Dieser, welcher beabsichtigte, dem Oberherrn dieses Gebiets die Regierung zu entreißen, übergab dem Sohn des Weisen das Amt eines Ministers, und den Sohn des Kaufmanns machte er zu seinem Schatzmeister. Darauf versammelte er dadurch, daß er doppelten Sold gab, ein gewaltiges Heer von trefflichen Elefanten, Rossen und Fußsoldaten, fing vermittelst der Verstandeskraft seines Ministers, welcher die sechs Arten kannte (wie sich ein König gegen seine Feinde zu benehmen hat), Krieg an und tötete den König in einer Schlacht. So eroberte dieser Königssohn das Königreich und wurde König. Nachdem er die Last der gesamten Regierung seinen beiden Freunden anvertraut hatte, lebte er sorglos in die Welt hinein und genoß das Vergnügen der Lüste.

Panchatantra/Book 1/Der törichte Freund 👂 📔 🎴

Der törichte Freund:::

Einst hatte er, als er in sein Frauenhaus ging, einen Affen, welcher in der Nähe in einem Stall war, immer neben sich, um sich an ihm zu belustigen. Denn Papageien, Rebhühner, Tauben, Widder, Affen und ähnliches sind natürlicherweise der Könige Lieblinge. Es versteht sich von selbst, daß der Affe, gemästet durch die mannigfachen Speisen, welche ihm der König reichte, groß ward und von der gesamten Umgebung des Königs geehrt werden mußte. Der König aber gab aus übermäßigem Vertrauen und aus Liebe diesem Affen sogar ein Schwert zu tragen. In der Nähe seines Palastes gab es einen mit vielen verschiedenartigen Bäumen geschmückten Lustwald. Als nun der König zu Beginn des Frühlings diesen erblickte, wie er so lieblich war, herrlichen Duft vieler Blumen aushauchte und den Ruhm des Liebesgottes von den Scharen der Bienen gesungen verkündete, ging er von Liebe überwältigt mit seiner Lieblingsgemahlin hinein. Die gesamte Dienerschaft erhielt den Befehl, am Tor stehen zu bleiben. Nachdem er voll Freude den Lustwald durchirrt und betrachtet hatte, sagte er ermüdet zu seinem Affen: „Ich will einen Augenblick in dieser Blumenlaube schlafen. Gib sorgfältig Acht, daß sich nichts an mich heranmacht und mich verletzt!“ Nachdem er dies gesagt hatte, schlief der König ein. Da kam eine Biene, dem Blumenduft, Betel samt Zubehör und dem Moschusduft nachjagend, und setzte sich auf seinen Kopf. Als der Affe dies sah, dachte er zornig: „Wie? Soll ich den König vor meinen Augen von dem gemeinen Geschöpf stechen lassen?“ Dabei fing er an, sie abzuwehren. Als sich die Biene aber, trotz der Abwehr, immer von neuem dem König näherte, da wurden des Affen Gedanken von Zorn verblendet, er zog das Schwert und schlug die Biene mit einem Hieb nieder. Aber durch denselben Hieb war zugleich des Königs Haupt gespalten. Die Königin, welche neben ihm schlief, sprang erschrocken in die Höhe, jammerte, als sie dies Verbrechen erblickte, und sprach: „Oh, oh! Du törichter Affe! Was hast du da dem König angetan, der dir Vertrauen schenkte?!“ Der Affe aber erzählte, wie es zugegangen war, und darauf wurde er von aller Welt als ein Bösewicht gemieden. - Daher sagt man: „Man soll keinen Toren zum Freund wählen, denn der König ward vom Affen getötet.“ Und ich sage: Wahrlich, besser ein kluger Feind, als ein unverständiger Freund. Der Räuber stirbt aus Aufopferung, der Fürst kommt durch den Affen um.“ (Im folgenden fehlen bei Benfey einige Abschnitte. Wir fügen diese aus der englischen Übersetzung von Arthur William Ryder (1925) ein.) Und Karataka fuhr fort: „Wo deine Art, die unter Freunden Feindschaft stiften und deren Weisheit aus hinterlistigen Fallen besteht, das letzte Wort hat, dort enden alle Bemühungen in traurigen Mißgeschicken. Und auch: Der Heilige, so sehr er auch gedrängt wird, scheut immer noch die Schuld der bösen Tat. Und es sind immer noch jene Taten, die keine Schande bringen, die zu Ruhm und ehrenwertem Namen führen. Der Weise handelt so, daß seine Ehre strahlend bleibt. Wie die Perle, die ein Pfau aß und ausscheidet, immer noch perlweiß bleibt. Das Sprichwort sagt auch: Falsch ist falsch! Der Weise wird nie das Falsche wie das Richtige behandeln. Wie der Durstigste nie das schmutzige Wasser von der Straße trinken würde. Zusammengefaßt: Handle immer gerecht bis zum letzten Atemzug! Meide das Falsche, selbst wenn es das Leben kosten würde.“ Als Damanaka, dieses hinterlistige Geschöpf, dem eine solche Predigt über Moral wie schieres Gift erschien, diese Worte hörte, schlich er sich vorsichtig ein Stück seitwärts. Und währenddessen stürzte Sanjivaka, nachdem er einige Zeit mit Pingalaka gekämpft hatte, durch die Wunden von dessen scharfen Nägeln des Lebens beraubt zur Erde nieder. Und als Pingalaka den Stier leblos sah, wurde sein Herz durch die Erinnerung an seine guten Eigenschaften gerührt, und er klagte: „Ach! Ich Bösewicht habe unrecht getan, daß ich den Sanjivaka umgebracht habe; denn es gibt kein größeres Verbrechen als Treulosigkeit. Es heißt ja: «Geht das Land verloren oder ein kluger Diener, so ist der König verloren.» So pflegt man zu sagen, doch nicht mit Recht sind beide gleichgesetzt: Denn das Land ist leicht zu erwerben, nicht so ein treue Diener. Außerdem habe ich diesen Grasfresser zum Minister erhoben und danach ihn selbst getötet. Darum war es noch schlechter von mir gehandelt. Es heißt auch: Dieser Dämon, auch wenn er durch mich mächtig wurde, darf nicht durch mich zugrunde gehen: Sogar den selbstgepflegten Gift-Baum selber auszurotten, ziemt sich nicht. - Auch ist er inmitten des Staatsrats stets von mir gelobt worden. Was soll ich nun vor anderen sagen, welche ihre Freunde wie Eltern und geistliche Lehrer verehren? Es heißt auch: Wen du vorher als Rechtschaffenen im Rate bezeichnet hast, den sollst du nimmer anklagen, wenn du dein Wort in Ehren halten willst.“ Als nun Damanaka merkte, daß der Löwe unsicher war, schlich er langsam wieder heran und sprach voller Freude: „Majestät! Wie in aller Welt ist das für dich angemessen, daß du darüber so klagst, einen verräterischen Grasfresser getötet zu haben? Das ziemt sich nicht für Könige! Darum sagt man auch: Den Vater, Bruder, Sohn oder die Gattin, oder auch den Freund umzubringen, wenn sie uns nach dem Leben trachten, ist kein Vergehen. Und so: Ein König, der mitleidig ist, ein Brahmane, der alles ißt, ein schamloses Weib, ein böser Gefährte, ein widerspenstiger Diener, ein nachlässiger Aufseher und den, der nicht erkenntlich ist, die soll man meiden. Und auch: Wahr und falsch, bald hart und bald freundlich redend, grausam und mitleidig, bald habsüchtig und bald freigebig, verschwenderisch und große Schätze erpressend - so vielgestaltig ist eines Königs Weise, der Buhlerinnen Treiben ganz vergleichbar. Und auch: Wer keinen Schaden anrichtet, wäre er auch groß, wird nicht gefürchtet: Wohl fürchtet der Mensch Schlangen, doch deren Feind, den Garuda, nicht. Und außerdem: Nicht zu Beklagende beklagst du und sprichst doch wie ein Verständiger: Tote sowohl als Nichttote beklagen die Weisen nimmermehr.“ Daraufhin näherte sich Karataka, und weil Damanaka kein Einsehen zeigte, setzt er sich neben den Löwen und sprach zu Damanaka: „Oh Herr, du weißt nichts von guter Politik, denn dieser Aufruhr zum Kampf hat nur die gegenseitige Freundschaft zerstört, welche die beiden genossen hatten. Es ist nicht die Art und Weise guter Ratgeber, den Herrn so zu beraten, daß er gegen seinen eigenen Diener kämpft und damit sich selbst in Lebensgefahr bringt, wenn das begehrte Ziel auch durch bessere Mittel erreichbar ist. Wie das Sprichwort sagt: Als die versammelten Götter einst dachten, daß sie einen Kampf gewonnen hatten, mußten sie einsehen, daß der Sieg weder in den Händen der Götter noch der Menschen liegt (siehe Kena-Upanishad). Und außerdem: Im Kampf liegt keine Weisheit, nur Narren verlieren sich im Kämpfen. Die Weisen entdecken den rechten Weg in den heiligen Schriften, und diese lehren Frieden und Gewaltlosigkeit. - Deshalb soll ein Ratgeber seinen Herrn niemals zum unnötigen Kampf verführen. Denn ein anderes weises Sprichwort sagt: Wo der Palast freundliche, bescheidene und reine Diener beherbergt, die für Feinde tot und für Begierde taub sind, mögen zwar Feinde angreifen, aber die königliche Ehre ist sicher. Deshalb: Spricht die Wahrheit, auch wenn sie hart klingt! Schmeichelei ist nichts anderes als Feindschaft. Und weiter: Wo königliche Diener, gefragt oder nicht, ihr Heil in Lügen suchen, geht der königliche Verstand in die Irre und die königliche Herrlichkeit stirbt. Außerdem sollten die Berater einzeln vom Herrn befragt werden, so daß er durch all ihre Ratschläge eine Entscheidung treffen kann. Denn es geschieht oft, daß sogar eine offensichtliche Tatsache aus einer anderen Richtung betrachtet ganz anders erscheint. Wie auch das Sprichwort sagt: Das Glühwürmchen erscheint wie Feuer und der Himmel flach, doch das sind sie beide nicht. Manchmal erscheint das Wahre als falsch und das Falsche als wahr. Oft trügt der Schein, deswegen bedenke es gut! Deshalb sollte sich ein Herr nicht ausschließlich nur auf den Rat eines Dieners verlassen. Vor allem nicht auf jene Übelgesinnten, die für ihren persönlichen Gewinn dem Herrn die Dinge mit verwirrender Rede im falschen Licht darstellen. Folglich sollte der Herr eine Entscheidung nur nach gründlicher Betrachtung treffen. Wie das Sprichwort sagt: Laß dich zuerst gut und weise beraten, und wenn du es mehrfach gehört und den vorgeschlagenen Plan vom ersten bis zum letzten Wort bedacht hast, dann handle und ernte Ruhm und Reichtum. Vermeide stets das Absurde! Schließlich darf es kein Herr zulassen, daß sein eigener Verstand durch den Rat anderer verwirrt wird. Er sollte stets die Unterschiede in den Menschen beachten, das Problem bis zum Grund untersuchen, verschiedene Ansichten hören und auf die richtige Zeit und den rechten Ort achten. So sollte der Herr stets Meister bleiben, ein weiser Meister, der sich der Tragweite seiner Pflichten bewußt ist.“ Damit endet das erste Buch „Verfeindung von Freunden“, dessen erster Vers lautet: Im Wald wird durch den heimtückischen habgierigen Schakal des Löwen und des Stiers Liebe zerstört, die große immer wachsende.